Kopfnüsse für zwei
Interessant wird es immer dann, wenn wir mehrere Figuren gleichzeitig steuern. Auch das gab's zwar schon in den Vorgängern, spielt sich jetzt aber komfortabler: Mit einem Klick auf das Konterfei eines unserer Charaktere springen wir direkt zu ihm und müssen nicht erst darauf warten, dass sich unsere zuletzt kontrollierte Figur an die richtige Position bewegt. Rätsel für mehrere Figuren fordern auch mehr Hirnschmalz von uns, weil wir Items tauschen oder beide Figuren zusammenarbeiten müssen.
So lenken wir etwa mit dem Vieh eine Wache ab, wechseln dann zu Nate und stellen dem Wächter eine Falle. Die größte Neuerung versteckt sich indes sehr gut vor uns: Es gibt optionale Nebenquests. Wer die löst (und vor allem erstmal findet), wird mit neuen Kleidungsstücken für die Protagonisten belohnt. Eine nette Dreingabe.
Obwohl sich viele der Kopfnüsse in kleinere Rätsel verästeln, werden die Aufgaben nie übermäßig kompliziert. Das liegt vor allem daran, dass wir kaum mal mehr als eine Handvoll der sehr hübsch gestalteten Umgebungen gleichzeitig abklappern können. Selbst wenn wir gerade gar nicht weiter wissen, führt simples Ausprobieren also schnell zum Erfolg. Außerdem hilft eine optionale Hotspot-Anzeige. Frustrierende Hänger haben deshalb Seltenheitswert. Auf der anderen Seite stellt sich auch nur selten das Gefühl ein, wirklich etwas erreicht zu haben.
Erster Detektiv: Justus Jonas
Doch natürlich wird in The Book of Unwritten Tales 2 nicht nur gerätselt, sondern auch gequasselt. Zahlreiche Charaktere bevölkern die Schauplätze und bieten sich zum Plausch an - ein Angebot, das wir gerne annehmen, denn die Dialoge sind exzellent vertont. Immer wieder stoßen wir auf die vertrauten Stimmen bekannter deutscher Synchronsprecher und Hörspielstars wie Oliver Rohrbeck, der Stimme von Ben Stiller und Justus Jonas. Darüber hinaus sind die Gespräche abwechslungsreich und stecken voller Humor. Die Qualität der Witze schwankt allerdings stark zwischen plattem Holzhammerhumor und feinen Spitzen.
Uns hat es besonders Herr Fuchs, der Herausgeber der Seefelsschen Zeitung, angetan, der sich ohne Skrupel von der Ratsvorsitzenden bestechen und für ihren Wahlkampf missbrauchen lässt und dazu nur lakonisch bemerkt: »Integrität kann man nicht trinken!« Für Kenner der Vorgänger sind die meisten Figuren aber schon alte Bekannte, weshalb auch ihre Sprüche nicht mehr ganz taufrisch wirken. Streitereien zwischen den beiden Häuptern eines zweiköpfigen Ogers sind zwar immer noch nett, doch eben nichts Neues mehr.
Auch bei vielen der Anspielungen auf andere Fantasy-Universen, aus denen das deutsche Adventure erneut den Großteil seines Humors zieht, haben wir das Gefühl, sie schon gesehen oder gehört zu haben. Und dennoch: Das latente Déjà-vu, das uns beim Spielen verfolgte, hat unseren Spaß mit The Book of Unwritten Tales 2 kaum beeinträchtigt. Wenn es nach uns geht, kann King Art die Unwritten Tales noch lange fortführen. Das nächste Mal aber vielleicht mit etwas mehr Mut, Neues zu probieren.
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