Reise in die Vergangenheit

Inzwischen ist es doch schon einige Jahre her, dass die Welt wie gebannt darauf schaute, was da in der Softwareschmiede Ubisofts entstand: Die Previews der...

von marioworld2013 am: 02.02.2015

Inzwischen ist es doch schon einige Jahre her, dass die Welt wie gebannt darauf schaute, was da in der Softwareschmiede Ubisofts entstand: Die Previews der Spielemagazine überschlugen sich förmlich: Fantastische Grafik, extrem interessante geschichtliche Epoche, historisch gut recherchiert und wieder gegeben, neuer spielerischer Ansatz. Haben wir hier DAS Spiel der Spiele des Jahres 2007 bzw. 2008 (PC-Veröffentlichung) vor uns?

Ich gebe zu: Das Spiel hat mich damals nicht gepackt. Der Grund war die Steuerung. Mit Maus und Tastatur war das Spiel für mich kaum spielbar und auch die Gamepadsteuerung ging mir als Mausfreund nicht eben locker von der Hand. Ich spielte rund eine halbe Stunde. Am nächsten Tag wusste ich schon wieder nicht mehr, wie die Steuerung funktionierte. Assassins Creed verschwand im "Backlog".

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2015: Aus dem Spiel wurde eine Serie, die sich Jahr für Jahr trotz überschaubarer Neuerungen verkauft wie geschnitten Brot. Höchste Zeit, den ersten Teil endlich wieder hervorzukramen und ihm eine neue Chance zu geben.

Die meiste Zeit des Spiels steuern wir Altair, einen Assassinen (eine Art Killer mit religiösem Hintergrund) zu Zeiten der Kreuzzüge durch Damaskus, Jerusalem, Akkon und andere Ortschaften. Dessen Tutorialeinsatz geht gründlich daneben: Ein Mitassassine stirbt, ein anderer verliert seinen Arm und das alles, weil wir überhastet und entgegen der Regeln der Bruderschaft vorangeprescht sind.

Entsprechend sauer ist unser Meister, der uns direkt mal zum Novizen degradiert, uns aber die Möglichkeit gibt, durch das Töten von am Ende 9 Zielen, unseren guten Ruf wieder her zu stellen. Wer diese Ziele sind darf uns nicht interessieren, ein Assassine fragt nicht nach dem Warum, er tut, wie ihm geheißen.

Doch was ist das? Plötzlich befinden wir uns in einem hochmodernen Gebäude des Jahres 2012 und sind auch nicht mehr Altair, sondern Desmond. Wir erfahren, dass Desmond ein Nachfahre des Assassinen ist und mit Hilfe eines hochmodernen Geräts, dem Animus, dessen Erinnerungen erlebt. Dass er dies nicht ganz freiwillig tut, erfahren wir im Laufe der Geschichte. Doch Desmond steuern wir im Jahr 2012 nur immer wieder mal für wenige Augenblicke. In seiner Person lesen wir ein paar Emails, unterhalten uns mit den Wissenschaftlern und legen uns schlafen. Unsere Spielhauptfigur heißt Altair.

Kurze Zeit später geht es an unseren ersten Einsatz: Wir steigen aufs Pferd und reiten in einer offenen Welt nach Damaskus. Die Karte des Spiels ist noch wenig aussagekräftig. Um sie aufzudecken, müssen wir Türme besteigen, die überall in der Spielwelt zu finden sind. Damals war das neu, heute kennen wir dieses "Feature" aus fast jedem Ubisoft-Open-World-Spiel, etwa auch aus der Far-Cry-Serie.

Am Einsatzort angekommen müssen wir uns zunächst mal möglichst unauffällig verhalten. Überall stehen Wachen, die uns möglichst nicht bemerken sollen. So schalten wir uns in einen Unauffälligkeitsmodus, in dem wir etwa sehr langsam in betender Haltung durch die Wachen schlendern oder mit leichten Schubsern uns unfallfrei durch eine Menschenmenge schlängeln können. Werden wir doch einmal entdeckt und angegriffen, wehren wir uns mit unserem Schwert. Im Laufe des Spiels lernen wir immer mehr Möglichkeiten, dieses einzusetzen: Ausweichen, normaler Schlag, harter Schlag, Konterattacke usw. Zudem bekommen wir auch noch eine weitere Waffe, nämlich Wurfmesser, mit denen wir etwas weiter entfernte Gegner ausschalten können. Zudem verfügen wir über ein unter dem Ärmel verstecktes kurzes Messer, mit dem wir unaufmerksame Gegner von hinten meucheln können. Alternative zum Kämpfen: Fliehen, bevorzugt über die Dächer: Faszinierend, wie wir Gebäude erklimmen, sei es über Leitern, aber auch über Fenster, Balkone, Vorsprünge. Haben uns die Feinde aus dem Auge verloren, können wir uns verstecken. Nach wenigen Augenblicken weist uns eine Bildschirmanzeige darauf hin, dass wir nun wieder in Sicherheit sind und die Wachen die Verfolgung aufgegeben haben.

Nun heißt es, unser Attentat zu planen. In jeder Stadt gibt es ein Büro der Assassinen, in dem wir uns zunächst nähere Informationen über das Ziel holen. Wir erklimmen Türme, um die Karte aufzudecken und auf ihr mögliche Nachforschungsaufgaben zu finden. So kann man bestimmte Leute belauschen. Auch ein Taschendiebstahl bringt zuweilen wichtige Informationen. Oder wir folgen bestimmten Personen unauffällig in ein menschenleeres Gebiet und prügeln ihr die Wahrheit aus dem Leib. Auch die eine oder andere Parcoursaufgabe bringt uns unserem Ziel näher: Hier müssen wir unter Zeitdruck etwa mehrere Gegner unbemerkt ausschalten oder Fahnen einsammeln, damit uns unser Informant mit Details zum Auftrag füttert.

Um zum nächsten Schritt überzugehen, müssen wir nicht alle dieser Aufgaben meistern, sondern immer nur drei. Dann geht es zurück ins Büro. Anschließend ist das Attentatsziel auf der Karte verzeichnet und wir statten ihm einen Besuch ab...

Haben wir das Ziel ausgeschaltet, gilt es, den Ort des Geschehens schnellstmöglich fliehend zu verlassen und zurück zu unserem Meister zu reisen. Der gibt uns dann neue Fähigkeiten mit auf den Weg, die wir im Ring trainieren können. Und schon geht's zum nächsten Auftrag...

Abseits der Hauptstory ist das Spiel gespickt mit Dingen, die man entdecken kann. So sind in jedem Gebiet jede Menge Fahnen versteckt, deren Fund man sich zum Ziel setzen kann. Etliche besonders kräftige Templer sind ebenfalls in der Welt positioniert. Schafft Ihr es, sie alle zu finden und auszuschalten? Auch lassen sich in jedem Ort Bürger aus den Klauen von Wachen befreien. Die sind nicht nur dankbar, sondern unterstützen uns dann auch als Partisanen, halten Wachen auf, um uns leichter die Flucht zu ermöglichen. Und haben wir überhaupt schon alle Türme bestiegen? All diese Dinge sind kein Muss, um das Spiel zu beenden, aber wem es Spaß macht, diese Zusatzaufgaben zu meistern, kann das gerne tun.

Um zu einem Fazit zu kommen: Die einstmals für mich so komplizierte Steuerung ging schließlich nach relativ kurzer Zeit sehr leicht von der Hand. Die Kämpfe gestalteten sich schon nach kurzer Zeit als zu einfach. Mit Druck auf eine bestimmte Taste blocken wir jeden Angriff. Nur wenige Gegner am Ende, können diesen Schutz hin und wieder durchdringen. Und spätestens mit Erlernen der Konterattacke gibt es kaum noch Probleme, sich mit dem richtigen Timing auch durch riesige Gegnerhorden zu kämpfen. Die Steuerung bietet im Kampf zwar einige Möglichkeiten, aber die Konterattacke ist so mächtig, dass ich fast nur diese verwenden musste - schade!
Das Erklettern der Türme wird nur selten zur Herausforderung. Ich arbeite einen nach dem anderen ab. Nur selten gestaltet sich das Finden des richtigen Weges auf den Turm hinauf mal als etwas komplizierter. Das hätte man abwechslungsreicher gestalten können. Ebenso die Einsätze selbst: Der Ablauf ist jedes Mal gleich: Drei Nachforschungen (immer die gleichen) erzielen und ab zum Attentat. Das macht zwei bis drei Mal richtig Spaß, danach wird es zur Routine und man arbeitet die Aufträge nur noch ab. Mehr Abwechslung hätte dem Spiel da sehr, sehr gut getan.

Rein optisch merkt man dem Spiel in Details sein Alter natürlich an (etwa bei den Gesichtern), dennoch sieht es immer noch sehr gut aus und wenn Altair einen extrem hohen Turm erstiegen hat und dann mit einem Rundumblick die Stadt gezeigt bekommt, sieht das toll aus, ebenso wie der waghalsige Sprung hinab vom Turm in einen sicheren Heuhaufen. Auch ist es faszinierend, mit toller Gewandtheit über die Dächer zu laufen und Häuser zu erklimmen.

Das Szenario hat mich begeistert. Die Kreuzzüge, Saladin, König Richard, Templer, Assassine...faszinierend. Das Spiel verführt geradezu, sich näher mit der Geschichte zu beschäftigen. Die Geschichte bietet auch genug Wendungen, Intrigen, um für ein Videospiel als gut bezeichnet werden zu können. Auch eine Wandlung des Assassinen ist erkennbar, der sich immer häufiger die Frage stellt, ob die Leute, die er da umbringt, eigentlich wirklich "die Bösen" sind. Das unvermeidliche offene Ende ist ein wenig ärgerlich, macht aber auch neugierig auf den Nachfolger.

Assassins Creed brauchte seine Zeit, bis ich mit ihm warm wurde, aber am Ende hat es mir doch viel Spaß gemacht. Es bietet bei aller guten Idee (damals war Open World ja noch nicht so verbreitet) aber auch jede Menge Potential zu Verbesserungen. Insbesondere mehr Abwechslung bei den Aufgaben wäre für mich unabdingbar. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das in Teil 2, den ich mir bestimmt in Kürze zu Gemüte führen werde, umgesetzt wurde.

 


Wertung
Pro und Kontra
  • - Historisches Setting
  • - Liebevolle Grafik
  • - Stimmungsvoller Sound
  • - gute Gamepadsteuerung
  • - durchdachtes Gameplay
  • - Kämpfe zu leicht
  • - zu wenig spielerische Abwechslung
  • - Maus-/Tastatursteuerung nicht optimal

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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