Die Erfindung der Pille war zurecht revolutionär für ihre Zeit: Frauen konnten ihre Schwangerschaften besser kontrollieren und planen. Heute aber wünschen sich viele eine sichere, hormonfreie Alternative zur Pille – und am besten eine, die nicht ständig ein Kondom zur Hand erfordert.
Hinweis: Auch wenn es viele verschiedene Möglichkeiten zur Verhütung gibt, Kondome bzw. Femidome schützen euch nicht nur vor einer ungewollten Schwangerschaft, sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Unabhängig davon, welche Verhütungsmethode ihr wählt, solltet ihr vor allem bei wechselnden Sexualpartnern immer auch auf eine physische Barriere in Form eines Kondoms setzen. Mehr Informationen findet ihr unter anderem auf der Website Liebesleben des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit.
Meine Frauenärztin konnte mir hier allerdings nicht wirklich weiterhelfen: Hormone oder Kupferspirale, so ihre Devise. Das kam für mich nach kürzeren Phasen in meinem Leben, in denen ich die Pille genommen hatte, nicht mehr infrage. Immer mehr Berichte zeigen die Problematiken von künstlicher Hormonzugabe auf und das Interesse an hormonfreier Verhütung wächst.
So führte mich mein Weg ins Frauengesundheitszentrum. Dort erfuhr ich, was ich gerne schon im Aufklärungsunterricht so deutlich gehört hätte:
An maximal sechs Tagen in unserem Zyklus besteht überhaupt die Möglichkeit zur Empfängnis. Und mein Körper gibt mir leise Signale, wann dieses Zeitfenster stattfindet. Die kann ich tracken – und dabei hilft mir eine App, myNFP.
- So funktioniert das Zykklus-Tracking mit myNFP
- Wie bestimmt die App die fruchtbaren Tage und wie sicher ist das?
- Die myNFP-App und Datenschutz
- Fazit: Ein starkes Verhütungstool für alle, die auf Hormone verzichten und sich mit ihrem Körper beschäftigen wollen
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So funktioniert das Zyklus-Tracking mit myNFP
In der myNFP-App dokumentiere ich die Anzeichen für die fruchtbare Zeit um den Eisprung und werte sie aus. Daneben brauche ich ein Basalthermometer mit zwei Nachkommastellen.
Denn die App analysiert zwei Faktoren, die ich konsequent tracke und eintrage:
- Die Basaltemperatur: Dafür messe ich jeden Morgen vor dem Aufstehen meine Basaltemperatur, rektal. Das geht aber auch vaginal oder oral.
- Der Zervixschleim: Das ist das weiße Zeug, das ihr manchmal in eurer Unterhose findet. Der kann beispielsweise
cremig
sein,weißlich
oderspinnbar
.
- Klar strukturierte Oberfläche: Einfaches Eintragen von Temperatur, Schleim und Muttermund
- Automatische Auswertung nach Sensiplan-Regeln: Kein Rechnen oder Interpretieren nötig
- Gute Übersicht: Zyklusverlauf wird in einem Chart visualisiert
- Anpassbar für Kinderwunsch oder Verhütung
- Umfangreiche Wissensbasis und Support: Regeln, FAQs und Forum direkt in der App
- Offline nutzbar
- Kostenpunkt: 15 Euro pro Quartal, 40 Euro im Jahr oder einmalig 129 Euro
- Kein Verhütungsmittel, sondern ein Tool: Die Verantwortung für die korrekte Anwendung liegt bei euch
- Kein integrierter Kurs oder Live-Support: Bei Unsicherheit ist es sinnvoll, einen externen Sensiplan-Kurs zu machen
Die App visualisiert eure Zyklusdaten als interaktiven Chart. Hier liegt der Fokus auf Funktionalität:
Die Basaltemperatur steigt kurz nach dem Eisprung, sie ist die Kurve in dem Chart. Der Zervixschleim wird mit Kürzeln (t, f, S, S+) angezeigt, die die App basierend auf eurer Beschreibung des Schleims übersetzt. S und S+ markieren das Aussehen und die Konsistenz des Schleims rund um den Eisprung.
Die App markiert Tage, an denen ihr sicher unfruchtbar seid, grün. Das sind die Tage, an denen ihr ungeschützten Geschlechtsverkehr haben könnt, ohne dass ihr eine Schwangerschaft befürchten müsst. An den nicht-grünen Tagen könnt ihr entweder ganz auf Geschlechtsverkehr verzichten oder mit einer Barrieremethode, also etwa einem Kondom oder Diaphragma verhüten.
Die Temperatur und der Zervixschleim sind die zwei bestimmenden Faktoren. Wie ihr euch aber vielleicht denken könnt, können die Schwankungen unterliegen: Was ist wenn ich Fieber habe oder vielleicht Medikamente nehme?
Damit die App eure unfruchtbaren Tage sicher bestimmen kann, müsst ihr bereit sein, über einige Faktoren in eurem Leben Tagebuch zu führen. Für mich eignet sich die App hierfür ganz gut, denn ich habe mein Handy meist bei mir.
Grundsätzlich müsst ihr aber bereit sein, folgende Dinge zu tun:
- täglich vor dem Aufstehen eure Basaltemperatur zu messen (oral, anal oder vaginal)
- Buch zu führen über das Aussehen und Gefühl eures Zervixschleims
- einzutragen, wann ihr etwa einen stressigen Tag hattet, Alkohol getrunken habt oder sonstige Störfaktoren, die potenziell zu einer erhöhten Basaltemperatur führen können
- aufschreiben, wann ihr geschützten und ungeschützten Verkehr hattet
- eure Periode einzutragen
Wie bestimmt die App die fruchtbaren Tage und wie sicher ist das?
Das NFP in myNFP steht für Natürliche Familienplanung
. Das ist ein Überbegriff für Methoden, die Fruchtbarkeitsanzeichen untersuchen, um eine Schwangerschaft zu verhüten oder die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft gezielt zu potenzieren.
myNFP nutzt zur Auswertung eurer Daten die symptothermale Methode nach Sensiplan
. Sie wird symptothermal
genannt, weil sie zwei Faktoren, die Basaltemperatur und den Zervixschleim verwendet, um sicher die unfruchtbaren Tage zu bestimmen. Sie ist wissenschaftlich sehr gut untersucht:
Der Pearl-Index gibt an, wie sicher eine Verhütungsmethode ist. Er misst: Wenn 100 Frauen ein Jahr lang nach dieser Methode verhüten, wie viele von ihnen werden innerhalb dieses einen Jahres dann schwanger? Liegt der Index etwa bei 0,1 bedeutet das, dass statistisch zu erwarten ist, dass von 1000 Frauen eine schwanger wird. Ergo: Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer die Methode.
Der errechnete Pearl-Index von NFP nach Sensiplan liegt Studien der Universitäten Heidelberg und Düsseldorf zufolge bei einer Methodensicherheit von 0,4 – der Index der Pille bei perfekter Anwendung bei 0,3. Das bedeutet: Wenn die jeweilige Methode korrekt angewandt wird, dann sind beide Methoden praktisch gleich sicher. Wobei bei der symptothermalen Methode noch eine Einschränkung zu machen ist: Das gilt nur, wenn ihr an den fruchtbaren Tagen enthaltsam seid. Ansonsten gilt der Pearl-Index von Kondom oder Diaphragma.
Insofern unterscheidet sich die myNFP-App von einfachen Zyklustrackern wie Clue, Flo oder LadyTimer, die keine derartige Sicherheit bieten.
Clue etwa berechnet die fruchtbaren Tage lediglich auf Basis der vorangegangenen Zyklen. Die App eignet sich nicht, um damit eine Schwangerschaft zu verhüten.
Die myNFP-App und Datenschutz
Die Daten, die ihr in die App eintragt, sind ausgesprochen sensibel. Anfang dieses Jahres zeigte eine Recherche vom BR, wie harmlos anmutende Apps Daten ihrer Nutzer sammeln und verkaufen.
Ob ihr sexuell aktiv seid, ob und wie oft ihr Alkohol trinkt oder ob ihr einen Kinderwunsch habt, ist für Firmen, die euch Werbung ausspielen wollen, hochinteressant. Deswegen ist der Schutz eurer Daten gerade bei solchen Zyklus-Tracking-Apps besonders wichtig.
In einer Beurteilung von Stiftung Warentest aus dem Jahr 2023 hat myNFP die beste Note erhalten. Allerdings wurde die App im Kontext von Datenschutz von der Stiftung kritisiert und hat hier nur die Note 4,1 (ausreichend) erhalten.
Im Interview mit heise stellte der Betreiber der App, Christian Maas, dazu klar, dass das schlechte Werturteil seiner Ansicht nach auch auf tendenziell ungeschickt
gestellten Fragen seitens der Datenschützer basiere. Auch im myNFP-Forum bezieht Maas zu den einzelnen kritisierten Punkten ausführlich Stellung.
Grundsätzlich ist aus Datenschutzsicht an der myNFP-App positiv zu beurteilen:
- Die App funktioniert offline, eure Zyklusdaten werden standardmäßig nur lokal auf eurem Gerät gespeichert. Ein Online-Backup ist optional und muss aktiv eingeschaltet werden.
- Die App enthält keine Drittanbieter-Skripte: Es gibt keine Tracking-Cookies, kein Google Analytics, kein Facebook SDK oder ähnliche Dienste. Ausnahmen sind nach Maas Angaben nur Stripe und PayPal, die ausschließlich zur Zahlungsabwicklung dienen.
- Die Server stehen in Deutschland: Es erfolgt keine Weitergabe der Daten an Dritte.
- Die App ist datensparsam: Die App erhebt nur notwendige Daten. Gespeichert wird standardmäßig lediglich eure E-Mail-Adresse. Weitere Daten, wie Zahlungsinformationen, werden nur bei Nutzung entsprechender Dienste verarbeitet und nicht direkt mit dem Account verknüpft.
Fazit: Ein starkes Verhütungstool für alle, die auf Hormone verzichten und sich mit ihrem Körper beschäftigen wollen
Zervixschleim, Thermometer im Hintern, das alles klingt für einige sicher nach einem Hippie-Trommelkreis, in dem wir unserer inneren Göttin nachspüren.
Und ja, ihr müsst Lust darauf haben, euch mit eurem Körper zu beschäftigen und dem Ganzen Zeit zu geben, bis ihr euch sicher fühlt, damit zu verhüten.
Aber gerade, wenn ihr euch dazu entschieden habt, keine Hormone zur Verhütung zu nehmen, bietet euch NFP eine vergleichsweise sichere Methode. Denkt aber daran, dass gerade bei wechselnden Partnern nur Kondome und Femidome auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen.
Bevor ihr euch die App herunterladet, solltet ihr euch intensiv mit der symptothermalen Methode nach Sensiplan beschäftigen.
Wenn ihr euch für diese Methode interessiert, rate ich euch darüber hinaus auch: Macht einen Kurs in Begleitung einer zertifizierten Beraterin. Hier lernt ihr etwa, euren Zervixschleim richtig einzuordnen und zu dokumentieren. Bei solchen Kursen sind grundsätzlich auch die Partner gerne gesehen.
Die MyNFP-App übernimmt für euch vor allem die Auswertung eurer Daten, die ihr sonst händisch berechnen müsstet.
Insofern ist MyNFP ist keine nette Wellness-App, sondern ein präzises Werkzeug für alle, die ihren Zyklus ernsthaft verfolgen wollen – ob zur Verhütung, zum Kinderwunsch oder einfach so. Die App übersetzt für euch komplexe biologische Vorgänge in klare, nachvollziehbare Daten.
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