Das kreativste Töten aller Zeiten

Ein Skillshot-System, das einen mit Punkten belohnt, wenn man Gegner auf kreativste Art und Weise ins virtuelle Jenseits befördert? Abgedrehtester Humor...

von Bakefish am: 20.10.2013

Ein Skillshot-System, das einen mit Punkten belohnt, wenn man Gegner auf kreativste Art und Weise ins virtuelle Jenseits befördert? Abgedrehtester Humor vom feinsten? Klang ganz nach meinem Geschmack. Jetzt habe ich Bulletstorm zigmal durchgespielt und bei kaum einem anderen Computerspiel so viel Spaß gehabt.

Ich möchte jedoch gleich eins klarstellen: Ich habe die unzensiert englische Version gespielt und habe keine Ahnung, wie stark die deutsche Fassung geschnitten wurde. Daher rate ich dazu, eine englische Version des Spiels zu importieren, da das um einuges spaßiger ist.

 

Da werden die Flaschen nicht alle…

 

Im 26. Jahrhundert bekommt der Squad um Grayson Hunt (das sind wir) mit, dass er im Auftrage seines Bosses General Sarrano in mehreren Jahren etliche unschuldige Zivilisten bzw. Zeugen von Verbrechen umgenietet hat. Hunt, dem gesagt wurde, dass es eigentlich schwere Kriegsverbrecher waren, die er da auf dem Kerbholz hat, schwört Sarrano mal kurzerhand Rache. Einige Jahre später entdeckt er auch tatsächlich Sarranos Raumschiff über dem Orbit von Stygia, und da er sich (mal wieder) gerade die Kante gegeben hat (übrigens ist das das Intro des Spiels, daher steuern wir sein Besäufnis), entschließt er sich kurzerhand, mit seiner Konservendose von einem  Miniaturschiff Sarranos kilometergroßes Monstrum anzugreifen. Dass das nicht gut geht, liegt auf der Hand, beide Raumschiffe stürzen auf Stygia ab. Dummerweise wurde dieser ehemalige Urlaubsplanet einige Zeit zuvor verlassen, es gibt kein einziges Schiff mehr, das dort unten liegt. Trotzdem gibt Grayson die Hoffnung nicht auf, sich und seinen Kumpel Ishi, der nur überlebt hat, weil er in ein futuristisches Ninja-Turle-Roboter-Kampf-Kostüm-Anzug-Dingsda gesteckt wurde, zu retten und nebenbei noch Sarrano zur Strecke zu bringen. Und so beginnt eine total abgef***** Reise durch Stygia.

Mag gut klingen, tut es auch. Fakt ist, dass die gesamte Story in absolut klischeehafter B-Movie-Art erzählt wird. Das mag zwar einige negative Dinge ins Spiel mit einweben, aber dadurch, dass das Spiel ganz bewusst so gehalten ist, stört das überhaupt nicht.

Die vier Hauptcharaktere werden auf unterschiedlichste Art und Weise dargestellt. Während Grayson nichts weiteres als ein Säufer und Schlägertyp ist, bleibt Ishi meistens ruhiger, neigt jedoch gelegentlich mal zur fast schon cholerischen Wutausbrüchen. Sarrano dagegen hat mir am meisten gefallen- der Typ ist so ein boshaft faschistisches Ar*******, dass man ihn schon wieder mögen muss. Über die vierte Person sage ich mal nichts, da sie noch einen essenziellen Teil in der Story darstellt.

Eines jedoch muss man beachten- sämtliche Charaktere gehen alles andere als zimperlich miteinander um. Es wurden so viele Beleidigungen und schlechte  Deine-Mudda-Witze ins Spiel gequetscht, dass manchem Sprachkünstler die Haare zu Berge stehen dürften, wenn er die Gespräche mithört. Vorausgesetzt, man hört die englische Fassung des Spiels, welche ich an dieser Stelle wärmstens empfehle.

 

Schreie, noch mehr Schreie, Brüllen und vor allem Lachen

 

Recht schnell wird im Laufe des Spiels das „Skillshot“-System eingeführt, welches den Knackpunkt des Spiels ausmacht, daher werde ich das jetzt etwas ausführlicher erklären.

Je kreativer wir einen Feind töten, desto mehr Punkte bekommen wir. Beispiele? Töten wir einen Feind auf ganz „normale“ Art und Weise (also erschießen wir ihn ganz einfach), gibt es 10 Punkte. Töten wir ihn mit einem Kopfschuss, gibt es 25 Punkte. Befördern wir sie kilometertiefe Abgründe herunter oder töten sie durch heftige Explosionen gibt es 50 Punkte.  Und diese Punkte sind auch bitter nötig, da wir mit ihnen dringend benötigte neue Munition kaufen bzw. eine höhere Munitionskapazität oder auch gleich neue Waffen erwerben können.

Apropos Waffen- diese spielen dabei auch eine essentielle Rolle- insgesamt gibt es 7 Waffentypen im Spiel. Klingt nach relativ wenig, doch unterscheiden sie sich extrem voneinander. Besitzen wir anfangs noch ein simples Sturmgewehr, erhalten wir bald schon eine vierläufige (!!!) Schrotflinte, später auch ein Scharfschützengewehr, dessen Kugeln wir sogar lenken können und bald sogar einen Bohrkopfwerfer. Mit jeder dieser Waffen kann man Feinde aufs unterschiedlichste ins Jenseits befördern. Besteht bei der Schrotflinte eine Auszeichnung noch daraus, einen Feind ganz einfach fein säuberlich in zwei Hälften zu zerteilen, „darf“ man mit dem Scharfschützengewehr für Bonuspunkte einem Feind sogar in seine edelsten Teile schießen (Auszeichnungsname „Nutcracker“) oder mit dem Bohrkopfwerfer gleich mehrere hintereinander stehende Feinde zerbohren.

Dabei verfügen wir auch noch über eine Energiepeitsche, mit welcher wir Feinde zu uns heranziehen können, und unsere Stiefel, mit welchen wir Feinde mal gut und gerne mehrere Meter durch die Luft kicken.

An einigen Stellen gibt es auch versteckte Auszeichnungen bzw. solche, die wir nur an ganz bestimmten Stellen erreichen können. So sind wir in der Lage, Feinde in die rasiermesserscharfen Stacheln bestimmter Kakteen zu treten oder sogar in die Mäuler mutierter fleischfressender Pflanzen.

Nach etwas Eingewöhnung und Training ist man so in der Lage, gleich etliche Auszeichnungen auf einmal zu erringen und einen wahren Punkteregen zu erlangen. Das gesamte Skillshotsystem ist unglaublich spaßig und ein großer Motivationsfaktor für das Spiel, da man immer und neuere und noch abgefahrenere Kombinationen erlangen will.

Auch das anfängliche Duo aus Grayson und Ishi wächst einem mit der Zeit richtig ans Herz. Wenn Grayson sich mal mit einer der über das Spiel verteilten Flasche Schnaps besäuft und Ishi das lediglich mit einem „You disgust me“(dt. Du ekelst mich an) kommentiert oder beide durch eine Küche voller Leichen laufen und Grayson sagt, dass er das Rezept nicht wissen will, fällt man vor Lachen fast vor  Stuhl.

Auch soundtechnisch muss man sich vor dem Spiel in Acht nehmen- satte Explosionssounds, das Krachen der Waffen und vor allem die Schreie der Feinde, wenn man ihnen gerade ein x-beliebiges Körperteil abtrennt, sind nichts für schwache Nerven. Eigentlich ist das ganze Spiel nichts für schwache Nerven.

Schade ist nur, dass man das Spiel recht schnell durchgespielt hat, daher ist der Spaß auch bald vorbei. Wiederspielwert hat das Spiel trotzdem allemal, vor allem wegen der noch nicht ausprobierten Kombinationen.

Mit der Zeit werden Gegner auch immer stärker und vor allem zahlreicher, was leider recht abstumpfend wirkt und (zum Glück erst zum Ende hin) dem Spiel einen Teil an Spaß wegnimmt. Doch wie gesagt kommt das erst kurz vor Schluss.

 

Aussicht…

 

Stygia ist ein Tropenplanet, und obwohl man keinen Urwald zu Gesicht bekommt, sieht man das an einigen Palmen, Hotels und kristallklarem Wasser. Technisch läuft das Spiel auf der schon längst vergrauten Unreal Engine 3, daher sind einige Texturen matschig und Explosionen auch eher schwach. Doch vor allem die Panoramaaufnahmen, die uns einen riesigen Ausblick auf eine Stadt bzw. auf die Landschaft geben sowie die schicken Beleuchtungseffekte machen dies mehr als wett, dadurch, dass der Bildschirm ständig von den Skillshots überladen ist, hat man es mit einer regelrechten Farbexplosion zu tun. Auch ist ein Hauch von Comicgrafik mit dabei.

 

Fazit

 

Wer Bulletstorm als bloßen 08/15- Shooter bezeichnet, ist seines Hobbys nicht länger würdig. Bulletstorm lebt davon, anders zu sein. Ich hatte jedenfalls mit kaum einem anderen Shooter so viel Spaß wie mit Bulletstorm. Heute, zwei Jahre nach Release, ist es das wenige Geld zumindest mal für einen Schnupperkurs wert. Daher eine klare Kaufempfehlung!


Wertung
Pro und Kontra
  • Geniales Skillshotsystem
  • herrlich böser Humor
  • genial vertonte Sprecher (englische)
  • für einen Shooter brilliante Story
  • recht kurz
  • stumpft zum Ende hin ab

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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