Das perfekte Spiel?

Bioshock Infinite ist auf Metacritic derzeit mit 96 aus 100 Punkten bewertet. Viele Spieleseiten vergaben - teilweise zum ersten mal in ihrer Geschichte...

von - Gast - am: 29.03.2013

Bioshock Infinite ist auf Metacritic derzeit mit 96 aus 100 Punkten bewertet. Viele Spieleseiten vergaben - teilweise zum ersten mal in ihrer Geschichte (Polygon) - die absolute Bestnote. Gamestar konnte sich etwas zurückhalten und vergab in einem grundsätzlich ausgewogenen Test 90 Punkte. In Anbetracht dieser Höchstwertungen ist es m.E. legitim zu fragen: Ist Bioshock Infinite wirklich das (nahezu) perfekte Spiel? Meine Wertung suggeriert bereits, dass ich diese Meinung nicht teile, aber zu Beginn möchte ich noch einmal die zentralen Stärken resümieren, die den Titel auch für mich zu einem tollen Erlebnis machten:

  • Die Kulisse ist schlicht atemberaubend. Ich habe noch nie (!) ein Spiel mit einem derart künstlerisch ausgestalteten "Bühnenbild" erlebt.
  • Elizabeth ist ein grossartiger Begleiter und ein glaubwürdig gezeichneter Charakter mit Tiefe.
  • Sehr gut gefiel mir die sanfte Ironie, die einem auf Schritt und Tritt begleitet, in Form von Kulisse (Plakate etc.) oder Charakteren (das "seltsame Paar").
  • Die Audiologs spielen schön in die Geschichte rein, wirken manchmal aber etwas "zufällig".
  • Der Soundtrack ist leider nicht so grossartig wie jener aus Bioshock I, aber immer noch bemerkenswert.
  • Die Geschichte ist trotz einiger Schwächen innovativ.
  • Ich liebe kontroverse Themen wie Rassismus und Fundamentalismus, die in der Geschichte immer wieder zur Sprache kommen.

Alle diese Punkte machen Bioshock Infinite, ich sagte es schon, zu einem tollen Spiel. Aber das Prädikat "perfekt" hat es sich m.E. noch lange nicht verdient. Das liegt vorallem an folgenden Punkten:

  •  Der gewichtigste Kritikpunkt ist, dass Irrational Games es in meinen Augen nicht geschaft hat, Columbia richtig zu beleben. Es gibt zu viele Dinge, die mich immer wieder aus der Welt werfen. Beispielsweise scheint es niemanden zu interessieren, wenn man mit einer Waffe rumfuchtelt und auf irgendwelche Leute zielt. Aber sobald ich eine Flasche Salts klaue, verwandelt sich das Szenario zum Hexenkessel und ich werde von allen Seiten attackiert. Darüber hinaus ist es wirklich leicht zu vergessen, dass man in einer fliegenden Stadt unterwegs ist. Rapture war eine tote Stadt, da stellte sich das Problem nicht, aber Columbia sollte glaubhaftes Leben bieten. [SPOILER] Da ist es auch absolut unlogisch, dass zwar schon nach 20 Minuten allen klar ist, dass der "false Sheperd" sein Unwesen treibt, ein Mal auf der Hand hat und nach den Aussagen im Radio gerade die Stadt zerlegt - aber selbst im letzten Drittel des Spiels scheint sich diese Nachricht noch nicht unter der Bevölkerung rumgesprochen zu haben. Gleichermassen fragwürdig ist auch die Reaktion der Revolutionäre, die von einem Moment auf den andern alles in den Kampf gegen DeWitt werfen, obschon sie ihn 5 Minuten zuvor noch als Helden bejubelt haben. Auch die Szene mit dem Jungen, dem Elizabeth ein Apfel gibt und im damit sagen will "es ist schon alles gut", nachdem ich im Erdgeschoss ein Massaker angerichtet habe, war für mich alles andere als glaubwürdig. [/Spoiler]
  • Die Spielzeit, wie von Gamestar richtig bemerkt, ist überdurschnittlich lange. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass sie künstlich in die Länge gezogen wird. An mehreren Stellen muss man beispielsweise ohne ersichtlichen Grund die selbe Strecke mehrmals ablaufen.
  • Die "Elizabeth-wift-Münze-zu-Animation" ist nach dem zehnten Mal nur noch langweilig.
  • Der zweite grosse Kritikpunkt betrifft das Gameplay. Die Waffen haben in meinen Augen alle zu wenig "Biss" und die Kämpfe, inkl. Bosskämpfe, sind allesamt repetitiv. Ich habe das ganze Spiel im Grunde mit Karabiner und Pistole verbracht und die "Volley Gun" für etwas schwerere Abschnitte aufgenommen. Die Vigors sind eine willkommene Abwechslung, aber, wie Gamestar ganz richtig feststellte, irgendwie zu wenig "notwendig". Die Kämpfe sind nicht nur bezgl. des "Shooterhandwerks" nicht schwierig, sondern verlangen auch keinerlei Strategie.

So. Jetzt habe ich auch mal einen Beitrag an die Community geleistet. :D

Vielleicht möchte der eine oder andere nach Lektüre dieses Tests warten, bis es das Spiel mit Rabatt gibt - muss jeder selbst entscheiden. :)


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(5)
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