Season 3 ist genau das, was Anno 1800 jetzt braucht

Meinung: Die neuen DLCs für Anno 1800 schlagen exakt in die richtige Kerbe. Denn sie markieren den Moment, an dem Anno 1800 anfängt größer zu werden als seine Epoche.

Ich zähle Anno 1800 mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsspielen. Und der Grund dafür sind unter anderem seine regelmäßigen DLCs. Und das obwohl ich eigentlich einer von den Spielern bin, die für ein rundes Spielerlebnis keinen endlosen Schwall an kostenpflichtigen Erweiterungen brauchen. Einmal durchspielen ist mir in vielen Fällen genug. Aber bei Anno 1800 ist das anders.

Mittlerweile kann ich mir die Serie ohne ein solches Season-Pass-Modell nicht mehr vorstellen. Es geht immer weiter, es gibt immer was Neues, ich kann immer was verbessern. Genau das ist doch die Quintessenz eines jeden Anno-Endlosspiels! Und deshalb bin ich auch jetzt schon voller Vorfreude auf die nächste Season.

Das wurde jetzt nochmal verstärkt, da Ubisoft Mainz die groben Inhalte der drei neuen Erweiterungen bekanntgab. Denn darunter befinden sich zumindest auf dem Papier ein paar grandiose Ideen. Season 3 verspricht anders zu werden als seine beiden Vorgänger-Saisons und liefert damit genau zur richtigen Zeit die richtigen Ideen für den mittlerweile zwei Jahre alten Aufbauspiel-Meilenstein.

Der Autor

Fabiano ist mit Anno 1503 das erste Mal auf die Reihe aufmerksam geworden. Allerdings konnte das Spiel ihn damals noch nicht sonderlich lange vor den Bildschirm fesseln. Erst Anno 1404 machte ihn zu einem echten Annoholiker - unter anderem Dank des nachgereichten Koop-Modus für das Venedig-Addon. Da er sich für Sci-Fi und Zukunft nicht begeistern kann, konnte erst Anno 1800 in Konkurrenz zu 1404 treten und hat es prompt als Fabianos liebstes Aufbauspiel abgelöst.

Keine neue Session? Kein Problem!

Dabei scheint Ubisoft Mainz in ihrer dritten Season etwas kleinere Brötchen zu backen. Bereits zur Ankündigung von Season 3 wurde direkt klar gemacht: Eine neue Session gibt es diesmal nicht. Und anfangs enttäuschte mich das auch.

Denn wenn wir uns die DLC Highlights der letzten beiden Season Passes ansehen, dann waren das immer die großen Erweiterungen. Im ersten Jahr Die Passage und im zweiten Jahr Land der Löwen. Gerade Land der Löwen gehört zu einen der besten Ergänzungen der Anno-Historie. Davon wollte ich eigentlich mehr!

Anno 1800: Land der Löwen ist der bislang beste DLC Video starten 11:47 Anno 1800: Land der Löwen ist der bislang beste DLC

Doch beim genaueren Nachdenken wäre eine neue Session nicht das, was Anno 1800 jetzt noch braucht. Auch wenn es theoretisch nach wie vor viel Platz für neue Regionen gibt, kann ich meine Aufmerksamkeit nicht unbegrenzt aufspalten. Mit der Arktis, Enbesa, Kap Trelawney und natürlich Neuer sowie Alter Welt haben wir bereits jetzt fünf Sessions, um die wir uns kümmern müssen. Und so gern ich Indien oder China im Anno-1800-Stil gesehen hätte, ist es irgendwann auch mal genug.

Ein weiterer Vorteil: Ohne eine umfangreiches, neues Gebiet unterteilt sich der Season Pass nicht so deutlich in große Erweiterung und Zusatzinhalte. Neben Die Passage und Land der Löwen wirkten kleinere DLCs wie Reiche Ernte fast schon wie eine Randnotiz. Und waren das teilweise auch. Botanika hätte etwas mehr Liebe nämlich ganz gut getan.

In Season 3 wird alles deutlich gleichmäßiger auf die drei DLCs verteilt. Klar, Dächer der Stadt klingt mit seinen Hochhäusern nochmal ganz besonders reizvoll, es grenzt sich aber nicht so drastisch von den anderen beiden DLCs ab, die mit echtem Tourismus und besserem Handel ebenfalls grandiose Argumente vorweisen.

Der erste neue DLC für Anno 1800 ist die Speicherstadt, mit der wir viel Platz am Hafen sparen. Der erste neue DLC für Anno 1800 ist die Speicherstadt, mit der wir viel Platz am Hafen sparen.

Das volle Potenzial ausschöpfen

Da es keine neue Session gibt, setzen die DLCs der dritten Season eben beim Altbekannten an. Wir werden hauptsächlich mit neuen Features für die Alte Welt ausgestattet - und das passt mir ganz gut in den Kram. Denn so sehr ich mich mit Der Arktis oder Enbesa davon ablenke, im Zentrum meines Inselreiches steht immer meine Hauptinsel in der Alten Welt.

Und hier fokussieren sich die DLCs vor allem auf das Verfeinern und Erweitern von bereits bekannten Mechaniken. Sofern alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, geben sie ihnen so das gewisse Etwas. Mithilfe der Speicherstadt endlich zuverlässigen Tauschhandel betreiben zu können klingt nach einer sinnvollen Ergänzung.

Jeder Anno-Spieler kämpft immerhin mit dem Problem, dass von einer Ware immer zu viel da ist und von einer anderen zu wenig. Mit neuen Gebäuden und Handelsrouten ist dem nicht immer beizukommen. Vielleicht aber mit der Speicherstadt.

Außerdem hoffe ich darauf, dass Reisezeit den Tourismus spannender gestaltet als im Hauptspiel. So wirklich konnte mich die spielerisch belanglose Besucher-Mechanik nämlich nie begeistern. Man baut halt einen Besucherkai und dreht mit hübschen Ornamenten die Attraktivität hoch. Eine so wichtige (weil gewinnbringende) Branche hat aber noch sehr viel mehr zu bieten. Womöglich weckt sie dann sogar in mir als notorischem Effizienzbauer das Bedürfnis, doch etwas mehr auf Attraktivität statt Effizienz zu achten.

Der Fokus auf die Alte Welt bringt leider auch einen ärgerlichen Nachteil. Momentan klingt das alles nicht so, als würden von diesen Neuerungen auch die anderen Sessions profitieren. Dabei gibt es ja auch in der Neuen Welt oder der Arktis viel zu tun. Wir werden aber natürlich keine Hochhäuser in den Dschungel bauen. Hier hätte ich mir zumindest einen DLC gewünscht, der deutlicher auch Vorteile für die anderen Sessions bringt. Kap Trelawney mal ausgenommen, das wird ja wie die Alte Welt behandelt.

Im Trailer zu 3. Season sprachen die Entwickler bereits ein wenig mehr darüber, was die einzelnen DLCs auszeichnet:

Anno 1800 - Trailer stellt die komplette 3. Season vor Video starten 3:32 Anno 1800 - Trailer stellt die komplette 3. Season vor

Auf Kurs ins 20. Jahrhundert

Was mich an der dritten Season aber am meisten fasziniert, ist wie sinnvoll die Entwickler den Verlauf der Epoche mitdenken. Anno 1800 deckt natürlich in erster Line die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert ab. So langsam nähern wir uns aber immer mehr dem nächsten Jahrhundert.

Ich habe in noch keinem Anno in dieser Form das Gefühl gehabt, mein Inselreich durch die Zeitgeschichte zu begleiten. Was mal als ein einfaches Bauerndörfchen zwischen Kartoffeläckern begann, kann sich mithilfe der neuen DLCs zu einer modernen Metropole entwickeln.

Die Hochhäuser werden das Stadtbild von Anno 1800 verändern und läuten das Ende seines Jahrhunderts ein. Die Hochhäuser werden das Stadtbild von Anno 1800 verändern und läuten das Ende seines Jahrhunderts ein.

Bald wird es Hochhäuser geben. Eine Errungenschaft, die es zwar durchaus im 19. Jahrhundert schon gab, doch solch ein Stadtbild verbinden wir heutzutage dann doch eher mit späteren Epochen. Zumal Dächer der Stadt mit dem Empire Tower ein Monument einführt, das dem Namen nach eine Verwandtschaft mit dem Empire State Building haben könnte. Und dieses Gebäude entstand in New York erst 1930.

Und damit setzt die 3. Season eine Marschrichtung fest, von der sich gern auch künftige Annos inspirieren lassen dürfen. Es muss nicht immer nur um eine einzelne Epoche gehen. Technologischer Fortschritt macht ein Strategiespiel nochmal um Längen interessanter – die Erfolge eines Civilization oder Age of Empires kommen nicht von ungefähr. Vor allem wenn man sich so lange damit beschäftigt wie in Anno. Wenn es nach unserer Community geht, kann Anno 1800 diesen Trend wohl auch gerne fortsetzen. Die wünschen sich nämlich als nächstes ein Aufbauspiel in den goldenen 20ern.

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