Eine süße Geschichte voller Löcher

Ein paar schrullige Charaktere hier, eine Prise exotischer Spielmechaniken dort, darauf noch ein ordentlicher Schlag Humor und fertig ist das Rezept für Donut...

von Larger-Than-Life am: 02.11.2018

Der Titel dieses Reviews vermittelt möglicherweise einen falschen Eindruck. Wirklich löchrig ist die Geschichte von Donut County nämlich nicht. Die Löcher beziehen sich vielmehr auf das zentrale Spielelement des physikbasierten Puzzle-Games. Waschbär BK hat mithilfe einer Tablet-App nach und nach ganz Donut County eingelocht, anstatt das süße Backwerk an seine Kunden auszuliefern. Nun sitzen die anthropomorphische Bewohner des Städtchens im Kanalsystem hunderte Meter unter der Erdoberfläche an einem Lagerfeuer zusammen und berichten, wie sie von einem Moment auf den anderen aus ihrem gemütlichen Leben gerissen wurden.

Waschbär BK locht kompromisslos die gesamte Stadt ein. Das kann natürlich kein gutes Ende nehmen.

Und ach ja: die Bezeichnung "süße Geschichte" aus dem Titel bezieht sich gar nicht mal unbedingt auf die Donuts, sondern vielmehr auf die knuddeligen Charaktere. Obwohl es keine wirkliche Sprachausgabe gibt, kommen die Eigenheiten der jeweiligen Figuren dank den sehr lebendig geschriebenen Dialogen gut zur Geltung. Der Humor hat mich ein wenig an den der Deponia-Reihe erinnert, nur in ein bisschen moderner und jugendlicher. Gegen Ende schlägt das Spiel außerdem noch etwas ernstere Töne an und schafft gekonnt Parallelen zu einer großen Problematik in der realen Welt. Ein gelungenes Spagat aus Gesellschaftskritik und pointiertem Humor!

Beim Chat mit Freundin Mira wurden auch die Rechtschreibfehler lokalisiert. Generell ist die deutsche Übersetzung sehr gut gelungen. 

Einlochen leicht gemacht

Mit einer Spielzeit von etwa anderthalb bis zwei Stunden ist Donut County kein Umfangmonster unter den Puzzle-Games. Doch die unverbrauchte Spielmechanik macht das meiner Meinung nach wieder wett. Auf Anhieb würde mir jedenfalls kein Spiel einfallen, in dem wir ein Loch steuern. Die Level sind abwechslungsreich gestaltet, so dass wir allerlei verschiedene Dinge vom Gartenzaun bis zum Donutboten in das stetig größer werdende runde Nichts schleudern dürfen. Regelmäßig werden neue Elemente eingefügt, die ein bisschen Umdenken erfordern. Vor wirkliche Herausforderungen haben mich die Rätsel allerdings nie gestellt. Die Einloch-Mechanik hätte sicherlich noch Potenzial für anspruchsvollere Knobeleien gehabt, die dementsprechend auch für ein längeres und komplexeres Spiel gesorgt hätten.

Doch dies war vermutlich gar nicht das Ziel des Entwicklers Ben Esposito. Stattdessen erschuf er ein für das Genre vergleichsweise storyfokussiertes Spiel, dessen Charme nicht dadurch verloren geht, dass sich die Spieler an den Rätseln regelmäßig die Zähne löchrig beißen. So dürfte Donut County schon jetzt zu einem der originellsten und witzigsten Spiele des Jahres gehören, das sich irgendwo zwischen humorvollen Absurditäten und den schon erwähnten ernsteren Themen bewegt.

Auch der Look des Spiels ist vorzeigbar. Die vielen Details und Anspielungen lassen deutlich werden, dass der Entwickler hier wirklich mit Herz am Werk war. Die Level sind optisch angenehm abwechslungsreich gestaltet und auch akustisch dank des vielfältigen und gut zu den Szenarien passenden Soundtracks ein Leckerbissen.

Zusätzlichen Unterhaltungswert bietet die Enzyklopädie im Spiel, die mit einer Sammlung erlesener Weisheiten für das Leben auftrumpft.


Wertung
Pro und Kontra
  • Ungewöhnliche Spielmechaniken
  • Gelungene Kombination aus Gesellschaftskritik und Humor
  • Toll geschriebene Charaktere
  • Hübscher Look
  • Stimmiger Soundtrack
  • Sehr einsteigerfreundlich
  • Potenzial der Spielmechaniken nicht vollständig genutzt
  • Kurze Spieldauer

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.