Das sieht nicht gut aus für The Marvels. Der neue Film des Marvel Cinematic Universe stellt ein schlagkräftiges Trio an Heldinnen in den Vordergrund - allen voran Fanliebling Iman Vellani als Kamala Khan. Doch erste Prognosen zeichnen ein düsteres Bild.
Bei einem stolzen Budget von 270 Millionen US-Dollar (laut Forbes) soll The Marvels über die gesamte Kino-Laufzeit hinweg nur
375 Millionen einspielen - wie Deadline berichtet. Um für Disney und die Marvel Studios keinen Verlust zu machen, müsste der Film von Regisseurin Nia DaCosta sein Budget aber mindestens verdoppeln (also auf mindestens 540 Millionen kommen).
Damit läuft The Marvels tatsächlich Gefahr, an den Kassen zu floppen. Ein Jammer, wenn ihr uns fragt. Denn wir haben The Marvels bereits gesehen. Und mit dem neuen Abenteuer von Kamala Khan, Carol Danvers und Monica Rambeau erwartet euch zwar nicht die absolute MCU-Offenbarung, aber immer noch ein verdammt unterhaltsamer Film, den kein Fan verpassen sollte.
Um was geht es in The Marvels?
Die Story ist eigentlich schnell zusammengefasst: Carol Danvers a.k.a. Captain Marvel (Brie Larson) muss sich erneut mit den kriegstreiberischen Kree herumschlagen, diesmal unter der Führung der Schurkin Dar-Benn (Zawe Ashton). Dabei werden irgendwie Carols Superkräfte mit denen der Nachwuchs-Heldin Kamala Khan (Iman Vellani) und SABRE-Agentin Monica Rambeau (Teyonah Parris) miteinander verwoben.
Soll heißen: Jedes Mal, wenn eine der Heldinnen ihre Kräfte benutzt, tauschen alle drei Plätze miteinander - egal, ob sie sich auf der Erde oder irgendwo in den Weiten des Alls aufhalten. Die drei Marvels müssen also nicht nur Dar-Benn aufhalten, sondern auch irgendwie ihr Kräfte-Problem lösen. Mit von der Partie ist wie so oft Nick Fury (Samuel L. Jackson) und auch die allesfressende Katze Flerken Goose.
Einen konkreten Eindruck der Handlung von The Marvels bekommt ihr im offiziellen Trailer zum Film, der am 8. November 2023 in den Kinos startet:
Was muss ich vor The Marvels gesehen haben?
Im Marvel Cinematic Universe sind wir längst an einem Punkt angekommen, zu dem jeder Fan zumindest eine grobe Vorstellung von den Heldinnen und Helden auf der großen Leinwand haben sollte. The Marvel schafft aber ein kleines Kunststück, indem der Film nicht unbedingt voraussetzt, dass ihr wirklich alles gesehen habt.
Tatsächlich gelingt es The Marvels, die Geschichte von gleich drei Heldinnen aufzugreifen und dazu ausreichend Kontext zu liefern, ohne in Exposition zu ertrinken. Wer also ein paar Film- und Serien-Lücken mitbringt, dem werden beim Kinobesuch nicht gleich unzählige Fragezeichen über dem Kopf aufploppen.
Natürlich sind die Zuschauer, die MCU-Produktionen wie zum Beispiel Captain Marvel für Carol, Ms. Marvel für Kamala oder WandaVision für Monica gesehen haben, ein wenig im Vorteil. Denn mit dem Vorwissen habt ihr schlichtweg ein paar emotionale Anknüpfungspunkte mehr, um mit wirklich allen Haupt- und Nebenfiguren zu 100 Prozent mitfiebern zu können.
In Bezug auf dringend notwendige Vorkenntnisse hat sich das Marvel Cinematic Universe allerdings auch schon wesentlich schlechter angestellt – und das darf man The Marvels durchaus anrechnen. Übrigens spielen die Ereignisse von Secret Invasion trotz kleiner Rolle von Nick Fury in The Marvels so gut wie keine Rolle. Die für viele Fans schlechteste aller aktuellen MCU-Serien könnt ihr also getrost ignorieren.
Die Stärken und Schwächen von The Marvels
Was uns an The Marvels gefallen hat
Die Marvels: Das MCU hat schon oft genug bewiesen, mehrere Heldinnen und Helden in einem Film zu jonglieren und dabei (so gut wie niemanden) zu kurz kommen zu lassen. The Marvels stellt hier keine Ausnahme dar, während von Carol Danvers, Monica Rambeau und Kamala Khan niemand zu kurz kommt und sogar jede von ihnen ihre eigene Charakterentwicklung durchmachen darf.
Nicht nur Captain Marvel lernt eine dringend notwendige Lektion, sondern auch die Tochter ihrer besten Freundin, die sich in WandaVision zur Superheldin mauserte. Der Film von Regisseurin Nia DaCosta profitiert natürlich ungemein davon, dass die Chemie zwischen den drei Protagonistinnen nicht nur stimmt, sondern vor Funken sprüht. Die Marvels sind ein Team an Superheldinnen, von denen wir in der Zukunft des MCU gerne mehr sehen würden.
Kamala und die Khans: Mit Iman Vellani konnte Marvel einen echten Glückstreffer landen. Schon in ihrer persönlichen TV-Serie auf Disney Plus brillierte die Nachwuchsdarstellerin, nur um jetzt in The Marvels so gut wie jede Szene zu stehlen. Ms. Marvel sprüht geradezu vor Energie und meistert den Drahtseilakt, als Fangirl ihres großen Vorbilds nie nervig oder gar anstrengend rüberzukommen.
Stattdessen reißt die unverschämt charismatische Vellani als Kamala Khan den Zuschauer in ihrer Begeisterung mit. Als Zuschauer bleibt einem gar nicht anderes übrig, als sich für und mit Ms. Marvel zu freuen, wenn sie zum ersten Mal auf Carol Danvers oder Nick Fury trifft und dabei die besten Sprüche des Films abfeuert.
Doch nicht nur Ms. Marvel begeistert, sondern auch ihre Familie: die Khans, die bereits das Herzstück der vorangegangenen Disney-Plus-Serie ausmachten. Mutter Muneeba (Zenobia Shroff), Vater Yusuf (Mohan Kapur) und Bruder Aamir (Saagar Shaikh) würden in jedem anderen Film Gefahr laufen, zu überflüssigen Ballast zu werden, doch in The Marvels verkörpern sie eine menschliche Komponente, die Kamala erdet und auf dem Boden hält.
Die Action und die Kämpfe: The Marvels knallt. Bei den Action-Sequenzen kommt keine der drei Heldinnen zu kurz und jede davon darf ausgiebig von ihren individuellen Kräften Gebrauch machen. Teilweise wird sogar sehr gewieft mit dem Platztausch-Kniff gespielt, was die Kämpfe nicht nur spannend, sondern auch spaßig macht.
Die Kamera selbst begleitet dabei (fast) immer das Geschehen ruhig und ohne überflüssige Schnitte, nur gegen Ende des Films wird das Verteilen von Schellen und Laserstrahlen etwas austauschbarer und beliebiger. Doch dem liegt ein altbekanntes Problem von Marvel-Filmen zugrunde - weiter unten dazu mehr.
Die Überraschungen: The Marvels hat ein paar wirklich kreative Twists zu bieten, die man nicht unbedingt kommen sieht. Jedes weitere Wort wäre schon zu viel, wir wollen ja niemandem die Überraschung verderben. So viel aber noch: Diese kleinen Kniffe revolutionieren natürlich nicht die altbekannte MCU-Formel, verleihen aber The Marvels vor allem eins: Charakter.
Was uns an The Marvels nicht gefallen hat
Die Schurkin: Es wäre alles andere als fair, Dar-Benn bei den schwächsten Gegenspielern des Marvel Cinematic Universe einzureihen, denn grundsätzlich macht sie als Schurkin in allzu viel falsch. Irgendwo sind ihre Gründe als selbsterklärte Erzfeindin von Captain Marvel nachvollziehbar und Zawe Ashton hat sichtbar Spaß an der Rolle – vielleicht ein bisschen zu viel, manchmal rutscht die Darstellerin ein wenig ins Overacting ab.
Allerdings mangelt es Dar-Benn an dringend nötiger Leinwandpräsenz und selbst die Konsequenzen ihrer schlimmsten Missetaten bleiben abstrakt und kaum greifbar. Natürlich darf man nicht erwarten, dass jeder neue Schurke Thanos-große Fußstapfen füllt, doch Dar-Benn ist schon vergessen, ehe man das Kino verlässt.
Der verflixte dritte Akt: Wie so viele Marvel-Filme tut sich auch The Marvels bei seinem eigentlichen Höhepunkt am schwersten. Wie so oft lösen gesichtslose Armeen die intimen Kämpfe gegen einzelne Widersacher ab und auch der übergeordnete Konflikt wird fast schon zu kurz und schmerzlos beigelegt.
Damit geht The Marvels während seiner trotz verhältnismäßig kurzen Laufzeit von circa 105 Minuten gegen Ende schlichtweg die Puste aus. Und darüber können selbst ein paar gelungene Gags und kreative Überraschungen nicht hinwegtrösten.
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