Quantic Dream - Detroit-Entwickler verliert Rechtsstreit um Photoshop-Montagen

Rassismus, Sexismus und homophobes Verhalten. Die Klage eines ehemaligen Mitarbeiters gegen Quantic Dream hatte nun vor dem französischen Arbeitsgericht Erfolg.

Hinter der Fassade des Entwicklers von Detroit: Become Human soll es unerfreulich aussehen. Hinter der Fassade des Entwicklers von Detroit: Become Human soll es unerfreulich aussehen.

David Cage will nichts gewusst haben, vom sexistischen und rassistischen Teil der etwa 600 Fotomontagen, die angeblich in einem Ordner auf den Servern von Quantic Dream zu finden waren. Dort sollen per Photoshop Bilder manipuliert worden sein, so dass sie Köpfe von Mitarbeitern des Entwicklers von Detroit: Become Human auf den Körpern von nackten Pornodarstellern oder Nazi-Soldaten zeigen - das Ganze angeblich versehen mit homophoben, sexistischen und rassistischen Beleidigungen.

Sowohl David Cage als auch Gulliaume de Fondamiere wollen, als ranghöchste Mitarbeiter des Studios, nichts von der Kampagne mitbekommen haben, bis die Medien davon berichteten. Laut Zeugenberichten sollen sie jedoch von den Geschehnissen gewusst haben und hätten dennoch nichts gegen das Mobbing unternommen. Die Bilder seien im gesamten Büro verteilt worden. David Cage zeigte sich äußerlich schockiert, soll aber laut diverser Aussagen intern herrisch und selbstverliebt auftreten.

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Mitarbeiter sollen ihm die Spitznamen »Sonnenkönig« und »Gott« gegeben haben. Er fordere zahlreiche Überstunden und sehe seine Mitarbeiter nur als Werkzeuge. 15-Stunden-Tage und 80-Stunden-Wochen seien die Regel gewesen. De Fondamiere soll auf Mitarbeiterfeiern aggressiv geflirtet haben. Zwischen 2015 und 2016 verließen 50 Angestellte das Unternehmen - trotz guter Bezahlung. Sie litten an Depression und waren überarbeitet.

Erster Prozess verloren, zwei weitere gewonnen

Quantic Dream klagt als Firma nun gegen alle, die ursprünglich über diese angeblichen Machenschaften berichtet haben. Namentlich sind das Le Monde, Canard PC und Mediapart. Es handelt sich um einige der größten Medienhäuser Frankreichs. Die Berichterstattung rief auch den Pariser Stadtrat auf den Plan, der danach Ermittlungen gegen Quantic Dream einleitete.

Vor dem Arbeitsgericht hat nun ein ehemaliger Mitarbeiter des Studios einen Prozess gewonnen. Er kündigte und klagte dann aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen wegen ungerechtfertigter Entlassung. Was kurios klingt, ist eine Besonderheit des französischen Rechts. Der Arbeitnehmer kündigt, verzichtet damit auf Gehalt und andere Vorzüge und kann dann vor Gericht ziehen, um gegen die Missstände zu klagen, die ursächlich für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses waren.

Im Falle von Quantic Dream handelte es sich um die Rassismus- und Sexismusvorwürfe. Das Gericht sah es als gegeben an, dass im Studio keine zumutbare Arbeitsatmosphäre herrsche und eine Kündigung unausweichlich war. Jetzt wird im nächsten Schritt über die Abfindung und weitere rechtliche Schritte entschieden. Quantic Dream kann noch Revision einlegen und wird dies wohl auch tun. In zwei anderen Fällen hatte das Studio vor dem Arbeitsgericht gewonnen.

David Cage spricht indes weiter von einer Schmierkampagne und Quantic Dream lehnt in einer offiziellen Stellungnahme auf Twitter alle Vorwürfe »kategorisch ab«.

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Bereits im Januar ließ Cage wissen: »Ich bin wütend und empört über diese Anschuldigungen, die ich sehr ernst nehme. Und ich werde alle möglichen rechtlichen Schritte unternehmen, um meine Ehre zu verteidigen.« Er bezeichnete die Meldungen als »lächerlich, absurd und grotesk.«

Man solle ihn an seinen Taten messen, so der Entwicklerstar:

"Ihr wollt mir etwas über Homophobie erzählen? Ich arbeite mit Ellen Page, einer Kämpferin für die Rechte der LGBT-Gemeinde. Ihr wollt mir etwas von Rassismus erzählen? Ich arbeite mit Jesse Williams, der in den USA für Bürgerrechte einsteht ... beurteilt mich anhand meiner Taten."

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