Dark Devotion - ein Metroid-Rogue-Souls?

Wie stark ist deine finstere Hingabe? Dein Glaube? Wie häufig wirst du sterben, bevor du aufgibst?

von Reddok am: 30.07.2019

Du bist ein Templer. Dein ganzes Leben wurdest du hierrauf vorbereitet: Den Tempel zu betreten und dich den Schrecken zu stellen, die im Inneren lauern. Von klein auf wurdest du trainiert, hast Ungläubige hingerichtet, ob mit dem Schwert oder dem Strick - doch deine größte Prüfung steht dir noch bevor und alles was dir bleibt ist dein Glauben. Der Glaube wird dich nicht im Stich lassen, selbst wenn dein Körper es längst getan hat. Und so stellst du dich deinem Schicksal, kämpfst dich mühsam vorwärts und scheiterst. Doch selbst der Tod bleibt dir verwehrt und so beginnt alles vorn vorn. Wieder und wieder. Ob du letzten Endes doch Erfolg haben wirst, hängt nur von einer einzigen Sache ab: Deiner DARK DEVOTION.

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Mörderin im Namen des Glaubens

Ein kurzes Introvideo stimmt den Spieler auf das düstere Spiel ein. Unsere Spielfigur, eine Templerin, tötet Unbewaffnete, lässt Ungläubige am Galgen baumeln. Bis sie schließlich für eine Expedition auserwählt wird, um den mysteriösen Tempel zu stürmen. Eine Wächterin macht zwar kurzen Prozess mit uns, doch unser Gott holt die Templerin zurück. Von nun an wird sie bei jedem Tod in einem Hub wiedergeboren, wo uns ein Schmied mit rostiger Ausrüstung austattet; ein Questgeber uns verschiedene Blaupausen für den Schmied gibt, sobald wir seine Aufgaben erfüllen; Gefundene NPCs Obdach suchen. Da unsere Templerkollegen in großen Teilen aufgerieben sind,  bleibt uns also nichts anderes übrig, als allein in die Tiefen des Tempels hinabzusteigen - und das wortwörtlich. Springen gibts nicht, manchmal gibt es zwar Leitern die wir erklimmen müssen, doch meistens bleibt uns nichts andere Wahl als uns ins ungewisse fallen zu lassen. Fast alle Türen schließen sich hinter uns - der Tod ist der einzige Weg zurück.
Das geniale Sounddesign tut sein übriges. Ketten rasseln, Untote röcheln, Türen knarren, Raben krächzen warnend, Engelsgesang ertönt beim beten. Dies macht die Atmosphäre schön dicht und Fallen hört man häufiger, bevor man sie sieht.


Wir kämpfen uns durch allerlei Gegner, Gebiete und Bosse - die 2 letzteren sind jedoch unmöglich in einem Durchlauf zu schaffen, da sich der Weg immer in drei aufteilt, bevor er sich wieder in einem Hauptboss vereint. Gebiete/Bosse sind alle relativ abwechslungsreich und bringen teilweise ihre eigenen Mechaniken mit. So gibt es z.B. einen Gefängnistrakt, der viele verschlossene Türen hat und man zufällig Schlüssel für diese bekommt; oder einen Boss, der sich durch beten besiegen lässt. Dabei handelt es sich um eine geopferte Jungfrau, die von Tentakelhaften Mutationen beschützt wird. Uns wird zu Beginn jeder Phase unser kompletter Glaube entzogen, den wir wiedererlangen, wenn wir der Jungfrau ein paar Hiebe geben.

 

Schurkenähnlich?

Die Templerin startet die Reise immer mit vollem Glauben. Deser kann sie heilen, Flüche/Krankheiten aufheben, Segen und Gegenstände beschwören oder Türen öffnen - je nach dem, ob gerade der jeweilige Altar in der Nähe ist. Besiegte Gegner oder Rastplätze der Templer geben ihr neuen Glauben, die letzten Bosse allerdings nicht. Die anderen Ressourcen sind Leben und Rüstung. Unsere Templerin hält extrem wenig aus, vor allem am Anfang, wenn sie nur einen HP und einen Rüstungspunkt hat. Rüstung ist eine Art zweite Hp-Leiste, die man jedoch nur mit gefundenen Rüstungsteilen wieder auffüllen kann. Sollte man außerdem allzulange mit einer kaputten Rüstung herumlaufen, bekommt man einen Fluch oder eine Krankheit.
Auf den ersten Blick hat Dark Devotion also einiges mit Rouguelikes gemein. Man verliert beispielsweise seine Ausrüstung und den gesamten Fortschritt - bis auf Skillpunkte, Abkürzungen und freigeschaltete Runensteine. Allerdings ist fast nichts zufallsgeneriert. Die Räume sind immer die gleichen, Segen und Flüche sind jedoch (meist) zufällig und von Ausrüstungsschreinen bekommt man immer die gleichen Gegenstände. Falls man also eine bestimmte Ausrüstung (z.B. für ein Achievement) zusammenstellen will, muss man sich vorher eine Route durch den Tempel überlegen. Es gibt aber auch eine Chance auf Elite-Gegner, die etwas schwerer zu besiegen sind und mehr aushalten - aber dafür definitv gute Beute fallen lassen. Außerdem kann es sein, dass manchmal Gegner anders plaziert sind, oder ein besonders starker Rabengegner einen Hinterhalt legt.

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Oder Seelenähnlich?

Allerdings gibt es auch Ähnlichkeiten mit Dark Souls - und die sind um einiges stärker als mit anderen Roguelikes, die damit geworben haben (vor allem Dead Cells, die den Vergleich selber in ihrer Produktbeschreibung haben). Die Kämpfe spielen sich sehr taktisch;  jeder Schritt, jeder Block und jede Ausweichrolle sollte gut überlegt sein - denn wenn die Ausdauer erstmal leer ist, steht man da wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Es steuert sich auch relativ ähnlich, jedoch werden um einiges weniger Tasten gebraucht, weshalb es unterschiedliche Wege gibt (wie immer nehm ich bei solchen Spielen einen XBox-Controller):


Linker Stick bewegen, Kreuz für Items (gedrückt halten zum Abwerfen), LT für linke Hand, RT für rechte Hand,  mit A wechselt man aus 2  Ausrüstungssets, B zum Ausweichen (geht auch mit LB und RB, wenn man nicht gleichzeitig den linken Stick in die richtige richtung bewegen möchte), Y zum Beten, X zum sonstigen Interagieren. Außerdem kann man noch den rechten Stick reindrücken, um sich Gegenstände und passive Effekte anzusehen.


Linke Hand, rechte Hand? Nun, RT ist eigentlich immer ein Angriff, der von der ausgerüsteten Waffe abhängt. Bei LT ist es etwas komplizierter, die Möglichkeiten sind blocken, zaubern oder eine speziellere Form des Ausweichens.  Mit etwas Timing bekommt man perfekte Blocks hin, die weniger Ausdauer verbrauchen, recht einfach an dem Glanzeffeckt zu erkennen. Apropos Ausdauer: Wie bereits angesprochen braucht man Ausdauer für alles. Ohne Ausdauer sind die Optionen des Spielers begrenzt - Angreifen? Nö. Blocken? Fehlanzeige. Ausweichen? Träum weiter! Also sollte man lieber ein bisschen zu viel Ausdauer auf der hohen Kante haben - oder Items benutzen, die Ausdauer wiederherstellen. Das gilt vor allem fürs Angreifen, denn das geht bereits unter einem bestimmten Schwellenwert nicht mehr, dargestellt durch eine Begrenzung auf der Ausdauerleiste.
Dark Souls ist ja dafür bekannt, dass die meisten Gegner immer wieder kommen, Ausnahmen sind sowohl Bosse als auch Minibosse. In Dark Devotion geht es um Alles oder Nichts und bei jedem Neuanfang sind alle besiegten Gegner wieder da - auch die Bosse. Es gibt allerdings auch hier eine kleine Ausnahme: Es ist möglich ein Item beim Schmied freizuschalten, welches bereits besiegte Bosse verschwinden lässt. Dafür nimmt man aber in Kauf, dass ein Itemslot belegt wird, der theorethischerweise über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Dass alle Bosse respawnen klingt erstmal ziemlich schlimm, bzw. anstrengend. Allerdings lässt jeder besiegte Boss auch seine Waffe fallen, die man, nach einmaligem Aufheben, immer wieder beim Schmied abholen kann. Außerdem lassen sich Perks freischalten, mit denen man später gut "Snowballen" kann, z.B. + 1 Angriff pro besiegten Boss.

Oh, und es gibt keine Möglichkeit für eine Pause, oder gar den Durchlauf zu pausieren und später fortzusetzen (Beim nächsten Spielstart ist man wieder am Anfang).

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Waffen, Runen, Rüstungen, Glücksbringer und Perks

Im Tempel gibt es viele Geheimnisse. Zum Beispiel Runensteine, die bestimmte Werte unseres Charakters dauerhaft verbessern. Es lohnt sich diese zu suchen, denn mit mehr Kritchance, Glauben und Schaden kämpft es sich im Tempel um einiges leichter. Das hängt aber auch mit der gewählten Waffe zusammen. Diese haben in Dark Devotion neben dem Schadenswert und speziellen Effekten auch zwei weitere Werte: Kritchance und Fehlschlag, wobei es sich je nach Waffe entweder um sog. Schadenskrits oder Betäubungskrits handelt. Fehlschläge sind hingegen - man ahnt es sicher schon - das genaue Gegenteil. Meistens haben Waffen mit hoher Kritchance oder Schadenswert auch einen hohen Fehlschlagswert. Diese lassen sich aber auch durch linkshändige Gegenstände, Rüstungen und Glücksbringer verbessern und/oder verschlechtern. Eine Fackel z.B. erhellt nicht nur die Umgebung sondern sorgt auch für weniger Fehlschläge, ist aber ansonsten unbrauchbar. Es gibt außerdem verfluchte und gesegnete Gegenstände, wobei letztere eher selten sind. Diese geben nicht nur gute Werte, sondern auch eine passive Eigenschaft. Bei verfluchten Gegenständen sind die natürlich eher hinderlich. Die löchrige Tasche sorgt beispielsweise dafür, dass die Templerin in jedem Itemslot nur einen Gegenstand tragen kann, ein Heiliges Kreuz sorgt hingegen für gut ausgeleuchtete Räume.  Negative Effekte kann man zwar wie Flüche und Krankheiten heilen, wenn man am richtigen Schrein betet, allerdings gilt das nur für den aktuellen Abschnitt.
Zu guter Letzt gibt es noch Waffenrunen. Man kann je eine pro (Nahkampf-) Waffe einsetzen, was dieser nach häufiger Benutzung zusätzliche passive Eigenschaften verleiht, wie eine Chance auf Heilung oder Verlangsamung der Gegner. Diese Runen kann man austauschen, wenn man eine bessere finden sollte.
Ich für meinen Teil empfand jedoch die Einhandwaffe/Schild kombination am besten. Denn was bringt einen eine Zweihandwaffe, die zwar viel Schaden austeilt, man aber nicht genug Zeit hat zum Zuschlagen?  Passend dazu ist der Schild ein zuverlässiges Werkzeug um Schaden zu verhindern.  Waffen sind allerdings nicht nur zum Kämpfen gut, beispielsweise lassen sich kaputte Wände nur mit stumpfen Waffen zerstören.

Neben Glauben bekommt man von jedem besiegten Gegner auch Erfahrungspunkte, welche man nicht verliert.  Diese investiert man in einen etwas anderen Skill-Tree... Tree stimmt nicht wirklich, es ist eher ein Stamm. Es gibt mehrere Ebenen, jede Ebene hat 5 Perks plus einen zusätzlichen, den man über einen Bosskampf freischaltet. Auf jeder Ebene kann man nur einen einzigen aktivieren - aber kaufen sollte man trotzdem alle, um die nächste Ebene freizuschalten. Perks können einen recht großen Einfluss auf das Gameplay haben, sie (sollten) entscheiden, welche Waffen man ins Feld führt und welchen Spielstil man anstrebt. So kann man beispielsweise Bögen und Magie verbessern, oder seine Ausweichrolle in einen Teleport umwandeln - was aber meiner Meinung nach eher hinderlich als nützlich ist.

Der letzte Atemzug

Ich bin zwar nicht jemand, der alle Quests/Herausvorderungen/Achievements abarbeitet, hatte aber sehr viel Spaß mit Dark Devotion. Die Atmosphäre und die Sounds sind super, saugten mich tief ins Geschehen. Sowohl Bosse als auch Gegner sind abwechslungsreich, verlangen meist nach einer anderen Taktik. Der Schwierigkeitsgrad scheint anfangs zwar recht hoch zu sein, wird aber mit der Zeit (und den richtigen Perks, sowie dem ein oder anderen gefundenen Runenstein) deutlich angenehmer. Es gibt viele Geheimnisse, von denen ich gefühlt nicht mal die Hälfte aufdecken konnte.  Die Steuerung ist präzise und intuitiv, auch wenn ich mir manchmal wünschte, springen zu können - aus Gewohnheit. Storyfetzen werden praktischerweise in einer Bibliothek gelagert, wo man sie sich bei Bedarf immer wieder zu Gemüte führen kann.
Wer Pixelgrafik nicht mag,  wird vermutlich auch bei Dark Devotion keine Freude finden; ich denke aber, dass diese sehr gut umgesetzt wurde. Die Animationen sehen gut aus und sind flüssig; Rüstungen haben Einfluss auf das Aussehen des Charakters - was bei solchen Spielen nicht selbstverständlich ist.

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Allerdings ist es auch nicht wirklich perfekt. Zum Release gab es den ein oder anderen Absturz, wie es momentan aussieht, kann ich nicht sagen. Pause, oder ein späteres Fortsetzen eines Durchlaufs gibt es nicht, was insbesondere in Verbindung mit Abstürzen (oder anderen zufälligen Ereignissen) schnell ärgerlich wird. Oh und bevor ichs vergesse: Das Ausrüstungsinterface beim Schmied stammt direkt aus der Hölle und ist das klobigste, was ich je gesehen habe und bietet keinerlei Übersicht. Glücklicherweise verbringt man die wenigste Zeit in diesem Bildschirm.
Abschließend würde ich schätzen, dass man mit Dark Devotion viel Spaß haben kann, solange man etwas frustresistenz mitbringt, sich seine Spielzeit gut einplanen kann und Herausvorderungen mag.


Wertung
Pro und Kontra
  • abwechslungsreiche Gebiete und Bossgegner
  • taktisches Kampfsystem, präzise Steuerung
  • tolle Soundkulisse
  • Perks mit Auswirkungen auf die Spielweise
  • Progression fühlt sich gut an
  • schöne Pixelgrafik
  • Texte werden in der Bibliothek gesammelt
  • Abstürze sind zwar selten, wirken sich aber sehr auf den Spielspaß aus
  • es ist nicht möglich ein laufendes Spiel zu unterbrechen
  • einzelne Durchläufe können sehr lang sein, was in Kombination mit den oberen Punkten für Frust sorgen kann
  • Zweihandwaffen machen das Spiel schwerer, der zusätzliche Schaden gleicht dies nicht aus
  • unübersichtliches und unhandliches Schmied-Interface

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(4)
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