Blut und Morde

Kein vernünftiger Mensch würde sagen: Wir produzieren nur noch Blut und Morde. Diese Gedanken gingen wohl IO Interactive nicht durch den Kopf, als sie...

von Weltensohn am: 24.03.2017

"Kein vernünftiger Mensch würde sagen: Wir produzieren nur noch Blut und Morde." Diese Gedanken gingen wohl IO Interactive nicht durch den Kopf, als sie die Arbeiten am 6. Teil der Hitman-Reihe (die HD-Triology außen vorgelassen) aufnahmen. In der Spielerschaft saß der Schock über das verkorkste "Hitman: Absolution" noch tief, und als dann noch bekannt wurde, dass man sich beim neuesten Teil der Serie des wenig beliebten Episodenformats bedient, war die Empörung kurzzeitig perfekt. So viel Abgebrühtheit erschütterte.


Dabei ist das neue Hitman, von vielen Spielern "Hitman 2016" genannt, da es eine Neuauflage der Serie darstellt, beileibe kein schlechtes Spiel geworden. Ganz im Gegenteil, während meinen etwa 60 Spielstunden hatte ich sehr viel morbiden Spaß daran, Missionsziele möglichst kreativ um die Ecke zu bringen. Während sich also im Irak Menschen in die Luft sprengen und in deutschen Einkaufszentren Fünfjährige randalieren saß ich zuhause friedlich vor meinem PC und habe natürlich ebenso friedlich Leuten den Garaus gemacht. Und das mit Stil!

Disclaimer: Ich habe außer Hitman: Absolution keinen bisherigen Serienteil gespielt. Vom fünften Teil war ich außerdem derart enttäuscht, dass ich es bis heute nicht durchgespielt habe. Daher kam mir die Neuauflage recht entgegen. Da ich nicht die Episoden abwarten wollte, habe ich mir das Spiel außerdem erst danach im Steam-Sale für 25€ geholt. Interessanterweise habe ich das Abwarten bereut, aber nicht aus dem zu erwartenden Grund...

 

Wiedergutmachung

Nachdem mich einige Freunde dazu angehalten haben, nach meiner Enttäuschung über Hitman: Absoluten der Neuauflage des Franchises dennoch eine Chance zu geben, habe ich wie bereits erwähnt im Sale zugeschlagen. Vor einer Woche habe ich schlussendlich meine "Spielereien" nach 62 großartigen Stunden beendet und bin zu Dishonored 2 gewechselt, welches ich nachwievor nicht gespielt hatte.

Während meiner Spielzeit in Hitman habe ich im großen und ganzen ein Gefühl verspührt: Wiedergutmachung.

Wiedergutmachung für Hitman: Absolution, welches mich nicht wirklich fesseln konnte und sich im Nachhinein wie herausgeworfenes Geld angefühlt hatte. Zu linear, zu strikt vorgegeben und zu simpel kam mir das gesamte Konzept vor.

Und Wiedergutmachung für die enttäuschten Fans, die mein Gefühl teilten. Allein in meinem Freundeskreis kenne ich zahlreiche Leute, die Hitman nach Hitman: Absolution bereits abgeschworen hatten und dann ihrerseits erst durch positive Tests wieder zu einem Kauf bewegt wurden.

Das neue Hitman macht in meinen Augen beinahe alles richtig, was ein Schleichspiel richtig machen kann. Es war für mich eine Offenbarung und hat mich subjektiv mehr unterhalten und geflasht, als das Dishonored 1 geschafft hat (meine erste Erfahrung in der Szene der Schleichspiele). Dennoch vergebe ich heute einen Punkt weniger als Anfang 2015 an das erste Dishonored, was einem Versuch einer objektiven Bewertung entspringt. So haben mich doch einige Mechaniken gestört und ich finde außerdem auch, dass man als "Early Adopter", der bereits von Beginn an dabei war, mehr zu erleben hatte. Dieses subjektive Gefühl versuche ich neben einer objektiven Rezension in den folgenden Absätzen zu erklären.

 

Wahre Verbrecher tragen Anzug

Die Hauptfigur der Hitman-Serie ist "Agent 47", welcher, soweit ich es anhand der Story verstanden habe, in einem Labor zur Kampf- und Stealthmaschine aufgezogen worden ist. Dadurch ist er äußerst effizient im stilvollen Morden und kann sich gut in den Schatten - oder verkleidet auch am hellichten Tag - verstecken. Wie man bereits sieht, habe ich sehr wenig von der Story mitbekommen. Diese ist in meinen Augen auch der größte Schwachpunkt im neuen Hitman.

Als Serienneuling habe ich folgende Ausgangssituation verstanden: Der Hitman wird von einer Frau für ein Unternehmen namens ICA rekrutiert, welches offensichtlich Auftragsmörder anstellt. Hierbei dürfte es allerdings im Hintergrund zu einigen Intrigen kommen, da der mysteriöse "Shadow Client", der der Agency die Aufträge gibt, scheinbar zusammenhängende Opfer fordert. Zu Beginn des Spiels erleben wir zwei Schauplätze aus der Ausbildungszeit von Agent 47, welche im Rahmen des Tutorials präsentiert werden. Nach Abschluss dieser reisen wir nach und nach an zahlreiche grandios ausgewählte und beeindruckend inszenierte Schauplätze, um diverse Zielpersonen auf kreative Art und Weise zu ermorden. Die Story wird mit Videoschnippseln während den einzelnen Episoden inszeniert.

Ich habe mir übrigens von meinen Freunden sagen lassen, dass Agent 47 immer im Anzug morden geht, und daher habe ich versucht, auch alle Missionen im Anzug zu erledigen. Das hat es nicht immer leichter gemacht - aber umso unterhaltsamer!


 

Ein Spielplatz für große Jungs

Diese Headline alleine beschreibt in meinen Augen, was genau das neue Hitman ausmacht. Es präsentiert dem Spieler eine riesige Sandbox, in der er auf Wunsch etwas an die Hand genommen werden kann. Doch im Grunde bietet es zahlreiche Möglichkeiten zu experimentieren, die man - etwas morbide Kreativität vorrausgesetzt - auch individuell umsetzen kann.

Das Spiel umfasst 7 Episoden und bringt uns dabei an 8 Schauplätze, wenn man die beiden Tutorial-Missionen, die weit weniger umfassend und durchaus überschaubar(er) ausfallen, miteinbezieht. Um das Spiel möglichst gut zu erklären, werde ich im Folgenden erst auf das Gameplay ansich und dann auf die einzelnen Episoden eingehen.

Das Ziel des Spiels ist es, wie bereits erwähnt, Auftragsmorde auszuführen und dabei möglichst nicht entdeckt zu werden. Bisweilen gilt es auch andere Aufträge zu erledigen, beispielsweise soll man in Episode 2 einen Virus vernichten. Doch ein Konzept fand ich persönlich verdammt störend. Einerseits schmeißt einen das Spiel in die Welt und sagt dir defacto lediglich "Dort ist dein Ziel, töte es!". Wie man es anstellt, bleibt größtenteils beim Spieler. Andererseits erhält man immer wieder während den Missionen Hinweise für sogenannte "Signature Kills", wodurch man auf vom Spiel vorgegebenen Wegen Zielpersonen um die Ecke bringen kann. Klar, man muss diesen nicht nachgehen, aber allein, dass das Spiel die Spielwelt teilweise so "erklärt", hat mich schon etwas in dieser ansonsten großartigen Sandbox gestört.

Hier ein fiktives Beispiel zur Verständnis: Während ich durch den Hof eines Anwesens laufe, höre ich, wie sich zwei Köche über das Mittagessen unterhalten, und das offensichtlich ein spezieller Koch anreist, da heute der Geburtstag der Zielperson ist und diese ein noch spezielleres Essen als sonst zu sich nehmen will. Nun würde eine Option aufploppen, dass ich diesem Weg nachgehen kann. Dann leitet einen das Spiel an, diesen Koch zu finden, sich als dieser auszugeben (indem man ihn ... friedlich ruhig stellt), und im weiteren Verlauf das Essen der Zielperson vergiften. Klar ist diese Option kreativ, aber ich hätte es bevorzugt, wenn das Anzeigen solcher Lösungswege von Haus aus deaktiviert gewesen wäre. Wenn man dann auf sowas von selbst draufkommt, muss es ja noch viel befriedigender sein.

 

Häppchenweise Spaß

Überraschend gut umgesetzt fand ich die Episodenstruktur. Ich finde sogar, dass es im neuen Hitman sinnvoll gewesen wäre, als Spieler von Anfang an mit dabei zu sein. Der Grund dafür ist, dass jede Episode nicht nur die Hauptmission beinhaltet, sondern zusätzlich an diesen Schauplätzen auch mehrere Nebenmissionen und andere Ziele enthält. Als neuer Spieler wird man durch diesen Umfang beinahe schon erschlagen, so viele Optionen bieten sich einem. Zusätzlich gibt es zahlreiche Signature Kills, die u.a. auch dazu führen, dass man mehr Auszeichnungen im Spiel bekommt und mehr spielinterne Herausforderungen abschließt. Wenn man einige oder alle Herausforderungen einer Episode abgeschlossen hat, gibts als Belohnung neue Items, die man sich in Zukunft auf die Missionen mitnehmen kann. Klingt nach künstlicher Streckung der Spielzeit? Macht aber verdammt viel Spaß!

Außerdem gibt es noch alle paar Tage ein neues Exclusive Target, ein Ziel, welches auf einer der Maps des Spiels positioniert ist und das es zu töten gilt. Diese Exclusive Targets werden vom Entwickler selbst ins Spiel implementiert und regelmäßig aktualisiert. Außerdem gibt es sogenannte Kontrakte, die man als Spieler selbst erstellen kann und dann hochladen könnte, sollte man das denn wollen. Zusätzlich kann man auch tausende solcher Kontrakte online herunterladen. Um einen Kontrakt zu erstellen, wählt man u.a. Zielperson, gewünschte Waffe und Verkleidung aus, und muss danach die Mission selbst einmal schaffen, um dadurch sicherzugehen, dass der Kontrakt lösbar ist. Danach kann er hochgeladen werden.

Nun aber zu den Episoden ansich:

Episode 1:

Im Prolog befinden wir uns auf zwei Testgeländen, wo wir frühere Aufträge von Agent 47 nachstellen müssen. Hier werden wir in die Spielweise eingeführt und werden auch mit dem Thema der Kreativität konfrontiert, indem das Spiel den Spieler anhält, das Tutorial mehrmals auf verschiedene Art und Weisen durchzuführen. Das Tutorial spielt auf einem, welches in einer künstlich geschaffenen Umgebung stationiert ist. Dadurch kommt selbst im Tutorial ein vertiefender Tutorial-Effekt vor, da es sich auch für die Spielfigur ansich um ein Tutorial handelt. Sehr cool und stimmig gelöst!

Wenn man genug geübt hat tritt man zur Abschlussmission an. Ich werde über die großen Missionen weniger schreiben und spoilern und eher generell mein Gefühl zur jeweiligen Aufgabenstellung sowie dem Areal selbst abgeben. Das Geländer in der Abschlussmission ist eine noch recht überschaubare Militärbasis. Auf ihr gibt es bereits die ersten Möglichkeiten eines Signature Kills, man wird also bereits vor der ersten wirklich großen Mission darin eingeführt. Die Mission empfand ich persönlich als recht leicht, doch die tolle Präsentation hat mich trotzdem dazu entmutigt, mehr als zufrieden mit dieser ersten echten Aufgabe zu sein.

Danach werden wir im Rahmen der ersten wahren Mission "Showstopper" nach Paris geschickt. Hier findet in einem riesigen, prunkvollen Gebäude, welches samt der umliegenden Parkanlage im Spiel frei begehbar ist, eine Modeschau statt. Hier gilt es, zwei Ziele auszuschalten. Die Kulisse ist wuchtig und epochal inszeniert, es tummeln sich gefühlt tausende Menschen am Bildschirm und die Atmosphäre ist in meinen Augen perfekt getroffen. So realistisch hat sich eine vergleichbare Szenerie in einem Videospiel für mich persönlich noch nie angefühlt. Was mir gleich zu Beginn auffiel: Selbst mit höchsten Details und einer Auflösung von 3440x1440p blieb die Framerate dank meiner wassergekühlten GTX980ti durchgehend über 50 Bildern pro Sekunde. Das ist eine beeindruckende Optimierung!

Summa summarum gebe ich dem "Intro Pack" wie die erste Episode auf Steam bezeichnet ist 9/10 Punkten. Ohne den Signature Kills wäre es vermutlich eine 10/10 geworden. Man kann stundenlang experimentieren und sich austoben, während die Kulisse wunderbar inszeniert ist und ein extrem befriedigendes Gefühl der Immersion eintritt. Chapeau, IO Interactive!

 

Episode 2:

Die zweite Episode verschlägt uns nach Sapienza, einer kleinen italienischen Küstenstadt. Dort steht auch das riesige Anwesen eines Chemikers samt einem umfassendem Kellersystem. In einem unterirdischen Labor soll ein tödlicher Virus produziert werden. Daher ist es unser Ziel, den Chemiker selbst, seine Assistentin und den Virus selbst auszulöschen.

Sapienza kommt im ersten Moment kleiner und weniger beeindruckend daher als noch Paris in "Showstopper". Doch wenn man sich erstmal in dem riesigen unterirdischen Tunnelsystem befindet, schlägt diese Befindnis zumindest etwas um. Grafisch ist die Küstenstadt grandios in Szene gesetzt, man hat das Gefühl, die salzige Meeresbrise direkt riechen zu können. Doch trotz des vergleichsweise "größeren Zieles", also der Vernichtung dieses tödlichen Virus, kommt nicht ganz dieses beeindruckende Gefühl aus Episode 1 zurück. Außerdem fand ich, dass auch die Schwierigkeit in Episode 2 etwas runtergeschraubt wurde.

Alles in allem war ich dennoch sehr zufrieden, und vergebe 8/10 Punkten.

 

Episode 3:

Unser nächster Auftrag führt uns nach Marrakesh, einer marokkanishen Großstadt. Hier sollen wir einen Militärsbefehlshaber und einen Politiker töten. Die Stadt ist gezeichnet von Katastrophen und riesige Menschenmassen protestieren vor einem Gebäude, in dem sich offensichtlich eines der Ziele befindet. Die Unruhe und Unzufriedenheit liegt spürbar in der Luft, während sich auf den riesigen Märkten (die ich in diesem Realismusgrad noch nie in einem Spiel oder Film inszeniert gesehen habe!) tausende Einkäufer tummeln, um Nahrungsmittel, Gewürze, Stoffe und ähnliches zu kaufen.

In dieser Episode hat die Schwierigkeit dankenswerter Weise wieder etwas angezogen, vor allem, da ich mir zum Ziel gesetzt habe, die Signature Kills erneut nicht zu nutzen. Die tolle Grafik, stabile Performance und der Flair der Altstadt von Marrakesh verleiten mich dazu, dieser Episode 9,5/10 Punkten zu geben.

 

Episode 4:

Nun verschlägt es uns in ein Luxushotel in Bangkok. Der Hotelkomplex ist riesig, die Spielwelt umfasst alles von tropischen Gärten bishin zu luxuriösen Suiten. Leider waren hier die Aufgaben wieder leichter zu erfüllen, und ich habe auch nicht ganz den Flair gespürt, der mich noch in Marrakesh absolut mitgerissen hat. Im ganzen war ich von dieser Episode enttäuscht, da auch beispielsweise die einfachen Hotelangestellten nicht wirklich auf mich aufmerksam wurden, so wie ich mir das eigentlich gewünscht hätte.

Dieser Episode vergebe ich daher nur 6,5/10 Punkten.

 

Episode 5:

Die Hauptmission dieser Episode führt uns nach Colorado, wo wir ein privates Militärlager aufmischen und in ein gut gesichertes Haus eindringen. Überall sind Wachen und aufmerksame Militärs. Zusätzlich haben wir hier gleich vier Zielpersonen auszuschalten, die allesamt als Hacker die internationale Sicherheit bedrohen. Für Leisetreter und Sandboxfreude ist diese Mission also das absolute El Colora... ehm El Dorado. In keine Mission habe ich beim ersten Durchlauf so viel Zeit und Freude gesteckt. Dennoch fand ich sie subjektiv nicht besser als Episode 3, da mich das Flair und die Menschenmassen in Marrakesh einfach mehr fesseln konnten.

Dennoch erreicht diese Mission in meinen Augen ein unfassbar spannendes und intensives Schleicherlebnis, und das will ich auch mit 9/10 Punkten lobend hervorheben.

 

Episode 6:

In der letzten "großen" Missionserweiterung startet Agent 47 ohne jeglicher Hilfsmittel als Patient der fortgeschrittenen Gama-Klinik im japanischen Hokkaido. Diese Privatklinik, die absoluten Luxus für ihre betuchten Patienten bietet, ist nicht nur äußerst modern eingerichtet und setzt auf viel Technik, was beispielsweise dem unbefugten Betreten mancher Räume Probleme macht, da wir ohne passender Verkleidung manche Türen schlichtwegs nicht durchschreiten können. Außerdem bietet sie einige REHA-Bereiche, wo beispielsweise Yoga-Kurse oder delikates Sushi angeboten werden. Der Kern der Einrichtung ist ein High-Tech-Computersystem welches in Form einer KI die gesamte Einrichtung überwacht und selbst Operationen steuert. Ein Schelm, wer nun auf böse Gedanken kommt...

Die Klinik befindet sich auf einem schneebedeckten Gipfel, daher kommen wir auch so gut wie gar nicht in die freie Natur. Dennoch macht das Experimentieren mit den verschiedensten Möglichkeiten, die uns Hokkaido bietet, enormen Spaß, wenn auch mir die Szenerie etwas zu "kalt" (im Sinne von Modern) und uninspiriert war. Klar, alles wirkt realistisch, aber es fehlen beispielsweise die großen Menschenmassen, die in Episode 1 und 3 noch für "Aha-Momente" gesorgt haben. Insgesamt bewerte ich das Finale von Hitman mit 8/10 Punkten.

 

Episode 7 (Bonus-Episode):

Diese Episode verschlägt uns nochmal zurück an die drei Standorte Paris, Sapienza und Marrakesh. Hier haben wir neue Ziele zu erledigen und sie stellen allesamt unseren "ersten" Aufenthalt in diesen Regionen da. Die Bonus-Episode spielt unabhängig von der Hauptstory.

Leider war ich durch dieses "Level-Recycling" weniger angetan. Besonders daher, da es ja bereits zu jeder Episode auch gesamt 10 Herausforderungsmissionen gibt, die auch auf diesen Maps spielen. Das macht für mich die Bonus-Episode zu einer netten Dreingabe, aber nicht zu mehr. Ich vergebe ernüchterte 5/10 Punkte.

Das "Level-Recycling" ist auch der Grund, weshalb ich denke, dass sich das Spiel für die Episodenstruktur so anbietet. Wer von Anfang an dabei war, konnte in Ruhe die Wartezeit zur nächsten Episode überbrücken, indem er die Herausforderungen und co abschließt und so nach und nach die Map wirklich kennen und durchschauen lernt. Bis dann die Bonus-Episode rauskam war man schon wieder etwas weniger über die ersten paar Schauplätze im Bilde und hatte eine frischere Spielerfahrung als ich sie beispielsweise hatte.

Ich muss dazu sagen, dass ich zwar alle Episoden gespielt habe, aber nicht sämtliche Herausforderungen abgeschlossen habe. Zu schnell hat durch das Levelrecycling die anfängliche Faszination nachgelassen.

Mein erster Durchlauf, in dem ich nur die Story-Missionen in Episode 1-6 gespielt habe, hat mich 12 Stunden gekostet. Der Rest meiner 62-stündigen Spielzeit war Experimentieren und Abschließen von Herausforderungen. Ich denke aber, wie bereits erwähnt, dass ich als Spieler, der von Anfang an dabei gewesen ist, länger motiviert gewesen wäre oder zumindest gesamt mehr Spielzeit in Hitman gesteckt hätte.

 

Grafik top, Performance flopp?

Beim Spielen von Hitman hat mich ein Aspekt besonders gewundert und fasziniert. Die Grafik sieht, wie bereits erwähnt, in meinen Augen fantastisch aus, und bietet unfassbar realistische und detaillierte Schauplätze, die einen immer wieder zu einer kurzen Pause motivieren, um das Gebotene förmlich aufzsaugen. Was mich zusätzlich besonders gefreut hat: Hitman läuft problemlos in 21:9 in der Auflösung 3440x1440 Pixel. So gehört das, liebe Spieleentwickler (I'm looking at you, Bethesda)!

Trotz dieser epochalen Grafik halten sich die Framerates durchaus im spielbaren Bereich. Selten hatte ich Dips knapp unter 50FPS, und auch dann nur, wenn gerade hunderte Figuren gerendert werden mussten, die alle ihrem Tagesablauf nachgingen. Unter der Prämisse, dass ich alles auf höchsten Einstellungen am laufen hatte, ist dies ein phänomenales Ergebnis und spricht nur für die Optimierungs"künste" des Entwicklers.

Ob sich dieses tolle Ergebnis aber auf allen Rechnern wiederfindet, wage ich zu bezweifeln, denn mein PC ist durchaus potent ausgestattet. Ein i7 4790k, eine GTX980ti und 32gb RAM bilden das Herzstück meines wassergekühlten Computers. Zusätzlich habe ich Hitman auf einer SSD installiert, was die Ladezeiten angenehm kurz werden lies.

 

Agent Weltensohn empfiehlt...

Jeder, der eine riesige Sandbox mit vielen tödlichen Optionen sucht, ist mit der Neuauflage von Hitman reichlich beschenkt.  Die grandiosen Schauplätze und die tollen Möglichkeiten, die sich einem bieten, die Missionen anzugehen, wiegen die weniger prickelnde Story gut auf. Wen die Signature Kills nicht so stören wie mich und wer mit dem angesprochenen "Level-Recycling" kein Problem hat, der ist mit dem neuen Hitman bestens aufgehoben und kauft ein geniales, unfassbar zur Kreativität aufrufendes Schleichspiel.

Wer sich allerdings eine spannende Story oder durchwegs frische Areale erwartet, der wird vermutlich etwas enttäuscht, zumal der erste Durchgang für Kenner des Genres keine 15 Stunden dauern wird. Erst durch das Experimentieren ergibt sich eine lange, umfassende Spielzeit, doch darauf muss man sich als Käufer der Hitman-Neuauflage eben einlassen.

 

Vielen Dank fürs Lesen,

Weltensohn


Wertung
Pro und Kontra
  • grandiose Schauplätze
  • riesige Menschenmengen führen zu toller Immersion
  • Stealth-Gameplay bietet viele Optionen
  • angenehmer Schwierigkeitsgrad
  • Trotz guter Grafik sehr performanceschonend
  • Story schlecht umgesetzt
  • Signature-Kills zu vorgegeben
  • Level-Recycling
  • Kurze Spielzeit, wenn man nicht experimentieren will

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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