Krieg ist immer gleich
Ein Stolperstein von StarDrive 2 ist der Krieg, vor allem die rundenbasierten Bodengefechte mit Infanterie und Mechs sind hässlich, langweilig, umständlich zu bedienen, kurzum: grauenhaft. Grundsätzlich reicht es, sich hinter Energieschilden zu verschanzen, die KI-Gegner heranstürmen zu lassen und sie dann mit Lasersalven zu zerlegen.
Gut, in der Überzahl sollten wir sein, was allerdings kein Problem ist, weil die Gegner meist nur eine Handvoll Verteidiger einsetzen, unsere Angriffsflotte aber - genügend Frachter vorausgesetzt - beliebig viele Truppen mitnehmen kann. Auswürfeln lassen sich die Kämpfe übrigens auch, dabei erleiden wir aber stets absurd hohe Verluste. Wir sollten sie also selbst befehligen, egal wie tief uns dabei die Mundwinkel in den Keller sinken.
Die Echtzeit-Raumschlachten machen sich besser, weil sie nicht nur hübscher aussehen, sondern auch mehr taktischen Spielraum entfalten. Zumindest theoretisch. Unter anderem spielt es eine Rolle, aus welcher Richtung ein Schiff beschossen wird: Jede der vier Seiten hat eigene Waffen und einen eigenen Panzerungswert, abhängig davon, wie wir im Schiffs-Baukasten die Geschütze, Panzerplatten, Systeme & Co. im Rumpf verteilt haben.
Aber das kommt kaum zum Tragen, weil wir auch Raumschlachten zu leicht gewinnen, sogar gegen technologisch überlegene Feinde. Denn die bereits früh verfügbaren Waffen sind zu stark, mit Artilleriekanonen, Raumjägern und Raketenabwehr-Flak zerlegen wir selbst große Feindflotten. Das ist schade, weil die vielfältigen Waffensysteme und der detaillierte Schiffseditor coole Kombinationen ermöglichen.
Beispielsweise könnten wir unsere Flotte mit flinken Flak-Korvetten vor Raketen und Jägern schützen und in unsere großen Schiffe starke Schutzschirme einbauen, die auch gleich die Eskorte umhüllen. Wir könnten sogar eigens Schiffe zum Transport von Munition und Treibstoff entwerfen.
Aber: Das braucht's fast nie. Stattdessen bauen wir einfach möglichst viele möglichst große Pötte, stopfen sie mit Artillerie oder Hangars voll und kleben Flakgeschütze dran - das reicht. Und zwar auf allen Schwierigkeitsgraden, auch weil sich die KI leicht austricksen lässt.
Beispielsweise ziehen wir mit flinken Raumjägern das gegnerische Raketenfeuer auf uns und weichen den lahmen Geschossen dann so lange aus, bis sie verpuffen. Das treiben wir so lange, bis der Feind keine Munition mehr hat und flieht - oder sich einfach erledigen lässt. Unsere eigenen Pötte wiederum drehen sich manchmal grundlos um die eigene Achse und weigern sich partout, Gegnern den dick gepanzerten Bug zuzuwenden. Nervig.
Patches gegen Verstimmung
Allerdings hat StarDrive 2 auch eine fundamentale Stärke: Sein Entwickler Daniel DiCicco hört auf das Feedback der Spieler! Mit Patches justiert er die wackelige Waffenbalance, hat die Artillerie bereits leicht abgeschwächt und will neue Features einbauen - etwa Allianzen, die bislang nicht möglich waren.
Apropos: Viele Spieler beschwerten sich auch über die Diplomatie. Dabei ist das Verhandlungssystem grundsätzlich clever, weil es exakt beziffert, welchen Wert ein Angebot für uns und den Gegner hat, sodass wir Deals austarieren können. Überdies lässt StarDrive 2 hier die Eigenheiten der Völker mit einfließen - manche kuschen vor Drohungen, manche lechzen nach Technologien.
Bis zum Patch 1.0h endete jedoch jede noch so gepflegte Beziehung zwangsläufig im Blutvergießen. Denn sobald unser Reich eine bestimmte Größe erreicht hatte und wir auch nur eine weitere Welt besiedelten, bezichtigten uns die Rivalen sofort des Größenwahns, schalteten auf Eiszeit oder ließen gleich die Waffen sprechen. Selbst dann, wenn besagte Welt sowieso schon in unserem Territorium lag - oder gar in unserem Heimat-Sonnensystem! Im Gegenzug ignorierten die Konkurrenten unsere Grenzen komplett und siedelten mitten in unserem Imperium.
Mit dem Update 1.0h hat DiCicco das behoben: Die KI reagiert auf Expansion nicht mehr gleich mit Krieg, sondern nur mit Verstimmung, die mit der Zeit wieder verblasst. Innerhalb unseres Kernraums (also rund um unsere älteren Kolonien) können wir zudem beliebig viele weitere Welten besiedeln, ohne Beziehungsprobleme zu bekommen. Die Gegner wiederum achten unsere Kernraum-Grenzen und kolonisieren lediglich außerhalb. Klasse, wenn sich ein Entwickler Probleme derart zu Herzen nimmt!
Dass selbst die beste Freundschaft im Krieg endet, stimmt allerdings weiterhin. Denn die Eroberung der Galaxis ist das einzige Spielziel, es gibt keinen Diplomatiesieg, und auch die mysteriösen »Meister« dienen nur als gesichtslose Hightech-Piraten, die hin und wieder ein paar Flotten in die Luft jagen. Das ist kein Vergleich zu den völkermordenden Antaranern aus Master of Orion 2, deren Heimatwelt wir zwecks Kampagnengewinn ins Nirwana bombten.
In StarDrive 2 dürfen wir zwar ebenfalls die Heimat der »Meister« angreifen und dort eine … witzige Anspielung erleben, das Spiel gewinnen wir dadurch aber nicht. Sei's drum, Daniel DiCicco wird weiter an seinem Spiel schrauben, neben Allianzen stehen auch Team-Siege auf der Patch-Liste. Es ist eben noch kein Messias vom Sternenhimmel gefallen.
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