Lieber gut geklaut...

Mordor. Ein Name der Furcht in allen Lebewesen Mittelerdes auslöst. Das Land des Dunklen Herrschers Sauron, Bastion der Orks und Ursprung allen Übels....

von adrony am: 03.11.2014

Mordor. Ein Name der Furcht in allen Lebewesen Mittelerdes auslöst. Das Land des Dunklen Herrschers Sauron, Bastion der Orks und Ursprung allen Übels. In der langen und bewegten Geschichte der Mutter aller Fantasywelten, spielt jenes düstere Land eine große Rolle. Diese großartige Geschichte soll mit dem aktuellen Ableger um einen weiteren Teil bereichert werden. 

Ob es sich dabei um einen wahrhaften Schatz der Spieleunterhaltung handelt, oder ob wir doch nur einen weiteren faulen Fisch mit großer Lizenz vorgesetzt bekommen, wird sich auf den nachfolgenden Seiten klären.

 

Eigentlich dürfte gar nicht so viel schiefgehen. Sauron wurde vor vielen Jahren geschlagen und das einstige Reich seiner Schreckensherrschaft ist seit langem keine uneinnehmbare Bastion mehr. Kaum verwunderlich, dass das Schwarze Tor nicht von Saurons Schergen besetzt wird, sondern von den tapferen Männern Gondors.  Allesamt stolze Männer und ehrbare Hüter der Grenzen. Unter ihnen befindet sich Talion.  Der Waldläufer hat sich vor einiger Zeit mit Frau Ioreth und Sohn Dirhael hierher zurückgezogen und lebt seit dem stets an der Schwelle zu den dunklen Landen.
Doch wie es so Sitte in einer mittelalterlichen Gesellschaft ist, die dazu auch noch in einer fantastischen Welt voller Magie und böser Mächte angesiedelt ist, bleibt es nicht bei der anfänglichen Idylle. In Mordor beginnt es zu brodeln. Des Nachts stürmen Orks das Tor. Talion und sein Sohn müssen ihrer Pflicht nachkommen, die dunklen Gesellen wieder zu vertreiben. Das klappt nicht ganz so gut. Um nicht zu sagen, es endet in einem Massaker.
Das Tor wird gestürmt. Die schwarze Hand Saurons tötet zuerst Dirhael, dann Ioreth und schließlich Talion selbst. Doch ist in Mittelerde nichts gewiss, nicht einmal der Tod. Entgegen Talions eigenen Erwartungen, findet er sich nach kurzer Zeit auf festem Boden wieder. Der Tod hat dich verstoßen, sagt ihm eine Stimme, die sich schon bald als körperloser Geist eines einstigen Elben entpuppt. Sowohl Geist, als auch Talion wird klar, sie müssen noch etwas erledigen bevor sie diese Welt verlassen können und diese Aufgabe kann nur gemeinsam bewältigt werden.

 

Die Story von Mordors Schatten startet erfrischend düster. Von Anfang an wird klar, dass der eher familiäre Ton der Hobbitverfilmung hier keinen Platz hat. Monolith schafft es, eine einfach gestrickte, aber unterhaltsame Geschichte zu erzählen, die den Ringe-Mythos um ein paar interessante Facetten erweitert. Zwar fehlt es ihr an echten Höhepunkten, doch ist es auch schön, einen Zeitabschnitt zu sehen der auch für Fans der Reihe noch gehaltvolle Inhalte nachliefert. So wird nicht ein weiteres Mal auf die Hauptepoche des Ringkrieges zurückgegriffen, sondern eine Nische ausgelotet die zwischen den Ereignissen des Hobbits und der Herr der Ringe Trilogie zu finden ist.
Dabei kann selbst Mordors Schatten nicht auf altbekannte Kniffe verzichten. So wird stets versucht Aspekte einfließen zu lassen, die sich an den Filmen und Büchern orientieren. Das beginnt bereits bei Talion, der offensichtlich eine Mischung aus Aragorn und Boromir darstellen soll, und dementsprechend nie selbständig Tiefe entwickelt. Vom Design der Figur, bis hin zu Talion‘s Bewaffnung, alles erinnert an bereits etablierte Helden. So bleibt Talion durchgehend Blass, während andere Figuren interessanter und tiefgründiger wirken.
Das Gefühl eines Spielbaren Dèjá-vus beschränkt sich übrigens nicht nur auf Talion.

 

Die Spielelemente von Mordors Schatten dürften auf den ein oder anderen äußerst familiär wirken. Insbesondere Fans der Arkham-Reihen werden sich sehr schnell zurecht finden. Manch einer mag es intuitive Steuerung nennen, doch unter Anbetracht des Tatbestands wird diese Aussage zu Augenwischerei. Das grundlegende Spieldesign ist der Verbrecherjagd des Fledermausmannes nahezu eins zu eins nachempfunden. Von der Steuerung der einfachen Kampfbefehle, bis hin zur Schleichmechanik. Dazu muss man allerdings sagen, dass diese Elemente zwar nicht selbst entworfen, dafür aber auch nicht minder schlecht verarbeitet wurden. Mit ein wenig Übung entspinnt sich eine wahre Sucht danach, die Kombokette nach oben zu treiben. Feinde werden elegant ausgekontert und mit flüssig animierten Schlägen zu Brei verarbeitet. Verschiedene Gegnertypen sorgen für Variation im Kämpferalltag und zwingen Talion zur Taktikvielfalt. Das macht nicht minder Spaß als beim großen Vorbild und trägt mit seinen teilweisen rabiaten Hinrichtungsmanövern zum düsteren Gesamtbild bei, kann unter Umständen allerdings zu Ermüdungserscheinungen führen, wenn man sich bereits bei der Arkham-Reihe ausgetobt hat. Auch wenn das Kampfsystem genauso viel richtig macht wie bei den anderen Vertretern, so leidet es doch an den gleichen Schwächen. Die erlernbaren Fähigkeiten sorgen einerseits für die nötige Motivation, lassen Talion andererseits irgendwann zu einem alles-vernichtenden Behemoth werden, der sich problemlos durch ein ganzes Heer an Gegnern metzeln kann.
Ähnliches gilt  für die Erkundung der offenen Welt. So wird die (recht große) Karte erst dann vollends aufgedeckt, wenn Talion einzelne Türme erklimmt und diese synchronisi… Verzeihung… erneuert. Die Welt an sich ist Stimmig und gibt das modrige Gefühl des dunkelsten alle Länder gut wieder. Gerade wenn einem das Farblose Mordor beginnt zu langweilen, eröffnet sich ein zweiter Bereich der wiederum farbenfroh daher kommt und für Abwechslung sorgt, ohne die Grundstimmung zu zerstören.

 

Nun gibt es zwischen viel Altbekanntem doch noch Innovation. Mordors Schatten baut auf ein, eigens für das Spiel entwickeltes, Nemesis-System. Dieses sorgt dafür, dass sich unter dem endlosen Haufen Orks einzelnen hervortun und in ein Rangsystem der Orkgesellschaft aufgenommen werden. Verschiedene Abstufungen, vom Häuptling bis zum Hauptmann, simulieren eine dynamische Struktur innerhalb der Reihen des Feindes, die nur daran krankt nicht so dynamisch zu sein wie man uns vorgaukeln will. Fakt ist, wenn Talion nichts tut, dann tut sich auch im Rangsystem nichts. Erst beim Tod des Waldläufers, oder wenn man sich aus irgendeinen Grund entschließt „zeit verstreichen“ zu lassen, kommt Bewegung in das System. Die wahre Stärke des Nemesis-Systems liegt in der Präsentation der verschiedenen Orks. Diese werden nämlich von ihrem Aussehen, über die Waffen, bis hin zu der Persönlichkeit komplett zufallsgeneriert. Dadurch gleicht kein Ork dem anderen. Die einzelnen Versatzstücke sind so zahlreich, dass erst nach mehreren Stunden Spielzeit auffällt welche bereits verwendet wurden. So erinnern sich die Orks an vorherige Begegnungen mit Talion und wie diese für sie ausgegangen sind. Haben sie es geschafft Talion zu töten werden sie befördert und Talion beim nächsten Mal damit aufziehen, lief es anders herum kann es sein, dass sie sich schwere Verletzungen zugezogen haben und auf Rache aus sind. Das sorgt für eine sehr schöne Variabilität im Spielerlebnis, die für Jeden eine einzigartige Erfahrung darstellen kann. Wenn sich mal eine andauernde Fehde mit einer dieser Bestien entfaltet, freut man sich bereits wie ein Schnitzel wenn einem der verhasste Feind ein weiteres Mal gegenübersteht. Sosehr, dass es einem irgendwann leid tut wenn der fiese Finsterling dann doch endlich tot ist.

 

Fazit:

Mittelerde: Mordors Schatten ist kein Innovationsfeuerwerk, aber das will es auch gar nicht sein. Alles was zu sehen ist, kommt einem bekannt vor. Die Herr der Ringe Lizenz ist nicht taufrisch, Kampf und Gamedesign haben wir schon anderswo gesehen und doch macht das Mordors Schatten nicht zu einem schlechten Spiel. Die Spielmechaniken funktionieren im Fantasy-Gewand genauso gut wie beim Superhelden-Äquivalent. Die Frage ist nicht, ob es die Mechaniken, die zum Einsatz kommen, von anderswo geliehen hat, oder nicht, sondern ob das Spiel trotzdem Spaß macht, und das tut es. Klar, wenn einem die Arkham-Reihe schon alles gegeben hat was man braucht und man sich daran bereits satt gesehen hat, dann wird man mit Mordors Schatten nicht glücklich werden. Denn auch das vielversprechende Nemesis-System reicht nicht aus um über die Innovationsarmut hinweg zu täuschen, doch nicht nur für Beinharte Herr der Ringe Fans ist Mordors Schatten eine der besten Lizenzversoftungen der letzten Jahre. Das liegt daran, dass die entliehen Elemente allesamt perfekt funktionieren, eine stimmige Welt gezeichnet wird die trotz Lizenz ein eigenes Flair entwickelt  und die Vorlage trotzdem mit Respekt und Detailverliebtheit behandelt. Die vielen kleinen Anspielungen innerhalb der Spielwelt zeigen, was Mordors Schatten wirklich sein will. Ein düsteres Abenteuer in einer bekannten Welt, die kurzzeitig unterhalten soll und dabei die Werkzeuge verwendet die ihm am besten nutzen.

 


Wertung
Pro und Kontra
  • Düstere Stimmung
  • Zwei Große Gebiete
  • Nemesis-System
  • Technisch auf gutem Niveau
  • Detailreiche Welt
  • Innovationslos
  • Blasser Held...
  • ... zu mächtig im Endgame
  • Fade Story

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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