War das der Anfang vom Ende?

Eigentlich ist zum achten Teil der Call of Duty Serie schon so ziemlich alles gesagt worden. Wieso also zwei Jahre nach Release nochmals eine Rezension...

von - Gast - am: 11.12.2013

Eigentlich ist zum achten Teil der Call of Duty Serie schon so ziemlich alles gesagt worden. Wieso also zwei Jahre nach Release nochmals eine Rezension verfassen?
Ganz einfach : Weil sich meine Kritikpunkte quasi eins zu eins mit denen vom aktuellen Ableger "Ghosts" überschneiden und Modern Warfare 3 ein Paradebeispiel für Innovationslosigkeit und Profitgier ist.

Singleplayer

Modern Warfare setzte 2007 in vielen Belangen neue Maßstäbe. So bombastisch, so monumental und derart spannend kannte man Computerspiele bis dato nicht. Das hinter der Fassade von Skriptsequenzen explodierenden Autos und triefendem Patriotismus spielerisch nur ein aufgepepptes Moorhuhn steckte, störte nicht. Der vierte Teil waren fünf Stunden exzellentes Blockbuster-Kino zum selber spielen. 2009 traf Infinity Ward trotz diverser Mängel mit Modern Warfare 2 den Zahn der Zeit : Mehr vom gleichen! Die Schauplätze wurden noch bildgewaltiger auch in Sachen Inszenierung legte man nochmal eine Schippe drauf. Als allerdings der Abspann lief bleib ein fader Beigeschmack bei mir zurück. Irgendwie hatte man nun doch alles gesehen und so packend die kurze Kampagne doch war, spielerisch hat sich absolut nichts getan. Als 2011 in Modern Warfare 3 das russische Atomuboot vor Manhattan explodiert und wenig später der Eiffelturm vor mir zusammenkracht musste ich jedoch schmunzeln. Das Action Feuerwerk ist noch brachialer noch gigantischer und schafft es sogar teilweise die immer gleiche ermüdende Spielmechanik zu kaschieren. Doch wenn zum hundertsten mal der Spielfluss durch Skripts unterbrochen wird und man gerade zu durch die Levelschläuche gejagt wird kann von Abnutzungserscheinungen nicht mehr die Rede sein.

Multiplayer

Im Mehrspielerpart erkenne ich drei große Knackpunkte die sowohl für "Ghosts" als auch für wohl noch kommende Genrevertreter gelten werden :


1.) Profitgier
2.) Lieblosigkeit und Ideenarmut
3.) Auslegung des Spiels für eine größere Spielgemeinde( "Casualisierung" )

Die Kombination dieser drei Faktoren führen dazu dass MW3 in vielen Bereichen ein deutlicher RÜCKSCHRITT gegenüber seinen Vorgängern ist. Doch wir wollen etwas genauer werden : 

 

Wenn man das erste mal im Hauptmenü ist erwarten einen gleich zwei Enttäuschungen. Einmal die äußerst mageren Anpassungsmöglichkeiten an die gegebene Hardware dank deutlicher Fokussierung auf die Konsolen als auch der fehlende Serverbrowser für Ranglisten-Spiele. Was Treyarch bei Black Ops noch selbstverständlich mitlieferte vermisst man in MW3 schmerzhaft. Das Peer-to-Peer System ist DER Hauptgrund wieso ich jede Wertung jenseits der 80 als unsachlichen Journalismus oder schlichtweg mangelnder Spielekompetenz abstempeln muss. Die Hauptnachteile grob zusammengefasst:

 

-Extreme Lags 

-Häufige Verbindungsabbrüche

-Host-Migrations unterbrechen den Spielfluss

-Auswähl der Karten oder Spielerzahl nur sehr eingeschränkt möglich

-Lange Suchzeiten und Spielunterbrechungen durch das Lobby-System

-Deutlicher Verbindungsvorteil auf Seiten des Hosts

-Fehlende Clanserver und Integration der Community

 

Ein funktionierender Serverbrowser mit freien dedizierten Servern ist ein Muss für jeden dauerhaft erfolgreichen Online-FPS. Auf dem PC sind uns so viel mehr Möglichkeiten gegeben als auf anderen Plattformen, weswegen das Einführen eines Peer-to-Peer Systems außer aus finanzieller Sicht nicht zu rechtfertigen ist. 

 

"Die Leute kaufen`s doch eh wieder"

 

Wenn man  Klassiker wie "Crash" oder "Crossfire" (COD 4) bzw. "Toujane" (COD 2) mit einigen Maps aus dem achten Teil vergleicht wird deutlich was ich oben mit dem Begriff Lieblosigkeit meinte. Einigermaßen bespielen kann man sie alle doch die typischen Dauerbrenner sucht man ebenso vergeblich wie optisch markante Schlüsselpunkte. Wenn ein globaler Krieg tobt frag ich mich doch wieso ich in einem langweiligen Einkaufszentrum in Hamburg oder einer urlaubsreifen Nobelviertel in Paris kämpfe?! Neben diesen Aspekten wird jedoch auch beim spielrelevantem Mapdesign ein neuer Tiefpunkt erreicht. "Outpost" oder "Dome" sind schlichtweg  unausgeglichen was Spawns, Deckungsmöglichkeiten und Größe angeht. 

Ideenarmut wird auch deutlich wenn der Freund jedes mal beim zuschauen fragt "welcher Teil ist das jetzt?". Neben grafischen Stillstand können auch Support Killstreaks die Specialist Ausrüstung oder die minimalen Neuerungen bei Perks und Waffen den Eindruck nicht verwehren,dass sich zu wenig geändert hat. Auch das Waffenbalancing ist katastrophal ausgefallen. Waffen wie die ACWR 6.8 oder die MP7 sind im Schnitt deutlich zu stark ausgefallen und Spezialisierungen wie Schnellfeuer ( höhere Feuerrate mit nahezu identischem Rückstoßverhalten) tragen dazu bei, dass in MW3 vom alten Schere-Stein-Papier-Prinzip herzlich wenig übrig geblieben ist.

 

 

Modern Warfare 3 läuft standardmäßig  mit einer FOV ( Sichtbereich der Spielfigur) von 65. Diese kann ohne Fanprogramme nicht geändert werden was für einen Modernen Shooter ebenso untragbar ist wie die Tatsache, dass man keinerlei Anpassungen mit Konsolenbefehlen vornehmen darf. Dass der ein oder andere Minderjährige Genreneuling freilich diese Kleinigkeiten nicht bemerkt ist offensichtlich, doch wenn man direkt im Anschluss eine Runde CoD 2 spielt sind die Unterschiede gewaltig. Wohlgemerkt liegen ganze sechs Jahre "Entwicklungs"zeit zwischen den beiden Titeln. Auch der Verzicht auf Punkbuster und die Einbindung des Steam-Diensts VAC wirken sich extrem negativ aus. Bis heute ist mir kein Spiel unterkommen wo Cheater ein derart großes Problem ausmachen wie in MW3. Gehackte Lobbys, Levelboosts oder Aimbots. Die Liste an Möglichkeiten anderen Spielern den Spaß zu verderben ist verdammt lang dieses mal. Bis jetzt ( Stand Dezember 2013) wurde nichts unternommen Hacker langfristig vom Spiel auszuschließen.

 

Fazit

 

Zugegeben, es viel mir nicht leicht die immerhin zwei Jahre Arbeit von hunderten Entwicklern dermaßen zu zerlegen. Wieso also dennoch 69 Punkte? Nun weil MW3 eben neben all den Macken die Grundstärken der Vorgänger erbt. Der "Gameflow" ist nach wie vor unerreicht, Soundkulisse und Inszenierung sind ebenfalls Weltklasse. Die Direktheit der Steuerung die Eingängigkeit der Spielmechanik ist und bleibt ein Spaßgarant. Der achte Teil macht als Einzelspiel "isoliert" betrachtet verdammt viel richtig und ist bei weitem kein schlechtes Spiel, doch es ist nun mal eine Fortsetzung einer einst grandiosen Reihe. Fortsetzung bedeutet für mich jedoch Weiterentwicklung und auch Anpassung. Beide Kriterien erfüllt das Spiel nicht. Ganz im Gegenteil, es ist ein RÜCKSCHRITT.

 

 

Danke fürs Lesen!

 

 

 


Wertung
Pro und Kontra
  • Grundlegende Stärken der Serie wurden beibehalten
  • Einige wenige sinnvolle Neuerungen
  • Kampagne vom Fließband
  • Peer-to-Peer
  • Mapdesign und Waffenbalancing
  • Extrem viele Hacker
  • Arm an Innovationen und Neuerungen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Oft, regelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(2)
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