Damals war's ...

Anno 1997 revolutionierte die Kult-Spieleschmiede Blizzard (bekannt geworden durch die „WarCraft“- und „Diablo“-Reihe) das...

von Lazerus am: 12.07.2014

Anno 1997 revolutionierte die Kult-Spieleschmiede Blizzard (bekannt geworden durch die „WarCraft“- und „Diablo“-Reihe) das Strategiespielgenre. Und das obwohl das Spiel eine wirklich schwere Geburt hinter sich hatte. Nicht zuletzt, weil man zunächst gar nicht wusste, was „StarCraft“ eigentlich mal werden sollte. Klar war Bill Rooper und seinem Team nur, dass es ein „kleines, albernes Armeespielchen im Weltraum“ werden sollte. Dabei zog man sogar in betracht ein „Star Wars“-Lizenzspiel zu machen.
 
1995 wurde dann eine erste Version auf der „Electronic Entertaiment Expo“ (E3) gezeigt, die jedoch viel Rüge und Gelächter nach sich zog. Da das Spiel damals noch die WarCraft2-Engine verwendete hallte es von beinah allen geladenen Journalisten: „Das ist doch WarCraft im Weltraum!“
 
Das konnte man natürlich nicht auf sich sitzen lassen und strukturierte die Grafikengine radikal um. Diesem Umstand verdankt das „StarCraft“-AddOn „Brood War“ u.a. das folgende Easter-Egg: Wenn man mehrmals auf die Heldenfigur Artanis klickt, sagt dieser erbost: „StarCraft ist kein WarCraft im Weltraum!“
 
Tja, so etwas kommt davon, wenn Reporter arme Spieleentwickler ärgern.
Daraufhin vergingen noch annährend 2 Jahre bis zur finalen Veröffentlichung.
Als „StarCraft“ schlussendlich erschien schlug es ein wie eine Bombe. Einer der absoluten Überraschungshits des Jahres 1997.

 

Was „StarCraft“ so erfolgreich machte war das nahezu bis zur Perfektion betriebene Stein-Schere-Papier-Prinzip. Anders als im direkten Konkurrenten „Command & Conquer“ von 1994 galt hier Klasse statt Masse. Jede Einheit besaß eine Gegeneinheit, die sie besiegen konnte. D.h.: Raketenturm besiegt Raumjäger, Raumjäger besiegt Zergling, Zergling besiegt Space-Marine etc. – die möglichen Kombinationen sind extrem zahlreich und sorgen dafür, dass es keine Supereinheiten gibt, ebenso wenig wie völlig nutzlose. Deshalb klappt es so gut wie nie den Feind einfach mit stupiden Massen den Feind zu überrollen.
 
Zudem konnte man in „StarCraft“ erstmals drei völlig unterschiedliche Völker spielen, die sich auch spielerisch extrem voneinander unterschieden. Da hatte man die technisierten Terraner, die religiös-sprituellen Protoss und die parasitären Zerg. Diese haben jeweils Vor- und Nachteile, die es strategisch zu nutzen gilt.
 
Ein zeitloses Epos
 
Doch nicht allein das bis heute tausendfach kopierte Spielprinzip verhalf „StarCraft“ zu seinem Ruhm, sondern auch die dramatische Geschichte und die interessanten Figuren.
 
Denn wenn Blizzard eines beherrscht, dann ist es simpel klingende Plots in spannende und epische Kampagnen zu verpacken.
 
Bösartige Aliens, die die Menschheit zum Fressen gern haben – das ist spätestens seit Ridley Scotts Sci-Fi-Klassiker „Alien – das unheimliche Wesen aus einer anderen Welt“ keine Neuheit mehr. Doch zwischen diesem Simpelplot stecken so viele Details, Nebenplots und die eine oder andere philosophische Auseinandersetzung mit dem Leben und der Schöpfung, dass sich um die Geschichte des Spiels innerhalb des Fandoms ein wahrer Kult gebildet hat.
 
Nicht zuletzt, weil einem die (manchmal etwas klischeehaften) Figuren während der Missionen regelrecht ans Herz wachsen. Da wäre der bärbeißige Marine James Raynor, der aufstrebende Revolutionsführer Arcturus Mengsk und seine Untergebene Sarah Karrigan. Oder der weise, aber von Selbstzweifeln zerfressene Protoss-Templer Tassadar, der sich gegen sein eigenes Volk wenden muss, um dessen Überleben zu sichern. Oder die Geschichte um den Overmind – einer Art großen, lebendem Gehirn, dass die Zerg leitet –, der als perfektes Wesen die ganze Galaxis von mangelhaften Kreaturen (Terraner und Protoss) reinigen will.
 
Dazwischen gibt es einiges an Überraschungen und Storytwists, die einen als Spieler manchmal an den emotionalen Abgrund befördern. (Mission: „New Gettysburg“) Allen voran die Liebesgeschichte um Raynor und Karrigan ist eine der stärksten Nebenstränge des Spiels – und wird, so wie es die Trailer bereits angedeuten, im kommenden „StarCraft 2“ noch eine gewichtige Rolle spielen.
 
Man darf also gespannt sein!
 
Erzählt wird das Ganze in den Missionsbriefings, den Missionen selbst und in denen, für Blizzard mittlerweile als Aushängeschild dienenden, grandiosen Zwischensequenzen.
 
Unvergessen sind dabei u.a. „Kaltes Bier und heiße Bomben!“; als Marines auf einem Forschungsschiff von Zerg überfallen werden. Oder die tolle Endsequenz der Protosskampagne mit der Kamerafahrt über das Schlachtfeld und die Verfolgungsjagd über die Außenhaut des Protoss-Kreuzers, die schließlich mit Tassadars letzter Heldentat überschnitten wird. Zweifellos zu einer der wohl zeitlosesten Anfangssequenzen der Geschichte gehört auch das Intro des AddOns „Brood War“. In diesem kämpfen die Marines erbittert im Schützengraben um ihr Leben, während über dem Schlachtfeld ein riesiger, terranischer Kreuzer kreißt. Besonders gruselig in dieser Sequenz: Die beiden Generäle DuVall und Stukov, die sich das Gemetzel gelassen ansehen und ihre Soldaten schließlich als Forschungsobjekte opfern. Ebenso unvergessen das Ende des Intros: Der Kreuzer dreht ab, während langsam von einem einsamen Marine im Schützengraben weggezoomt wird und man die Zerg-Horden links und rechts auf ihn zu rennen sieht. Gänsehaut pur!
 
So kann’s gehen ...
 
Zudem ist „StarCraft“ eines der am meisten von der Kritik unterschätzen Spiele. Der ehemalige GameStar-Chefredakteur Jörg Langer orakelte nach Erscheinen des Spiels, dass „StarCraft“ im Multiplayer-Bereich höchstens zwei Jahre zu bestreiten hat und dann unweigerlich verdrängt würde. Heute, 17 Jahre später, ist „StarCraft“ immer noch eines der beliebtesten Turnierspiele überhaupt und so lebendig wie eh und je.
 
So kann’s gehen, Herr Langer!
 
Und an dieser Stelle bleibt mir nicht viel mehr, als jenen Satz zu sagen, den nur ein absoluter StarCraft-Fan jetzt sagen kann: „StarCraft ist und bleibt das beste Spiel der Welt!“

Wertung
Pro und Kontra
  • - tolle Geschichte
  • - tolle Charkere
  • - 3 individuelle Fraktionen
  • - spannendes Missionsdesign
  • - taktische Möglichkeiten
  • - stimmige Grafiksets
  • - toller Soundtrack
  • - die Videos!
  • - alte 2D-Grafik ... herrje, es ist von ´97!
  • - Baueinheiten bauen sich ständig ein (ein typisches Blizzard-Problem)

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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