Was bin ich ? Das heitere Beruferaten...

Na gut, schizophren ist der Charakter den man in Sleeping Dogs spielen darf nun nicht gerade und an einer Quizshow vergangener Tage nehmen wir natürlich...

von badtaste21 am: 15.03.2013

Na gut, schizophren ist der Charakter den man in Sleeping Dogs spielen darf nun nicht gerade und an einer Quizshow vergangener Tage nehmen wir natürlich auch nicht Teil, aber so viel sei verraten: Gewissenskonflikte sind allemal vorprogrammiert.

Zur Geschichte möchte ich eigentlich gar nichts anreißen, weil sie für ein open-world Spiel ohnehin schon vergleichsweise kurz ist (jedenfalls das was ich als Hauptgeschichte bezeichnen würde), da nimmt man quasi mit jedem Wort etwas vorweg. Deshalb werde ich das etwas allgemeiner halten.

 

Ich hatte mit True Crime nie etwas am Hut, das war mir ebenso wie Kane and Lynch nie wirklich ein Begriff und daher hatte ich mir auch nie eines der Spiele zugelegt. GTA, Saints Row, die klassische Verbrecherkarriere eben, das was man im normalen Leben nie tun würde, Anarchie und Chaos - das hatte schon immer seinen Reiz.

 

Anders mit Sleeping Dogs... ein Spiel welches leider viel zu wenig Beachtung fand und von manchem Spielemagazin leider auch ungerechtfertigte Wertungen im unteren 70er Bereich bekam. (PC gamer, 4players, Eurogamer u.ä.) Ich wollte es schon länger anschaffen, aber da kamen dann so viele andere Spiele dazu: Der Mensch hat nur 24 Stunden am Tag.

Mittlerweile ist es ja auch deutlich günstiger geworden und daher habe ich vor kurzem doch mal zugeschlagen. Und bin doch erstaunt wie gut dieses Spiel geworden ist.

 

Die Story

Wir sind Wei Shen, ein Undercover Polizist, als Kind mit der Mutter nach Kalifornien ausgewandert um dort ein neues Leben zu beginnen. Was den beruflichen Erfolg angeht scheint das unserem Charakter auch gelungen zu sein, was familiäre Dinge angeht, eher nicht. Es lässt sich daher spekulieren das dies mit ein Grund ist weshalb – in diesem Falle – „wir“ wieder zurück nach Hongkong gehen um dort über unseren alten Jugendfreund Jackie in das Netz der Triaden einzudringen, natürlich als Gangster bzw. Undercover-Cop.

Die anfängliche Skepsis der Truppe zerstreuen wir durch kleinere Aufträge wie „Geld eintreiben“, „Konkurrenz verprügeln“ - oder in Kombination. Schließlich gehört man aber erst wirklich dazu, nachdem man die ersten Gegner erschossen hat (nach der Logik das ein Cop keine vermeintlich Unschuldigen erschießt bzw. dies nicht kann). So schnell wie das dann allerdings geht mit dem plötzlichen Vertrauen, wirkt es leider etwas unglaubwürdig.

Immer wieder mal werden wir auch von der regulären Polizei oder einer Streife „ertappt“ und müssen uns entweder aus dem Staub machen oder werden verhaftet, was dann dazu führt, das wir von unserem Vorgesetzten ermahnt werden, in Zukunft besser aufzupassen. Hier gewinnt die Story zwar an Glaubwürdigkeit zurück, es ist nur ärgerlich das man all das mit Cutscenes abhandelt. So hat man als Spieler gar nicht die Chance eine solche Situation abzuwenden. Zu diesem Schluss komme ich deshalb weil diese Cutscenes letztlich nur dazu dienen die anderen Personen und Antagonisten mit denen man sich im Laufe des Spiels so abgeben muss, vorstellt.

Bei der Gelegenheit einmal „erwischt“ worden zu sein lernen wir auch eine Polizistin kennen die uns im späteren Verlauf mit „echten“ Kriminalfällen betraut. Eine willkommene Abwechslung zum Verbrecheralltag, dadurch wird die Einflussnahme und Verschmelzung zwischen beiden Seiten auch noch deutlicher. An verschiedener Stelle scheint auch immer wieder Misstrauen der eigenen Leute bzw. des Vorgesetzten durch. Sind wir wirklich noch Cop ? Oder doch schon mehr Gangster geworden ? Gibt es ein zurück – in die eine oder andere Richtung ? Und weitere interessante Fragen. Leider sind die Cop-Missionen bei weitem nicht so interessant wie die Gangster-Missionen. Sie sind auch spärlicher inszeniert, dennoch nützlich. Es greift manches sinnvoll ineinander. Hier wird geschickt mit schwarz und weiß jongliert, sodass es am Ende ein „grau“ ergibt.

 

Die Cutscenes sind sicher schick und teilweise großartig inszeniert, manchmal würde man aber doch lieber den Verlauf selbst beeinflussen können. Alles in allem durchlebt man eine großartige Story mit positiven und negativen Überraschungen und unvorhersehbaren Ereignissen. Allein dafür lohnt sich das Spiel.

 

Das Gameplay

Sleeping Dogs ist sehr auf Martial Arts ausgerichtet, allein daran das es in ganz Hongkong nicht einen einzigen Waffenladen gibt (auch keinen Schwarzmarkt) erkennt man deutlich worauf der Fokus liegt. Nichtsdestotrotz wird erstaunlich viel geballert. Wo die Waffen herkommen ? Ich weiß es nicht ! Eine Logiklücke die im Spiel immer wieder auftaucht. Noch unlogischer wäre es allerdings wenn es nie zum Schusswechsel kommen würde, damit hätte man ein vollkommen falsches Bild der Triaden dargestellt. Daher besser so als gänzlich ohne Waffen.

Das Kampf- und Deckungssystem ist gut umgesetzt. Um ehrlich zu sein so gut, das man ähnliches für kommende GTA Teile hoffentlich auch in Betracht zieht. Es gibt zwar zeitweise Aussetzer bei den Tastenkombinationen, aber das liegt wohl an der Vielzahl der Möglichkeiten. Die wirksamsten Methoden sind ohnehin die, die man am häufigsten verwenden wird – ganz einfach weil man sonst nicht lange überlebt.

Neu Kampfstile kann man durch das auffinden von Jade Statuen erlernen bzw. wenn man diese seinem Meister zurück gibt. An seinen armen Schülern lässt sich das neu Erlernte dann auch gleich – für uns schmerzfrei – ausprobieren.

So kann man dann problemlos verschiedene Kombos ausprobieren, ohne gleich von einem Sumoringer zertreten zu werden – sehr praktisch !

Mit einem ähnlichen leveling System steigern wir im übrigen auch andere Talente wie etwa „Entwaffnen“ oder ähnliches. Möglich ist das aber nur durch Erfahrung die sich mit Missionen „verdienen“ lässt. In den einfachen gehaltenen Talentbaum können wir dann selbst „investieren“ und die Fähigkeiten ausbauen die wir am ehesten benötigen.

Zu unseren Kampfstilen gehören auch Umgebungsvarianten (in die Mülltonne werfen, aufspießen usw.) und kleine powerups, die sinnvoll in die Spielwelt integriert sind. Trinkt man bspw. einen Kräutertee wird man resistenter gegen Schläge, ein Energy Drink führt zu einer höheren Schlagkraft und diverse Essensstände sorgen für das meines Erachtens Nützlichste: Die Gesundheitsregeneration. Wo man anfangs noch keine besonders lange „Wirkungsdauer“ genießen darf, hat man später doch deutlich mehr „Ausdauer“.

Zum Gameplay gehören natürlich auch die Fahrzeuge. Anders als in den GTA Spielen oder bspw. In Just Cause 2 können wir Fahrzeuge auch „speichern“. Das kennt man so ja bereits aus Saints Row 3 , mit dem Unterschied das man in Sleeping Dogs die gestohlenen Fahrzeuge nicht speichern kann. Diese muss man mit HK erst kaufen (wobei die auch gestohlen sind wie wir erfahren, was das System gewissermaßen etwas paradox erscheinen lässt). Auch wenn die Preise für Fahrzeuge teilweise ziemlich inflationär sind, ist das problemlos machbar, zumal wir ziemlich früh ein Motorrad und einen eigenen Wagen kostenlos bekommen.

Später gibt es dann noch genug Möglichkeiten mehr Geld zu verdienen – was im übrigen auch nur für kaufbare Gegenstände (u.a. auch zahlreiche Kleidungsstücke) notwendig ist. Ansonsten braucht man quasi nirgends wirklich etwas von seinem Geld, die geringen Beträge für Essen und Getränke hat man sofort wieder drin wenn man beim Ausparken einfach ein paar der Parkuhren „mitnimmt“. Insofern ist das Währungssystem nahezu vollkommen belanglos.

Das bringt mich dann auch schon langsam zur KI. Man kann neben einem Polizisten stehen und eine Ampel kaputt fahren, das merkt er zwar am „impact“-Indikator auf der minimap, ist ihm aber zu 95 % egal. Wenn ich dagegen einem Passanten auf die Rübe schlage, dann schlägt er sofort Alarm. Da ich nicht verhaftet werden will winde ich mich aus seinem Griff. Der Widerstand gefällt dem Polizisten gar nicht und so passiert es schnell das man deswegen erschossen wird... äh, ja.

 

Die KI

Naja, das ist immer ein bisschen Auslegungssache, es hängt ja auch manches vom subjektiven Eindruck und vom Schwierigkeitsgrad ab, aber tatsächlich ist die KI in Sleeping dogs vergleichsweise blöd.

Positiv anzurechnen ist das sich häufig sinnvolle Deckung gesucht wird und bspw. im Straßenverkehr nicht nur gehupt wird wenn jmd. Die Straße blockiert, sondern schon auch mal daran vorbei gefahren wird.

Ansonsten ist die KI aber ziemlich dämlich, was sich daran zeigt das man theoretisch den ganzen Tag einen Krieg führen könnte mit der Polizei. Wenn man sich bspw. Im hintersten Teil des Krankenhauses verschanzt, kann man a la Moorhuhn alle nachrückenden Einheiten eine nach der anderen erledigen. Das ist nicht nur sinnfrei, sondern auch absolut unlogisch, da die Einheiten – vermutlich um die KI Schwächen zu kompensieren – einfach so irgendwo nachspawnen. Das habe ich schon in immer in allen GTA Spielen gehasst. Ich meine klar, irgendwo müssen die ja spawnen, aber das die in meiner unmittelbaren Nähe regelrecht aufploppen ?! Das ist schon arg schwach.

Gerade in Momenten in denen man gerade knapp aus dem Fahndungskreis entkommen konnte (Fahndungskreise wie in GTA) und dann die KI beschließt noch einen Streifenwagen direkt neben einem aufploppen zu lassen ist das ärgerlich bis frustrierend. Sowas ist einfach Unsinn.

 

Auch nett: Befindet man sich selbst in Deckung und schießt nicht auf die Gegner, rennen die nachfolgenden Einheiten einfach in die eigenen Richtung. So geht einem zwar nie die Munition aus, aber das ganze Hundertschaften blöd genug sind in den sicheren Tod zu rennen passt eben auch irgendwie nicht ins Gesamtbild des Spiels.

Bei Gegnern in Missionen ist das weniger ein Problem. Da kommen meist keine mehr nach wenn man sie ersteinmal erledigt hat und ich denke dass das Spiel dann sogar feste Plätze vorgibt an denen sie sich Deckung suchen sollen. Dynamischer Deckungswechsel findet nämlich selten statt.

In Fluchtmissionen ist mir zudem aufgefallen das die Gegner-KI schneller rennen kann als man selbst, auch dann wenn man wirklich jedes Quicktime-Knöpfchen bei jeder Hürde perfekt trifft. Das hat den Grund das die KI ja entkommen soll, klar, aber das macht es leider ziemlich unglaubwürdig, da dann auch gar keine Herausforderung mehr besteht den Gegner vorher zu erwischen.

 

Grafik

Schöne Texturen, insgesamt ein stimmiges und lebendiges Grafikgerüst, die Havok engine tut ihr übriges zur Zerstörbarkeit diverser Gegenstände. Ich würde es insgesamt als solide und zeitgemäß bezeichnen.

 

Fahrzeugsteuerung / Steuerung allgemein

Bei Autos ganz brauchbar, bei besonders schnellen Motorrädern schwierig. Das ist schade, weil es ja auch Auto-/Motorradrennen gibt, die so leider schwer zu meistern sind. Ich finde es immer schlechter wenn sich der Schwierigkeitsgrad über Komplikationen bei der Steuerung ergibt und nicht aus spielerischen Gesichtspunkten und Situationen heraus. 

Generell merkt man das sich die Fahrzeuge sehr zufällig und schwammig steuern. 

Alle übrigen Steuerungsmechanismen (zu Fuß, rennen, über Hindernisse springen) integrieren sich recht gut. Manchmal reagiert das Spiel nicht auf Eingaben.

 

Fazit

Sleeping Dogs ist kein Spiel welches man wegen der offenen Spielwelt, der besonderen Herausforderung oder der Grafik spielen sollte. Vielmehr ist es die Story, die Charakterentwicklung, kleine kurzweilige Nebenaufträge, die tolle und stimmige Atmosphäre und letztlich auch ein Stück weit die Abwechslung gegenüber anderen open-world Spielen in diesem Genre. Immer im Hinterkopf zu haben das man ja eigtl. „der Gute“ ist hat schon seinen Reiz.

Sehr schade ist es das es im Endgame nichts mehr zu tun gibt. Hat man ersteinmal alles gemacht gibt es nichts besonders spaßiges was man noch tun könnte. Da spielt dann auch wieder das Geldsystem mit → es gibt keine Waffen oder sonst etwas sinnvolles zu kaufen, wodurch man angetrieben wäre wenigstens noch etwas Geld zu erwirtschaften um dann mal „aufzuräumen“.

Man kommt zwar auch so an Waffen, aber deswegen einen Streifenwagen stehlen zu müssen oder einen Polizisten zu entwaffnen erscheint mir zu umständlich, als das man so lange Spaß daran hätte.

Die Glückspiele frustrieren schnell, die „fight clubs“ auf der map bringen auch nicht viel und überhaupt lohnt sich nichts mehr wirklich, nachdem man alles gemacht und alles gekauft hat. Das finde ich sehr, sehr schade.  Ich hätte sicher noch mehr schreiben können, aber da mir sowieso immer nachgesagt wird ich würde zu viel schreiben, belasse ich es dabei. 


Wertung
Pro und Kontra
  • - großartige Story mit Gewissenkonflikten, Wendungen und Überraschungen
  • - schöne Atmosphäre
  • - solide Grafik
  • - durchdachte Gameplayelemente / sinnvolle Integration in die Spielwelt
  • - kurzweilige Nebenmissionen
  • - spaßiges und belohnendes Kampfsystem / viele Möglichkeiten
  • - aufgesetzte cutscenes / Logikbrecher
  • - geringe Netto-Spielzeit
  • - kein nennenswertes Endgame
  • - KI Aussetzer

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(9)
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