Star Wars Andor: Folge 4 schafft etwas, woran die Prequels gescheitert sind

In der 4. Folge dreht sich alles um Vorbereitungen und politische Spielchen. Und das ist diesmal viel spannender als in den Star-Wars-Filmen!

Die spätere Rebellenanführerin Mon Mothma als Senatorin. Die spätere Rebellenanführerin Mon Mothma als Senatorin.

Die 4. Folge von Star Wars Andor ist die bisher spannendste, obwohl (oder gerade weil!) kein einziger Schuss fällt. Die Serie schafft etwas, das bereits die Prequels versucht haben: Die Politik in einer weit, weit entfernten Galaxie richtig spannend zu machen. Wir bleiben in dieser Analyse weitestgehend spoilerfrei, nur die ganz Empfindlichen sollten lieber erst die Folge schauen und dann weiterlesen.

Während die Senatssitzungen aus den Filmen vor allem als Meme-Material dienen, erinnert das, was Andor auf die Bühne bringt, uns eher an Game of Thrones. Was läuft diesmal anders? Warum schlagen uns die Machtspielchen in Andor in den Bann, wo wir doch über die Handelsföderation der Prequels oft mit den Augen gerollt haben? Es liegt vor allem an zwei wichtigen Faktoren.

Star Wars: Andor Trailer zeigt die Rebellion, wie ihr sie noch nie gesehen habt Video starten 1:30 Star Wars: Andor Trailer zeigt die Rebellion, wie ihr sie noch nie gesehen habt

Stephanie Schlottag
Stephanie Schlottag

Steffi fiebert auf die dritte Staffel The Mandalorian hin und wollte Andor eigentlich nur so als Hintergrundserie laufen lassen. Doch schon ab der ersten Folge hat die neue Serie sie in den Bann gezogen. Kein Wunder, schließlich verehrt sie den Film Rogue One, der den selben dunklen Ton anschlägt.

Kompetente Machtspiele statt imperiale Deppen

In Andor sind nicht nur die Protagonisten, sondern auch ihre Gegenspieler ziemlich smart. Das war ja in Star Wars häufiger ein Problem: Wie soll man Bösewichte ernst nehmen, wenn die sich dümmer anstellen als ein Bantha auf Killersticks? Nicht nur die Sturmtruppler sind meistens lächerlich wenig bedrohlich, auch hochrangige Übeltäter treffen immer wieder dämliche Entscheidungen.

Wer zum Beispiel einen einzigen Filmmoment nennen kann, in dem Vizekönig Nute Gunray bedrohlich und klug wirkt, bekommt einen Kyberkristall überreicht. Und auch ein eigentlich spannender Bösewicht wie General Grievous lässt sich während der Klonkriege andauernd von den Helden an der Droiden-Nase herumführen.

In Andor dagegen zeigt sich das Imperium bisher ausschließlich von seiner scharfsinnigen und bedrohlichen Seite, hat überall seine Augen und Finger im Spiel. Die weit unterlegenen Möchtegern-Rebellen müssen sich größte Mühen geben, um nicht aufzufliegen, denn schon ein kleiner Fehler kann der Todesstoß sein. 

Das aufgesetzte Lächeln ist für Mon Mothma zur überlebenswichtigen Maske geworden. Das aufgesetzte Lächeln ist für Mon Mothma zur überlebenswichtigen Maske geworden.

Ein hervorragendes Beispiel dafür sind Luthen Rael und Mon Mothma in Folge 4: Die beiden haben ihre soziale Tarnung perfektioniert, er als affektierter Kunsthändler und sie als imperiale Senatorin und galante Ehefrau. Durch kluges Taktieren gelingt ihnen sogar in Gegenwart eines imperialen Spions ein kurzer Austausch über ihre wahren Geschäfte, die Finanzierung der Rebellion - doch ein einziges falsches Wort könnte das Ende für den Widerstand bedeuten. Dieses ständige Gefühl, dass das gesamte Spielbrett gleich kippen könnte, erzeugt die Serie, indem sie uns von Anfang an klar macht:

Hier drohen echte Konsequenzen

Schon in den bisherigen Folgen hat Andor unter Beweis gestellt, dass hier niemand in Plot-Armor gehüllt und mit Samthandschuhen behandelt wird - vielleicht abgesehen von Protagonist Cassian selbst, dessen Schicksal wir ja bereits aus Rogue One kennen. Trotzdem muss auch er bittere Konsequenzen befürchten, wenn er falsche Entscheidungen trifft. Zum Beispiel, indem er dadurch Tod und Leid über seine Verbündeten bringt.

Das Star-Wars-Universum in Andor ist brutal und gnadenlos. Das Star-Wars-Universum in Andor ist brutal und gnadenlos.

Für die meisten neuen Figuren der Serie steht noch viel mehr auf dem Spiel. Wir haben ja bereits in Rogue One gesehen, wie gnadenlos es mit Rebellen ausgehen kann, die später nicht in den Filmen auftauchen. Natürlich wissen wir längst, dass die Rebellion im Großen nicht scheitern wird. Aber das nimmt der Spannung der Serie glücklicherweise nicht allzu viel, denn Andor richtet den Blick ganz bewusst auf die kleineren Geschichten derjenigen, die alles für diesen Erfolg opfern müssen.

Viele Szenen in Andor erinnern uns an die guten, alten Game of Thrones-Zeiten, die voller kluger Gespräche und Manöver steckten. Dagegen waren Senatssitzungen und politische Besprechungen der Prequels meistens einfach Füllmaterial zwischen viel cooleren Momenten. Was nicht bedeuten soll, dass die Prequels deswegen automatisch schlechter gewesen wären! Andor setzt nur einen völlig anderen Fokus, nämlich auf seine komplexen Charaktere statt auf den Plot - zum Preis, dass die Geschichte ziemlich langsam dahinfließt. Und das gefällt längst nicht jedem, wie ein Blick in die gemischten Kritiker- und Nutzerreviews verrät. 

Aber hey, es liegen noch jede Menge Folgen vor uns, in denen es garantiert immer wieder ordentlich zur Sache geht. Soviel verraten ja schon die Trailer zur Serie.

Wie gefällt euch Andor bisher? Mögt ihr den Charakter-Fokus und das ausschweifende World-Building oder wünscht ihr euch Lichtschwertgefechte und Effektgewitter zurück?

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