Harte Säcke im geradlinigem Schnetzelshooter

Wann außer in Horrorspielen konnte man sich denn wieder mal actionreich durch Gegnerhorden ballern, ohne zu politisch korrekten Darstellungsgrad? Nun, ich...

von - Gast - am: 13.04.2011

Wann außer in Horrorspielen konnte man sich denn wieder mal actionreich durch Gegnerhorden ballern, ohne zu politisch korrekten Darstellungsgrad? Nun, ich erinnere mich nicht an gerade viel, und irgendwie kam mir da 'Bulletstorm' gerade recht. In schickem Unreal-Engine-Look und weitläufigen Arealen begleite ich Gray, einen Weltraumpiraten, auf seinem Feldzug gegen seinen einstigen Auftraggeber, begegne dabei Freaks, Mutanten und sonstigen Gegnermassen, ohne dabei leise sein zu müssen.

Born to kill

Als Elite-Killertrupp Dead Echo gibt es eine Menge zu tun, denn General Sarrano lässt das Team eine Reihe von vermeindlichen Verrätern umlegen. Doch es dauert nicht lange, da bemerken sie, dass sie nur von Sarrano benutzt wurden, Regimegegner heimtückisch zu ermorden. Dead Echo desertiert, und Anführer Gray nimmt den Kampf gegen Sarrano auf. Das gipfelt in einer Kamikazeaktion auf dessen Schiff, die Ulysses, endet aber für beide auf einem nahegelegenen Planeten. Getrieben von Rache nimmt Gray die Spur von Sarrano auf, einzig unterstützt von Ishi, der kurz zuvor mit bionischen Teilen versehen wurde, um dessen Tod zu verhindern. Doch bevor er den General erreicht, stehen ihm etliche Einheimische und Mutanten im Weg...

Machoteam

Sehr dynamisch beginnt das Spiel mit etlichen Zwischensequenzen und kleinen Minispielen, bevor es nach dem Crash auf den Planeten runtergeht. Man lernt sofort das Team kennen und erfährt gleich mal etwas über sie, vor allem, dass es ein ziemlich sprücheklopfender Haufen ist. Vor allem Gray ist sich nie um einen dummen Spruch verlegen, und das hält wirklich bis zum Schluss durch. Kaum eine Zwischenszene vergeht ohne die (wahrlich witzigen) Oneliner, die die sonstige Action ordentlich auflockern. Entwickler People can fly hat es dabei gut verstanden, die Balance zwischen Action und Verschnaufpausen zu halten, so dass selten mal Langeweile aufkommt, wenn man die nächsten Abschnitte angeht.

Bei der Action stehen vor allem zwei Dinge im Vordergrund: Gegnerwellen und Brutalität. Zwar wird es irgendwann mal etwas öde, wenn man nur von Abschnitt zu Abschnitt rennt und wieder mal die nächsten Gegner erwartet, aber die Art und Weise setzt das Niveau wieder nach oben. Mit den angebotenen Waffen lässt sich so etliches anstellen. Kopfschüsse oder Treffer im Hintern sind da tatsächlich nur der Anfang, da man auch mit Granatwerfern, Harpunenwaffen oder dem Snipergewehr viele verschiedene Arten des Tötens ausprobieren kann (und dafür noch belohnt wird). Mit diesen Spezial- und sonstigen Attacken verdienen wir uns Erfahrungspunkte, die wir dann mit unserer Peitsche und entsprechend, fair verteilten Containern in Munition und Waffenaufrüstung investieren. Das macht derart viel Spaß, dass man schnell das scriptlastige Ablaufen der Levels vergisst.

Harte Schale, weicher Kern

Wo die Sprüche und das machohafte Gehabe der Weltraumpiraten im Vordergrund steht, wird aber auch (vor allem später im Spiel) mit dieser Ausrichtung wieder gebrochen. Die Story ist genau darauf ausgelegt und wird später sogar ein wenig psychologisch wertvoll, wenn Protagonist Gray die ersten Gewissensbisse bekommt. Ansonsten bietet das Spiel wieder das, was man gerne in Spielen verwendet - Mutanten. Diese haben ein paar Eigenschaften inne, die eine differenzierte Herangehensweise benötigen, das hebt den Anspruch sogar noch ein wenig mehr. Bei manchen Typen ist die Peitsche unbrauchbar, andere müssen an markierten Trefferzonen getroffen werden.

Zwar ist das im entscheidenden Moment gut verpackt, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass es nur weitere Gegner sind, denen man entsprechend zu Leibe rücken muss. Das heißt, dass Spannung kaum aufkommt und die Grinsmomente eher aufkommen, wenn man die Wellen von Feinden entsprechend zersiebt hat. Wegen der Brutalität und der derben Sprache ist dieses Spiel auch nichts für Weicheier, so dass hier Körperteile regelmäßig herumfliegen und jedes zweite Wort irgendwie unanständig ist.

Starre Weitsicht

Man hat sich hier die Mühe gemacht, eine homogene Welt mit engen Passagen und schönem Weitblick zu bauen, und trotz der Schönheit fehlte wohl doch die Kraft oder die Zeit, um den Eindruck beizubehalten. Bis zum ersten Drittel zieht man noch alle Register mit herrlich überzogenen Szenen wie der des gigantischen Schaufelrads, um dann gegen Schluss Minimaldesign auszupacken, was regelrecht mickrig wirkt. Auch die teils monströsen Bossgegner hatte man wohl gegen Ende vergessen, so dass man sich nur noch auf die sonst üblichen Levelabschnitte konzentriert hatte. Das mag zwar der Story helfen, sich schnell weiter zu entwickeln, aber wirkt alles in allem wie unter Zeitdruck dahingeschludert.

Technisch sieht 'Bulletstorm' ja gut aus und läuft auch auf schwächeren PCs gut, aber fehlt für heutige Verhältnisse vieles, um die Welt noch schöner erscheinen zu lassen. Die Vegetation sieht eher mies aus im Gegensatz zum Gebäudedesign, und etliche Trümmerfeld geradezu matschig. Auch bei den Figuren fehlen Gesichtsanimationen völlig, was dem doch dramatisch anmutenden Plot nicht gerecht wird.

Auch der Sound ist ein zweischneidiges Schwert, der zwar im Design gut klingt, aber insgesamt zu schwachbrüstig ausgefallen ist. Da hätte ruhig etwas mehr Rumms reingebracht werden können, und so klingen einige Waffen wie Rohrkrepierer. Dafür sind die deutschen Sprecher gut bei der Sache, so dass die den Dialogen die nötige Stimmung mitgegeben haben.

Fazit

Endlich mal wieder ein Actiontitel, der mit Brachialmethoden zum Ziel führt. Die verschiedenen Methoden des Tötens sind eine feine Sache, und es macht eine Menge Spaß, die Skillshots, die es zu entdecken gibt, auszuprobieren. Die Story ist gehobener Standard und erzählt nicht nur eine billige Rachegeschichte, ist demnach entsprechend vielschichtiger aufgebaut. Dennoch ist es nur ein Shooter, der im Gesamteindruck zu linear ist, da helfen auch gewisse Einfällt nicht, den Eindruck zu ändern.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Schick gebaute Welt, Effekte
  • Sound: Sprecher, Musik
  • Balance: Wird stetig schwerer, Abwechslung
  • Atmosphäre: Schön bunt, dramatisch
  • Bedienung: guter Shooterstandard
  • Umfang: Gute 10 Stunden, unterschiedliche Abschnitte
  • Leveldesign: Dynamisch angelegt, Verstecke
  • KI: Geht in Deckung, stürmt nicht ins Verderben
  • Waffen / Items: Aufrüstbar, Sekundärmodi, gut ausbalanciert
  • Handlung: Rachegeschichte, vielschichtig
  • Grafik: Animationen, Vegetation
  • Sound: Schwache Sounds
  • Balance: Allgemein zu leicht, gescriptet
  • Atmosphäre: keine Spannung
  • Bedienung: Menütasten etwas unsinnig
  • Umfang: Gegen Ende geht die Luft aus
  • Leveldesign: Zu linear, künstlich angelegt, vorhersehbar
  • KI: Klebt manchmal auf der Stelle, zu berechenbar
  • Waffen / Items: Nur wenige Waffen und Kaufoptionen
  • Handlung: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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