Im Ödland hört dich keiner schnarchen...

Fallout 4 hatte hohe Erwartungen zu erfüllen. Am Ende enttäuscht es leider sowohl als Rollenspiel, als Shooter, und auch als Open World Sandlkasten...

von - Gast - am: 12.12.2018

Früher war Alles besser?


1988 überraschte Interplay mit einem kleinen Geheimtipp die Spieler: Wasteland! Zunächst nur auf dem Apple II, gab es später Ports auf dem Commodore 64 und auch auf dem MS-DOS PC. Das besondere bei Wasteland: statt in einer Fantasy Welt spielte die Handlung in der Post-Apokalyptischen Zukunft, statt Drachen und Untote gab es Cyborgs und Mutanten und statt Schild und Schwert schoss man mit Knarren die ordentlich "Wumms!" hatten. Auf Zwerge und Elfen musste man verzichten, man war als menschlicher Desert Ranger unterwegs, allerdings gab es die Rollenspiel typische Party sammt Charakterwerten. Das Spielprinzip war eine nahezu 1:1 Umsetzung von The Bard's Tale von 1985. Das Ganze kam aber sehr gut bei den Fans an, die mal eine Abwechslung zu den zig Fantasy Welten haben wollten oder mit Fantasy einfach nichts am Hut hatten.

Das Ganze diente dann als Basis für Interplays Hit Fallout (programmiert von den legendären Black Isle Studios). Sowohl Interface, Grafik also auch Bedienung wurden modernisiert. Man war auch nicht mehr in einer Gruppe unterwegs, sondern überwiegend alleine oder mit einem Begleiter. Fallout setzte auf isometrische Ansicht mit rundenbasierten Taktik-Kämpfen die mehr Interaktivität boten als in Wasteland. Ein Jahr später folgte Fallout 2, das allerdings kaum nennenswerte Neuerungen bot. Beide Spiele sind inzwischen Kultspiele. Desweiteren gab es noch Ableger wie z.B. Fallout Tactics.

2008 brachten Bethesda, die mittlerweile die Recht für das Fallout universum erworben hatten dann Fallout 3 heraus. Hier zeigten sich grosse Veränderungen: 3D statt Iso-Ansicht. Echtzeit mit optionalem VATs-Pause-System. Ob das ganze nun besser war als Fallout 1 und 2 - darüber kann man lange streiten. Meine Begeisterung hielt sich in argen Grenzen. Es bot zwar die Bethesda-typische Open World mit ein paar Abstichen in Sachen Komplexität und Story. Auch die Rollenspiel-Elemente wurden etwas vereinfacht - noch nicht so extrem wie bei Fallout 4 oder Elder Scrolls: Skyrim, aber während in Fallout 1 & 2 z.B. Perks sowohl Vor- als auch Nachteile boten, und man vorsichtig abwägen musste ob man denn diesen Perk wirklich haben wollte, wurde das bei Fallout 3 gestrichen.

2010 brachte Obsidian Entertainment das wesentlich bessere Fallout: New Vegas heraus. Es basierte auf der Fallout 3 Engine aber bot die Rückkehr zum alten Perk-System und einen optionalen Survival Modus. Aus Rollenspiel-Sicht ist New Vegas definitiv das bessere Fallout, als Shooter taugen beide jedoch nichts...

 

Abspecken für den 4. Teil...


lautete bei Bethesda die Devise: um Fallout 4 massentauglich(er) zu machen mussten schon - wie zuvor bei Skyrim - einige der Rollenspiel-Elemente über Bord geworfen werden. Diesmal erwischte es - wie in Skyrim - die Talente wie "Schusswaffen" oder "Schleichen". Die Perks und die SPECIAL Attribute wurden jedoch beibehalten, aber stark vereinfacht. So ist es jetzt ohne Weiteres möglich eine 10 in jedem der SPECIAL Attribute zu bekommen, einerseits durch Sammel besonderer Gegenstände oder beim Levelaufstieg statt einem Perk einfach einen Attribut-Punkt wählen. Im nu ist das Kerlchen Superman. Character Building leicht gemacht. Da man in den Stufen recht schnell aufsteigt ist man ziemlich schnell auch am Limit angelangt. Das Charakter-Building macht einfach keinen Spass, man muss sich nicht - wie z.B. noch bei New Vegas - auf einen bestimmten Spiel-Stil festlegen und danach skillen, hier kann man relativ schnell Alles. Als Rollenspiel taugt Fallout 4 leider nichts.

 

08/15 Story ohne mitfiebern...


ich muss zugeben, die Hauptstory habe ich nicht zuende gespielt. Zu langweilig! Das mache ich allerdings bei den wenigsten Bethesda Spielen. Bethesda's Hauptstories sind meistens sowieso nur "Beiwerk", Mittel zum Zweck. Bethesdas Stärken liegen eher in einer enormen Freiheit, das zu tun, was man will wenn man es will. Die Figur zu sein, die man sein will. Ich habe 1000+ Stunden in Skyrim verbracht, ohne dass mir das Spiel langweilig wurde. War es ein gutes Rollenspiel? Nein. Hatte es eine spannende, gut erzählte Story? Ganz und gar nicht.

Fallout 4 schafft es leider auch nicht storymässig zu punkten. Man spielt entweder eine Mutter oder einen Vater, dessen Ehepartner/in ermordet und dessen Sohn im Säuglingsalter entführt wurde. Man begibt sich also auf die Suche nach den Entführern/Mördern. Oder auch nicht. Ich tat es nicht, da diese Ausgangssituation derart schnell runtergeleiert wurde und man derart schnell mit unbedeutenden Nebenquests regelrecht zugemüllt wird, dass Ehegatte/in und Sohnemann sehr schnell vergessen sind. Ich jedenfalls ertappte mich relativ oft mich selbst fragend, wer denn dieser Sean ist, nachdem meine Figur dauernd fragt. "Ach so, Sohnemann! Ach, der... neee ich geh lieber auf Entdeckerreise."

 

Im Ödland nix Neues...


Währenddessen rennt man durch das verwüstete Commonwealth rund um Boston rum, die Grafik sieht potthässlich aus und ist hoffnungslos veraltet - wie wär's mal mit ner neuen Engine, Bethesda? - und metzelt sich durch die alten Bekannten: Supermutanten, RAD-Fliegen und Kakerlaken, Maulwürfe und Roboter, RAD-Skorpione und Ghule, alle kennt man schon, alles haben wir schon zig Mal um die Ecke gebracht, gähn! Dazu ist noch die Farbgebung sehr schlecht gewählt was dem Ganzen noch einen eher lächerlichen Look verleit.

Das Inventar ist so sperrig wie eh und jeh, man merkt es ihm und dem überdimensional-grossem HUD zu jeder Zeit an, dass es sich um einen (schlechten!) Konsolen Port handelt. Die Schiessereien sind eigentlich für das VATs System konzipiert, neuerdings nicht mehr im "Pausen-Modus", sondern in Zeitlupe lassen sich so einzelne Körperteile direkt anvisieren, deren Treffer Chance in Prozent angegeben wird. Jeder Schuss verbraucht "Aktionspunkte" vom Aktionsbalken. Löst man dann die Ausführung aus läuft der Kampf in einer Art Zwischensequenz ab bis entweder alle Aktionspunkte aufgebraucht sind oder der Gegner tot ist. Glücklicherweise musste die deutsche Fassung hier nicht entschärft werden, hier fliegen die Gliedmasen genauso durch die Gegend wie in der Originalversion. Da hatte damals der 3. Teil nicht so viel Glück.

Man kann auch auf VATS verzichten und in Echtzeit selber spielen. Allerdings ist das Shooter Element Bethesda eher schlecht gelungen, man mekrt es wurde wirklich für VATS konzipiert. Als Shooter wirkt Fallout 4 eher lasch.

Ansonsten bietet Fallout 4 nichts Tolles, das wohl grösste Novum, der Siedlungsbau verkommt schnell zur nervigen Fleissarbeit, der Auftraggeber nervt nach einer Weile nur noch: Siedlung A befreien! Siedlung B braucht unsere Hilfe! Siedlung C wird angegriffen! Siedlung D muss verteidigt werden!

Auch die Spielwelt - die bisherige Stärke von Bethesda - kommt etwas zu kurz: Langeweile macht sich schnell breit. Die RAD/Stürme sind zwar anfangs noch ganz nett, aber nach einer Weile wiederholen sie sich zu schnell und sind nicht sonderlich gefährlich. Da waren die Anormalien in S.T.A.L.K.E.R. wesentlich spannender. Auch deren Spielwelt (2007) wirkte viel besser und detaillierter. Wer die S.T.A.L.K.E.R. Reihe und METRO noch nicht sein Eigen nennt sollte Fallout 4 links liegen lassen und zu diesen, wesentlich besseren Post-Apokalypse-Alternativen greifen. Fallout 4 bietet leider nur einen Durchschnitts Action-Rollenspiel-Open World Brei, kann aber in keinem der drei Genres wirklich überzeugen: leider nur Durchschnittsware!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grosse Spielwelt
  • Spielfigur vertont!
  • VATS
  • Leider langweilige Open World
  • Langweilige, uninteressante Story
  • Abgespeckte Rollenspiel-Elemente
  • Als Actionspiel eher lahm
  • Bethesda-typische Bugs
  • Schlechter Konsolen-Port
  • Steuerung fummlig
  • Diesselben Gegner wie jedes Mal
  • Siedlungsbau wiedert schnell an

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Oft, regelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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