Toxische Gaming-Kultur - Devolver-Gründer: »Spieler sind großartig darin, totale Arschlöcher zu sein«

Mike Shepard hat Studios wie Good Shepard oder Devolver Digital gegründet und sieht Spieleentwickler heutzutage großen Gefahren ausgesetzt. Vor allem die bösartige Gaming-Community setze den kreativen Köpfen zu.

Fiese Kommentare und dumme Sprüche können ziemlich verletzend sein, das weiß auch Dropsy, der Clown aus dem nach ihm benannten Spiel von Devolver Digital. Fiese Kommentare und dumme Sprüche können ziemlich verletzend sein, das weiß auch Dropsy, der Clown aus dem nach ihm benannten Spiel von Devolver Digital.

Spieleentwickler haben es nicht leicht. Sowohl von Seiten der Industrie als auch von den Fans bekommen sie immer wieder Gegenwind beim Kreieren von Spielen. Das erklärte zumindest vor Kurzem Mike Wilson, Mitgründer der beiden Entwicklerstudios Devolver Digital (Shadow Warrior 2, Broforce) und Good Shepherd (Redeemer, Train Fever).

Vor allem die direkte Kommunikation mit den Spielern belaste extrem und könne sogar die Gesundheit der Entwickler angreifen. Gerade im Indie-Bereich sei der Druck noch größer, weil die Fans einerseits Spiele erwarten, die mit der Konkurrenz mithalten oder sogar daraus hervorstechen können. Gleichzeitig begreifen die Leute häufig nicht, dass nur eine Handvoll Menschen an so einem Projekt arbeiten.

"Die Gaming-Community ist großartig darin, im Internet als totale Arschlöcher aufzutreten und ich verstehe nicht, warum das so ist. Wenn du einen harten Tag hast und und dann auch noch Tausende Leute auf Twitter schreiben, dass du ein Stück Scheiße bist und aufhören solltest zu arbeiten, weil du ohnehin nie etwas Gutes zustande bringen würdest, dann ist das für eine sensible Person ziemlich krass.

Ich denke, das ist der Grund dafür, dass es vielen Indies so schlecht geht. Es ist einfach diese Masse an Krach, den ein Mix aus Fans und Monstern online veranstalten. Und es ist egal, ob du zunächst 1.000 großartige Kommentare liest. Es sind immer die zwei, drei Bemerkungen, die sagen, dass du ein komplett wertloses Stück Dreck bist, die in deinem Herzen hängen bleiben, wenn du es gerade am wenigsten gebrauchen kannst."

Lösung müsse aus der Community selbst kommen

Wilson hat in seiner Karriere bereits mehrere Fälle mitbekommen, in denen Spielentwickler wegen solchen Dingen krank wurden. Jonathan Söderström und Dennis Wedin, das Duo hinter Hotline Miami, mussten während der Arbeit an ihrem Spiel etwa beide wegen mentaler Belastung und Stress ins Krankenhaus.

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Wie sich dieses Problem lösen lässt, kann auch Mike Wilson nicht sagen. Er hofft, dass sich die Community von innen heraus reguliert:

"Man kann nicht einfach von oben herab sagen: 'Hey, ihr müsst jetzt wieder lieb sein'. Einige versuchen ja schon in gewissem Maße zu moderieren, aber ich denke, es ist an der Community notfalls mal einzugreifen und zu sagen: 'Hey Mann, was du da sagst ist, überhaupt nicht cool'."

Wilson fürchtet allerdings, dass sich zuvor viele Entwickler zurückziehen werden und PR-Leuten die Kommunikation mit den Fans überlassen werden. Promis würden ihre Auftritte in sozialen Medien ja auch schon von Assistenten oder der PR regeln lassen.

"Ich hoffe aber, dass es nicht so weit kommen wird. Denn es ist ziemlich cool, mit den Künstlern, die man liebt, direkt in Kontakt zu treten, Fragen zu stellen und ihnen für ihre Arbeit Komplimente zu machen. Ich hoffe wirklich, dass es nicht eines Tages so sein wird, dass man auf Twitter grundsätzlich nur noch mit PR-Menschen spricht."

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Kommt eine Gewerkschaft für Spieleentwickler?

Hintergrund der Diskussion war eine Debatte um eine Gewerkschaft von Videospielentwicklern. Genau diese Idee wurde kürzlich auf der Game Developers Confference (GDC) in San Francisco besprochen und nun hat auch Mike Wilson noch mal seine Meinung dazu kundgetan.

Er habe sich zwar 1998 die URL »gamedevelopersguild.com« gesichert, kam aber nicht dazu, mehr daraus zu machen. Ohnehin sei es seiner Meinung nach nur dann möglich, die Rechte und die Gesundheit von Spieleentwicklern koordiniert zu sichern, wenn alle zusammen arbeiten. Auch mehr Frauen würden laut Wilson der Gaming-Industrie gut tun:

"Je mehr Frauen wir in dieses Geschäft bekommen, desto besser. Allein um ein wenig von dem absurden, männlichen Scheiß auszugleichen, der zur Zeit abläuft."

Quelle: gamesindustry.biz

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