Zurück zu den Wurzeln?

Das neueste Werk von Larian Studios (Divinity 2: Ego Draconis) wurde anders als die bisherigen Spiele über Kickstarter finanziert und soll die Classic-RPGs...

von Balupu am: 18.02.2015

Das neueste Werk von Larian Studios (Divinity 2: Ego Draconis) wurde anders als die bisherigen Spiele über Kickstarter finanziert und soll die Classic-RPGs neu aufleben lassen. Durch Early Access und engen Kontakt zur Community wurde das „Traumspiel“ der Entwickler, so wie sie es sagen, dann bewerkstelligt.

Doch wie sieht das Spiel letztendlich aus?

Gameplay:

Original Sin spielt sich größtenteils wie man es von einem Party-RPG erwartet. Man hat diverse Klassen und um die Kämpfe gut bestreiten zu können braucht man eine gute Mischung um alle Eventualitäten gut abdecken zu können. Der zusätzliche Kniff im Gameplay von Original Sin ist allerdings, dass man die Umgebung mit Hilfe der Elemente auch nutzen kann. So sorgt ein Feuerball für eine Verbrennungsfläche, mit Wasser und Eispfeil lässt sich eine Eisfläche erschaffen, auf der Gegner (und eigene Charaktere) stolpern können um so für einige Runden außer Gefecht zu sein und mit einer Rauchwolke kann man feindlichen Bogenschützen entgehen.

Dadurch ergeben sich unheimlich viele taktische Möglichkeiten für die Kämpfe und diese haben mir persönlich auch sehr viel Spaß gemacht. Weiterhin gibt es unheimlich viele Möglichkeiten Skills zu verteilen und viele Perks bieten sowohl Vor- als auch Nachteile. Hier muss man also abwägen ob ein Reduzieren aller negativen Effekte auf maximal eine Runde es Wert ist auch alle positiven Effekte auf maximal eine Runde zu reduzieren.

Außerhalb der Kämpfe erforscht man die Gebiete und spricht in erster Linie (in den Städten) mit anderen Charakteren. Die Dialoge und Quests sind dabei oftmals sehr gut geschrieben, sodass man dank dem Humor und der Skurrilität auch mal ein Lächeln im Gesicht hat. Will man jemanden überreden muss man vorher ein Stein-Schere-Papier-Spiel gewinnen, bei dem der Skill entscheidet wie schnell man gewinnen kann. Dieses System fand ich anfangs recht nett, aber im Nachgang hab ich meist auf die Leertaste gedrückt und das Ergebnis „ausgelost“.

Ich empfehle auch dringend den Perk „Tierversteher“ ganz zu Anfang zu lernen um so mit all den Tieren der Welt Gespräche führen zu können. Dadurch erhält man nicht nur tolle Tipps, sondern vor allem auch viel zu lachen!

In Dungeons gibt es außerdem Rätsel zu lösen, diese beschränken sich aber weitestgehend darauf den klitzekleinen Knopf irgendwo zu finden. Hoher Wahrnehmungs-Skill hilft hier und ist notwendig!

Weiterhin gibt es noch die Möglichkeit zu Craften (Rezepte nicht erforderlich!), Dinge zu verkaufen und zu schmieden. Also das 1x1 des Rollenspiels. Geldprobleme hatte ich übrigens außer ganz zu Beginn gar keine. Am Schluss hatte ich über 200.000 Gold und wusste nicht wofür ich es ausgeben soll. Zum Vergleich: Eine sehr gute Rüstung kostet ca. 20.000-30.000 Gold.

Weniger gefallen hat mir die Aufteilung des Gameplays. Die meiste Zeit verbringt man sehr viel Zeit in einer Stadt, sodass man sich nach Kämpfen und Abwechslung sehnt und dann wiederrum verbringt man enorm viel Zeit außerhalb einer Stadt in Kämpfen, sodass man sich nach Gesprächen sehnt. Original Sin fühlt sich hierbei für meinen Geschmack zu modular an. Etwa so als wären es zwei getrennte Spiele. Das führt dann dazu, dass es eher wenig Spielfluss gibt und bei mir führte es auch dazu, dass ich viele Pausen vom Spiel brauchte und es mich nicht konstant fesseln konnte.

Das Problem geht für mich sogar so weit, dass es die Homogenität der Spielwelt zerstört und ich wieder komplett aus der Atmosphäre herausgerissen werde um festzustellen, dass ich doch nicht in einer Fantasy-Welt Abenteuer bestreite. Sehr schade!

Technik:

Die Grafik ist trotz isometrischer Perspektive unheimlich detailverliebt und schön. Texturen und Farben sind knackig und der allgemeine Art-Style lässt einen in die Welt tauchen. Gespielt habe ich mit einer Auflösung von 2880x1660 und 8xMSAA und das zusätzliche Downsampling hat dem allgemeinen Gesamtbild nochmals einen Kick gegeben. Wer die Möglichkeit hat, sollte dies nutzen, denn Original Sin benötigt auch nicht viel Leistung dafür.

Die musikalische Untermalung ist fantastisch. Durch den Kauf in der Early Access Phase habe ich den Soundtrack im MP3-Format zusätzlich erhalten und höre da auch abseits des Spielens gerne rein. Ob Schneewelt, Geisterwald oder mittelalterliche Stadt, die Musik passt wunderbar zum Geschehen und ist sowohl prägnant als auch soweit im Hintergrund, dass sie nicht stört.
Kommt es zu einem Kampf wechselt in die Musik in verschiedene Kampfthemes. Mein Favorit darunter ist „Dance of Death“. Ärgerlich fand ich aber, dass es gelegentlich zu Aussetzern kam und ich die Kämpfe ohne Musik bestreiten musste.

Die Soundeffekte sind auch sehr gut und atmosphärisch. Ist man auf dem Marktplatz von Cyseal hört man das bunte Treiben, Marktschreier preisen ihre Waren an und dazu ein toller Soundtrack. Hervorragend!
Charaktere haben zudem Sprachsamples die außerhalb von Dialogen vorkommen und nochmals etwas Atmosphäre bringen. Dass die Dialoge selbst unvertont sind ist für mich allerdings nur positiv, da ich so in meinem Tempo lesen kann ohne Störungen.

 

 

Story und Charaktere:

Die Story ist für mich eine sehr große Enttäuschung. Abgesehen von einem (eher kleinen) „WTF-Moment“ relativ zu Beginn des Spiels bleibt die Story durch das gesamte Spiel hinweg glasklar inklusive Ausgang. Im weiteren Verlauf des Spiels lernt man nur die Hintergründe zu dem aktuellen Status und Ziel kennen. Das ist äußerst schade, da man so recht früh genau weiß wie das Spiel ausgehen wird. Zudem gibt es klare Antagonisten, die nur sehr kurz etwas Profil bekommen.

Profil bekommen die Begleiter leider auch kaum. Während die beiden Quellenjäger, die man vor Spielstart erstellt und als Hauptcharaktere dienen, sehr deutlich im Zuge der Story beleuchtet werden, lernt man von den Begleitern nur in 1-2 Gesprächen kurz etwas zu ihren Hintergründen. Die meiste Zeit bleiben diese erschreckend blass und sind mir nur aufgrund ihrer Fähigkeiten im Kampf wichtig gewesen.

Gespielt habe ich mit Mardora und Bairdotr, dabei ist letztere mit einem Update hinzugekommen. Insgesamt gibt es im Spiel vier Begleiter, 2 ursprünglich enthalten, 2 durch ein Update.

 

Fazit:

Insgesamt gefiel mir Divinity Original Sin stellenweise ganz fantastisch und dann wiederrum eher schlecht. Hauptsächlich die schwache Story und das modulare Gameplay haben für mich viel ruiniert und dafür gesorgt, dass ich immer wieder längere Pausen von dem Spiel gemacht habe. Es fühlte sich für mich einfach nicht richtig zusammenhängend an. Dennoch finde ich die Richtung von Larian Studios ganz hervorragend und hoffe auf einen Nachfolger, der das Verhältnis von Kampf und Dialogen besser macht und zudem eine interessantere Story bietet oder zumindest Charakteren mehr Profil verleiht. Original Sin fühlt sich dadurch für mich oftmals wie ein (guter) Prototyp an.

Empfehlenswert ist es für Fans von „Classic-RPGs“ allerdings absolut!


Wertung
Pro und Kontra
  • tolles Kampfsystem
  • großartiger Soundtrack
  • viele interessante Gespräche
  • abwechslungsreiche Orte
  • "modularer" Aufbau
  • schwache Story
  • Charaktere ohne Profil
  • Rätsel fast ausschließlich als Schaltersuche

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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