Nerventötendes Motorradactionsimulationswasauchimmerspiel

Fangen wir mal da an, wo man auch als Spieler als erstes landet, nämlich beim Intro. Dort sehen wir zunächst die Embleme der Firmen, die an diesem Spiel...

von - Gast - am: 24.08.2009

Fangen wir mal da an, wo man auch als Spieler als erstes landet, nämlich beim Intro. Dort sehen wir zunächst die Embleme der Firmen, die an diesem Spiel mitgewirkt haben. Zum einen wäre da der Publisher dtp (bekannt für gute Adventures wie Black Mirror), zum anderen der Entwickler Artematica (bekannt für schlechte Adventures wie Das Eulemberg-Experiment). Wir hämmern währenddessen auf Enter, Escape und sonstige Tasten um nicht auch noch den RenderWare-Schriftzug bis zum Ende sehen zu müssen, aber erst das darauf folgende richtige Introfilmchen lässt sich abbrechen. Und damit sind wir auch schon in Ducati World Championship.

Wobei: Im Spiel ist etwas viel gesagt, denn als erstes gehen wir ins Setup und steigern die Grafik bis auf ihr Maximum. Das bedeutet: 1024x768 Bildpunkte und alle Optionen auf hoch. Danach muss das Spiel neu starten … und wir sehen wieder die verschiedenen Embleme der Firmen. Danach sollten wir doch loslegen können.
Nun, theoretisch schon, aber ich empfehle direkt noch mal (!) ins Setup zu gehen, den Schwierigkeitsgrad auf Champion zu stellen und den Simulationsregler auf mindestens 50% zu stellen. Das müssen Sie übrigens alles ohne Maus machen, denn die Entwickler haben anscheinend vergessen, wie die normale Hardware-Ausstattung eines PCs aussieht. Außerdem müssen Sie das bei jedem einzelnen Start wiederholen, weil das Spiel die Einstellungen nicht speichert. Und das, obwohl man sogar einzelne Profile anlegen muss. Dumm gelaufen!

Aber jetzt können wir anfangen. Vorsichtshalber erstmal ein Einzelrennen. Und schon die erste große Überraschung. Wir konnten nicht genug staunen bei der Grafik. Das Spiel sieht nämlich mit seinen matschigen Texturen und detailarmen Umgebungen aus, als wäre es etwa zehn Jahre alt. In der Tat ist es aber vor drei Jahren erschienen, also etwa so alt wie Flatout 2, das bis heute noch ansehnlich ist.
Beim Start die nächste Überraschung. Wir drücken die vordere Cursortaste um voran zu kommen und wir beschleunigen auf volle 0 km/h. Wir probieren es mit WASD und merken zumindest, dass S für die Bremse steht. Nun noch das Gas finden, welches sich nur halb verständlicherweise auf Q befindet. Beim Rennen kann sich der Fahrer nämlich sich hinunterlehnen oder aufrichten, was die vordere und hintere Pfeiltaste belegt. Schade, dass das Spiel dies wie eigentlich alles andere nicht erklärt.

Dann probieren wir doch direkt das nächste Rennen aus und nehmen auch direkt mal ein anderes Bike. Schon mal vorne weg: Die Räder haben prinzipiell das gleiche Fahrverhalten, nur die Höchstgeschwindigkeit ist unterschiedlich. Also legen wir von neuem los. Zwar erwischen wir nur einen schlechten Start, aber (trotz der oben genannten Einstellung) wir überholen unsere Kontrahenten noch vor der zweiten Kurven.
Die KI ist in diesem Spiel ein großes Ärgernis, weil sie das Hinunterlehnen selbst nicht beherrscht, anscheinend kennt sie also nicht alle Regeln des Spiels. Außerdem bremst Sie vor weiten Kurven viel zu stark ab, sodass wir die meisten Gegner sogar auf der Außenseite überholen können. In engen Kurven hingegen schafft es die KI noch stärker einzuschlagen als wir (besonders gut zu sehen in den Replays). Zwar soll die KI auch Fehler machen, aber in der Regel reihen sich die Gegner wie an einer Schnur auf und nehmen keinerlei Rücksicht auf andere Fahrer. Und bei Tempo 200 soll das durchaus gefährlich sein, wenn nicht gerade das Spiel so angelegt wäre, dass man erst bei einer Kollision mit sehr hohem Tempo stürzt, bei niedrigerem Tempo gibt es nur Abpraller à la Flummi.

Das minimale Fahrverhalten führt ebenfalls zu merkwürdigen Situationen. Selbst bei Vollgas in engeren Kurven brechen die Räder nicht aus. Im Gegenteil: Man kann zum Teil sogar durch die Kurven driften, wenn auch mit etwas Übung, aber es geht durchaus. So viel zum Thema Simulationsanspruch. Hauptsache, man bleibt auf der Strecke, da man abseits vom Asphalt sehr schnell Tempo verliert oder sogar stürzen kann (was noch lange nicht das Aus bedeutet, sondern dass man wieder automatisch auf die Strecke gesetzt wird).
Übrigens kennt das Spiel ein Schadensmodell. Mehr oder weniger… eigentlich weniger. Denn ihr Motorrad, wie auch Sie selbst, hat anfangs 100 Hitpoints. Bei jeder Kollision oder bei einem Sturz werden diese Punkte langsam abgezogen. Wenn der Wert auf Null sinkt, hat das Rennen verloren. Aber für Anfänger keine Sorge: Erstens macht es fürs Fahrverhalten keinen Unterschied, ob ihr Motorrad nun noch alle 100 Punkte hat oder nur einen, zweitens hat man am Anfang eines Rennens immer die volle Punktzahl.

Wir merken schon, dass das Fahrverhalten und die KI nichts taugen und auch das Streckendesign ist auf ähnlich niedrigem Niveau. Viele Strecken werden immer wieder und wieder recycelt, anspruchsvolle Passagen sind so selten wie Berge über 10000 m auf der Erde und es macht keinen Unterschied, ob die Sonne scheint, es regnet oder es bewölkt ist. Lieblingsbeispiel im negativen Sinne ist der Holland Grand Prix, den man auf zwei schärfere Kurven, zwei lasche Kurven und drei sehr lange Geraden reduzieren kann.
Stattdessen bewundern wir den minderwertigen Sound. Alle Motorräder haben ungefähr eine Geräuschkulisse wie eine elektrifizierte Straßenbahn und die Musik wirkt deplaziert. Vor allem wiederholen sich die Stücke sehr, sehr schnell und sind teilweise schlecht zusammen geschnitten.

Na dann probieren wir mal einen der anderen Modi aus. Hier punktet das Spiel mit einer recht langen Karriere, vielen Meisterschaften und einem Herausforderungsmodus, in dem wir neben normalen Rennen Stunts hinlegen müssen wie Wheelies. Das ist der einzige Modus, der tatsächlich knifflig ausfällt, weil das Spiel eben nichts erklärt (z.B. wie man die Stunts macht) und die Zeitlimits arg kurz sind.
Die Karriere ist zwar anfangs ganz interessant, weil man zuerst als Amateur anfängt und schließlich die Profilizenz bekommt und man die Events oft nur mit einem Modell fahren darf, hat aber den Haken, dass die Rennen viel zu einfach sind, selbst am Ende der Karriere. Die Meisterschaften leiden ebenfalls an zu einfachen Rennen.
Bei allen Modi muss man aber feststellen, dass die Motivation viel zu schnell flöten geht, weil man letztendlich zwar neue Rennen freischalten kann, aber was bringen die, wenn die keinen Spaß machen?

Erinnern Sie sich noch an den Simulationsregler von oben? Genau, der regelt aber nicht das Fahrverhalten, sondern wie schnell die KI fährt. Nur das! Und damit kommen wir zu verschiedenen weiteren Kuriositäten.
Das Spiel enthält auch Boxengirls, mit verschiedenen Vorlieben und Eigenschaften. Die sehen aber nicht nur ziemlich hässlich aus, sie sind auch komplett nutzlos. Ebenso wie die kurzen Zwischensequenzen, die langweilig, verpixelt und nichts sagend sind.
Ach, fast hätten wir noch das Tuning vergessen, aber das ist ebenso nebensächlich wie die Girls und die Minifilme, also kaum nennenswert und nahezu ohne Auswirkungen. Optisches Tuning gibt es sowieso nicht, sondern nur Leistungstuning, wobei es bei den meisten Bauteilen nur drei Einstellungen gibt. Wer GTR kennt und liebt, wird Ducati World Championship in diesem wie auch in allen andern Punkten hassen und verabscheuen.

Fazit: Ducati World Championship ist für Leute, die lieber Spiele mögen, bei denen sie keinen Spaß haben oder die fürs Spielen bezahlt werden. Wer sich das Spiel dennoch ansehen möchte, bei Amazon gibt es das über Drittanbieter für 1 Cent plus Verpackung. Daran kann man wohl am besten die berauschende Qualität des Spiels erkennen.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(8)
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