Was ist eigentlich...

Erkläre mir bitte „Kannst du mir in drei Sätzen beschreiben, worum es in League of Legends geht“? Diese Frage stellte ich 18 Spielern...

von -WarPig- am: 28.10.2015

Erkläre mir bitte

„Kannst du mir in drei Sätzen beschreiben, worum es in League of Legends geht“? Diese Frage stellte ich 18 Spielern anlässlich der Weltmeisterschaft 2015.
„League of Legends ist ein MOBA, in dem man…*Stille*“, „In League of Legends geht es um…ähm“, „Bei LoL spielt man mit vier anderen Leuten und versucht die Gegner zu töten und dann öhm…“, „Ähm, warte mal kurz…“. Ihr seht schon: Selbst Spieler die schon mehrere Jahre League of Legends spielen, tun sich schwer mit einer fixen Antwort. Besonders dann, wenn die Frage aus dem Nichts kommt. Aber kann man das Spiel überhaupt in drei Sätzen zusammenfassen?

In League of Legends schlüpft Ihr in die Rolle eines Beschwörers, der auf einer der Karten des Spiels, durch den sogenannten Champion verkörpert wird, einen von derzeit 127 möglichen Charakteren (Stand Oktober 2015). Zwei Teams, bestehend aus je fünf oder drei Spielern, treten dann auf einer der Karten von League of Legends gegeneinander an. Ziel beider Teams ist es, das gegnerische Hauptgebäude, den sogenannten Nexus, zu zerstören und dabei den eigenen Nexus zu schützen. Unterstützt werden diese Vorhaben durch computergesteuerte Vasallen, die in immer wiederkehrenden Wellen erscheinen, und durch die Türme, die die Wege bis zum Nexus, die sogenannten Lanes, bewachen.

Es geht also tatsächlich. In nur drei Sätzen lässt sich der grundlegende Spielaufbau erklären, nicht
aber das Spiel an sich. Dazu bedarf es doch ein paar mehr Sätzen.

Entstehung eines Hypes

League of Legends gehört in die Sparte der MOBA (Multiplayer Online Battle Arena) Spiele. Wie auch bei DotA 2, Heros of the Storm und anderen MOBA´s liegen die Wurzeln des Spiels in der Defense of the Ancients Mod zum Klassiker Warcraft 3, die seinerzeit von ein paar Hobbyprogrammieren entwickelt wurde. Später schlossen sich Steve Feak, ein ehemaliger Desinger des DotA-Teams, Brandon Beck und Marc Merrill zusammen um begannen mit der Arbeit an ihrer eigenen Version von DotA. Seit seiner Veröffentlichung, im Oktober 2009, hat sich das Spiel zum meistgespielten Titel weltweit gemausert, der täglich von mehreren Millionen Spielern gespielt wird.

Vor dem Spiel ist…

Der meistgespielte Modus in League of Legends ist das klassische Fünf vs. Fünf. Bevor sich die zehn
Spieler allerdings in der Kluft der Beschwörer - so heißt die dazugehörige Karte - wiederfinden, geht es in die sogenannte Pick- & Banphase, wobei das Bannen je nach Spielmodi entfallen kann. Die ersten Spieler jedes Teams bannen dann abwechselnd bis zu drei Champions aus dieser Runde des Spiels. Danach wählen die Spieler jedes Teams in abwechselnder Reihenfolge ihre Champions. Auch wer sich noch keinen Champion gekauft oder erspielt hat, kann am Spiel teilnehmen. Hierzu wählt Riot zehn zufällige Champions als frei spielbar aus, auf die jeder Spieler Zugriff hat. Die Charaktere können auch untereinander getauscht werden, was besonders im Profibereich eine gewisse taktische Tiefe entwickelt. Dazu müssen aber beide Spieler über den Champion des jeweils anderen verfügen. Zusätzlich dazu kann jeder Beschwörer zwei Beschwörerzauber sowie seine Runen und Meisterschaften auswählen, um sein Spiel weiter zu personalisieren, doch dazu später mehr. Ist das geschehen, beginnt das eigentliche Spiel.

Willkommen in der Kluft der Beschwörer

Zu Spielbeginn starten alle Spieler in ihrer Basis. Jeder Einzelne von ihnen verfügt über etwas Startgold, um die ersten Gegenstände zu kaufen, sowie einen Talentpunkt, der zum Erlernen einer von vier Fähigkeiten genutzt werden kann. Wobei vier nicht ganz richtig ist. Die vierte Fähigkeit ist meist die stärkste und steht in der Regel erst ab Level Sechs zur Verfügung. Ausnahmen, wie z.B. Udyr oder Jayce, können sich aber schon zu Beginn zwischen allen vier Fähigkeiten entscheiden. Ausgerüstet geht es dann auf eine von drei Lanes. Klassischerweise spielt man in folgender Aufteilung: Zwei Spieler kämpfen auf der unteren Lane je ein Spieler auf der mittleren und oberen Lane und der letzte Spieler startet im Dschungel. Moment Dschungel? Was soll das wieder sein? Der Dschungel ist das Waldgebiet zwischen den einzelnen Lanes. Dort warten neutrale Kreaturen auf die Spieler, die bei Tötung ebenfalls Gold und Erfahrung gewähren. Der fünfte Spieler konzentriert sich also darauf, den Dschungel zu leeren und hin und wieder seine Teammitglieder zu unterstützen. Das bewerkstelligt er, indem er gegnerische Champions gankt, sie also aus dem Hinterhalt angreift und möglichst tötet.

Auf den anderen Lanes geht es besonders darum, die Vasallen zu töten, um Gold und Erfahrung zu generieren. Dabei sollte man stets auf drei Dinge achten. 1. Immer dafür sorgen, dass man den Todesstoß an einem Vasallen ausführt, da man nur dann Gold erhält. 2. Nicht vom gegnerischen Champion oder Dschungler töten lassen. 3. Immer die Minimap im Auge behalten. Denn Übersicht ist enorm wichtig in League of Legends.
Durch Erfahrung steigt der Champion im Level auf, sodass er mit jedem erreichten Level eine neue Fähigkeit lernen oder eine bereits erlernte verbessern kann. Mit dem erhaltenen Gold ist man in der Lage, sich neue Ausrüstungsgegenstände zu kaufen, die den Schaden oder die Überlebenschancen erhöhen. Ist man stark genug, kann man sich in die Kämpfe um neutrale Objekte und Türme mit den gegnerischen Champions stürzen. Die neutralen Objekte sind im Fünf vs. Fünf der Drache und Baron Nashor. Der Drache gewährt dem Team, das ihn tötet, einen dauerhaften Buff, der sich mit jeder weiteren Tötung verbessert. Das Team, das zuerst 5 Drachen getötet hat, erhält außerdem einen zeitlich begrenzen, aber dafür umso stärkeren Schadensbonus. Baron Nashor gewährt ebenfalls einen temporären Buff, der neben erhöhtem Schaden und Widerstand auch die verbündeten Vasallen in der Nähe eines Teammitgliedes verstärkt. Um den gegnerischen Nexus zu zerstören, müssen erst alle Türme mindestens einer Lane zerstört werden. Erst dann wird der Inhibitor der zugehörigen Lane angreifbar. Zerstört ein Team Diesen, erscheint mit jeder neuen Welle von Vasallen ein Supervasall, der besonders viel Schaden an Gebäuden verursacht und viel Schaden einstecken kann. Allerdings erscheinen diese mächtigen Verbündeten nur auf der Lane, auf der der Inhibitor zerstört wurde und auch nur so lange, bis der Inhibitor sich wieder aufbaut. Das dauert genau fünf Minuten. In dieser Zeit muss es den Spielern gelingen, auch die beiden letzten Türme vor dem Nexus zu zerstören. Sind alle Türme einer Lane, der Inhibitor und auch die beiden Nexus-Türme zerstört, kann der Nexus direkt angegriffen werden. Es gewinnt das Team, dass den gegnerischen Nexus zuerst auf zerstört.

…nach dem Spiel

Ist eine Partie beendet, werden alle zehn Spieler in die Lobby zurück gebracht und können sich dort über das Spiel austauschen, Statistiken über erhaltenen und ausgeteilten Schaden u.v.m. einsehen und andere Spieler ehren oder melden. Besonders Letzteres wird unnormal oft gefordert, aber dazu später mehr. Für absolvierte Spiele erhalten wir außerdem die Ingame-Währung Einflusspunkte sowie Erfahrungspunkte, sofern man den Level 30 noch nicht erreicht hat. Mit jedem neuen Level schaltet man außerdem einen neuen Runenplatz und Meisterschaftspunkt frei. Runen verstärken bestimmte Attribute eines Champions und müssen mit Leaguepoints erworben werden. Die Runen teilen sich in vier Klassen zu je drei Stufen. Dazu aber eine persönliche Empfehlung: Wartet, bis Ihr Level drei Runen erwerben könnt. Vorher macht ein Kauf wenig Sinn. Die Meisterschaftspunkte verteilt man auf einen von drei Talentbäumen. Zur Auswahl stehen Angriff, Verteidigung und Wissen. Durch die Runen und Meisterschaften erhöht sich der taktische Tiefgang des Spiels noch einmal mehr. Neben Runen kann man auch neue Champions für Leaguepoints kaufen oder man investiert echtes Geld und schaltet so neue Charaktere frei. Letztere teilen sich in die Preisklassen 450, 1350, 3150, 4800 und 6300 EP. Pro gewonnenem Spiel erhält man zwischen 75 und 140 EP. Die Anzahl ist dabei von der Dauer des Spiels abhängig. Für den Ersten Sieg des Tages wird diese Zahl sogar verdoppelt, man erhält also 240 EP. Aber auch für verlorene Spiele erhaltet ihr zwischen 50 und 95 EP. Die Champions der unteren Preiskategorien, kann man sich so schnell kaufen. Für eine Champion der Kategorie 6300 EP können aber schon 50-70 Spiele nötig sein.

report that noob“

Ihr seht schon: Die Grundmechanik von League of Legends lässt sich zwar in drei Sätzen zusammenfassen, doch erklärt hat man das Spiel damit noch lange nicht. Es erfordert tatsächlich sehr viel Zeit, bevor man sich durch das riesige Sammelsurium an Champions gespielt hat und auch nur einen von ihnen vergleichsweise gut beherrscht. Von verschiedenen Taktiken, wie dem Laneswap, Doublejungle usw. ganz zu schweigen. Bei so viel zu Beachtendem kann es schon mal vorkommen, dass man Fehler beim Spielen macht. Genau hier ist die LoL-Community aber sehr intolerant. Oft wird man für jeden noch so kleinen Fehler schon während des laufenden Spiels beleidigt. Viele Spieler beschäftigen sich lieber damit, im All-Chat zu schreiben, wie schlecht ihr Team doch sei, statt sich auf ihr eigenes Spiel zu konzentrieren. So liest man sowohl vor als auch nach dem Spiel sehr häufig „pls report that noob“ und vieles mehr. Ja, die niedrige Fehlertoleranz und der damit verbundenen Flame, sind ein Grundproblem der LoL-Community. Aber auch die berühmten Rage-Quits, Sabotage des eigenen Teams, Trollpicks, Kommunikationsverweigerung und noch einige andere Probleme plagen das Spiel. Fairerweise muss man sagen, dass diese Probleme wenig mit dem Spiel selbst als vielmehr mit seiner Community zu tun haben. Deshalb fließt dieser Fakt auch nicht in meine Wertung ein. Aber warum ist es denn dann das meistgespielte Spiel weltweit?

Weil es all dieser Probleme zum Trotz unglaublich viel Spaß macht. Das Spiel hat taktischen Tiefgang, ist für die Masse an Champions sehr gut ausbalanciert und außerdem gratis spielbar. Das Free-to-play-Model von League of Legends ist durchweg fair. Pay-to-win existiert schlicht nicht, denn alle relevanten Käufe, können auch mit der Ingame-Währung, getätigt werden. Einkäufe für echtes Geld haben nur rein kosmetische Auswirkungen. Zusätzlich dazu entwickelt sich das Spiel konstant weiter. Riot arbeitet stetig an neuen Idee, gleicht Balanceschwächen aus, fügt neue Champions und Gegenstände hinzu oder überarbeitet alte Champions. Es ist das sich ständig wandelnde Gleiche, das die Spieler anzieht und sie an den Bildschirm bannt. Neben dem klassischen Drei vs Drei und  Fünf vs Fünf stehen auch die Spielmodi ARAM, Dominion und ein regelmäßig wechselnder Modus zur Verfügung. Das sorgt durchaus für Abwechslung, obwohl diese Modi nicht mit den Klassikern mithalten können.

Ein kurzweiliger Spaß

Der Vollständigkeit halber möchte ich aber auch kurz auf die anderen Spielmodi eingehen. ARAM, kurz für All Random ALL Mid. Der Name ist Programm. Zwei Teams zu jeweils fünf Spielern treten in der Heulenden Schlucht gegeneinander an. Dabei wird jedem Spieler ein zufälliger Champion zugelost. Lediglich Beschwörerzauber und Meisterschaften dürfen selbst gewählt werden. Während die Spielzeit im regulären Fünf vs. Fünf zwischen 30 und 50 Minuten schwankt, geht eine ARAM-Runde selten länger als 25 Minuten.

Dominion ist der dritte festimplementierte Spielmodus, könnte aber auch einfach Herrschaft genannte werden. Zwei Teams zu je fünf Spielern konkurrieren in der Kristallnarbe um fünf Kontrollpunkte. Für jeden gehaltenen Kontrollpunkt verliert der gegnerische Kristall konstant Lebenspunkte. Auch hier dauern die Runden selten länger als 20 Minuten, oft sogar kürzer.

Beide Spielmodi können, wie bereits erwähnt, nicht mit den klassischen Modi mithalten. Sie bieten aber durchaus Abwechslung und sehr kurzweiliges Vergnügen.

Fazit

Ich spiele League of Legends jetzt seit fast sechs Jahren und kehre immer noch gerne in die Kluft der Beschwörer zurück. Denn neben all der Schwächen des Spiels, die besonders von der Community ausgehen, ist es doch immer wieder schön zu sehen, wie ein gut zusammenspielendes Team gewinnt. Fehler sind bei objektiver Betrachtung schnell ausgemacht und der Wunsch sich zu verbessern, begleitet zumindest mich ständig. Dazu kommt, dass League of Legends durch seine schiere Masse der zur Auswahl stehenden Champions und Items zum Experimentieren einlädt. Ganz schnell übernimmt man diese „Das muss ich auch mal versuchen“ Mentalität, wenn man mal wieder in Grund und Boden gespielt wurde. League of Legends ist nicht perfekt. Wer aber an der Idee von MOBA´s Gefallen findet, der wird mit diesem Spiel sehr lange Spaß haben. Und mal ehrlich: Kost ja nix.


Wertung
Pro und Kontra
  • viele verschiedene Champions mit unterschiedlichen Fähigkeiten
  • taktischer Tiefgang
  • stimmer Comiclook
  • dichte Kampfatmosphäre
  • faires free-to-play Model
  • gelegentliche Verbindungs- und Serverprobleme
  • Einsteiger werden zu wenig an die Hand genommen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(2)
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