Unstoppable - Es fährt ein Zug nach Nirgendwo

Ein Zug mit giftiger Ladung rast im Kinofilm Unstoppable führerlos durch die USA und zwei tapfere Lokführer sollen ihn stoppen: Hollywood-Veteran Denzel Washington und der neue Captain Kirk, Chris Pine. Speed auf Schienen oder ein Film fürs Abstellgleis?

Hauptdarsteller Chris Pine Hauptdarsteller Chris Pine

Tony Scott ist zwar schon 66 Jahre alt, doch der Regisseur von Action-Klassikern wie Top Gun, Crimson Tide und Der Staatsfeind Nr. 1 hält sein Arbeitspensum noch immer beachtlich hoch. Unstoppable – Außer Kontrolle markiert nun die mittlerweile fünfte Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Denzel Washington. Zusammen hatten sie erst im letzten Jahr einen Actionstreifen über Züge in den Kinos: Die Neuauflage von »Die Entführung der U-Bahn Pelham 1-2-3« mit John Travolta.

Die Story

Weil ein dusseliger Bahnmitarbeiter (Ethan Suplee) eines Morgens aus seinem fahrenden Zug springt um eine Weiche per Hand umzustellen, rast ihm dieser plötzlich führerlos davon. Wie es der Zufall will, sind die automatischen Bremsen abgestellt und der Gashebel auf Maximum gelegt. Weil auch das noch nicht brisant genug wäre, ist der Zug – wie in solchen Filmen üblich - mit Treibstoff und gefährlichen Chemikalien beladen.

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Den Tag retten müssen nun Jobanfänger Will (Chris Pine) und der altgediente Lokomotivführer Frank (Denzel Washington). Da der Ältere nichts von möglichen Ersatzkräften hält, verstehen sich die beiden zunächst nicht, doch die gemeinsame Rettungsmaßnahme schweißt sie dann zügig zusammen. Während sich die Presse gaffend auf das Geschehen stürzt, hilft ihnen eine Kollegin (Rosario Dawson) vom Büro aus.

Bahnübergang

Seit Beginn seine Karriere ist der Regisseur Tony Scott dafür bekannt, optisch flotte Filme zu drehen, die in packenden Kameraaufnahmen eingefangen werden. In Domino und Mann unter Feuer übertrieb er es zwar kurzfristig mit seinen wilden Cuts, Kameraschwenks und knallbunten Farbfiltern, doch sein neuester Streifen ist fraglos so solide inszeniert wie seine letzten beiden Denzel-Washington-Filme Deja Vu und besagter Pelham.

Schwarzfahrer

Der Film basiert auf einer echten Begebenheit aus dem Jahr 2001, die für die große Leinwand gezielt überzogen wird. Mit seiner packenden Ausgangssituation schreit zwar alles nach aufgeblasenem Hollywood-Spektakel mit Explosionen und Blechschaden-Extravaganza, doch wer sich epische Zerstörung und atemberaubende Stunts erhofft, liegt falsch. Die Action fährt trotz der schnellen Bilder auf mauer Sparflamme, da man es mit den Übertreibungen dezent hält. Die meisten waghalsigen Versuche, den Zug aufzuhalten, erscheinen unsinnig und wenig einfallsreich. Es hilft auch nicht, dass sich alle beteiligten Figuren oftmals dumm und unüberlegt anstellen.

Schlimmer als das ist noch die Tatsache, dass diese Manöver zwar immer fesselnd eingefangen sind, selbst aber nicht fesselnd sind. Wenn ein Zug dreißig Minuten lang hinter einem anderen her fährt und Kirk junior dann schwitzend versucht, sie miteinander zu verbinden, kommt wenig Gänsehaut auf. Dass der Film geradlinig auf Schienen läuft und damit nicht abbiegen kann, lässt sich auch auf die Handlung übertragen. Überraschungen, Wendungen oder Entwicklungen gibt es keine – man rast linear aufs absehbare Ende zu, das überraschend lahm ausfällt.

Ticket nachlösen

Mit Denzel Washington kann man eigentlich nie viel falsch machen, da der Mann immer sehenswert ist und das Beste aus seinen Rollen macht. Schade ist in diesem Fall, dass ihm seine neueste Figur wenig ermöglicht. Es ist die wahrscheinlich langweiligste Rolle Washingtons seit zehn Jahren, da er die meiste Zeit über nur in seiner Fahrerkabine sitzt und seinem jungen Kollegen Ratschläge erteilt, den er nicht einmal sonderlich mag. Jetzt sollte man meinen, dass Co-Star Pine dafür die besten Action-Momente bekommt, doch auch er darf nur relativ wenig machen. Beste Momente gibt es schlichtweg nicht.

Großen TV-Film-Charakter hat der leidige Versuch, die beiden Figuren durch melodramatische Hintergrundgeschichten tragischer zu machen. Die in wenigen Sätzen aufgebrachten Einzelschicksale stammen jedoch aus der Rosamunde-Pilcher-Kladde für schwachen Schmalz. Auf dieselbe Weise wird auch ein scheinbarer Bösewicht aufgetrieben, der eigentlich nicht wirklich böse ist und als Antagonist versagt. Der Zug selbst schafft einiges an Ehrfurcht mit seinen 4500 Tonnen Stahl, die mit 70 Meilen pro Stunde unaufhaltsam geradeaus preschen, doch aus der Idee wurde nur wenig gemacht.

Fazit

Christian Mester (bereitsgesehen.de): Der neue Film von Tony Scott ist nur laues Popcornkino ohne größere Highlights. Er wirkt wie ein herbstlicher TV-Film, der zufälligerweise mit Hollywood-Kaliber Denzel Washington daher kommt und technisch aufwendig aussieht. Kurzum: Kann man sich ansehen, dann aber mit gesenkten Erwartungen.

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