Facettenreiches Gekloppe im stimmigen Setting

Ähnlich wie in 'Der Herr der Ringe' ist das Schicksal mal wieder von einem einzigen Gegenstand abhängig. In 'Dark Messiah of Might & Magic' ist dieser...

von Capo am: 09.08.2008

Ähnlich wie in 'Der Herr der Ringe' ist das Schicksal mal wieder von einem einzigen Gegenstand abhängig. In 'Dark Messiah of Might & Magic' ist dieser Gegenstand kein Ring, sondern der sogenannte 'Schädel der Schatten'. Klar, dass der in die Hände des Bösen fallen muss und für eine Weltübernahme sorgen soll. Soll deswegen, weil es noch nicht zu spät zu sein scheint. Zumindest behauptet das Meister Phenrig, ein mächtiger Zauberer, unter dessen Fittichen der Hauptprotagonist Sareth steht. Meister Phenrig gibt Schüler Sereth und damit dem Spieler den Auftrag, eben jenen Schädel wieder zu erlangen. Ganz allein begibt sich Sereth allerdings nicht auf den Weg, sondern bekommt Xana zur Seite gestellt, eine zwielichtige Gestalt, die eigenartigerweise im Unterbewusstsein von Sereth ihr Unwesen treibt. Anstatt eine sichtbare und wackere Mitstreiterin bei sich zu haben, hört Sereth nur die selbstbewusste Stimme von Xana, die durchgehend versucht das Böse in Sereth zu wecken. Fortlaufend wird die Geschichte, die banal anfängt, sich aber deutlich steigert, mysteriöser. Was hat Xana vor? Wer ist der böse Gegenspieler genau, der den 'Schädel der Schatten' in seiner Obhut hat ? Und wo führt die Reise bzw. Suche hin?

Das Spiel fängt recht seicht an, die Story wirkt leicht konfus. Zu Beginn weiß man nicht so recht, was Meister Phenrig überhaupt fordert. Auch Xana bleibt standhaft und verrät keine Details, die Klarheit in die ganze Sache bringen. Dadurch gewinnt 'Dark Messiah of Might & Magic' umgehend an Spannung, da man stets wissen will, was denn eigentlich in Dark Messiah of Might & Magic genau abgeht. Trotzdem wird schnell ersichtlich, dass der namensgebende dunkle Messias alles versucht, um Sereth von dessen Vorhaben abzuhalten und aus diesem Grund finstere Kreaturen wie kolossale Zyklopen auf den Hals Hetzt. Daneben muss sich Sereth auch gegen Orks, Spinnen, Goblins und magisch begabten Finsterlingen auseinander setzen. Doch zurück zum Auftakt.

Anfangs durchläuft Sereth ein Tutorial, in dem er alle wissenswerten Fähigkeiten seiner Selbst erklärt bekommt. So erfährt der Spieler, dass nicht nur Waffen im Kampf wichtig sind, sondern auch zahlreiche Zauber, die man mit der Zeit wirken kann. Neben dem Standardequipment wie Schwert, Pfeil und Bogen oder Schild dürfen auch Zauber wie 'Feuerball', 'Einfrieren', 'Feuerfalle' oder 'Heilung' eingesetzt werden. Natürlich nur, solange das notwendige Mana noch verfügbar ist. Nach und nach kann sich jeder Spieler auf eine gewünschte 'Klasse' spezialisieren. Wer nur mit dem Schwert zuschlägt investiert seine Erfahrungspunkte in 'Stärke' oder 'Glückstreffer'. Fernkämpfer setzten auf bessere Fähigkeiten bei Zauber und Pfeil und Bogen. Dabei zieht sich die Verbesserung des Helden durch das ganze Spiel. Neue Fähigkeiten müssen hart erarbeitet werden, denn: je besser die Fähigkeit, die man erwerben kann, desto mehr Erfahrungspunkte kostet sie. Schön, dass das Aufleveln nicht nur rudimentär notwendig ist, es macht entgegen anderen Spielen auch wirklich Sinn. Denn ohne gewisse Investitionen in neue Fähigkeiten übersteht man die harten Kämpfe gegen allerlei Kontrahenten nicht lange. Frontkämpfer dürfen sich darüber freuen, dass man sogar seine eigenen Klingen an gewissen Stellen im Spiel schmieden darf. Überdies gibt es massig neue Schwerter und Schilde, Tränke und sogar Ringe, die alle ihre Eigenarten haben. Somit bietet 'Dark Messiah of Might & Magic' eine umfangreiche Ausrüstung an, die sich mit der Zeit im Inventar stapeln. Allerdings gilt es so manchen Kompromiss zu schließen, da das Inventar nach ein paar Spielstunden bis zum Rand gefüllt sein sollte, sofern man viele Gegenstände eingesackt hat. Das ist gar nicht so schwer, weil nicht nur Feinde hilfreiche Objekte fallen lassen, sondern auch Kisten oder Vasen nützlichen Inhalt aufweisen. Und die sind wirklich zahlreich vorhanden. Nach dem Motto: wer mehr oder weniger eifrig sucht, der findet. So lohnen sich auch Umwege, die man dank geheimen Verstecken gerne in Kauf nimmt, zumal man dort wirklich seltene Gegenstände finden kann.

Zum Glück verbringt man nicht allzu viel Zeit mit der Charakterverbesserung und dem Stapeln im Invenrar. Denn die Kämpfe laufen im Gegensatz zu Spielen wie 'Oblivion' sehr abwechslungsreich und individuell ab und sind zudem wirklich herausragend gut gelungen. Die normale Methode, Gegner wie Orks, Krieger oder finstere Kreaturen einfach nur mit dem Schwert kleinzuhauen ist nach einer kurzen Zeit ersichtlich monoton. Also haben sich die Entwickler von 'Dark Messiah of Might & Magic' neue Möglichkeiten ausgedacht, mit denen man die Widersacher in den Tod schicken kann. So hat man dank ausreichender Bewegungsfreiheit des Öfteren die Gelegenheit Gegner in den Abgrund zu treten, ins Feuer zu stoßen, in Stachelwände zu schubsen oder die Umgebung zu nutzen und ganze Bauten auf feindlich gesinnte Gestalten fallen lassen. Doch auch ohne diese mitunter ziemlich fiesen und blutigen Tötungsmöglichkeiten würde 'Dark Messiah of Might & Magic' Laune machen. Neben verschiedenen Schwertangriffen (kräftiger - oder seichter Schwerhieb) erlaubt das Programm auch Finishing Moves, die in gewissen Situationen angewandt werden können. Genau dann, wenn ein Feind am Boden liegt oder wenn der Held nach viel Schwertgefuchtel in Rage ist. Dann wird 'Dark Messiah of Might & Magic', zumindest in der englischen Fassung, ziemlich brutal. Wer dann im richtigen Moment auf die richtige Taste drückt, spießt Feinde mit seiner Klinge auf, hackt schonmal das ein oder andere Körperteil ab und verursacht so ein echtes Blutbad. Klar, dass sich die USK diesbezüglich zu Wort gemeldet hat, sodass einige Animationen entfernt wurden. Demnach ein kleiner Tipp: die uncut-Version holen.

In der deutschen Version leidet die Atmosphäre unter den Einbußen bezüglich der Gewaltdarstellung, da die Welt in 'Dark Messiah of Might & Magic' generell finster wirkt. Demzufolge sind auch die Schauplätze meistens recht dunkel. Jedoch balgt man sich neben vielen Passagen in Verliesen, in Spinnengruben oder in der dunklen Festung des Erzfeindes auch zuweilen an der frischen Luft mit Orks oder anderem Gesocks.

Dank optionalen Quests verläuft die Handlung nicht ganz so linear, wie sie eigentlich ob den eindimensionalen Levels konstruiert wurde. Noch besser: zuweilen hat Sereth die Möglichkeit eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Befreit er beispielsweise eine lieb gewonnene Mitstreiterin oder lässt er sie in der Spinnengrube zurück. Die Mühe lohnt sich allerdings, Erfahrungspunkte sind der Lohn für eine mögliche Rettung. Lässt er sie jedoch im Stich bekommt er keine Belohnung. Ein ums andere mal wird Sereth mit noch mehr Entscheidungen konfrontiert, die je nach Handeln einen anderen Ausgang haben. Spannend!

Mit rund 12 Spielstunden ist 'Dark Messiah of Might & Magic' nicht zu kurz und nicht zu lang, manche Abschnitte machen aber weniger Stimmung als andere. So ist es spaßig, Orks Klippen herunterzuschubsen oder Goblins mit Zaubern lahmzulegen, kilometerlange Märsche im Schloss des Oberbösewichts nerven allerdings genau wie zu oft vorkommende Abschnitte, in denen man lästige Spinnen jagt. Nichtsdestotrotz bringt das Spiel fast zu jedem Zeitpunkt Spaß, weil das Spektrum an Bewegungen, an Ausrüstung und nicht zuletzt an Abwechslung groß ist.

Mit der prächtigen Optik (Source-Engine) und der tollen Musikuntermalung gelang es UbiSoft ein spannendes, abwechslungsreiches und vor allem dank vielen Gegenständen und Charakterbaum motivierendes Spiel auf die Beine zu Stellen. Nicht umsonst wurde 'Dark Messiah of Might & Magic' als bestes Actionspiel 2006 prämiert.

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Anmerkung:

Erstveröffentlichung auf gamezone.de


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Source-Engine: gute Beleuchtung, Effekte
  • Sound: solide deutsche Sprecher, stimmige Musik
  • Balance: faire, anspruchsvolle Kämpfe
  • Atmosphäre: düstere Welt, passendes Design
  • Bedienung: einfach zu erlernen
  • Umfang: viele Schauplätze
  • Leveldesign: gut designt
  • KI: verhält sich klug, reagiert realistisch
  • Waffen & Extras: etliche Gegenstände, nette Waffen und Zauber
  • Handlung: nett erzählte Geschichte, kommt schnell in Fahrt
  • Grafik: etwas detailarm, veraltet
  • Sound: etwas mehr Soundtrack hätte nicht geschadet
  • Balance: später mitunter zu einfache Kämpfe
  • Atmosphäre: Levelschläuche mindern Atmosphäre
  • Bedienung: fummliges Inventar
  • Umfang: nach knapp 10 Stunden vorbei
  • Leveldesign: linear
  • KI: sehr selten dumme Reaktionen
  • Waffen & Extras: manche Gegenstände unnötig
  • Handlung: nicht originell

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(1)
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