Unterschätztes Tuning-Potenzial für den PC oder egal: Wie wichtig ist der richtige Umgang mit Wärmeleitpaste?

Wer einen PC zusammenbaut, der muss sich auch um die Wärmeleitpaste für die CPU kümmern. Aber wie trägt man sie am besten auf und welchen Unterschied macht das?

Wir klären, wie ihr Wärmeleitpaste am besten auftragt. (Bildquelle: stock.adobe.com GameStar.de) Wir klären, wie ihr Wärmeleitpaste am besten auftragt. (Bildquelle: stock.adobe.com / GameStar.de)

Update: Wir haben den Artikel um ein Video ergänzt, dass die Verteilung der Wärmeleitpaste bei verschiedenen Methoden zeigt. Ihr findet es im Abschnitt Wie trägt man Wärmeleitpaste auf?.

Damit euer PC seine Leistung möglichst ungehemmt entfalten kann und nicht durch zu hohe Temperaturen ausgebremst wird, ist Wärmeleitpaste für die CPU wichtig. Aber wie stark unterscheiden sich gängige Methoden zum Auftragen bei der Temperatur und der Performance? Wir messen nach.

Dass es grade beim Spielen keine gute Idee ist, die Wärmeleitpaste ganz wegzulassen, haben bereits frühere Messungen von uns gezeigt. Alles Infos dazu findet ihr im folgenden Artikel:

Wie trägt man Wärmeleitpaste auf?

Es gibt verschiedene Methoden, Wärmeleitpaste einzusetzen. Eine beliebte Variante ist das manuelle Verteilen auf dem Prozessor. Dazu werden meist Hilfsmittel wie eine Chip-Karte oder auch ein mit Plastikfolie umwickelter Finger verwendet.

Alternativ überlasst ihr dem CPU-Kühler beim Anbringen und Festschrauben auf dem Prozessor die Verteilung, nachdem ihr die Wärmeleitpaste aufgetragen habt. In vielen Fällen kommt dabei eine der folgenden drei Varianten zum Einsatz:

  • als Klecks beziehungsweise als Punkt in der Mitte
  • in X-Form mit leichtem Abstand zu den Ecken
  • als ein einzelner, länglicher Strich in der Mitte, der nicht ganz von einem Ende zum anderen reicht

Die Methoden und die Verteilung der Wärmeleitpaste dabei seht ihr im folgenden Video:

Muster für Wärmeleitpaste im Vergleich: Punkt gegen Strich gegen X Video starten 0:58 Muster für Wärmeleitpaste im Vergleich: Punkt gegen Strich gegen X

Wie viel Paste sollte es sein?

Mit Blick auf die Menge gilt für alle beschriebenen Methoden das Gleiche: Es sollte weder zu viel noch zu wenig Wärmeleitpaste sein. Letztlich reicht nach der Verteilung eine dünne Schicht auf der CPU, bei der möglichst keine Paste an den Seiten heraustritt.

Das schadet dem Prozessor und dem Sockel zwar nicht direkt. Gebraucht wird die Paste aber eben nur zwischen CPU und Kühlkörper. Außerdem kann es nervig sein, Wärmeleitpaste zu entfernen, die in den Sockel beziehungsweise an die Prozessor-Pins geraten ist.

Achtet zu guter Letzt darauf, die am Kühlkörper beim ersten Auspacken oft vorhandene Folie zu entfernen. Anderenfalls verschlechtert sich die Kühlleistung deutlich. Mehr dazu erfahrt ihr im Artikel CPU zu heiß: Spieler bemerkt Baufehler erst nach zweieinhalb Jahren.

Messmethode und die Ergebnisse

Wir haben sowohl Intels sehr hitzköpfigen Core i9 13900K als auch AMDs deutlich genügsameren Ryzen 5 5600X unter Volllast per Multi-Core-Test im Cinebench R23 antreten lassen. Die Raumtemperatur lag jeweils bei stabilen 25 Grad. Als Wärmeleitpaste haben wir Hydronaut von Thermal Grizzly verwendet.

Unverzichtbar für jeden PC: Gute Wärmeleitpaste

Jede Methode wurde drei Mal unter stets gründlicher Reinigung von CPU und Kühler durchgeführt und die Werte gemittelt. Die Lüfter liefen dabei mit fixierter Drehzahl von 1.500 Umdrehungen pro Minute.

Im Falle des Core i9 kam Noctuas mächtiger NH-D15 mit zwei 120-Millimeter-Lüftern zum Einsatz. Beim Ryzen 5 5600X war es dagegen der günstigere Pure Rock 2 von be Quiet mit einem einzelnen 120er-Lüfter.

Wir haben auch Messungen ganz ohne Wärmeleitpaste durchgeführt - und sie erweisen sich zumindest mit Blick auf unsere Tests als die einzigen Messungen, die zu einen nennenswerten Unterschied führen. Sehen wir uns zunächst die entsprechenden Werte der Intel-CPU an:

Core i9 13900K @ Noctua NH-D15

Kern-TemperaturTaktratePunkte CB R23
Keine Wärmeleitpaste95,73.25626.296
Klecks/Punkt89,54.20034.688
Strich89,24.23234.866
X894.24034.972
Manuell verteilt88,94.24435.011

Die Werte geben den Durschnitt aus fünf Minuten Laufzeit im Cinebench R23 an. Der Test wurde dabei fünf Minuten vorher gestartet, um eine gewisse Aufwärmphase zu ergänzen.

Während die Werte bei allen Methoden mit Wärmeleitpaste sehr ähnlich ausfallen, kommt es beim Core i9 13900K ohne Wärmeleitpaste zu einem starken Leistungsabfall. Die Taktrate sinkt um etwa 1.000 MHz (!), wobei sich die Angaben auf den Schnitt aus schnellen P-Cores und langsameren E-Cores beziehen.

Das führt gleichzeitig auch zu deutlich weniger Punkten im Multi-Core-Test des Cinebench R23. Die Temperatur der CPU-Kerne liegt dabei mit 95 Grad nochmal ein gutes Stück höher als mit Wärmeleitpaste (ca. 89 Grad). Und wie genau verhält es sich beim Ryzen-Prozessor mit deutlich niedrigerer TDP?

Ryzen 5 5600X @ be quiet Pure Rock 2

Kern-TemperaturTaktratePunkte CB R23
Keine Wärmeleitpaste83,54.25510.819
Klecks/Punkt71,54.37910.987
Strich72,54.37410.935
X72,24.38511.049
Manuell verteilt71,94.39111.182

Auch im Falle des Ryzen 5 5600X messen wir kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Methoden, die Wärmeleitpaste aufzutragen. Das ändert sich erneut erst dann, wenn wir die Paste ganz weglassen, allerdings primär mit Blick auf die Temperatur, die um über zehn Grad ansteigt.

Dem Ryzen 5 5600X gelingt es aber auch ohne Wärmeleitpaste, eine Taktrate von knapp 4,25 GHz zu erreichen. Dass das bei der Intel-CPU anders aussieht, hängt vor allem mit ihrer deutlich höheren Kernzahl zusammen (24 statt 6 Kerne), die auch für eine entsprechend höhere TDP sorgt.

Was bedeutet das für euch?

Es ist zwar denkbar, dass es unter anderen Testbedingungen wie etwa in einem geschlossenen Gehäuse, mit günstigerer Wärmeleitpaste oder mit anderen Prozessoren zu abweichenden Ergebnissen kommt. Außerdem kann es bei Grafikkarten größere Unterschiede geben, wie Tests von Igorslab gezeigt haben.

Wir gehen aber grundsätzlich nicht davon aus, dass es einen großen Unterschied macht, wie genau ihr die Wärmeleitpaste auf eure CPU auftragt - Hauptsache, sie ist da und ihr übertreibt es damit nicht.

Letztlich zählt damit am Ende fast nur noch, wir leicht die Methode eurer Wahl zu handhaben ist. Am schnellsten und einfachsten geht es mit der Klecks-Variante, aber groß ist der Unterschied zu den anderen Ansätzen nicht.

Welche Methode verwendet ihr, um die Wärmeleitpaste auf eurem Prozessor zu verteilen? Legt ihr dabei besonderen Wert auf eine hochwertige Paste und einen große CPU-Kühler oder sind das eher Bereiche, in denen ihr etwas Geld spart? Habt ihr außerdem schon mal darüber nachgedacht, auch die Wärmeleitpaste eurer Grafikkarte auszutauschen? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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