Fliegendes Gerümpel: The Game

Alan Wake ist am Ende des Tages wohl doch ein Horrorspiel – allerdings entfaltet sich der Grusel an anderen Stellen als vom Entwicklerstudio intendiert....

von ModuGames am: 24.07.2018

Alan Wake ist am Ende des Tages wohl doch ein Horrorspiel – allerdings entfaltet sich der Grusel an anderen Stellen als vom Entwicklerstudio intendiert. Doch lassen Sie mich von vorne beginnen.

Anfang mit Potenzial, Hauptteil ohne Spannung

Der namensgebende Protagonist des Spiels, Alan Wake, ist nicht nur ein berühmter Schriftsteller – er ist ein berühmter Schriftsteller, der seit zwei Jahren kein Wort mehr zu Papier gebracht hat. Zwecks der Regeneration macht sich Alan zusammen mit seiner Frau Alice ins Städtchen Bright Falls auf. Doch kaum ist das Paar in ihrem Haus im Cauldron Lake eingezogen, verschwindet die Dame – von einer unbekannten Macht entführt.

Und ab hier beginnt sich die Story des Spiels zu entfalten: Alan wacht nach einem gescheiterten Rettungsversuch in seinem Auto auf, welches sich mitten im Wald befindet. Sie übernehmen die Kontrolle und machen sich konsequenterweise auf die Suche nach Hilfe. Was dem jedoch im Weg steht: Alan wird von sogenannten Besessenen angegriffen – humanoiden Kreaturen, welche in der Dunkelheit auftauchen. In diesem Zusammenhang wird Alans Taschenlampe sehr wichtig, da die Kreaturen zuerst mit Licht geschwächt sein müssen, bevor sie durch konventionelle Waffen Schaden erleiden. Nachdem Sie sich durch den Wald geschlagen haben, werden Sie von der Polizei aufgelesen, woraufhin Ihnen einige der künftig wichtigen Charaktere vorgestellt werden, unter anderem Alans bester Freund, Barry.



Die Story ist vermutlich der am meisten gelobte Aspekt an Alan Wake. Ich schließe mich der Einschätzung an, dass sie vermutlich der beste Teil des Spiels ist, aber das ist nur der Fall, weil ich den Anfang für in Maßen gelungen halte. Und weil alle übrigen Aspekte im Vergleich noch mehr abfallen. Allerdings funktioniert die Prämisse der Geschichte bei mir schon nicht wirklich: Warum sollte ich ein persönliches Interesse daran haben, Alice zu retten? Ich kannte sie zu Anfang des Spiels kaum, zumal sie mir nicht einmal sonderlich sympathisch ist. Dazu kommt noch, dass mich das Geheimnis um die Herkunft der Besessenen nicht weniger interessieren könnte. Also renne ich milde unterhalten durch die (viel zu linearen) Level, leuchte und schieße mich durch Gegnerhorden und drücke ab und an einmal auf Knöpfe.

Licht & Schatten: Der Spielablauf

An dieser Stelle möchte ich noch anmerken, dass Alan Wake als konventioneller Horror-Shooter aus meiner Sicht nicht tauglich ist. Die Gegner, von denen es effektiv drei Nahkampfvarianten gibt, werden dermaßen inflationär eingesetzt, dass außer einem kurzen Zusammenzucken, wenn einer der zwielichtigen Kameraden unerwartet um die Ecke läuft, keinerlei Angstgefühle bei mir aufkommen. Nur ein Feindtyp jagt mir bis jetzt noch regelrechte Schauer über den Rücken: Poltergeister, die von Gegenständen in der Umgebung Besitz ergreifen. So kam es häufig vor, dass ich an einigen Stellen fast schon verzweifelt habe, weil ich jedes Mal von fliegenden Tonnen erwischt wurde – in letzter Sekunde, versteht sich.

Weiterhin müssen auch die aus meiner Sicht überflüssigen, wenn auch eher seltenen, Sprungpassagen kritisiert werden, welche in Verbindung mit der schwammigen Steuerung zu Frustmomenten führen können. Insgesamt empfinde ich das ganze Leveldesign von Alan Wake als viel zu langweilig. Dabei ist weniger die Linerarität mein Problem (obwohl diese in Kombination mit richtungsweisenden Pfeilen einen fast schon komischen Charakter annimmt): Die Aufgaben nutzen sich meist relativ schnell ab, falls sie den überhaupt mal interessant waren. Alan Wake ist ein Spiel, welches stark davon profitiert hätte, wäre auf einen Teil der Actionpassagen verzichtet worden. So würden sich weniger Ermüdungserscheinungen einstellen und die Story könnte ihre Wirkung besser entfalten.



Nun aber genuckt rumgemeckert: Alan Wake hat trotz aller Fehlschläge definitiv einige gute Momente zu bieten. Zum Beispiel ein Duell gegen einen besessenen Mähdrescher auf einer Farm. Oder den Kampf auf einer Heavy-Metal-Konzertbühne, Lichtershow und Musik inklusive. Oder die Herr-der-Ringe-Witze des Kumpanen Barry. Stellenweise kommt wirklich Atmosphäre auf, was jedoch wiederum durch unmotivierte Sprecher, fehlende Lippensynchronität und stellenweise etwas altbackene Grafik getrübt wird.

Fazit

Zu behaupten, ich hätte keinen Spaß mit Alan Wake gehabt, wäre eine Lüge. Das Spiel kann in manchen Augenblicken wirklich glänzen, selbst das Abknallen der Besessenen bietet einen gewissen Unterhaltungsfaktor (wobei ich anmerken muss, dass der quasi-Vorgänger Max Payne ein viel befriedigenderes Waffensystem hatte). Die Schwächen des Spiels – uninteressante Story, im Allgemeinen zu hoher Actionanteil, uninspiriertes Leveldesign und noch einige weitere Schnitzer – sind jedoch eklatant. Deshalb halte ich Alan Wake für ein mittelmäßiges Spiel mit guten Ansätzen. Allerdings scheinen diese ähnlich unterzugehen wie Alans Taschenlampe in der Dunkelheit...


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(16)
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