„Für meine Mutter, Brüder und Schwestern,...

    ...mit denen ich das Monster in meinem Vater überlebt habe. Einleitende Worte eines Spiels, dass die ernste Geschichte erahnen lässt. ...

von jacosia-sky am: 02.02.2015

 
 
...mit denen ich das Monster in meinem Vater überlebt habe". Einleitende Worte eines Spiels, dass die ernste Geschichte erahnen lässt.
 
Einleitung
 
Papo & Yo (Papa & Ich). Selten war ich so angetan von einem Spiel und den vielen positiven Facetten, mit denen sich dieses Spiel meiner Meinung nach zurecht schmücken darf. Ein Spiel, das Menschen zur Tiefsinnigkeit, zum Nachdenken, gar zum Hinterfragen bringt und das eigene Interpretationen einen Spielraum bietet, wie sie wohlfühlender nicht sein könnten. Es bereitet mir immer wieder Freude, wenn es ein Spiel schafft mich in eine Welt mitzunehmnen, in der ich wie gefangen scheine und ich dem Protagonisten einfach nur so schnell wie möglich helfen möchte. Wenn ihr mich fragt, eine 'Spielperle' die ihres Gleichen sucht.

Das Spiel handelt von einem grausigen Vater, der, wenn man es so nimmt, seinen eigenen Sohn, aber auch andere Beteiligte um seine kostbare Kindheit bringt. Alkoholismus und Missbrauch ist der Feind, dem wir uns im Spiel stellen müssen.

Mehr als erwähnenswert ist es, dass der Entwickler 'Vander Caballero' selbst, der Jahrelang bei einem großen Publisher gearbeitet hat, sich ein Herz fasste, in einem kleinen Indie Studio anfing und sich mit seiner eigenen Familiengeschichte metaphorisch gerade zu ausgelassen in diesem Spiel verewigte. Ich für meinen Teil habe dem Kolumbianer jede Idee, jedes Spielelement, ja eigentlich das gesamte Spiel zu jeder Zeit abgenommen, mit Ihm gefühlt und Ihm gedacht.
 
 
Die Charaktere

Im Spiel agieren wir als Quico. Ein kleiner Junge, der sich dank seiner Fantasie auf den Weg durch ein Portal macht, welches Ihn in eine Welt wirft - fantastisch, unwirklich und angelehnt an die teils bunten und sehr armen Favelas von Südamerika. Er fürchtet sich vor etwas unwägbaren! Ein Grund für diese Flucht.
 

In dieser für Quico neuen surrealen Welt ergeben sich Möglichkeiten, die ihm von nun an offen stehen. Es begleitet uns die Zeit über ein kleines Mädchen - Alejandra, ebenso wie Lula - ein kleines Roboterspielzeug das zum Leben erweckt wurde. Hilft uns dieses Mädchen noch die teils leichten, dennoch gewieften und später auch durchaus fordernden Rätsel zu lösen, so ist es uns mit Lula stets möglich eine Art Doppelsprung mittels ihrer Düsen auszuführen, um ebenfalls Rätsel lösen zu können oder weiter entfernte Plattformen zu erreichen. Beide Figuren nehmen im gesamten Spielverlauf eine wichtige Rolle ein, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, da es zu viel verraten würde. Emotionsschübe sind hier aber vorprogrammiert. Auch begleitet uns ständig das 'Monster', das wir mittels verschiedener Aufgaben durch die Level führen müssen. So dürfen wir es beispielsweise mit bestimmten Früchten zu einem bestimmten Ort locken oder vor ihm zu gewissen Gegebenheiten weglaufen. Warum das so ist , das dürft ihr selbst herausfinden.





 
Das 'Drumherum'
 
Die Umgebung, der wir uns stellen müssen ist gut durchdacht und gameplaytechnisch wunderbar umgesetzt. So verwandeln sich einzelne Elemente, wie Blockhütten in Tiere - beispielsweise in einen Tausendfüßer, die sich auf einmal bewegen oder aber sich auch selber steuern lassen. Oder wir verändern die Position der kleinen Häuschen, indem wir einen Karton anheben, der als Pendant zu ihnen steht. Was für eine tolle Idee! Sieht man dann noch wie sich der Boden, wie ein Teppich nach oben aufrollt, ist die Begeisterung vollends. Auch gibt es sehr ansehnliche Wechsel der Szenen/Kulissen, mit denen man in diesem Moment nicht gerechnet hat und die einen einfach nur staunen lassen. Sollte man einmal das berühmte Brett vor'm Kopf haben und nicht weiter wissen, so kann sich Quico einen Karton überziehen, der viele nützliche Informationen für einen parat hält. Sieht seltsam aus, bringt jedoch den einen oder anderen Schmunzler auf die Lippen.





Alles in allem ist diese surreale Welt gespickt mit Metaphern, eine bildliche Darstellung, deren Ideen ein Lob wert sind. Von einigen Momenten, in denen die Metaphorik ausgeblendet wird und wir mittels Rückblenden in die reale Welt zurückgeworfen werden, hätte ich mir mehr gewünscht. Vielleicht sind aber auch gerade aus Mangel zu Ihnen diese besonders im Gedächtnis hängen geblieben. Auch an Dialogen wird gespart. Die Anzahl von ihnen ist überschaubar, doch ist das nicht schlimm, da es eine besondere Stärke des Spiels ist Ausdruck auch ohne diese zu zeigen.
 
Was kann diesem Spiel jetzt noch in die Quere kommen? Etwa die Musik? Mitnichten. Sämtliche Emotionen, Gedankengänge und szenenabhängige Situationen im Spiel werden auf eine sehr gute, dramaturgische Art und Weise durch Musik untermalt und bekräftigt. Der Sound hält den Spieler stets in Anspannung und wird durch melodische Intervalle szenenabhängig verstärkt oder vereinfacht.

Was bleibt mir noch zu sagen... ? Das Ende! Eigentlich nichts für schwache Nerven. Ist man an einem Stück dran geblieben, hat das Spiel in einem Durchlauf gespielt (ca. 5,5h) und sich der Immersion gänzlich hingegeben, so packt einen der Schluss und man ist dazu geneigt sich den Abspann anzuschauen und über das so eben Gespielte und Vorherige intensiv nachzudenken. Im Nachhinein habe ich mir Lets Play's und andere Kommentare zu diesem Spiel angeschaut, um zu erfahren, wie andere Spieler für dieses Spiel empfunden haben.
Für mich ein Hochgenuss an Metaphern und dadurch eine erzählerische Glanzleistung.

Für alle Sammelwütigen lohnt sich ein zweiter Durchgang, da man erst ab diesem bestimmte Elemente einsammeln kann. Zuvor ist dieses nicht möglich.


Probleme im Spiel

Die gab es an keiner Stelle. Weder Bugs noch andere sonderbare Erscheinungen, die das Spiel desillusionieren könnten.


Einstellungsmöglichkeiten

Diese sind zahlreich vorhanden, wie im Bild zu sehen. Die Grafik ist nicht sonderlich herausstechend, aber auch nicht minder schlecht zu bewerten. Sie ist durchweg gelungen und dem Szenario entsprechend gestaltet. Leider wirken die Level teils statisch, da der Schwerpunkt hier aber eindeutig auf die Story zeigt, kann man darüber getrost hinwegsehen.




Fazit

Zum Schluss möchte ich sagen, dass es von dieser Art Spiele ruhig mehr geben dürfte. Es ist toll, wenn ein Spiel einen so mitnehmen und man es uneingeschränkt weiterempfehlen kann.  Ein weiterer Höhepunkt meiner Spielebibliothek!
82 Punkte spiegeln meine Zufriedenheit wieder. Vielleicht seht Ihr das ja anders, habe ich auch Kommentare gelesen, die mit dieser Form der Unterhaltung nichts anfangen konnten.

Für mich wird ein ernstes Thema wunderbar verpackt. Wer ein Spiel abseits des Mainstreams sucht, sollte sich das hier nicht entgehen lassen...
 
 
...Papo & Yo. Ein tolles Spiel!
 
 



Wertung
Pro und Kontra
  • gute Story
  • starke Metaphern
  • gut inszenierte Charaktere
  • gesellschaftliches Problem stark in Szene gesetzt
  • gute und vor allem interessante Spielmechanik
  • statische Level die dennoch zu überzeugen wissen
  • etwas zu kurze Spielzeit

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(8)
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