Nachdem die sinkenden Einnahmen für Twitch-Streamer kürzlich für reichlich hitzige Diskussionen sorgte, schauen wir uns in diesem Artikel eine deutlich entspanntere, aber nicht weniger aufregende Seite der Streaming-Plattform an.
Denn auch wenn man bei dem Wort »Twitch« schnell an herumschreiende Halbstarke und halbnackte Hot-Tub-Streamerinnen denken kann, gibt es dort wirklich spannende Kanäle zu entdecken. Nachdem wir euch bereits die virtuelle Streamerin im 30.000-Dollar-Anzug vorgestellt haben, widmen wir uns heute einem weiteren Technik-Nerd.
Vom Gamer zum Technik-Freak
Stefan Li, der auf Twitch für seinen Kanal TheSushiDragon bekannt geworden ist, ist definitiv kein gewöhnlicher Streamer. Während sich andere mit einem PC, einer Webcam und einem Mikrofon zufriedengeben, benötigt der Amerikaner für seine Online-Übertragungen gleich dutzende Kameras, Bildschirme, Rechner - und mittlerweile sogar eine komplette Lagerhalle. Aber dazu später mehr.
Bereits seit 2015 streamt »Sushi« auf Twitch, anfangs als typischer Overwatch-Spieler, der stundenlang seinen Skill in den Multiplayer-Gefechten zur Schau stellte. Besonders erfolgreich war er damit nicht. Doch seine wenigen Zuschauer feierten insbesondere seine witzigen Jubeleinlagen nach jedem gewonnen Match. Diese wurden deshalb immer ausfallender - bis irgendwann die Polizei vor der Tür stand, weil seine Siegestänze die Nachbarn zu sehr gestört hatten.
Es musste also eine neue Lösung her: Stefan verwandelte seine Abstellkammer in ein schalldichtes Filmstudio. Zuerst nutze er den dort installierten Greenscreen, um sich selbst beim Tanzen zu filmen und diese Aufnahmen in witzige Videos einzubauen, die er dann nach jedem Sieg abspielen konnte.
Aber für ihn war das noch lange nicht genug. Nach jeder Live-Übertragung verbrachte der Streamer weitere Stunden damit, witzige Clips zu suchen und verrückte Effekte zu erstellen, mit denen er immer aufwendigere Filmchen produzierte - bis ihm 2018 die zündende Idee kam, die ihm zu seinem heutigen Erfolg auf Twitch verhalf.
Fear and Loathing auf Twitch
Der Streamer gab das Zocken komplett auf und konzentrierte sich fortan voll und ganz auf seine unterhaltsamen Tanzeinlagen - nun allerdings komplett live. Keine vorproduzierten Clips mehr. Mithilfe von YouTube Tutorials und Internetforen entwickelte er eine eigene Software-Lösung, damit er während seiner Tanzerei hunderte von verschiedenen Effekten live in seinen Stream einbauen kann.
Zusätzlich hat er mehrere Fernbedienungen programmiert und an seinem Körper befestigt, mit denen er Kameraperspektiven wechseln, Sounds einspielen und Special Effects auslösen kann.
Was er in seinen One-Man-Shows regelmäßig präsentiert, ist nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch wirklich einzigartig und höchstens mit einem psychedelischen Fiebertraum zu vergleichen. Als wir ihn das erste Mal sahen, löste das Gezeigte bei uns jedenfalls eine Mischung aus Verwirrung, Erheiterung, Neugier und Faszination aus. Aber seht euch am besten selbst an, wie so eine typische Tanzeinlage aussieht:
Link zum YouTube-Inhalt
Falls ihr euch beim betrachten des Videos gefragt habt, warum seine Zuschauer teilweise ein »100% CPU«-Emote in den Chat posten: Durch die vielen gleichzeitigen Effekte wurde der Rechner des Streamers immer wieder an seine Grenzen getrieben und ist in der Vergangenheit deshalb häufiger mal abgestürzt. Mit wachsender Zuschauerzahl stiegen auch die Spenden und Abonnenten, so dass mittlerweile mehrere miteinander verbundene High-End-PCs für einen reibungslosen Ablauf sorgen können.
Zwischenzeitlich hatte der Streamer sogar seine eigene TV-Show auf dem Kabelsender Venn, wo er genau dasselbe tat, wie auch in seinen Streams: Eine Mischung aus Tanzeinlagen, Comedy und surreal anmutenden Interviews mit anderen Streamern präsentieren:
Link zum YouTube-Inhalt
Aus der Abstellkammer in die Lagerhalle
Doch nicht nur in neue Hardware investierte der Streamer seine Einnahmen. Ende 2020 zog er vom teuren Kalifornien in die Provinz des US-Bundesstaats Montana, wo er für denselben Preis seiner alten Wohnung eine riesige Lagerhalle anmieten kann.
Den neu gewonnenen Platz weiß der Technikexperte zu nutzen: Nicht nur gibt es einen großen Greenscreen-Bereich, in dem er weiterhin seine beliebten Tanz-Moves demonstrieren kann. Auch baut er regelmäßig neue Tech-Gadgets.
Unter anderem wandelte er einen Segway-Scooter zu einem vollautomatischen Kameraroboter um, der ihm auf Schritt und Tritt überall hin folgt. Allerdings kam es dabei schon zum ein oder anderen Unfall. Und selbst wenn er gerade mit seinem elektrischen Go-Kart durch die Gänge seiner Lagerhalle düst, dürfen coole Kameraperspektiven und Spezialeffekte nicht fehlen.
Was kommt als Nächstes? Aktuell arbeitet TheSushiDragon daran, dort ein großes Produktionsstudio für Streamer aufzubauen. Die ganze Lagerhalle wird verkabelt, mit Kameras und allerlei Technik-Features ausgerüstet, damit hier in Zukunft mehrere Twitch-Stars, aber auch Newcomer gemeinsam oder parallel streamen können.
Aus der Abstellkammer in die eigene Lagerhalle - die Geschichte erinnert ein wenig an die Streamerin HAchubby, die mit ihrem Twitch-Geld einfach einen eigenen Supermarkt eröffnete, nachdem sie ihren alten Kasslerinnen-Job aufgeben musste.
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