Ein Gefühl wie beim ersten Assassin's Creed

Nach dem nie endenden Hype um das große, GTA V-in-seine-Schranken-verweisende, nahezu gottgleiche Watch Dogs ist das Spiel endlich draußen. Und was...

von SchwarzeSchwinge2027 am: 02.07.2014

Nach dem nie endenden Hype um das große, GTA V-in-seine-Schranken-verweisende, nahezu gottgleiche Watch Dogs ist das Spiel endlich draußen. Und was soll man sagen? Das Spiel ist ein ganz klarer Fall von "zu viel vorgenommen". Aber alles der Reihe nach.


In Watch Dogs spielt man, wie alle schon längst wissen, in der US-Metropole Chicago die durch ein modernes Überwachungsnetzwerk, das ctOS regiert wird. Sachen wie Privatsphäre und Datenschutz kann man höchstens im Wörterbuch finden. Der Protagonist der ganzen Story ist Aiden Pierce. Ein Hacker der sich mit seinem schicken Smartphone in so ziemlich alles reinhacken kann was auch nur irgendwie elektronisch aussieht. Das fängt an bei stinknormalen Bankautomaten und endet beim kompletten Blackout eines gesamten Stadtbezirks. Es ist teilweise wirklich lustig einfach durch die Stadt zu brettern und mit dem Handy Eisenbahnen aufzuhalten, Dampfrohre explodieren zu lassen, Hebenbrücken hochzuheben und allerlei anderen Nonsens. Das Umschalten von Ampeln und damit verbundene Massencrashes sind da ganz normal. Darüber hinaus hat Aiden Zugriff zu allen Daten der Passanten auf der Straße. So kauft Herr X z.B. regelmäßig Hentais und Frau Y hat mehrere Liebhaber. Anfangs hat man dadurch ein Allmachtsgefühl das allerdings nicht wirklich lange anhält. Irgendwann ist es einfach nur völlig egal was die Leute treiben. Sie haben kein volles Konto, einen Auftrag oder wenigstens einen neuen Song? Dann können die mich mal!

Die Story an sich versucht sehr dramatisch zu sein und will die Spieler aufwühlen aber das gelingt nur in den geringsten Fällen. Denn im Grunde handelt es sich um eine plumpe Rachegeschichte. Die Vorgeschichte ist simpel gestrickt: Bei einem Familienausflug wird Aidens Wagen von Motorradfahrern angegriffen und seine 6-jährige Nichte stirbt dabei. Ein Jahr später startet der, mittlerweile von Schuld zerfressene, Aiden seinen Rachefeldzug. An sich habe ich nichts gegen Rachestorys aber diese Geschichte um Aiden ist leider sehr vorhersehbar und strotzt vor Logikfehlern. Viele Charaktere sind sehr klischeehaft und auch Aiden selbst ist als Figur sehr zweidemensional und uninteressant. Man kann einfach nicht mit ihm mitfühlen. Dabei hat die Welt so viel Potenzial für gute Geschichten! Ich habe eine Art Deus Ex Human Revolution mit Open World und GTA-Stil erwartet wurde aber enttäuscht. Watch_Dogs versucht sehr genauso gesellschaftskritisch zu sein wie GTA V scheitert aber daran. Der Grund dafür ist, dass die Entwickler die hochaktuellen Themen nicht konsequent durchführen. Man hat beim Spielen oft das Gefühl dass sie Angst haben diese Themen drastischer hervorzubringen.
Allgemein kann man sagen dass die Story einen schon zum Spielen motiviert aber es fehlt einfach die Tiefe. Sowohl bei der Geschichte selbst als auch bei den Charakteren. Darüber hinaus wird man früher oder später von den Nebenquests erschlagen. Ständig sagt das Spiel einem man sollte doch mal das ausprobieren und das mal spielen und so weiter. Hier alle Nebenbeschäftigungen aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Nur so viel sei gesagt: Die Aufgaben wiederholen sich ziemlich schnell und irgendwann ignoriert man sie völlig.

Technisch bewegt sich Watch_Dogs auf einem guten, wenn auch nicht auf einem herausragenden Niveau. Es sieht gut aus, die Texturen und die Effekte sehen sehr beeindruckend aus. Besonders Nachts beim Regen sieht Chicago sehr stimmungsvoll aus. Das Gefühl der totalen Überwachung schafft eine bedrückende Atmosphäre. Selbst auf den Omis PS3 und 360 sieht das Spiel noch ordentlich aus. Aufploppende Objekte wie Autos und Fussgänger und die kleine Weitsicht stören dort den Eindruck leicht. Der Sound ist ordentlich und der Score klingt gut. Das "Autoradio" habe ich aber schnell ausgeschaltet weil keines der Lieder mit dort gefallen hat.

Allgemein kann man sagen dass Watch Dogs ein gutes Spiel ist jedoch den Erwartungen meilenweit hinterherhinkt. Die 0, 1 und 2-Wertungen bei metacritic sind übertrieben. Trotz deutlicher Schwächen hat das Spiel dennoch seine starken Momente. Ich habe es ganz gerne gespielt. Aber es fühlt sich genauso an wie damals das erste Assassin's Creed. Es ist gut aber es wäre noch so viel mehr möglich gewesen.


Wertung
Pro und Kontra
  • -schöne Atmosphäre
  • -große, abwechslungsreiche und schöne Welt
  • -großer Fuhrpark
  • -die Hackmöglichkeiten sind cool und laden zum blödeln ein
  • -gute Kampfmechanik und cooles Deckungssystem
  • -Schleichen zahlt sich oft aus
  • -KI ist meistens schlau
  • -Synchro ist sehr gut gelungen (englisch als auch Deutsch)
  • -Story im Großen und Ganzen nicht der Rede wert
  • -Blasse Charaktere und flache Dialoge
  • -Protagonist relativ uninteressant
  • -Musikauswahl ist enttäuschend
  • -Waffenauswahl sehr 08/15
  • -Im Grunde aktuelle Themen schwach umgesetzt
  • -Autosteuerung teilweise träge
  • -Aufgabenschema wiederholt sich recht schnell
  • -Das Allmachtsgefühl klingt nach etwa 5 Stunden ab

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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