Würdiger NAchfolger mit Schwächen....

Vieles wurde geredet über den Nachfolger des besten Rollenspiels der letzten Jahre. Davon war viel schlechtes. Von 'Casualisierung' wurde gesprochen und von...

von Der Gust am: 01.04.2011

Vieles wurde geredet über den Nachfolger des besten Rollenspiels der letzten Jahre. Davon war viel schlechtes. Von 'Casualisierung' wurde gesprochen und von 'Runterdummung der Spielmechanik'. Doch stimmt das? Die Demo gab mir nur ein recht unvollständiges Bild und die Geschichte machte Lust auf mehr, also hoffte ich dass der Vollpreiskauf sich lohnt. Und ich nehme es einfach mal vorweg: Ja, es lohnt sich.

Hinweis: Ich bevorzuge die englische Version, kenne daher nur die englischen Bezeichnungen für manche Titel/Kreaturen etc..

Einmal Vergangenheit und wieder zurück

Dragon Age 2 beginnt eher unerwartet mit einem Zwergen der von gerüsteten Männern in ein Verhörzimmer geschleift wird. Es ist der Zwerg Varric, ein zu diesem Zeitpunkt alter Freund des Helden der Geschichte: Hawke, oder besser: Ihnen. Er wird von einer Sucherin ausgequetscht über die Vorkommnisse in der Stadt Kirkwall und über die Geschichte von Hawke, da diese scheinbar eine wichtige Rolle spielen. Also beginnt er zu erzählen...

Die Story von DA 2 beginnt, laut Varric, da wo Dragon Age: Origins gerade beginnt sich warmzulaufen. Der Ort Lothering wird von den Darkspawn überrannt und sie (Hawke, den Vornamen dürfen sie frei wählen), müssen mitsamt Bruder, Schwester und Mutter lebendig aus der ganzen Misere entkommen. Doch sie schaffen es dank ihrer fabelhaften Ausrüstung und tadellosen Ausbildung alle Horden zurückzuschlagen und selbst einen Oger in Kürze niederzustrecken.
Doch gerade als sie beginnen diese Szene zu genießen unterbricht die Sucherin Varric. Scheinbar hat der gute Zwerg hier etwas übertrieben und korrigiert sich wieder. So beginnt die Geschichte von neuemnur sie sind deutlich schwächer und schlechter ausgerüstet.
Sie schlagen sich also durch eine (linear verlaufende) zerstörte WElt, überrant von Darkspawn nur mit dem Ziel hier herauszukommen und in Kirkwall (eine Stadt in den Free Marches nördlich von Ferelden) ein neues Leben aufzubauen. Schliesslich kommt ihre Mutter von dort.
Bis sie dorthin geschehen noch ein paar Dinge die ich nicht spoilern möchte, es werden aber Entscheidungen von ihnen abverlangt und sie treffen eine alte Bekannte aus Origins die ihnen aus der Patsche hilft, natürlich nicht für umsonst...
Sie schaffen es also nach Kirkwall, nur um zu erfahren dass ihr Onkel alles (inklusive des Anwesens) versetzt hat und sie nun noch nichtmal in die Stadt hineinkommen. Es sei denn sie treiben genug geld auf. Um dieses Geld zu beschaffen treffen sie hier ihre erste Entscheidung. Arbeiten sie 1 Jahr für die Söldner oder Schmuggler?

Story und Charaktere

Schon im Anfang zeigt sich also die besondere Erzählweise der Geschichte. Varric lässt es sich nicht nehmen ein paar Mal die Geschichte auszuschmücken nur um daraufhin von der Sucherin auf die Finger gehauen zu bekommen dass er doch bitte bei der Wahrheit bleiben solle.
Ansonsten ist die GEschichte in 3 Episoden aufgeteilt die immer durch Zeitsprünge von 3 Jahren unterbrochen sind. Wobei diese nich vollends voneinander getrennt werden können, werfen doch bestimmte Ereignisse immer einen Schatten in die Zukunft. In der ersten Episode geht es nur darum (sie leben nun in Kirkwall in der Barracke ihres Onkels) genug Geld zu sammeln um an einer Expedition in die Deep Roads (DA:O Kenner erinnern sich) teilzunehmen, da es dort unten immer etwas zu holen gibt. In der zweiten Episode werden die im Hafen lebenden Qunari ein größeres Thema. Und in Episode 3 spitzt sich der Konflikt zwischen Magiern und Templern bis zur Eskalation zu. Und in jeder Episode spielen sie oder einer ihrer Begleiter eine entscheidende Rolle.
Neben diesen Haupquests gibt es natürlich auch unzählige Nebenquests die auch immer schöne Geschichten erzählen (manchmal sogar eine ganze Auftragskette über alle 3 Episoden auslösen) die in gut designten Dialogsequenzen erzählt wird. Neben all dem wiederum gibt es noch, ich nenne sie einfach mal 'Sammel-Quests'. Diese werden aktiviert indem sie einfach in einem Areal etwas bestimmtes finden, daraufhin wird ein questlogeintrag angezeigt, und sie können den Gegenstand bei der genannten Person abliefern. Am Ende bekomemn sie Geld, Erfahrungspunkte und einen Zwei-Sätze Dialog der noch nicht einmal eine Sequenz bekam. Seltsame Designentscheidung.
Es gibt also schon sehr viel zu tun für einen aufstrebenden Helden. Die Aufgaben müsen sie aber natürlich nicht allein lösen. Bioware-rollenspiel typisch schliessen sich im Lauf der Geschichte viele verschiedene Charaktere ihnen an, die alle ihre eigene Geschichte und Persönlichkeit besitzen und im englischen Original einfach fantastische Stimmen besitzen.
Da wäre der stets gut gelaunte und immer schlagfertige Zwergendieb Varric (der jedem Mitglied einen Spitznamen verpast).
Die naiv wirkende, weltfremde Dalish-Magierin Merrill.
Der Magier-verabscheuende, Ex-Tevinter Sklave und Krieger Fenris.
Die etwas verklemmte aber treue Kämpferin Aveline (die schon in Ferelden zu ihnen stößt)
Der besessene Heilungsmagier Anders.
Die verruchte, leichtlebige Piratendiebin Isabela.
Und natürlich Hawke's Schwester, die Magierin Bethany.
Anders als im Vorgänger gibt es hier aber nicht das Lagerfeuer an dem alle Mitglieder zu finden sind. Jeder Charakter hat nun sein eigenes Haus in dem er lebt. Könnte man als Nachteil empfinden wenn man mal wieder mit allen Party-mitgliedern reden möchte, aber etwas wichtiges zu sagen haben ihre Begleiter eh nur wenn ein Hinweis dazu im Questlog erscheint. Schade, hier spart Bioware ein bisschen an Tiefgang. Man erfährt aber auch so sehr viel über die einzelnen. Die 'Companion-Quests' sind allesamt sehr gut designt und enthüllen nach und nach immer mehr von dem wahren Charakter der entsprechenden Figur, und machen manch einen auch schon zu einem sehr tragischen Helden. Abhängig von ihren Entscheidungen sammeln sie bei ihren Begleitern auch 'Freundschafts' bzw. 'Rivalitäts' Punkte. Wenn ein Begleiter ein bestimmtes Level an Freundschaft oder Rivalität erreicht hat schaltet dies einen bestimmten Skill bei diesem Charakter frei der abhängig ob er Rivale oder Freund ist immer etwas andere Boni beinhaltet. Natürlich ist der Status auch wichtig bei der Entscheidung welcher Charakter ihnen am Ende treu zur Seite steht. Hervorzuheben wäre auch noch dass jeder ihrer Begleiter eine Rüstung besitzt die sie nicht verändern können. Das heisst, alle Rüstungsteile die sie finden passen entweder Hawke oder sie können sie verkaufen, denn ihre Begleiter wechseln ihre Rüstung nicht. Sie können aber bestimmte Gegenstände finden oder kaufen die die Rüstung eines Begleiters verändert.
Natürlich ist es auch wieder möglich eine Liebesbeziehung aufzubauen, auch vor homosexuellen Beziehungen schreckt Bioware hier diesmal nicht zurück.

Dialog-, Charakter- und Kampfsystem

Vorweg lässt sich sagen dass alles sich in wenig geändert hat.
Das Dialogsystem ähnelt jetzt sehr stark dem aus Mass Effect, hat aber den Vorteil dass jede Antwort mit einem Sysmbol zusätzlich gekennzeichnet ist, so dass sie erkennen können welche emotionale Haltung hinter der Äußerung steht. Gleichzeitig erhält ihr Held auch endlich eine Stimme und Gesprächsanimationen, was die Identikfikation mit Hawke deutlich steigert.
Das Charakterdesign ähnelt dem Vorgänger stark (pro Levelaufstieg verteilen sie 3 Punkte auf Attribute und einen auf eine Fähigkeit/Zauber) wurde aber im Detail verändert. Prinzipiell ist hier aber nichts neues dazugekommen, bis darauf dass die Begleiter jeweils einen besonderen Talentbaum haben der ihnen ganz einzigartige Fähigkeiten verleiht. Die Skills für Schlösserknacken, Fallen entschärfen, Tränke/Gifte herstellen wurden aber komplett entfernt. Diebe können zwar immer noch Fallen entschärfen und Schlösser knacken, dies ist aber nun abhängig von ihren Attributen, auch wenn ich nicht weiß von welchen (VErmutung: Es ist der 'Cunning'-Wert). Tränke/Gifte müsseb sie nun bei einem Händler bestellen. Sie brauchen auch nicht mehr unmengen von MAterialien herumzuschleppen, denn wenn sie einmal in der Welt ein Vorkommen einer Ressource gefunden haben, dann hat sich jeder Händler dies gemerkt und hat dann quasi einen unendlichen Vorrat dieser Ressource.
Das Kampfsystem funktioniert auch genauso wie in Teil 1. Das Regelwerk wurde also direkt übernommen, auch hier muss man sich nichts neues angewöhnen. Auffällig ist aber die deutlich erhöhte Geschwindigkeit und der reduzierte Schwierigkeitsgrad (zumindest auf Normal, auf Nightmare habe ich total versagt). Der Held sprintet nun in Käpfen zum Gegner hin und allgemein sterben die einfachen Gegner meist dahin wie die Fliegen. In Standardkämpfen wurde also deutlich mehr wert auf Action gelegt. Bei Bossgegnern wird aber der Schwierigkeitsgrad angezogen und sie müssen mehr als einmal die Pausentaste drücken und müssen deutlich taktischer denken. Allgemein gilt: Nach der Rückkehr aus den Deep Roads wird die Schwierigkeit erhöht. Was auch auffällt ist dass man nicht mehr so weit herauszoomen kann wie im Vorgänger. Dadurch fällt das Zielen bei Flächenzaubern vor allem auf erhöhte Positionen deutlich schwerer oder ist unmöglich.
Meist laufen die Kämpfe auch nach gleichem Muster ab, das ihnen 2-3 Wellen von Gegnern auf den Hals hetzt die von irgendwo herunterspringen oder irgendwo auftauchen. Das was sie am Anfang sehen ist also nie die Streitmacht die dann wirklich am Ende auf sie wartet.

Grafik und Sound

Die Kämpfe überzeugen aber durch ihre tadellosen Effekte. Wenn Zauber und Spezialangriffe über den Feind hereinprasseln wird ein richtiges Feuerwerk auf dem Bildschirm gezündet. Da stört es auch nicht dass die Grafik schon älter ist. Dank des High-Resolution Patches sehen vor allem die Charaktermodelle wirklich klasse aus. Auch die Animationen in Kämpfen (oder in Dialogen) sind immer hübsch anzusehen. Vor allem die Gesichtsanimationen sind in den Dialogen sehr gut gelungen, wenn auch nicht so gut wie in Mass Effect 2.
Die Landschaftstexturen sind da schon etwas anderes. Auch wenn Kirkwall sehr athmosphärisch daherkommt, die Oberflächentexturen sind nicht die schärfsten. Dasselbe gilt auch für die Außenareale und Dungeons. Doch bei denen gibt es noch einen weiteren Kritikpunkt. Ständig werden die gleichen Areale wieder und wieder verwendet. Man hat nicht nur das Gefühl etwas schon einmal gesehen zu haben, nein man HAT es schon mal gesehen. Ein solches Recycling ist mir noch nie untergekommen. Ich weiß auch nicht welcher Teufel Bioware hier geritten hat.
Was auch noch auffällt ist der extrem hohe Gore-Faktor. Schon im Vorgänger wurde nicht sparsam damit umgegangen, aber wie hier die Gegner teilweise auseinandergenommen werden, und die Blutlachen auf dem Boden sind schon sehr übertrieben. Ein bisschen weniger wäre hier mehr gewesen.
Was den Sound angeht ist Bioware aber auch wieder auf der richtigen Seite. Sowohl Effekte (Zauber, Waffen), Musik als auch Stimmen sind einwandfrei und erzeugen eine passende Stimmung.

Was noch zu klären wäre....

Sie können bei der Charaktererstellung ihr Savegame aus Teil 1 übernehmen. Hat bei mir tadellos geklappt, aber im Spiel ist mir nichts aufgefallen was irgendwie eine Entscheidung aus dem Vorgänger hätte auslösen können. Vielleicht habe ich auch einige Ereignisse aus Teil 1 vergessen, kann sein, ist schon länger her.
Nach der Installation können sie sich auf der Website ein Konto anlegen (wenn sie nicht schon eines haben) und (abhängig davon welche Version sie besitzen, welche Version des Vorgängers sie besitzen, ob sie Dead Space 2 besitzen oder ob sie die Demo gespielt haben) sich dann diverse Bonusinhalte herunterladen. Darunter auch einen zusätzlichen Charakter den ich nicht hatte. Sie müssen übrigens nicht dauerhaft mit dem Internet verbunden sein um spielen zu können.

Fazit

Was muss ein Rollenspiel können um gut zu sein? Glaubwürdige Charaktere, eine fesselnde Geschichte mit ihnen als Hauptdarsteller und abwechslungsreiche Aufträge. All dies hat Dragon Age 2 zur Genüge. Warum ist es aber nicht ganz so gut? Größtenteils wegen des Vorgängers.
Bioware hat mit DA:O gezeigt was alles möglich ist in Rollenspielen und hat vieles nun wieder verändert um es so wahrscheinlich einem breiteren Publikum zu öffnen. Darüber hinaus ist dieses Landschaftsrecycling einfach nicht zu verzeihen.
Bioware hat in all ihren Jahren so wahnsinnig tolle Spiele auf den Markt gebracht dass wir aber auch viel zu harsch mit ihnen ins Gericht gehen wenn es eines gibt dass unseren hohen Ansprüchen nicht mehr genügt.
Dragon Age 2 ist einfacher als Teil 1, ja.
Es hat langweilige Levels, ja.
Die Spielzeit ist relativ kurz für ein Rollenspiel, ja.
Trotzdem hat es mich 32 Stunden (lang lebe der Spielzeitzähler im Savegame) lang durchgehend sehr gut unterhalten und gefordert. Ich habe mitgefiebert, mitgelitten, und mitgelacht. Und ist es im Endeffekt nicht das was zählt?
Oder geht es um die 'Hardcore-Gamer-Ehre' weil das Spiel schwer sein muss, damit ja keine Konsolenspieler, die eh (laut offizieller Meinung) Weicheier sind, damit mitkommen? (Zumindest klingen einige Kommentare hier bei gamestar.de danach)
Mein Apell: Alle Rollenspielfans und Fans der Welt von Thedas sollten sich dieses Spiel ansehen. Vollpreis muss ja nicht sein, warten sie bis es nur noch 30 Euro kostet. Die Geschichte ist zwar nicht so weltumgreifend wie in Teil 1, das Ende wird aber einen großen Einfluss auf die gesamte Welt haben. Fans der Welt sollten sich das also nicht entgehen lassen, da DA 3 bestimmt dieses Thema, bzw. die Ereignisse und deren Folgen aufgreifen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Animationen, Effekte, Gesichtsanimation
  • Sound: passende Musik, gelungene englische Sprache
  • Balance: 4 Schwierigkeitsgrade
  • Atmosphäre: spannende Geschichte, glaubwürdige Personen
  • Bedienung: einfach und schnell zu erlernen
  • Umfang: ca. 30 Stunden lang
  • Quests/Handlung: tolle Haupthandlung, Companion Quests
  • Kampfsystem: actionreich, bei Bosskämpfen auch taktisch
  • Charaktersystem: Hawke frei gestaltbar, Einzigartige Talentbäume
  • Items: viele Items für Hawke
  • Grafik: matschige Landschaftstexturen
  • Sound: --------------------------
  • Balance: normal ist zu leicht,bei Bossen manchmal zu schwer
  • Atmosphäre: Außenwelt Recycling
  • Bedienung: fehlende Taktikansicht, fummelige Kämofe
  • Umfang: etwas zu kurz für ein Rollenspiel
  • Quests/Handlung: lahme
  • Kampfsystem: bei Standardgegnern manchmal ermüdend
  • Charaktersystem: fehlende Talente (Schlösser, Fallen)
  • Items: Rüstung von Gefährten nicht veränderbar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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