AMDs neue Grafikkarten in Form der RX-8000-Reihe wird Anfang 2025 erwartet, mit einer möglichen Ankündigung im Rahmen der CES 2025, die von 7. bis 11. Januar in Las Vegas stattfindet.
Bestätigt wurde zudem, dass die 3D-Beschleuniger auf Basis der RDNA4-Architektur nicht im High-End-Segment angreifen werden. AMD überlässt hier Nvidia das Feld.
Reddit-Nutzer MundaneOne500 wirft deshalb die Frage auf, ob das Zurückziehen aus dem absoluten Spitzenbereich bedeutet, dass das aktuelle Flaggschiff Radeon RX 7900 XTX für längere Zeit die stärkste Grafikkarte im Portfolio von AMD sein wird.
So viel vorweg: Darauf gibt es nicht nur eine Antwort. Und ich kann lediglich auf die aktuelle Gerüchtelage und meine langjährige Erfahrung als Grafikkartentester- und experte zurückgreifen.
1. Rasterleistung
Die RX 7900 XTX ist mit 6.144 Stream-Prozessoren ausgestattet. Das mögliche neue Spitzenmodell RX 8800 XT verfügt je nach Gerücht über bis zu 4.096 Rechenkerne. Damit besäße das aktuelle Flaggschiff mindestens 50 Prozent mehr Stream-Prozessoren.
Selbst wenn sich die auch als ALUs bezeichneten Kerne verschiedener Modellreihen aufgrund von Unterschieden in der Architektur, der Fertigung und der Taktrate nur bedingt miteinander vergleichen lassen und in der Regel die jeweils aktuellste Baureihe leistungsstärker ist, gehe ich davon aus, dass die RX 7900 XTX mit Blick auf die Rasterleistung, also das traditionelle Rendering abseits von Raytracing und Upscalern, stärker sein wird als alle kommenden neuen Modelle der RX-8000-Reihe.
Dabei gilt: Je höher die Auflösung, umso größer fallen auch die Unterschiede aus, weil nicht die CPU, sondern die GPU zum limitierenden Faktor wird.
Verbesserungen der Architektur führen in der Regel zu einem Anstieg der sogenannten Instructions per Cycle (IPC), also der Befehle pro Taktzyklus, was sich am Ende in einem Performance-Plus zeigen sollte.
Die Fertigung in einem neuen respektive verbesserten Verfahren (wahrscheinlich 4 nm bei TSMC) wiederum führt meist zu einer Steigerung der Effizienz und der Taktrate.
Bei Letzterer gehe ich allerdings nicht von einem gewaltigen Sprung aus. Vielleicht sind ein paar wenige Hundert Megahertz mehr im Vergleich zur Vorgängergeneration, mehr sehe ich nicht, da das 4-Nanometer-Verfahren nur eine überarbeitete Version des 5-Nanometer-Verfahrens ist.
Ich sehe also durchaus Bereiche, in denen die RX-8000-Reihe gegenüber der RX-7000-Reihe Boden gutmachen kann und wohl auch wird. Aber ich gehe dennoch davon aus, dass es nicht reichen wird, um die RX 7900 XTX einzuholen. Zumindest was die Rasterleistung anbelangt. Hier die vermuteten Spezifikationen im Überblick und im Vergleich:
Stream-Prozessoren | Speicher | Speichergeschwindigkeit | TBP | |
---|---|---|---|---|
RX 7900 XTX | 6.144 | 24 GByte GDDR6 | 20 Gbps | 355W |
RX 7900 XT | 5.376 | 20 GByte GDDR6 | 20 Gbps | 315W |
RX 7900 GRE | 5.120 | 16 GByte GDDR6 | 18 Gbps | 260W |
RX 8800 XT* | 4.096 | 16 GByte GDDR6 | 20 Gbps | 275W |
RX 8700 XT* | 3.584 | 16 GByte GDDR6 | 18 Gbps | unbekannt |
RX 8600 XT* | unbekannt | 12 GByte GDDR6 | 19 Gbps | unbekannt |
*Angaben nicht bestätigt.
2. Raytracing
AMD-Chefin Dr. Lisa Su hat bereits vor knapp zwei Monaten angekündigt, dass mit signifikant verbesserter Raytracing-Performance
zu rechnen ist. Das könnte bedeuten, dass die Raytracing-Kerne entweder vollständig überarbeitet oder zumindest stark aufgebohrt wurden. Das können jedoch letztlich nur Praxistests zeigen.
Mit möglichen neuen und leistungsstärkeren Raytracing-Kernen ist es meines Erachtens durchaus denkbar, dass eine RX 8800 XT zur RX 7900 XTX aufschließen kann. Ob es zu noch mehr reicht, ist unklar, aber auch nicht völlig ausgeschlossen.
3. FSR
Ebenfalls vor knapp zwei Monaten kündigte AMD an, dass neue KI-Kapazitäten
geschaffen werden. Damit dürfte der hauseigene Upscaler FSR respektive Frame Generation gemeint sein. Ob das bedeutet, dass die bestehenden AI (Matrix) Accelerators erweitert werden, um auch KI-Upscaling zu ermöglichen, ist allerdings nicht ganz klar.
Zumindest wird gemunkelt, dass AMD mit FSR 4 von temporalem Upscaling auf einen KI-Upscaler wechselt. Falls dieser auf speziell dafür designten Kernen aufbaut, so wie es etwa bei Nvidias DLSS der Fall ist, ist denkbar, dass AMD die Lücke zur Konkurrenz weiter schließen wird.
Mit Blick auf die Performance sind zwar keine Verbesserungen zu erwarten, da das FPS-Plus rein aus der niedrigeren nativen Auflösung resultiert und daran ändert sich nichts, aber die Darstellungsqualität könnte deutlich angehoben werden. Hier hat bislang Nvidias DLSS klar die Nase vorn.
Neben dem KI-Upscaler könnte auch der zusätzliche Performance-Boost Frame Generation von entsprechenden Kernen profitieren, was ebenfalls zu Verbesserungen in der Darstellungsqualität führen könnte. Auch hier wird es jedoch keine Steigerung der Bildrate über das Niveau hinaus geben, welches die Technik bereits liefert.
Für den Vergleich mit der RX 7900 XTX heißt das, dass eine potenzielle RX 8800 XT zwar nicht mehr Bilder pro Sekunde durch FSR und Frame Generation generieren wird, aber womöglich das optisch bessere Ergebnis liefert.
Zusammengefasst
Ich gehe davon aus, dass die neuen Radeons aus der RX-8000-Reihe mit Blick auf die Rasterleistung in der Spitze nicht mit der RX 7900 XTX mithalten können werden. Möglicherweise reicht es aber für die RX 7900 XT oder die RX 7900 GRE.
Hinsichtlich der Raytracing-Performance erwarte ich mir von den neuen Grafikkarten einen ordentlichen Boost. Es ist gut vorstellbar, dass eine RX 8800 XT hier auf Augenhöhe mit der RX 7900 XT sein wird.
Was eine Einschätzung zu FSR (4) anbelangt, bin ich mir wegen der unklaren Äußerung von AMD-Chefin Dr. Lisa Su noch etwas unsicher. Sollten sich die Gerüchte um die Implementierung eines KI-Upscalers bewahrheiten, sehe ich jedoch gute Chancen, dass AMD bei der Bildqualität deutlich an Boden gegenüber Nvidias DLSS gutmachen und damit die RX 7900 XTX schlagen kann.
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