Wenn man an stylishe E-Bikes für die Stadt denkt, fällt unweigerlich der Name VanMoof. Die Niederländer haben mit ihren minimalistischen, futuristisch anmutenden Designs und der cleveren Integration smarter Technologien eine treue Fangemeinde aufgebaut. Allen voran der Boost-Button ist bis heute ein ikonisches Alleinstellungsmerkmal.
Doch der Höhenflug hatte ein jähes Ende: 2023 meldete VanMoof Insolvenz an. Die Rettung kam überraschend – vom britischen Unternehmen Lavoie, einer Tochter von McLaren Applied.
Statt einfach weiterzumachen, nahm sich der neue Eigentümer Zeit, das S5 grundlegend zu überarbeiten. Bauteile wurden verstärkt, das Innenleben neu konzipiert, die Produktion stabilisiert. Mit dem Ziel, die Kinderkrankheiten der Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen.
Nachdem ich schon einige E-Bikes unter die Lupe nehmen durfte und mich mit der knackenden Gangschaltung des VanMoof S3 nie anfreunden konnte, war die Neugier auf das neue
VanMoof S5 entsprechend groß. Nun konnte ich endlich ein Modell für eine zweiwöchige Probefahrt ergattern.
Die Versprechungen sind bekannt: intuitive Bedienung, kraftvoller Antrieb und ein nahtloses Zusammenspiel von Hard- und Software. Das Ganze zu einem Preis von knapp 3.000 Euro.
Ich habe das S5 ausgiebig getestet – und wäre am liebsten gar nicht mehr abgestiegen.
Transparenzhinweis: VanMoof hat mir das S5 für den Test kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der Hersteller hatten keinen Einfluss auf den Artikelinhalt und bekam keine Einsicht vor Erscheinen des Tests. Es bestand keine Verpflichtung zu einem Testbericht.
Schon das Unboxing hat mich beeindruckt
Schon beim Auspacken merkt man, dass VanMoof nichts dem Zufall überlässt. Das S5 kam einwandfrei verpackt bei mir an, jeder Teil sicher verstaut.
Der erste Eindruck: alles stylish, bis ins Detail durchdacht. Sogar das mitgelieferte Werkzeug ist gebrandet und fühlt sich hochwertig an. Reflektoren für vorn und hinten sowie die obligatorischen Katzenaugen für die Speichen sind ebenfalls dabei und sorgen für die nötige Sicherheit.
Der Zusammenbau gestaltete sich erfreulich leicht und war dank der klaren Anleitung schnell erledigt. Lenker gerade stellen, Pedale anschrauben, Sattelhöhe einstellen – fertig.
Allerdings: Wer sein Smartphone als Display nutzen möchte, braucht eine spezielle Hülle. Eine universelle Halterung wie etwa beim Lemmo One gibt es nicht. Nicht dramatisch, aber unpraktisch.
VanMoof A5 vs. S5: Das S5 ist die klassische Herrenrahmen-Variante mit hohem Oberrohr für Fahrer zwischen 165-210 cm Körpergröße, während das A5 mit seinem tiefen Einstieg auf mehr Komfort und Zugänglichkeit ausgelegt ist (155-200 cm Körpergröße).
Technisch sind beide Modelle nahezu identisch: gleiche Motorleistung, Gangschaltung und smarte Features. Der Akku ist beim A5 etwas kleiner und statt 27,5-Zoll-Reifen rollt es mit 24-Zoll-Rädchen. Die Wahl hängt letztlich vom bevorzugten Rahmenstil und der individuellen Ergonomie ab.
Ausstattung, Verarbeitung & Design
VanMoof bleibt sich treu: Das S5 gehört für mich persönlich zu den schicksten E-Bikes auf dem Markt. Klare Linien, schlanker Rahmen und minimalistische Bremsgriffe: Dieses Bike fällt auf, ohne zu schreien
. Auch Schweißnähte sind kaum vorhanden und die Alu-Schutzbleche verschmelzen mit der Silhouette.
Beim Licht gibt's ebenfalls nichts zu meckern: Die Frontleuchte funktioniert bei Bedarf als Tagfahrlicht oder schaltet sich automatisch bei Dunkelheit ein. Eine Lichthupe gibt’s obendrauf, was im Stadtverkehr Gold wert ist. Das Rücklicht blinkt bei Bedarf beim Bremsen – kleine, smarte Details, die das Fahrerlebnis runder machen. Und alles ist StVZO-konform.
Ein zentrales Bedienelement sind die sogenannten Halo-Ringe
am Lenker. Sie zeigen Geschwindigkeit, Akkustand und Navigationshinweise in Zehner-Schritten an. Die Idee ist cool und passt zum minimalistischen Design. Die Ringe sind im direkten Sonnenlicht aber oft schwer zu erkennen. Hier wäre eine höhere Leuchtkraft wünschenswert.
Generell finde ich, dass man mit den Ringen noch viel mehr machen könnte – das Potenzial scheint hier noch nicht voll ausgeschöpft. Die Anzeige von Geschwindigkeit und Akkustand ist zudem eher eine grobe Schätzung als eine präzise Angabe.
Teilweise habe ich mir das Display des 3er-Modells zurückgewünscht. Wer allerdings mit dem Handy als Cockpit fährt, kann die exakten Daten vom Display ablesen.
So habe ich getestet
Das VanMoof S5 war 14 Tage lang mein Hauptfahrrad. Ich habe es sowohl für Kurzstrecken durch die Stadt sowie längere Ausflüge übers (hügelige) Land genutzt.
Dabei bin ich über Asphalt, kleinere Waldwege und Wiesen gefahren – auch wenn das Fahrrad eher für den Stadtbereich ausgelegt ist.
Technische Details
- 27,5 Zoll Reifen
- Rahmenhöhe für Fahrer von 165–210 cm
- 487 Wh Akku
- Reichweite bis zu 150 km
- Ladezeit 0-100% in 6 Stunden und 30 Minuten , 0-50% in 2 Stunden und 30 Minuten
- Gewicht: ca. 23 kg
- Automatische 3-Gang-Schaltung
- Integriertes Halo-Display (LED-Ringe am Lenker)
- Kick-Lock-System (elektronisches Rahmenschloss)
- GPS-Ortung und Diebstahlschutz via App
- Unterstützt Apple Find My
- Motorleistung: 250 W (Vorderradnabenmotor)
- Unterstützungsstufen individuell einstellbar
- Hydraulische Scheibenbremsen vorne und hinten
- Integrierte Front- und Rücklichter
- USB-C-Ladeanschluss am Lenker
Preis und Verfügbarkeit
Das VanMoof S5/A5 ist ab sofort in den Farben Grau und Schwarz zu einer UVP von etwa 3.300 Euro erhältlich, wobei der Preis aktuell auf 3.000 Euro gesenkt wurde.
Einfach nur genial: So fährt sich das VanMoof S5
Kommen wir zum Wichtigsten: dem Fahrgefühl. Ich war aufgrund der automatischen Gangschaltung extrem skeptisch, denn die sorgte beim VanMoof 3 für erhebliche Probleme. An das ständige Knacken konnte ich mich nie gewöhnen.
Doch VanMoof hat diese Probleme beim 5er-Modell in den Griff bekommen. Die neue Automatik-Schaltung mit drei Gängen schaltet beinahe butterweich und jederzeit zuverlässig. Habt ihr eine gewisse Geschwindigkeit erreicht, wechselt das Bike entsprechend den Gang.
Wann das passiert, könnt ihr in den App-Einstellungen euren Bedürfnissen anpassen. Eine manuelle Schaltung über die Knöpfe am Lenker gibt es allerdings (noch) nicht.
Klar, es gibt immer noch vereinzelte Momente, in denen man mal kurz ins Leere tritt oder die Schaltung leicht knackt – wie bei fast jedem normalen Fahrrad auch. Das ist jedoch kein Vergleich zu damals. Die Schaltung fühlt sich sogar noch angenehmer an als beim Veloretti Ace Two.
Die hydraulischen Scheibenbremsen brachten mich auch bei Feuchtigkeit zuverlässig zum Stehen.
Zum geschmeidigen Fahrgefühl trägt auch der Drehmomentsensor bei. Je mehr Kraft ihr in die Pedale gebt, desto stärker unterstützt euch der 250 Watt starke Frontmotor. Dabei bietet das VanMoof S5 vier Assistenzstufen.
Schön: Auch jenseits der 25 km/h-Grenze fährt sich das S5 sehr leicht. Viele Pedelecs fühlen sich hier gebremst an – das VanMoof rollt angenehm weiter. Ebenso angenehm bei höheren Geschwindigkeiten bleibt auch die Kadenz, der Gangschaltung sei Dank.
Und wenn wir schon bei Komfort sind: Die aufrechte Sitzhaltung ist super bequem. Lediglich der Sattel könnte weicher sein, auch wenn das sehr subjektiv ist. Obschon übrigens keine Federgabel verbaut ist, dämpfen die Reifen kleinere Unebenheiten super weg.
Das Highlight bleibt für mich der Boost Button: Kurz gedrückt, und der Motor entfesselt seine gesamte Power von bis zu 68 Newtonmeter – eine Wahnsinns-Kraft für einen Frontmotor. Das habe ich in der Intensität noch bei keinem anderen E-Bike gesehen und es macht jedes Mal aufs Neue Laune. Allerdings sollte man auf losem Untergrund aufpassen: Hier kann das Vorderrad leicht durchdrehen.
Besonderheiten des VanMoof S5
Neben dem bereits erwähnten Boost-Button gibt es noch weitere Besonderheiten, darunter das sogenannte Kick Lock.
Ein leichter Tritt an den Bolzen im Hinterrad genügt, und das Bike verriegelt sich automatisch – ganz ohne Schloss oder App. Wer versucht, das verriegelte Rad zu bewegen, löst einen deutlich hörbaren Alarmton aus. Wird das Bike noch weiter bewegt, schrillt die Alarmanlage noch lauter.
Gleichzeitig erhält man eine Push-Nachricht aufs Smartphone. Dank GPS-Tracking kann das S5 im Falle eines Diebstahls über die App geortet werden. Diese durchdachte Integration von Diebstahlschutz in den Fahrradrahmen ist nicht nur clever, sondern auch beruhigend, besonders in der Großstadt.
Das Bike lässt sich übrigens ebenso komfortabel entsperren, dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Die App: Das Schweizer Taschenmesser des S5
Das Herzstück der smarten Funktionen ist zweifellos die VanMoof-App. Hier zeigt sich die Stärke des Systems, denn die App-Funktionen sind wirklich vielfältig.
Neben einem Dashboard mit den wichtigsten Infos und Einstellungen gibt es auch Fahrstatistiken sowie folgende Optionen:
- Unlock Code / Touch Unlock: Das Entsperren des Bikes per Code oder einfach durch Berührung (wenn das Handy in der Nähe ist) funktioniert reibungslos und ist super komfortabel. Das Bike erkannte mich jederzeit zuverlässig ohne Wartezeit. Das kenne ich so nur vom Cowboy und es hat mich beeindruckt.
- Gangschaltung einstellen: Die Automatikschaltung lässt sich an die eigene Trittfrequenz und Geschwindigkeit anpassen. Man kann definieren, bei welcher Geschwindigkeit die Gänge wechseln sollen.
- Benachrichtigung bei niedrigem Akkulevel: Praktisch, um nicht unerwartet liegenzubleiben.
- Klingelton einstellen: Es stehen drei Sounds zur Wahl – ein normaler, ein futuristischer U-Boot-Sound und ein klassisches
Ding-Dong
. Eine nette Spielerei. - Bremslichtfunktion: Beim Bremsen blinkt das Rücklicht auf, was die Sicherheit im Stadtverkehr erhöht.
- Ortungsfunktion: Ihr könnt den Standort des Bikes in der VanMoof-App oder wahlweise via
Apple-Wo-ist?
nachverfolgen.
Dabei ist die App übersichtlich gestaltet, einfach zu bedienen und wird kontinuierlich mit neuen Funktionen und Verbesserungen versorgt. Sie gehört für mich neben der Cowboy-App zu den besten auf dem Markt.
Wartung & Reparatur: Die Reparierbarkeit des VanMoof S5 war lange Zeit ein heikles Thema – vor allem wegen der vielen proprietären Bauteile und der engen Verzahnung von Hardware und Software.
Nach der Übernahme durch Lavoie hat sich hier jedoch einiges verbessert: VanMoof stellt nun wieder Ersatzteile bereit und arbeitet mit zertifizierten Servicepartnern zusammen, etwa in Freiburg oder Leipzig. Zudem wurden offizielle Reparaturanleitungen veröffentlicht, um die Wartung zu erleichtern.
Trotzdem bleibt das S5 ein hochintegriertes System. DIY-Reparaturen sind nur bedingt möglich, und bei komplexeren Problemen ist der Gang zur Fachwerkstatt oft unumgänglich.
Reichweite & Mobilität
VanMoof gibt die Reichweite des S5 mit bis zu 150 Kilometern an – in der Praxis hängt das aber wie immer stark von Fahrstil, Gelände, Unterstützungsstufe und Wetter ab. 150 Kilometer halte ich für unrealistisch.
In meinem Alltagstest kam ich bei überwiegender Nutzung der dritten Unterstützungsstufe auf rund 60 bis 70 Kilometer, was für den Stadtverkehr absolut ausreichend ist.
Möglicher Dealbreaker: Der Akku ist fest verbaut, lässt sich also nicht zum Laden entnehmen. Dafür punktet das S5 mit einem relativ geringen Gewicht von knapp 23 Kilogramm. Wer in oberen Stockwerken wohnt, sollte das bei der Kaufentscheidung dennoch bedenken.
Für wen lohnt sich das VanMoof S5?
Das VanMoof S5 ist eine ausgezeichnete Wahl, wenn ihr:
- Gerne smarte Features und eine gut integrierte App mögt.
- In hügeligen Gegenden wohnt und somit Wert auf eine Gangschaltung legt.
- Für Notfälle eine zertifizierte Werkstatt in der Nähe habt.
Links: Der Ladeanschluss versteckt sich unterm Sattel. Rechts: Die dicken Reifen haben guten Grip und federn einiges weg.
Mögliche Alternativen zum VanMoof S5
Wer sich für das VanMoof S5 interessiert, schätzt in der Regel das einzigartige Design und die smarte Integration. Dennoch gibt es interessante Alternativen:
- Cowboy Cruiser/Classic: Ebenfalls sehr designorientiert und smart, mit einem noch natürlicherem Fahrgefühl, Riemenantrieb und starker App.
- Lemmo One MK2: Bietet ein innovatives Konzept mit optionalem Akku und ebenfalls vielen smarten Features zu einem oft attraktiveren Preis.
- Ampler Bikes: Bekannt für ihre leichten E-Bikes, die sich optisch kaum von normalen Fahrrädern unterscheiden.
Das VanMoof S5 hat mich nicht nur überzeugt – es hat mich emotional gepackt. Als Fan smarter Funktionen und des ikonischen Boost-Buttons war ich sofort wieder im VanMoof-Feeling. Dieses E-Bike vereint Stil, Innovation und Fahrfreude auf eine Weise, die einfach Spaß macht.
Doch nicht nur gefühlt, auch auf dem Papier liefert das S5: starke Technik, clever integrierte Sicherheitsfunktionen und eine intuitive App. Kleinigkeiten wie die schwer ablesbaren Halo-Ringe oder die fehlende Universalhalterung fürs Handy sind da kaum mehr als Fußnoten in einem insgesamt beeindruckenden Gesamtpaket.
Dennoch sind 3.300 Euro kein Pappenstiel. Allerdings ist der hohe Preis auch ein gutes Zeichen, dass der neue Inhaber langfristig denkt: Hohe Qualität hat auch ihren Preis.
Wer ein Fan von smarten Funktionen ist und Wert auf Style legt, sollte sich das VanMoof S5 genau anschauen. Bedenkt allerdings, dass der Akku fest verbaut ist. Sollte das ein KO-Kriterium sein, sind das Cowboy Cruiser und Lemmo One MK2 eure besten Alternativen.
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