Runder, verworrener, cooler

Sie war tot – Mona lag mit zittrigen Lippen auf dem Dielenboden und hauchte mir leicht ihre Selbstvorwürfe entgegen, fast wie einen Abschiedskuss....

von TheVG am: 27.11.2012

Sie war tot – Mona lag mit zittrigen Lippen auf dem Dielenboden und hauchte mir leicht ihre Selbstvorwürfe entgegen, fast wie einen Abschiedskuss. Ich habe sie nicht retten können, eine zweite Chance, die ich nicht genutzt hatte. Ich löste den Finger vom Abzug, und dieses Deju-Vu rammte sich so sehr in meinen Kopf, als hätte ich sie selbst auf dem Gewissen. Meinem Leben einen Sinn zu geben. Es war mein zweiter Ritt in der Hölle gewesen.

 

Gestern Nacht – Die Wiederauferstehung

 

Meine Gedanken waren ungeordnet, ich erinnerte mich zuerst daran, wie ich im Krankenhaus erwachte. Mona, Winterson, Bravura, die Cleaners, und auch mein Gangsterfreund Vladimir Lem – alle waren in diese Sache involviert. Und ich mittendrin, die Geißel dieser komplexen Angelegenheit. Ein schießwütiger Rächer im Dienste der Unterwelt, versteckt hinter der Dienstmarke.

 

Es begann, als ich Streife fuhr und in einem Lagerkomplex ermitteln sollte. Ich kannte die Adresse, mein Freund Vladimir hatte dort seine Lagerhallen. Schnell angekommen, stieß ich auf eine Reinigungsfirma, die sich auf was anderes spezialisierte als nur die Reinigung von Gebäuden, sie wischte wohl auch ungeliebtes Personal mit einer Kugel weg. Und wieder musste ich damit leben, einer unschuldigen Person das Leben nicht gerettet haben zu können, die Gangster schossen vor meinen Augen eine Freundin Vlads nieder. Ich selbst konnte nur noch meinen Teil dazu beitragen, den Dreck wegzuräumen, ohne jedoch gemerkt zu haben, dass ich mich schon wieder mitten im Schlamassel befand. In einem anderen Mordfall war Mona die Tatverdächtige, und ich hatte sie vorher in den Lagerhallen gesehen gehabt. Ich bin wahrlich kein Pfadfinder in meinem Job, und das Prinzip Ursache und Wirkung nahm wieder seinen tödlichen Lauf.

 

Es sollte wieder ein Leichenschmaus werden, der auf meine Rechnung ging. Diese unzähligen Feinde, die mir nach dem verkorksten Leben trachteten. Sie alle waren die Vollstrecker, die wahr gewordenen Wünsche meines unaufhaltsamen Niederganges, und doch – irgendeine vernünftige Region meines Gehirnes sagte mir: „Lebe...lebe.“ Es machte keinen Unterschied, ob ich nun überlebte oder tatsächlich etwas Qualität in meinem Sein zulassen konnte, und Mona war das Quäntchen Trost darin. Sie war die Mauer, die mich davon abhielt, von der Klippe zu springen.

 

Gestern Nacht – Im Auge der Apokalypse

 

Wie auch schon meine Vendetta gegen die Mörder meiner Familie wurde auch dieser Feldzug auf meine Weise vollzogen, und die Gangster haben sich wohl noch nicht überlegt, wie sie mir wirksam auf die Pelle rücken sollen. Mit der Waffe in der Hand bin ich wenigstens zu etwas zu gebrauchen, und so brachte ich auch dieses Mal wieder wie einst schon die unmöglichsten Situationen glimpflich über die Bühne. Ich habe nichts von meiner Beweglichkeit eingebüßt, und ich habe sogar am Schießstand geübt, wie man durch Drehbewegungen einfacher nachlädt. In Zeitlupe muss das ganz schön cool aussehen – wenigstens etwas filigraner. Ich habe auch mit einer Kalashnikov und der MP 5 geübt, mit der ich jetzt auch entsprechend umgehen kann.

 

Dennoch ist es erniedrigend mit zu erleben, was dieses Brimborium gebracht hatte. Mona war gefährlich, gefährlich hübsch. Ich geriet immer mehr in den Strudel ihrer Schönheit und Hartnäckigkeit, und auch wenn sie mich fast davon überzeugen konnte, mit dem Fall nichts zu tun zu haben, war sie schon mittendrin. Der Senator-Fall von Kollegin Winterson und meiner waren miteinander verbunden, und Mona in den Fokus der Ermittlungen geraten. Und ich stand im Fokus der Kollegen, weil ich sie verzweifelt decken wollte. Von Ahnungen kann man eben im Polizeigewerbe nicht leben, und so blieb mir in meinem verwaisten Zustand nichts anderes übrig, als weiter zu graben.

 

Immer noch plagten mich Albträume, und ich sah mich auch im Wachzustand den Reflexionen meines Abstieges konfrontiert. Nicht nur, dass diese verdammten Fernsehserien überall über die Flimmerkisten dieser einst stolzen Nation flimmerten, sogar eine Freizeitpark-Anlage kratzte mit seinen Attraktionen tief in meinen Wunden. Als normaler Mensch würde man wohl ein verzücktes Schaudern erleben, wenn Pappfiguren ihren mechanischen Dienst taten, für mich war es eine Spiegeltour am Rande des Wahnsinns, hinter den Kulissen summte Mona unter der Dusche den Hitsong meines zweiten Psychotrips. „Ein später Abschied“ – es wäre zu schön, um wahr zu sein. Die Absurdität war noch lange nicht vorbei, als dass ich Plappermaul Vinnie Gognitti im Kostüm seiner Sammelleidenschaft durch sein – zugegeben sehr imposantes – Anwesen begleiten musste. Ich hätte laut losgelacht, wenn da nicht wieder dieser Ansturm an Killern gewesen wäre, die uns beiden nach dem Leben trachteten.

 

Heute morgen – Gejagt und geliebt

 

Als ich in einem Schaufenster mein Spiegelbild erhaschte, musste ich mir trotz meines lotterigen Lebensstils eingestehen, wie sich mein Antlitz grundlegend verändert hatte. Das Kantige war weicheren Gesichtszügen gewichen, trotz meiner tiefen Bestürzung waren da mehr Details zu erkennen als es noch früher der Fall gewesen war. Stand mir doch gut zu Gesicht, und auch die Locations, in denen ich so wütete, wurden einer Frischzellenkur unterworfen. Nun durfte ich die Errungenschaften der High Society bewundern, mit viel neumodischem Kram und dicken Mehrzoll-Mattscheiben eingerichtet. Ganz das Gegenteil, das ich zu bieten habe, nachdem ich in einem Backsteinbunker Quartier bezogen hatte. Da stapelten sich die Pizzakartons, der Putz bröckelte von den Wänden – das ist die Schönheit des Vergänglichen, die mein Zuhause geworden war. Doch sorgte mein Lotterdasein dafür, dass ich mal zum Augenarzt müsste. Überall verwischte die Sicht, meine Träume sind nun mehr die Reflexion einer einäugigen Schlange, die meinen Weg zu kreuzen schien.

 

Ich hätte es mir niemals so ausgemalt, aber einige Zeit nach dem Verlust meiner Familie mochte ich diesen Schmutz ganz gerne. Es ist nicht nur die Sehnsucht, mich selbst auf das Niveau meines Geisteszustandes zu versetzen, sondern auch das, was man darin objektiv erkennen kann. Es ist das Chaos, das seine Schönheit in seinen Facetten offenlegt, ob ich nun dreckige Wohnsilos durchkreuze oder eben mit Marmor gesäumte Empfangshallen. Ich verursachte so oder so eine Spur der Zerstörung, fliegende Kartons und Leichen inklusive. Ich würde auch nicht behaupten wollen, dass das ein Spaziergang werden würde, sondern den Schwitzfaktor (und eine Unmenge an Schusswunden) auf hohem Niveau hielt. Wieso ich letztlich ein Nahe-Tod-Erlebnis und etliche Körpertreffer später immer noch dastehe wie gerade mal eine Kratzwunde an einer Betonmauer abgeholt, weiß ich auch nicht, aber es soll mir gerade recht sein – meine geistigen Wunden zehren schon genug an meinem Fleisch.

 

Morgen – Mehr als nur eine Reise

 

Ob ich jetzt besser und frischer dastehe wie noch zuvor, ist mir herzlich egal. Es kam, wie es kommen musste, und nach unglaublichen Erlebnissen sind diese hier auch nicht viel anders. Es wurde geschossen, getötet, geliebt, gehasst und gelogen, und selbst ich alter Hase von Polizist hätte beinahe in diesem Karussell der Macht die Übersicht verloren. Was ich nicht verloren hatte, war meine Routine des Tötens, die meine Kollegen nach diesem haarsträubenden Fall sogar als „cool“ bezeichneten. Schön und gut – sie war tot. Liebe tut weh, und sie starb mit ihr. Aber ich konnte endlich schlafen, ohne dass mich augenlose Figuren in meinen Träumen anstarrten, als wollten sie mich für Vergangenes beschuldigen. Es war ok.


Wertung
Pro und Kontra
  • Weiter entwickelte Grafik
  • Neue, coole Animationen
  • Physikspielereien
  • Super Soundkulisse
  • Verschiedene Spielmodi
  • Bekanntes Waffenarsenal
  • Schön verschachtelte Story
  • Starre Gesichter
  • KI genauso mäßig wie in Teil 1

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(1)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.