Und jährlich grüsst Ubisoft...

Mit jedem Assassin's Creed Titel wärmt Ubisoft dasselbe Süppchen neu auf - und entfernt sich immer mehr vom Creed.

von Kontra am: 28.12.2020

Ist das noch Assassin's Creed?

Was als Krieg zwischen Assassinen und Templern in der Zeit der Kreuzzüge began und da halbwegs nachvollziehbar seinen Platz hatte, nimmt mit jedem Teil mehr und mehr an hanbüchener Pseudo-Lore zu: Gegenwart, amerikanische Kolonialzeit, bis hin zum alten Ägypten und neuerdings sogar zur Zeit der Wikinger. Ubisoft sollte diese entartete Reihe anders vermarkten und den Titel "Assassin's Creed" streichen, denn mit den Urtiteln hat das Ganze nicht mehr wirklich viel gemein.

Am meisten macht sich das ganze bei ODYSSEY in der Schleich- und Meuchelmechanik bekannt: statt jeden beliebigen Feind per Meuchelmord effektiv in einem Angriff zu erledigen muss man jetzt darauf achten, dass man dieselbe Erfahrungsstufe des Feindes hat, ansonsten überlebt das vermeidliche Opfer die Bluttat und man muss sich dem (Nah-)kampf stellen oder bringt etwas Abstand zwischen sich und dem Opfer um erneut zuzuschlagen - Gott sei Dank sind die Gegner in Odyssey sehr vergessliche Zeitgenossen. Dieses Level-System gab es schon in ORIGINS und es ist absolut fehl am Platz. Und das sage ich als absoluter RPG Fan.

Durch dieses Level Handicap ist Grinding vorausgesetzt, also klappert man brav die mit allerlei bunten Symbolen prall gefüllte Landkarte ab, erledigt brav Fetch & Sammelquests und levelt nebenbei auch noch Waffen und Ausrüstung auf, ja die haben ein separates Levelsystem, juche!

Klingt nicht wirklich wie Assassin's Creed der ersten Stunde? Ist es auch nicht. Ob das besser oder schlechter ist muss jeder für sich selbst entscheiden. Apropos Templer - die sucht man in Odyssey vergeblich, jetzt ist's ein böser Kult den man bekämpft (wie geistreich). Hätte aber auch schlimmer sein können, wenigstens sind's keine Orks, Nazis oder Russen...

 

Nervige Side-Quest...

Immer wieder reisst einen das Spiel aus der Spielwelt heraus um als Schnarchtablette Layla Hassan in der Gegenwart belanglose Dinge zu erledigen, wie "essen und trinken", eine Unart, die das Spiel mit den anderen Assassin'S Creed Titeln teilt. Layla Hassan ist keine Figur, die auch nur halbwegs interessant ist, in diesem Titel habe ich all ihre Dialoge übersprungen und nur versucht so schnell wie möglich ins antike Griechenland zurückzukehren. Dem Spiel hätte es viel besser getan, diese absolut unnötigen und nervenden Passagen ersatzlos zu streichen!

Neu bei Odyssey ist das Schlachtensystem, bei dem man sich vom Film 300 hat inspirieren lassen: es sind "Quests" bei denen man entweder auf der Seite Spartas oder Athens gegen die andere Partei kämpft, hunderte von NPCs hauen sich hier die Köpfe ein und man selber steckt mittendrin und muss möglichst schnell gezielt die "Minibosse" der Schlacht ausschalten. Meucheln ist hier übrigens nicht möglich, ihr habt hoffentlich beim level in einige Nahkampftechniken investiert? An Gedächtnisschwund leiden auch diese Mannen, man kann die Kämpfe abwechselnd auf Seiten der Spartanern und Athenern austragen, niemanden kümmert es dass man zuvor dem Feind geholfen hat.

Seeschlachten kehren aus BLACK FLAG zurück, wem das damals gefiel kann hiermit seine Freude haben, einige sind jedoch Pflicht. Auch hier wird der Spass durch das Leveling System getrübt, denn auch das Schiff muss gelevelt werden.

 

Wahl der Geschlechter

als erster Titel stellt sich nun die Frage der Geschlechterwahl (naja, nicht ganz, in Syndicate hatte man das in etwas anderer Form, da man zwischen zwei Geschwistern switchen konnte), wahlweise als Kassandra oder als Alexios. Ich fand die (englische Original)stimme der weiblichen Figur, gesprochen von Melissanthi Mahut besser, aber beide werfen ganz oft mit "malaka!" um sich. Die Handlung ist für beide indentisch, also braucht man nicht das Spiel nochmals zu starten in der Hoffnung einen anderen Handlungsverlauf zu sehen.

 

Ein typischer Ubisoft Titel

Langsam werden Ubisoft Titel auch immer ählicher: 1 Jahr nach ORIGINS kommt nun ORIGINS 1.5 raus. Es spielt sich wie Origins, lediglich das Szenario und die Figuren haben sich geändert und das neue Schlachtensystem wurde eingeführt. Ansonsten klappert man mal wieder all die vielen Symbole der Landkarte ab, besucht Aussichtspunkte, meuchelt und craftet, alles was man von jedem bisherigen Open World Spiel kennt. Ein Fahndungssystem hat man in Form von Kopfgeldjägern eingebaut: wer Zivilisten meuchelt wird gejagt, entweder killt man den Kopfjäger oder eben denjenigen der das Kopfgeld ausgesetzt hat (erscheint als Marker auf der Karte). Zwar nicht grossartig, aber immerhin ein einigermassen befriedigend umgesetztes Fahndungssystem.

Da stellt sich die Frage, wenn ich Origins durchhabe, warum soll ich nochmals 60 Euro für Origins 1.5 hinlegen? Lohnt sich das? Zum Vollpreis? Nur für Die-Hard-Fans der Reihe. Für alle anderen kommt es darauf an wie sehr man unter OWES (Open World Ermüdungs Syndrom) leidet: neu sind lediglich die Seeschlachten und die Sparta vs. Athen Bodenschlachten. Diese klingen imposanter als sie sind, vor allem wenn man schon die 12. oder 13. hinter sich hat. Irgendwann wird das ganze repetitiv. Sehr repetitiv. Die anderen Spielmechaniken kennt man schon aus dem Vorgänger. Das ist nicht wirklich viel Neues. Ich für meinen Teil werde mir einen weiteren Assassin's Creed Titel (Valhalla) nicht mehr antun.

 

Fazit

Assassin's Creed Odyssey ist ein durchschnittliches Spiel ohne Höhen und Tiefen. Es hakt die Genretypischen Spielmechaniken ab - manche mehr manche weniger passend - und hat mit dem Ur-Assassin's Creed eigentlich nur noch den Titel Assassin's Creed gemein. Die Meuchelmorde spielen eine untergeordnete Rolle und sind nicht erforderlich: man kann ebensogut zur Vodertür reinspazieren und sich der Schlacht so stellen. Ist man Levelmässig nicht mindestens auf der Höhe der Zielperson, läuft es ohnehin auf einen anschliessenden Nahkampf hinaus - oder man flüchtet und versteckt sich im Gestrüp und harrt eben ein paar Sekunden dort aus - die KI ist nicht besonders schlau, aufmerksam und ist sehr vergesslich (war wohl doch nur der Wind, der mir die Speerspitze in den Rücken gerammt hat...).

Zum Vollpreis bringt Odyssey zwar jede Menge and Content mit, aber was nützt das wenn ich ständig dieselben Quests erledigen muss und statt x Rüben eben y Kartoffeln sammeln muss?

Wer noch nicht viele Spiele dieser Art sein Eigen nennt kann zuschlagen. Wer aber (wie oben schon genannt) an OWES leidet sollte sich die Anschaffung gründlich überlegen und lieber auf einen Super-Sale warten. Von mir gibts jedenfalls ne 5 von 9 ("Durchschnitt").


Wertung
Pro und Kontra
  • eher Origins 1.5 als ein komplett neues Spiel
  • sehr gute Sprecherin für Kassandra
  • sehr grosse Welt
  • antikes Griechenland
  • Fahndungssystem durch Kopfgeldjäger zumindest befriedigend gelöst
  • nervige Gegenwartssprünge brechen die Immersion
  • sehr schlechte spielbare Nebenfigur (Layla)
  • repetitives Gameplay
  • Schleichmechanik beisst sich mit der Leveling Mechanik
  • Feldschlachten auf Seiten der Spataner oder Athener, aber keine Konsequenzen bei Verrat

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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