Windows 11: Warum ihr trotz berechtigter Skepsis unbedingt wechseln solltet

Redakteur Alex arbeitet seit Monaten mit Windows 11 und ist höchst zufrieden. Warum das so ist, was ihn stört und was er besonders mag, erfahrt ihr hier.

Als Windows 11 vor bald vier Monaten angekündigt wurde, war die Vorfreude bei vielen Nutzern riesig: Immerhin 64 Prozent der GameStar-Leser gaben in einer Umfrage damals an, auf Microsofts neues Betriebssystem umsatteln zu wollen.

Die spannungsvolle Erwartung ist bei vielen mittlerweile jedoch berechtigter Skepsis gewichen, wie auch unsere aktuelle Umfrage zeigt, in der sich rund 31 Prozent gegen Windows 11 entscheiden.

Denn lange Zeit herrschte Verwirrung um die Systemanforderungen: Einerseits war von ein Gigahertz schnellen Zweikern-Prozessoren als Mindestvoraussetzung für Windows 11 die Rede, dann hieß es, es brauche eine CPU aus der Reihe AMD Ryzen 2000 oder Intel Core i 8000, sprich: einen drei bis vier Jahre alten, oder besser jungen Prozessor. Ja, was denn nun?

Nicht zu vergessen die diversen Sicherheitsfunktionen, angeführt von TPM 2.0, dem Trusted Platform Module Version 2.0. Sagen wir mal so: Microsoft hat sich in Sachen Kommunikation nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Davon abgesehen gibt es viele kleine Kritikpunkte an Windows 11: Beispielsweise die verschachtelten Kontextmenüs, dass sich die Taskleiste nicht beliebig verschieben lässt, die Drag&Drop-Funktion der Taskleiste entfernt wurde, und so weiter. Mein Kollege Nils kann ein Liedchen davon singen:

Trotz aller Kritik und der berechtigten Skepsis bin ich jedoch der Meinung, dass ihr unbedingt zu Windows 11 wechseln solltet. Zumindest, wenn euer Rechner die Mindestanforderungen erfüllt. Warum ich so für das neue Betriebssystem schwärme und es euch nur wärmstens empfehlen kann, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Wieso ich Windows 11 mag

Ich nutze Windows 11 im Rahmen des Insider-Programms schon seit Ende Juni – auf drei Systemen: einem Laptop, meinem privaten Rechner (den ich aber auch zum Arbeiten verwende) und dem Grafikkarten-Testsystem (parallel neben Windows 10).

Auf keinem der Systeme hab ich eine Neuinstallation vorgenommen, es geschah alles problemlos und sogar recht flott per Funktionsupdate unter Windows Update. Und auf keinem der Systeme kam es bisher zu Problemen. Ich hatte keine Abstürze, keine Freezes, nichts. Jedes Programm, jedes Spiel funktioniert einwandfrei.

Alexander Köpf
@NebulaMutara

Hardware-Redakteur Alex schraubte schon an PCs, da gab es Windows noch gar nicht als eigenständiges Betriebssystem und der legendäre Norton Commander war noch sowas wie ein ernstzunehmender Konkurrent. Er hat also alles hautnah miterlebt, was sich seit Windows 3.11 getan hat. Windows 11 ist für ihn daher nicht der größte Sprung der Geschichte, dafür jedoch ein sinnvoller und gelungener. Aber gut: Alex liebt auch Windows Vista ...

Natürlich sind mir auch die Kritikpunkte an Windows 11 nicht entgangen: Ja, dass ich im Kontextmenü (Rechtsklick) erst auf Weitere Optionen anzeigen respektive Shift + F10 drücken muss, um etwa Drittanbieterprogramme wie MediaInfo zu nutzen, ist nervig. Und überhaupt ist es teilweise ein bisschen verwirrend, mit mehreren Systemsteuerungen zu arbeiten oder durch die verschiedenen Ebenen hindurch zu einer bestimmten Einstellung zu navigieren.

Es gibt also durchaus Kleinigkeiten, die ich nicht als besonders ideal gelöst erachte. Sie stören mich im Alltag jedoch nicht. Sie fallen mir ohnehin nur deshalb auf, weil ich gerade bewusst darüber schreibe.

Viele kleine Verbesserungen

Für mich überwiegt ganz klar das gute Feeling, das Windows 11 vermittelt. Es fühlt sich alles irgendwie geschmeidiger und moderner an als mit Windows 10. Programme öffnen sich meiner Meinung nach schneller, die Animation wirken flüssiger, das System insgesamt aufgeräumter.

Über die Taskleiste und das neue Startmenü mag man sich streiten. Letzteres könnte durchaus anpassbarer sein, aber es erfüllt seinen Zweck. Und wirklich gut war das Startmenü ohnehin noch nie.

Auch wenn es sehr oberflächlich klingt, mir gefallen die neuen, abgerundeten Fenster und auch, dass ich die Symbole in der Taskleiste mittig anordnen kann. Das erinnert zugegebenermaßen etwas an Apples macOS, aber das ist per se ja nicht verkehrt.

Und es gibt ein paar Funktionen unter Windows 11, die mir richtig gut gefallen: Snap-Layouts zum Beispiel, das ganz ähnlich wie FancyZones aus den PowerToys funktioniert. Damit lassen sich Fenster ganz simpel anordnen. Einfach den Mauszeiger auf den Vergrößern-Button eines Fensters bewegen und schon klappt sich ein Menü mit sechs Anordnungsoptionen aus.

Auch wenn ich ihn weiterhin selten nutze: Dass der Microsoft Store überarbeitet wurde, kann gar kein Fehler sein. Richtig gut hingegen ist die feste Implementierung des Xbox Game Pass durch die ebenfalls fest installierte Xbox App, mit der sich Spiele aus dem Store gut verwalten lassen.

Die Xbox App mit dem integrierten Game Pass. Die Xbox App mit dem integrierten Game Pass.

Ein Killer-Feature gibt es für mich dennoch

Windows 11 merkt sich, auf welchem Monitor welches Programm aktiv, welches Fenster geöffnet ist, selbst wenn der Bildschirm abgeschaltet oder vom System getrennt wird. Nach dem Einschalten ist alles wieder an seinem Platz. Sollte ich ein bestimmtes Programm dennoch benötigen, wird es nach dem Anklicken in der Taskleiste auf meinen Hauptmonitor transferiert, alles andere bleibt auf dem deaktivierten Bildschirm und ploppt nicht etwa wild auf, wie es bis einschließlich Windows 10 der Fall ist.

Für meine Arbeit als Redakteur ist das extrem hilfreich, da ich oftmals sowohl mit meinem Arbeitsrechner als auch mit meinem Testsystem auf ein und denselben Monitor zugreife und per Switch zwischen den ansteuernden Systemen hin- und herschalte.

Virtuelle Desktops überzeugen mich ebenfalls. Die kann ich ganz einfach via Windows-Taste + Tabulator aufrufen respektive erstellen. Gerade beim Arbeiten auf dem Notebook mit kleinem Bildschirm ist mir die Funktion ans Herz gewachsen.

Es gibt vielleicht keinen triftigen Grund zu wechseln, aber es spricht auch wenig dagegen

Jetzt kann man sagen: Na gut, sowohl das Für als auch das Wider sind doch nur Kleinigkeiten. Und mit Blick auf die Performance in Spielen ändert sich vorerst auch nichts. Interessant wird es vielleicht, wenn erste Spiele DirectStorage nutzen. Vereinfacht gesagt, werden Daten damit direkt von der schnellen NVMe-SSD in die Grafikkarte transportiert und müssen nicht mehr den Umweg über die CPU respektive den Arbeitsspeicher nehmen.

Das soll beispielsweise das Laden bei Levelübergängen erheblich verkürzen, wie wir es am PS5-Hit Ratchet & Clank: Rift Apart bereits eindrucksvoll sehen können. Die Technik wird zwar auch in Windows 10 implementiert, allerdings in etwas abgespeckter Form, wie aus einem Microsoft-Blog hervorgeht.

Die Sicherheitsfunktionen von Windows 11 rund um TPM 2.0, VBS und HVCI mögen zudem zwar sinnvoll sein, aber auch sie können unter Windows 10 genutzt werden. Mehr zu den neuen Features und warum sie der Grund für die hohen Systemanforderungen von Windows 11 sind, erfahrt ihr im folgenden Artikel:

Einen wirklich triftigen Grund, zu Windows 11 zu wechseln gibt es am Ende also gar nicht. Aber: Es gibt meiner Meinung nach auch keinen Grund, nicht zu Microsofts neuem Betriebssystem zu wechseln.

Wenn euer Rechner die Systemanforderungen erfüllt, solltet ihr unbedingt umsatteln. Windows 11 ist vielleicht keine Revolution und es macht auch nicht alles besser als Windows 10, aber in der Summe ist es gutes und an vielen Stellen sinnvolles Upgrade, sieht modern aus, läuft einwandfrei und kostet für Besitzer des Vorgängers noch nicht einmal was.

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