Alter Horror ist der beste Horror

Die einzigen richtig guten Spiele der letzten Jahre, die mir noch in wirklicher Erinnerung geblieben sind, sind die ersten beiden Dead-Space-Teile und die...

von Bakefish am: 21.10.2013

Die einzigen richtig guten Spiele der letzten Jahre, die mir noch in wirklicher Erinnerung geblieben sind, sind die ersten beiden Dead-Space-Teile und die Borderlands-Reihe gewesen. Also dachte ich mir, warum mal nicht in der Zeit zurückgehen und einen alten Horrorshooter des alten Hauses ausprobieren? In solchen Zeiten, als Computerspiele noch Computerspiele waren, Call of Duty noch nicht so bekannt wie heute und EA keine geldgeile Firma? Gesagt, getan, also holte ich mir F.E.A.R. und legte los. Und die paar Stunden haben sich definitiv gelohnt.

Der Bösewicht und wir

F.E.A.R. bedeutet First Encounter Assault Recon und ist im Spiel eine Truppe, die sich um paranormale Phänomene kümmert. Wir selbst spielen einen stillschweigenden Neuling, der sich in der Ausbildung jedoch als hervorragender Kämpfer erwiesen hat. Der Job? Ein Irrer namens Paxton Vettel ist ausgebrochen und hat in einer Stadt (Name nicht genannt) für mächtig Ärger gesorgt. Also sollen wir den Bösewicht mal schnell zur Strecke bringen.

Schon im Vornherein sollte klar sein, dass diese Aufgabe nicht so schnell beendet sein wird. Doch dann kommen die wirklich unerklärlichen Dinge- wir erleben merkwürdige Visionen, die Vettel uns aufbrennt und bemerken recht schnell, dass zwischen dem Spieler und ihm eine Verbindung herrscht.

Doch was macht dieses Mädchen im roten Kleid da? Was will es uns sagen? Wie schafft es dieses Wesen, Soldaten in einem Massaker abzuschlachten, ohne auch nur einen Finger zu krümmen? Recht schnell bemerken wir, dass irgendetwas nicht stimmt in dieser Stadt… und die unheimliche Geschichte nimmt ihren Lauf.

Abseits dieser Visionen wird die Geschichte hauptsächlich über Nachrichten mitgeteilt, welche wir entweder von unserem Leiter erzählt bekommen oder Anrufbeantwortern entnehmen können. Auch gibt es einige wenige Scriptsequenzen. Das mag jetzt recht simpel klingen, doch ist dieses Konzept hervorragend umgesetzt worden. Die Geschichte fesselt so bis zum Ende.

Slloooooowwmooooooooooottioooooooooooooooooooonnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn…

Ganz vom Grundsystem her spielt F.E.A.R. sich wie ein ganz normaler Egoshooter. Wie gesagt, vom Grundsystem her. Das Spiel hat einige interessante Eigenschaften.

Das, was F.E.A.R. richtig bekannt gemacht hat, dürfte die Slowmotion-Funktion sein. Auf Knopfdruck verlangsamt sich unsere Umgebung und wir haben Zeit für den perfekten Kopfschuss oder einen bösen Überraschungsangriff auf unsere Gegner. Damit diese Funktion jedoch nicht übermächtig ist, können wir sie immer nur eine bestimmte Zeit lang verwenden und müssen dann warten, bis sie sich wieder zu genügendem Ausmaß aufgeladen hat. Ein angenehm abwechselnd erfrischendes Element für einen Egoshooter!

Daneben lässt die Steuerung neben der Aus-der-Ecke-Hervorlehnen-Funktion, welche selbst heute in kaum einem Shooter vorkommt, noch coole Nahkampfattacken zu, wie einen Sidekick aus der Luft oder im ein kräftiger Tritt aus dem Schlittern heraus. Allerdings sind die Funktionen alles andere als besonders stark, vor allem, da sich die Gegner extrem klug verhalten. Mal ganz im Ernst, mit Ausnahme von Far Cry habe ich bisher in keinem anderen Egoshooter so intelligente Gegner gesehen. Sie arbeiten im Team, geben sich gegenseitig Deckung, schaffen sich selbst Deckung und haben nicht einen Aussetzer. Gepaart damit, dass die anfangs schon recht starken Einheiten später noch durch gepanzerte Fleischklöpse, Scharfschützen und sogar Kampfroboter unterstützt werden, ist das eine echt üble Mischung, wahrscheinlich ein Gegenzug zur Slowmotion.

Als nächstes fiel mir sehr angenehm auf, dass es nur sehr beschränkte Gesundheitsregeneration gibt. Diese tritt erst ab einem kritischen Gesundheitslevel ein, welches sich mit den steigenden Schwierigkeitsgraden noch heruntersetzt und auf dem höchsten überhaupt gar nicht mehr vorkommt. Ansonsten müssen wir uns mit den klassischen Gesundheitspacks versorgen, welche in Form von roten Erste-Hilfe-Paketen quer über die Level verteilt herumliegen. Außerdem ist es möglich, im Spiel Gesundheits- und Reflexbooster zu finden, welche die Gesundheit und Dauer unserer Slowmotion erhöhen.

Auch an Waffen spart das Spiel nicht, anfangs noch mit einer mickrigen Pistole ausgestattet, sammeln wir im Spiel bald schön heftigere Wummen bis hin zu richtig futuristischen Waffen, von welchen die Munition allerdings auch sehr knapp ist. Leider sind die Level zu eng gestaltet, um so entstehende verschiedene Möglichkeiten ausprobieren zu können.

Wack! Was war das?

Atmosphärisch gesehen ist das Shooterelement hervorragend mit Horror vermischt worden. Wir bekommen es hier nicht mit einer Form des Splatterhorrors wie in Dead Space zu tun, sondern mit Gruselhorror vom feinsten. Dies wirkt sich allein schon an der recht tristen Gestaltung der Stadt aus, meistens kämpfen wir auch bei nicht gerade besonders gutem Wetter.

Die Visionen, welche wir im Spiel immer mal wieder erleben, bekommen wir an so ziemlich genau den Stellen, an welchen wir sie nicht erwarten. Kriechen wir beispielsweise durch einen Lüftungsschacht, hören plötzlich eine Stimme flüstern und sehen dann blitzschnell das Mädchen auf uns zu kriechen, stehen uns manchmal die Haare zu Berge. So wird die Spannung immer schön oben behalten, auch kombiniert damit, dass wir im Laufe des Spiels immer weitere Verschwörungen und geheime Machenschaften bestimmter Personen und Firmen aufdecken.

No MP :(

Einen Testbericht zum Mehrspieler habe ich leider nicht parat, da mich hauptsächlich der Einzelspieler ansprach. In den anderen Rezensionen dürftet ihr mehr zum MP lesen können.

Alt? Pah!

F.E.A.R. stammt von 2005. Das sieht man. Die Grafik auch. Das sieht man. Doch für 2005 war die Grafik hervorragend. Und das sieht man erst recht. Nicht nur, dass die Texturen immer noch recht hübsch gehandhabt sind, auch sind Partikel-, Physik- und Wassereffekte hübsch umgesetzt. Ballern wir in etwas heftigeren Situationen mal in die Wände, können wir kurz darauf wegen des sich überall verbreitenden Staubs nichts mehr sehen. Ein klares Lob für so viel Liebe zum Detail!

Schade ist jedoch, dass die (langen und vielen) Level recht trist werden. Zwar ändert sich das Grundkonzept mit der Zeit (anfangs laufen wir durch ein Hafengelände, später dann durch etliche Bürogebäude und letztendlich durch verlassene Hallen und Industriekomplexe), doch viele Abschnitte scheinen sich zu wiederholen, wodurch man trotz der recht starken Linearität öfters mal das Gefühl bekommt, sich verlaufen zu haben. Gepaart damit, dass es keine Orientierungshilfe gibt, kann das manchmal frustrieren.

Fazit

F.E.A.R. mag jetzt zwar ganze 8 Jahre auf dem Buckel haben, doch macht es einige Dinge so hervorragend, dass einige heutige Shooter sich davon mal eine Scheibe abschneiden könnten. Der Einzelspieler dauert recht lange, die KI ist extrem klug, die Atmosphäre einfach der Hammer. Daher ist es das Spiel auch heute noch zumindest wert, mal ausprobiert zu werden, da es jetzt auch wirklich billig ist. Eine klare Kaufempfehlung!


Wertung
Pro und Kontra
  • Schön umgesetzte Story
  • schaurig-düstere Atmosphäre
  • sehr kluge KI
  • Slow-Motion-Funktion peppt das Spielgefühl auf
  • recht lange Spielzeit
  • Level wiederholen sich
  • wirkt manchmal etwas trist
  • nach Abschluss recht geringer Wiederspielwert

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(4)
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