Der 8-Bit-Look sollte eigentlich ein Relikt der Spiele-Vergangenheit sein. Ein Blick auf die Indie-Szene zeigt jedoch ein anderes Bild. Der Retrolook erfreut sich größter Beliebtheit. Titel, wie 1001 Spikes, Broforce und Nuclear Throne schaffen es, dem altbackenen Grafikstil neues Leben einzuhauchen und die Genres der Sidescroller, Shoot'em'Ups und Jump&Runs neu und verbessert aufleben zu lassen. Und nun krönen wir den König dieser späten 8-Bit-Ära: Shovel Knight. Setzt euch mit ans wärmende Lagerfeuer und lauscht unserer Mär vom Ritter mit der Schaufel.
Shovel Knight ist eine »Ode an alles 8-Bit«, sagt zumindest Entwickler Yacht Club Games. Tatsächlich erkennen wir darin schnell die Spuren vieler Klassiker: Die Oberweltkarte ist aus Super Mario Bros. 3, die Level selbst erinnern mehr an die Mega-Man-Reihe und das Kampfsystem erscheint als Hommage an Zelda II: The Adventure of Link. Der Pogostick aus DuckTales ist ebenfalls dabei. Doch anstatt nur zu kopieren, legen die Entwickler noch eine Schippe drauf und verleihen dem Plattformer eine Prise modernes Gamedesign und sehr viel eigenen Charme.
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Die Mär vom Ritter mit der Schaufel
In seiner Quintessenz ist Shovel Knight ein 2D-Sidescroller. Wir schlüpfen in die Rolle eines Ritters mit der Schaufel, der einst mit seiner Herzensdame Shield Knight für Gerechtigkeit gekämpft, sich aber nach einem Unglück frühzeitig zur Ruhe gesetzt hat. Doch eine fiese Zauberin und ihre Liga der außergewöhnlich hinterhältigen Ritter stürzen die Welt ins Chaos und wir können alles wieder ins Lot schaufeln. Und so beginnt unser episches Abenteuer. Für Schaufelrittergerechtigkeit!
Die witzige Geschichte ist simpel und wird in nur wenigen Zügen rasch erklärt. Allerdings entwickelt sie besonders gegen Ende doch gewisse Tiefe. Im Handlungsverlauf treffen wir immer wieder auf illustre Gestalten, die der Spielwelt Charakter verleihen. Besonders die schrägen Bösewichte bringen uns kurz vor den Bosskämpfen jedes Mal aufs Neue zum Schmunzeln.
Die NES-Ära als Vorbild
Nach einem kurzen Intro-Level und einer Auseinandersetzung mit unserem ewigem Rivalen Black Knight, geht es hinaus in die große, weite Welt. Soll heißen: die Weltkarte. Fortan haben wir immer mehrere Level zur Auswahl, an deren Ende stets ein Obermotz auf den Schaufelritter wartet. Die stellen sich uns immer mit einem bestimmten Angriffsrepertoire entgegen, das wir erstmal einmal durchschauen müssen - ganz à la Mega Man.
Schon im ersten Level fällt uns das großartige Leveldesign auf. Jeder Bildschirm zeigt uns etwas Neues. Da schaufeln wir in den ersten paar Schritten Edelsteine aus dem Dreck, treffen auf einen Seifenblasen-spuckenden Drachen und finden versteckte Passagen hinter zerstörbaren Wänden.
Die folgenden Level sind unter demselben Stern gestaltet. Es gibt nahezu keine Umgebung, die langweilig ist oder uns nicht etwas Neues präsentiert. Von der Unterwasserwelt des Treasure Knights über das dekadente Schloss des King Knights bis hin zum Luftschiff des Propeller Knights - jede Stage serviert uns neue Gegner, schwierige Sprungpassagen und am Ende immer einen herrlich schrägen Schurken.
In den Umgebungen finden wir massenhaft Schätze. Unsere Beute geben wir in der Stadt aus, wo wir Pausen zwischen unseren Heldentaten einlegen. Wir investieren in Items, die unsere Lebenskraft oder Zauberenergie erhöhen oder kaufen besondere Rüstungen.
Weil die Händler wahre Wucherpreise verlangen, lohnt es sich, in den Leveln jeden Quadratzentimeter nach versteckten Edelsteinen abzusuchen. Es gibt nämlich viele Geheimpassagen abseits des Weges. Allerdings müssen wir in solchen Abschnitten besonders viel Geschick beweisen. Viele Schätze erreichen wir erst nach einem kniffligen Sprungabschnitt, werden dafür aber mit Truhen voller Wertsachen oder Sammel-Items belohnt.
Magie gibt es in Form von Relikten. Die Zaubersprüche variieren in ihrem Nutzen: Manche erzeugen einfach nur einen kleinen, aber wirksamen Feuerball, während andere tatsächlich neue Wege öffnen. Zum Beispiel kann der Ritter sich mit den magischen Fäustlingen in der Luft durch Dreckklumpen prügeln. Für genau solche Zauber gibt es Bonuslevel, die rein auf deren geschickten Einsatz ausgelegt sind.
Auch wenn hier verschiedene Elemente bekannter Spiele geradezu willkürlich zusammengewürfelt wirken, wurden sie von Yacht Club Games aufs Feinste poliert und mit viel Geschick zusammengesetzt. Dadurch entsteht ein Gameplay-Mosaik, das zwar immer wieder an die Klassiker erinnert, sich aber weitaus intuitiver und einfach besser spielt.
Die Steuerung unterstreicht das Gefühl von Geschliffenheit. Der Schaufelritter macht exakt das, was wir ihm per Knopfdruck auftragen. Dadurch machen auch die immer kniffliger werdenden Jump&Run-Einlagen einen Heidenspaß.
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