Darksiders 3 - Ruckelige Apokalypse

Jahre nach dem zweiten Teil der Reihe darf nun auch Reiterin Fury zur Waffe greifen. Dabei schnetzelt und hackt sie sich zwar spektakulär durch Dämonen, leidet...

von RasAlHim am: 03.06.2019

Nach 6 Jahren erschien 2018 mit Darksiders 3 die Fortsetzung einer Reihe, die nach dem Aus des ehemaligen Publishers THQ lange Zeit für tot galt. Die Spiele galten als Geheimtipps, die Phrase "Zelda für Erwachsene" findet man in fast jedem Artikel und sonstigem Text, der sich mit der Reihe befasst. Der neue, dritte Teil hingegen passte nicht mehr wirklich zu diesem Vergleich, mit ein Grund für die gespaltenen Reaktionen der Spieler. Dennoch bietet Darksiders 3 einiges an Spaß, leidet aber spürbar an herunter gebrochenen Gameplay-Elementen und starken technischen Problemen, zumindest in der PS4-Version.

Miesepeter vs. die Sünde

Doch worum geht es überhaupt? Fury, ein Reiter der Apokalypse und Schwester der vorherigen Protagonisten Krieg und Tod (warum sich hier für den englischen Namen entschieden wurde bleibt ungewiss), wird vom Feurigen Rat ausgesandt, die Sieben Todsünden zu finden und zur Stecke zu bringen. Damit lässt sich die grobe Story des Spiels schon zusammenfassen. Wir werden im Rahmen der etwa 15-25 Stunden dauernden Handlung zur zerstörten Erde geschickt und kämpfen uns durch Dämonen, die Todsünden dienen als (äußerst spektakuläre) Bosse. Zwar gibt es zwischendurch immer mal wieder Dialoge, die für mehr Tiefgang sorgen sollen, doch die Story bleibt lange Zeit eher simpel. Genauso steht es mit Fury, die ihrem Namen alle Ehre macht und die meiste Zeit mies gelaunt und zynisch bleibt. Erst gegen Ende nimmt die Story spürbar an Fahrt auf und sorgt auch für einige tolle Charakter- und Gänsehautmomente. Für Fans gibt es außerdem einige tolle Überraschungen und Anspielungen, in diesen Momenten glänzt das interessante Universum und seine Lore am meisten.

Tschüss Zelda, Hallo Metroid

Das Gameplay von Darksiders 3 unterscheidet sich drastisch von dem der Vorgänger. Rätsellastige Dungeons und Bosse, die sich nur mit den richtigen Items besiegen lassen, gehören der Vergangenheit an. Stattdessen setzt der dritte Teil auf einen Metroidvania-Ansatz. Anstelle von mehreren, separaten Dungeons bereisen wir nun eine einzige, zusammenhängende Welt. Diese ist sehr stimmig und bietet mit bewaldeten Häuserschluchten oder giftigen Sümpfen voller verfallener Lagerhäuser genügend Abwechselung. Metroid-typisch setzt das Spiel stark darauf, Gebiete mit neuen Fähigkeiten öfter zu besuchen. Im Verlauf der Handlung erhält Fury nämlich insgesamt 4 sogenannte "Hollows", die ihr jeweils eine neue Waffe, eine Fähigkeit für den Kampf und ein paar neue Kräfte für die Erkundung spendieren. Die Flammenfähigkeit beispielsweise erlaubt ihr höher zu springen oder Spinnennetze zu verbrennen, mit der Sturmfähigkeit kann sie eine Zeit lang gleiten und Stase lässt sie über Wasser laufen. So erreicht man stets neue Orte, an denen es meist Craftingmaterialen, aber auch versteckte Bosse zu finden gibt. Leider findet man zu häufig die immer gleichen Scherben und Artefakte, die für das Aufleveln seiner Waffen benötigt werden, sodass nach einer Weile die Motivation, ein drittes oder viertes Mal in alte Gebiete zu reisen, spürbar abnimmt.

Darksiders Souls

Die Vorgänger setzten vermehrt auf ein schnelles Kampfsystem, das teils an die alten Teile von God of War erinnerte. Darksiders 3 orientiert sich hier eher an der Dark Souls-Reihe. Oft kämpft man gegen einzelne oder wenige Gegner, tänzelt um sie herum und verteilt wenige Schläge, den Finger permanent auf der Ausweich-Taste. Gelingt einem der Ausweichsalto im richtigen Moment, so setzt Fury einen besonders starken Angriff ein. Dieses entschleunigte, anspruchsvollere Gameplay steht im krassen Gegensatz zu den Vorgängern und beißt sich teils mit der Prämisse, einen mächtigen Reiter der Apokalypse zu spielen. Spätestens, wenn Fury von kleinen Dämonenbabies mit Dynamit beworfen und zum letzten Checkpoint zurück gebombt wird, fragt man sich ob Tod und Krieg nicht im Hintergrund leise mit Lachen beschäftigt sind. Vor allem Tod lacht sicher auch über Furys marginale Möglichkeiten zur Charakterentwicklung. Während der bleiche Reiter noch auf eine Vielzahl an Ausrüstungsgegenständen und Skills zurückgreifen konnte, muss sich Fury mit ein paar wenigen Waffenverbesserungen und 3 Skills, genauer Stärke, Gesundheit und Magie, zufriedengeben. Einzig die Möglichkeit, seinen Waffen spezielle Effekte wie Lebensabsorption einzugravieren, sorgt für etwas Tiefgang.

Ein Königreich für ein paar Frames

Grafisch bleibt Darksiders 3 der Reihe treu und zeigt sich in einem leichten Comic-Look. Somit ist es nicht das prächtigste oder detailreichste Spiel, ist aber stimmig und hat auch einige tolle Panoramen und Orte zu bieten, wie etwa einen riesigen Baum, überwuchertes Museum oder eine verfallene Kirche. Doch hinter der schönen Fassade bröckelt es teils gewaltig. Auf der gespielten PS4-Version kommt es immer wieder zu teils heftigen Einbrüchen in der Framerate. Besonders in größeren Gebieten kommt es so häufig zu Szenen, die einem Daumenkino gleichen. Auch stockt der Sound oft oder setzt teils komplett aus. In Innenräumen blitzen zudem immer wieder Texturen am Bildschirmrand auf, meist bei schnellen Kamerabewegungen. So etwas trübt den Spielspaß massiv und ist auch nach mehreren Patches noch immer nicht komplett behoben.

Fazit

Darksiders 3 ist anders als seine Vorgänger. Die Veränderungen in Sachen Kampf und Erkundung gefallen nicht jedem, und an der ein oder anderen Stelle hätte etwas mehr Tiefgang sicherlich nicht schaden können. Hinzu kommt eine simple Story, die zwar ein paar Höhepunkte hat, sich letztendlich aber über weite Strecken nicht spektakulär genug zeigt. Dazu kommen viele technische Probleme. Aber: Das Kampfsystem ist dennoch spaßig und fordernd, die Bosse spektakulär und die Lore der Welt interessant. Darksiders hätte auch deutlich schlechter zurückkommen können. So erwartet einen ein gutes Actionspiel mit Schwächen, das aber dennoch genug Reize für sowohl Fans als auch Neueinsteiger bietet.


Wertung
Pro und Kontra
  • interessante Lore
  • gelungenes Charakter- und Gegnerdesign
  • sehr gute Levelstruktur
  • forderndes Kampfsystem
  • verschiedene Fähigkeiten laden zum Erkunden ein
  • atmosphärischer Soundtrack
  • befriedigendes Finale
  • teils schwere Ruckler und Texturprobleme
  • Erkundung nicht immer belohnend
  • nur minimale Möglichkeiten zur Charakterentwicklung
  • Story bleibt lange zu simpel

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(8)
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