Declassified - Geheim wäre mir lieber

Es gibt Spiele die sollten nie das Licht der Welt erblicken. XCOM Declassified ist eines dieser Spiele. Das declassified auf Deutsch soviel wie Freigegeben...

von Tsabotavoc am: 05.09.2013

Es gibt Spiele die sollten nie das Licht der Welt erblicken. XCOM Declassified ist eines dieser Spiele. Das "declassified" auf Deutsch soviel wie "Freigegeben" bedeutet entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn wer auch immer dieses Spiel für den Handel durchgewunken hat gehört fristlos gekündigt.

Das ist umso bedauerlicher da aus dem Spiel echt etwas hätte werden können. Warum ihr eure Euros meiner Meinung nach besser in andere Dinge steckt versuche ich in diesem Test zu zeigen.

 

Was ist in diesem Koffer?

Die Frage die sich durch Pulp Fiction zieht beschäftigt wohl auch Agent Carter. Gerade befindet er sich noch in sein Zimmer - als nächstes wird er von einem Alien angeschossen welches als weibliche Offizierin getarnt ist. Damit nicht genug wird besagtes Alien durch den Kofferinhalt atomisiert und schon befindet er sich mitten in einer ausgewachsenen Alieninvasion!
Gemischt mit dem typischen Retrocharme der 60er Jahre und einer gar nicht mal uninteressanten Story - was kann da noch schief gehen?

 

Der ganze Rest
Prinzipiell ist XCOM Declassified als Taktikshooter mit Rollenspielanleihen ala MassEffect ausgelegt. Tatsächlich ist dieser Teil auch interessant denn uns stehen im Laufe des Spiels eine Vielzahl von Dronen, Geschützen, Minen und Spezialmaneuver zur Verfügung die sich noch dazu von Klasse zu Klasse unterscheiden.

Unser Team stellen wir frei aus mehreren Klassen zusammen wobei wir die Soldaten sogar individuell ausrüsten und mit gefundener Ausrüstung verbessern können.

Soweit die Theorie... Denn in der Praxis scheitert das Spiel an zahlreichen - absolut vermeidbaren - handwerklichen Fehlern und steht so dem Erfolg selbst im Weg.

 

Leveldesign aus der Hölle
Das Leveldesign in XCOM schwankt zwischen Genie und Wahnsinn. Die Level beginnen in der Regel mit einem sehr stimmungsvollen Szenario und einem meist interessanten Missionsziel. Mal muss der Start einer Nuklearrakete verhindert werden, dann ein wichtiger Forscher gerettet werden.

An Abwechslung würde es theoretisch nicht mangeln. Allerdings wird der stimmungsvolle Einstieg schnell durch die schlauchigen Levels zunichte gemacht.

Der Oberhammer war dabei für mich das "Atomraketen"-Level.

Die Steuercomputer waren in geheimen Kellern in Farmen und Scheunen versteckt. Das klingt soweit nachvollziehbar wenn man nicht absolut linear zwischen Heuballen und Zeunen von Scheune zu Scheune stapft. Dann wird in einem Regal der "Geheimschalter" gedrückt und man landet im Kommandokeller.

Und wie verlässt man den Kommandokeller? Haltet euch fest Ladies und Gentleman - durch die offene Hintertür raus auf den Hof!

Sorry - muss sowas sein? Das die Leveldesigner es besser können lassen sie immer wieder in ihren stimmungsvollen Momenten durchblicken wenn geschickt mit Licht und Schatten gespielt wird nur um es Sekunden später durch den nächsten Hammer wieder zu zerstören.

Generell werdet ihr an allen Ecken und Enden künstlich begrenzt da Carter und seine Jungs des Springens nicht mächtig sind. Moment... Taktikshooter und kein Springen? Spätestens jetzt sollten ein oder zwei Menschen in der QS etwas gemerkt haben.

Bewegungsfreiheit gibts für den Spieler nur dann wenn man ihm gleich eine Wagenladung Aliens vor die Flinte karrt. Wenn ihr zu einem größeren Platz oder Raum kommt könnt ihr euren Abzugsfinger drauf verwetten das binnen zehn Sekunden Aliens in Regimentsgröße herabregnen.

Aber ok... Selbst wenn man das alles in eine Waagschale wirft - es HÄTTE noch immer werden können...

 

Künstliche Blödheit

Wie drück ichs höflich aus? Die XCOM ist ja amerikanisch... Wären die Amerikaner im zweiten Weltkrieg tatsächlich so blöd wie die Mitstreiter die man im Spiel kommandiert dann wäre die Amtssprache in Texas heute Deutsch.

So sind eure Männer z.B zu blöd selbst einer Granate auszuweichen. Nein da darf man selbst jeden einzelnen bei der Hand nehmen und ihm einen Deckungswechsel befehlen. Danach muss man dann hoffen das der Private Snafu auch tatsächlich kapiert WIE man Deckung wechselt.

Denn meistens rennen sie wie von der Tarantel gestochen erst mal VOR die Deckung quer übers Feld in den absurdesten Laufwegen um dann auf halbem Wege durchlöchert zu werden.

Generell werden Befehle ohnehin meistens nicht so umgesetzt wie man das gerne haben möchte. Aliens werden ins freie Feld verfolgt, markierte Ziele nicht angegriffen und flankierte Gegner einfach ignoriert.

Daher bleibt ein Großteil des Jobs auch an einem selber hängen während man einfach hofft das die hohlen Nüsse lange genug leben damit man selber den Job zu Ende bringen kann.

 

Miserables Storytelling, lahme Hauptbasis

Ich erwähnte eingangs die interessante Handlung? Leider geht sie unter da sie absolut mies präsentiert wird. Die Handlung kann man sich zu gleichen Teilen aus mehr oder weniger hölzernen Dialogen, Zwischensequenzen und Audioaufzeichnungen zusammenreimen die gleichmäßig zwischen Hauptmission und Heimatbasis verteilt sind.

Die meisten Dialoge schwanken dabei zwischen absolut belanglos und "Aha wie ist das denn nun passiert?"

Wenn Carter - Verhörprofi vor dem Herrn - ein störrisches Alien zur Kooperation bewegt indem er seiner Rasse Asyl auf der Erde anbietet dann ist es Zeit für den Double-Facepalm.

Viele Entwicklungen in der Handlung sind viel zu überstürzt und daher als ganzes nicht nachvollziehbar. Dabei hätte man problemlos Zeit gehabt um der Handlung Zeit zu geben sich zu entfalten. Man hätte nur die unseligen Basismissionen sein lassen müssen.

Immer wieder mal fungiert der Spieler nämlich in Laufburschenaufträgen um die Basis mal mit einem neuen Test zu beglücken oder Ungeziefer zu beseitigen das aus dem Labor entkam. Das klingt nicht nur langweilig - es spielt sich auch so.

Wenn man dann noch bedenkt dass das Spiel sich selbst als Prequel zum hervorragenden XCOM Enemy Unknown sieht dann muss ich entgültig den Kopf schütteln: Auch wenn - wie im Spiel erklärt - die öffentliche Kommunikation praktisch lahmgelegt ist (Wobei sich das Spiel mehrmals selbst widerspricht) wird es sicher ein oder zwei Leute geben denen die Aliens aufgefallen sind. Ich weiß nicht ob es dafür zum Schluss eine schlüssige Erklärung gibt da ich mir den Schrott um ehrlich zu sein nicht bis Ende antat.

 

Mehr UFO-Entführungen bitte!

Würde das Spiel nicht im Fahrwasser des hervorragenden XCOM sein - niemand würde davon Notiz nehmen und das ist auch gut so.

Aliens (nein nicht die Models) aus dem Taktikspiel und ganze Logos sowie Texturen wurden direkt in den Shooter übernommen was zeigt das einfach sehr wenig Zeit für die Entwicklung aufgewendet wurde nachdem das Spiel jahrelang vor sich hindümpelte.

Das gesamte Entwicklerteam von diesem Spiel könnte von mir aus gern von einem UFO entführt werden. Ich würde sie nicht vermissen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Es lässt sich einwandfrei deinstallieren
  • Die Grafik ist auf der Höhe der Zeit
  • Interessantes Charaktersystem
  • Immer wieder stimmungsvolle Momente
  • Schlauchlevels und unlogische Level
  • Lahm präsentierte und überhastete Story
  • Furchtbare KI
  • Kein Springen in einem Taktikshooter
  • Keinerlei Lippensynchronität in der Synchro

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(2)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.