Eine stürmische Fahrt nach Hause

Das ländliche Nebraska. Auf der Heimfahrt vom zerfallenen Haus der Großeltern braut sich ein Sturm zusammen. Wir schlüpfen in die Rolle von Kelly, einer Mittzwanzigerin, welche durch das Leben dazu gezwungen war wieder zu ihren Eltern, in eben jenes flache und mit Korn überzogene Stück Land, zurückzukehren. Auf der Fahrt telefonieren wir mit ihrer Mutter und lernen später auch Vater und Bruder über das Telefon kennen, alle haben ihre Eigenheiten, und alle wachsen sie einem ans Herz.

Die Präsentation: Schlicht, aber Aussagekräftig

Das Spiel startet und im Hintergrund hört man das nahende Gewitter grollen und Raben krächzen während die Kamera an Reihen von stilisiertem Korn und unserer Hauptprotagonistin samt Auto vorbeifliegt um schließlich an dem zerfallen Haus der Großeltern hängen zu bleiben. Nach einer Weißblende werden wir begleitet von dem Geräusch eines beginnenden Regenschauers der auf ein Autodach niederprasselt zum Hauptmenü übergeleitet, welches Hinterlegt ist mit den fallenden Tropfen der zu hörenden Nässe.

Mit diesem Einstieg wird einem auf großartige Weise klargemacht, was genau Three Fourths Home zu einer so interessanten Erfahrung macht, es ist die Atmosphäre, welche hauptsächlich durch die fantastische akustische Untermalung entsteht. Der Regen und der Donner, sie hören sich einfach echt an, auf eine Art und Weise wie selbst teure Produktionen es nicht schaffen diese Naturgewalt darzustellen. Nun aber weiter im Kontext.

Wenn nun das eigentliche Spiel beginnt, beschränkt sich dies auf das immer währende Fahren nach Hause, was man in der oberen Hälfte mit verfolgen kann. Dies ist wesentlich interessanter aufgebaut als man vielleicht zu Beginn denken mag. Werden zum Beispiel im Gespräch mit der Familie Orte erwähnt an denen man gerade vorbeifährt, so sieht man auch betreffende Gebäude an sich vorbeiziehen, genauso wie man den immer mehr aufbrausenden Sturm auch grafisch sehr gut vermittelt bekommt.

Das Gameplay: Eine Visual Novel

Gameplaytechnisch beschränkt sich das Spiel auf die Auswahl von Dialogfetzen im Gespräch mit der Familie, welches in der unteren Bildschirmhälfte mithilfe von Texten dargestellt wird. Abseits davon muss man auch immer eine Taste zum Gas geben gedrückt halten, da es immer vorwärts gehen soll mit unserem Auto, wir müssen schließlich heim, der Sturm kommt. Radio, Scheinwerfer und Hupe sind natürlich auch funktionstüchtig, auch wenn sich die Sinnhaftigkeit dahinter nicht wirklich erschließt.

Die Geschichte: Aus dem Leben gegriffen

Die Geschichte von Kelly und ihren Eltern ist eine voller Schwierigkeiten. Jeder der Charaktere hat mit seinen ganz eigenen Problemen im Leben zu kämpfen und wir lernen sie alle kennen auf unserer ca. 40-50 minütigen Fahrt. Durch viele Dialogoptionen sind hier auch eine ganze Reihe von individuellen Geschichtssträngen möglich.

Was mir persönlich an der Art der Erzählung besonders gefallen hat, ist die unglaubliche Verbundenheit, welche sich sehr schnell zu den einzelnen Figuren aufbaut. Obwohl die schlichte Textdarstellung sehr einfach wirkt, ziehen einem die natürlich geschriebenen Dialoge in ihren Bann. Es wirkt echt und man kann sich selbst ein wenig darin sehen.

Mein Fazit: Fesselnd und auf den Punkt

Es ist eine kurze Erfahrung, aber eine Kraftvolle. Die Spielzeit passt genau zu der Dauer von Kellys fahrt nach Hause und die Stimmung könnte durch den minimalistischen Stil, sowie die geniale Soundkulisse nicht besser untermalt werden. Man ist dabei.

Ich empfehle das Spiel jedem, der kurze und prägnante Videospiel Erlebnisse, wie auch toll erzählte Geschichten in Dialogform zu schätzen weiß. Es ist überdies ein wunderbares Beispiel für die Vielfältigkeit mit welcher man Geschichten innerhalb dieses Mediums erzählen kann, Videospiele sind super! This is for the Story Lovers.