Sennheiser 363D - jetzt gibt’s was auf die Ohren!

Diese Rezension bezieht sich auf das Sennheiser 363D  als Nachfolgemodell des 360.   Wenn es um PC-Headsets, speziell fürs Gaming geht, dann...

von der_steph am: 03.02.2016

Diese Rezension bezieht sich auf das Sennheiser 363D  als Nachfolgemodell des 360.
 
Wenn es um PC-Headsets, speziell fürs Gaming geht, dann scheiden sich die Geister. Welche Kriterien unterscheiden ein gutes von einem schlechten Headset? Und muss es überhaupt ausgerechnet ein Headset sein? Eine clevere Kombination von Mikro und Studiokopfhörer tut es doch auch! Das ist ja viel günstiger und klingt besser! 
 
Mag alles sein und ist mir bewusst. Deshalb möchte ich gleich zu Beginn einiges klarstellen. Ja, für mich muss es ein Headset sein. Gründe sind vorhandener Platz, persönlich empfundene Ästhetik und persönlicher Geschmack. „Klang“ ist eine stark subjektive Empfindung, aber für mich mittlerweile das wichtigste Kaufkriterium, gefolgt von Tragekomfort, gefolgt von Haltbarkeit, gefolgt von Preis.
 
Über diese einzelnen Punkte möchte ich hier kurz berichten, in der Hoffnung dem einen oder der anderen ein bischen Hilfestellung bei der Wahl des „richtigen“ Headsets zu finden, denn mittlerweile weiß ich, dass das nicht nur Spaß machen, sondern auch richtig schwierig werden kann…
 
Klang
 
Fangen wir mit dem ersten und wichtigsten Kriterium an: der Klang. Über Klang zu schreiben, ist schwierig. Es ist ein bischen so, wie über den Geschmack von Wein zu schreiben. Das liegt daran, dass jeder den Klang subjektiv anders wahrnimmt und empfindet. Es soll Menschen geben, die angeblich Höhen über 20 kHz wahrnehmen und es gibt Menschen wie meinen alten Kumpel Holger, der als ehemaliger Bassist unserer Rockband ein einfaches Kriterium für guten Klang hatte: „Krachen musset“ :)
 
Was mir beim Sennheiser 363D sofort beim ersten Auf- und Ausprobieren an der Onboard-Soundkarte aufgefallen ist: das Klangbild ist vielschichtig und differenziert, insbesondere in den Mitteltönen. Die Bässe sind nicht überbetont und die Höhen sind zum Teil sehr „scharf“. Am ehesten würde ich den Klang mit „vielseitig und trocken“ beschreiben. Dieses Grundmuster ändert sich nur leicht am Betrieb mit der mitgelieferten externen Soundkarte, die an einem USB-Anschluss betrieben wird. 
Hier hat man dann die Möglichkeit, über den mitgelieferten Treiber die Klangcharakteristik der Lautsprecher von „Mono“, über „Stereo“ hin zu „Dolby 5.1“ bis hin zu „Dolby 7.1“ zu steuern. Das funktioniert auf meinem Windows-10-Rechner völlig problemlos. Die Klangcharakteristik ändert sich natürlich entsprechend der Einstellungen. Insbesondere die 7.1.-Raumklangsimulation gelingt erstaunlich gut, allerdings nur im Bereich von 180 Grad. Das heißt, die Geräusche „hinter“ mir kommen subjektiv empfunden eher seitlich denn von hinten. Im Testmenü des Treibers lassen sich alle verbauten „Treiber“ (gemeint sind Lautsprecher) einzeln ansteuern und man bekommt so einen gute Eindruck vom Potential, was in dem Headset steckt. 
Das war alles schon schön und ein bischen beeindruckend, aber so richtig zufrieden war ich mit dem Klang im Betrieb mit der externen Soundkarte allerdings nicht. Für ein Heaset in dieser Preisklasse habe ich druckvolleren Sound und vor allem mehr Einstellmöglichkeiten in der Software erwartet.
 
Das Aha-Erlebnis stellte sich erst bei Betrieb des Headsets an meiner internen Soundblaster-Z-Soundkarte ein. Schon beim Abspielen des Testsamples der Karte mit Raumklangsimulation (Soundblaster nennt das „SoundX“) klappte mein Mundwinkel langsam nach unten und die Augen wurden größer ;) Das war es! Laut, voll, detailreich und differenziert von Bass bis zu den Höhen. Dazu der Surroundklang, der mich nun wirklich fast 360 Grad zu umschließen schien. Nochmal ein deutlicher Unterschied zur mitgelieferten externen Karte und ein guter Anfang. Doch wie ist nun die Wahrnehmung bei Spielen? Und wie bei Musik? Da es sich hier um ein Gamingheadset handelt, habe ich das zuerst mit meinen aktuellen Spielen durchgetestet. Zuerst kam Battlefield 4 an die Reihe (ja, ist bei mir noch immer aktuell!): deutlich verbessertes Raumklangbild und ja, auch intensivieres „Mitten-Drin-Gefühl“, danach CoD BO III, MGS V und schließlich das schon etwas ältere „Far Cry 4“. In allen Spielen hatte ich ein deutlich besseres Klangerlebnis, als ich es vorher hatte: mehr Tiefe, mehr Detailreichtum, mehr „Surround-Effekt“ und dadurch größere Immersion.
Auch beim Hören von Musik kommt das Sennheiser fast an meine Studiokopfhörer heran: auch hier spielt es seine oben genannten Stärken voll aus (der Surround-Effekt kommt hier naturgemäß wenig zum Tragen). 
 
Beim Headset spielt natürlich auch der Klang des Mikrofons eine Rolle. Hier hatte mein altes Soundblaster Fatal1ty ja die größten Schwächen (vgl. meine entsprechende Rezension dazu). Das Mikrofon macht hier schon äußerlich eine gute Figur. In seinem kupferfarbenen Gehäuse erinnert es von außen sehr entfernt an ein Studiomikrofon. Da ich auch das Mikro über die externe Soundkarte betreibe, kann ich auch hier keine Abstriche feststellen. Die Aufnahmequalität ist sehr gut, ich verstärke den Mikrofoneingang über die Soundkarte nur ganz leicht. Die Sprachqualiltät wird von meinen Mitstreitern in Teamspeak oder im Ingame-Chat durchweg als sehr positiv beurteilt („als ob Du neben mir stehst“). Die Mikrofonstummschaltung ist ebenfalls Sennheiser-typisch einfach und intuitiv gehalten: durch simples Hochklappen des Mikrofonarmes ist das Mikro stumm. 
 
Beim Klang möchte ich deshalb insgesamt 4 von 5 Punkten vergeben. Der fehlende Punkt ergibt sich daraus, dass das Headset sein Potential erst am Betrieb mit einer internen Soundkarte voll entfaltet.
 
Tragekomfort, Verarbeitung, Haltbarkeit
 
Das zweite wichtige Kriterium für eine Headset ist für mich der Tragekomfort. Wenn man viel und lange in virtuellen Welten unterwegs ist, dann soll mich ein Headset bzw. Kopfhörer zum einen akustisch genügend von der Außenwelt abschotten und andererseits  möglichst nicht durch unangenehmes Druckgefühlt, Wärme etc. vom Spielgeschehen ablenken. Die Abschottung gelingt durch die geschlossene Bauweise hier sehr gut, da gibt es nichts zu bemängeln. 
Die Ohrpolster sind geschäumt und mit einem samtartigen Stoff bespannt. Allerdings sitzen sie anfangs etwas zu „straff“. Ich hatte nach der ersten dreistündigen Testsession ein unangenehmes Druckgefühl am rechten Ohr, das erst am darauffolgenden Tag wegging. Dieses Gefühl tritt mittlerweile nach etwa einer Woche täglicher Benutzung nicht mehr auf, bewog mich allerdings dazu, zur Ansicht das „Schwestermodell“ GameOne zu bestellen, dass mit deutlich weicheren und kunstlederbezogenen Ohrpolstern daherkommt (Das GameOne kann allerdings klanglich nicht an das 363D heranreichen, deshalb musste es wieder gehen). 
Der Kopfbügel lässt sich ebenfalls verstellen und ist gepolstert. Insgesamt macht das Headset einen sehr stabilen und wertigen Eindruck. Das reicht bis hin zum Anschlusskabel, das mit Stoff ummantelt ist und so den typischen Verdrehungen des Kabels im Betrieb hoffentlich positiv entgegenwirkt.
 
Preis
 
Laut Liste kostet das Headset 249,- Euro. Der Straßenpreis liegt derzeit um die 200,- Euro. Das ist ein happiger Preis für ein Gaming-Headset, der sich nicht mit jedem Budget vereinbaren lässt. Das ist auch nicht notwendig, denn es gibt definitiv Headsets bzw. Lösungen mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. Für sein Geld bekommt man hier allerdings ein reinrassiges 7.1.-Audioerlebnis mit grundsolider Verarbeitung und externer Soundkarte. Ob es das wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
 
Fazit
 
Headset der oberen Preisklasse. Vielschichtiger, differenzierter Klang. Entfaltet sein volles Potential erst am Betrieb einer internen Soundkarte (kein Onboard-Sound!). Wertige Materialen und solide Verarbeitung. Tragekomfort anfangs gewöhnungsbedürftig. Preis-Leistungs-Verhältnis eher ungünstig.

 


Wertung
Pro und Kontra
  • Klang vielschichtig und sehr differenziert
  • Dolby 7.1. Audio
  • solide Verarbeitung
  • wertige Materialien
  • Preis
  • Tragekomfort anfangs gewöhnungsbedürftig
  • entfaltet sein volles klangliches Potential erst im Betrieb mit einer internen Soundkarte

Zusätzliche Angaben

Preis-Leistungs-Verhältnis:

Ausreichend



Kommentare(2)
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