Der abgedunkelte Meetingraum wirkt wie ein Showroom für Schusswaffen: Dutzende originalgetreue Nachbildungen militärischer Gewehre liegen auf dem Tisch verteilt. »Fragt uns nicht, wo wir die alle her haben«, scherzt Sion Lenton, der Kreativdirektor von Operation Flashpoint: Red River und gibt zugleich den nützlichen Tipp, mit so einer Wumme nicht in ein Postamt zu rennen, um Geld abzuheben.
Wir sind zu Besuch im Codemasters-Hauptquartier im beschaulichen Southam, wo wir uns als einziges deutschsprachiges Magazin einen ersten Eindruck von Operation Flashpoint: Red River bilden können.
Gleich zu Beginn macht Lenton klar, dass Operation Flashpoint auch weiterhin ein knallharter Taktikshooter bleiben wird. Wer in Red River also von einer Salve getroffen wird oder in eine Mine läuft, ist tot. Radikal, aber so ist das eben. Das ist Krieg und damit »nichts für schwache Nerven«, fügt Lenton mit einem kleinen Seitenhieb auf Modern Warfare 2 und Co hinzu.
Der perfekte Konfliktherd
Für die fiktiven Missionen in Operation Flashpoint: Red River schickt Sie Codemasters in der nahen Zukunft nach Tadschikistan - einem Land zwischen Afghanistan, Usbekistan, Kirgisistan und der Volksrepublik China. Hier brodelt es nicht nur wegen der Nähe zu anderen großen Konfliktherden, sondern vor allem wegen der eigenen, wilden Vergangenheit: Mal war das Land unter der Herrschaft der Perser, dann den Hunnen und mittendrin auch noch Sowjetrepublik. Als Soldat soll der Spieler in dem von Bürgerkriegen gebeutelten Land für Ruhe sorgen und gegen aufständische Gruppen sowie die drohende Volksbefreiungsarmee aus China kämpfen.
Operation Flashpoint: Red River - Screenshots ansehen
Damit Tadschikistan im Spiel möglichst authentisch wirkt, sind die Entwickler selbst dort hin gereist. Über 5.000 Fotos dienen den Leveldesignern als Grundlage für die digitale Version des Landes: Auf der etwa 200 Kilometer breiten Karte erstreckt sich eine bergige Landschaft, in deren Mitte sich ein Fluss entlang schlängelt. Im ganzen Land verteilt befinden sich kleinere Dörfer und Städte, in die es euch im Spielverlauf verschlägt. Überall findet ihr liebevolle Details, wie einen bunten, ausgeschlachteten Bus, der als Spielplatz dient, Haustüren, die sich in einem kräftigen Blauton von der sandbraunen Umgebung abheben oder Schilder, die vor verstreuten Minen warnen. Vor allem in Flussnähe findet sich in Tadschikistan auch Grün. Im Gegensatz zur ansonsten vorherrschenden Wüstenvegetation muten diese Gebiete wie Oasen an.
Der Webcam-Krieg
Wie fühlt es sich an, als Soldat in einem fremden Land zu sein, unter Menschen mit einer völlig fremden Kultur? »Was hören und sehen die Soldaten in den Kriegsgebieten? Wissen sie überhaupt, warum sie wirklich dort sind? Und falls ja: Beeinflusst das ihre Fähigkeiten oder ihr Handeln?«
Fragen, über die Lenton und sein Entwicklerteam bereits in der Konzeptionsphase von Operation Flashpoint: Red River nachgedacht haben, um dem Spieler ein möglichst authentisches Gefühl geben zu können. Zweifel und »falsche« Gedanken werden den Soldaten in Operation Flashpoint: Red River beispielsweise durch aufstachelnde Reden und präzise Missionsanweisungen wieder ausgetrieben. Wer Krieg nicht selbst erlebt hat, kennt ihn zumindest aus den Nachrichten: Verwackelte Kameras filmen, wie ein Konvoi von Raketen angegriffen wird, eine verpixelte Webcam hält fest, wie sich ein Selbstmordattentäter in die Luft jagt und amerikanische Bomber bannen einen Angriff auf eine Taliban-Hochburg auf Band -- jeder dürfte solche Szenen schon mal in den Nachrichtenkanälen dieser Welt gesehen haben.
Mit solchen »vertrauten« Kameraeffekten wollen die Macher den Spieler daran erinnern, wie ernst die Mission ist. Genau wie die Macher von Kane & Lynch 2: Dog Days vergleicht auch Lenton diese Effekte mit amateurhaften Youtube-Videos, allerdings kommen diese in Red River nur punktuell zum Einsatz und gehören nicht fest zum Grafikstil.
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