Müde Krieger beissen nicht. Das Ende einer Ära.

Command & Conquer zählt zu den PC-Games Legenden und begleitet den PCler seit 1995. Man liebt sie oder man hasst sie, jeder Teil der Serie weckt neue Emotionen....

von Rupert_The_Bear am: 16.04.2010

Command & Conquer zählt zu den PC-Games Legenden und begleitet den PCler seit 1995. Man liebt sie oder man hasst sie, jeder Teil der Serie weckt neue Emotionen. C&C4: Tiberian Twilight weckt hauptsächlich negative und ist nicht nur das Ende der Tiberium-Saga, sondern vermutlich auch das Ende von C&C.

Am Anfang war das Ei....

Aber first things first, erinnern wir uns doch mal daran, worum es bei der Tiberium Saga geht. Dazu machen wir eine Reise in die Vergangenheit, zu C&C Red Alert, welches als Prequel zu dieser Serie gilt, später aber eine eigentsändige Reihe bildet.
In den 90ern stürzt ein Meteorit auf die Erde, welcher das mysteriöse Material Tiberium beinhaltet. Es beginnt ein Krieg zwischen GDI (Global Defence Initiative) und der Brotherhood of Nod, angeführt von Kane.
Das Tiberium ist deswegen sehr begehrt, weil es dem Boden Mineralien entzieht und deswegen sehr energiereich ist.
Der inzwischen vierte Teil der Serie soll die Story um Kane,die Nod und das Tiberium zu einem Ende führen. Um die eigentlich recht simple Story vollkommen zu geniessen und zu begreifen, sollte man alle Spiele der Serie nacheinander durchspielen, denn sie ist voller Überraschungen und Wendemomente.
Doch genau hier steckt das Problem von Tiberium Twilight. Das Ende ist schwach, doch mehr wird nicht verraten, höchstens so viel, dass die Story hier ziemliche Logikfehler hat und Lücken, die mehr Fragen aufwerfen, als beantworten.

...und nun ist es Matsch und Brei.

C&C gilt zusammen mit Dune 2 des Studios Westwood als RTS-Genesis.
Das Prinzip ist eigentlich simpel, aber schwer zu meistern. Man baut eine Basis, sorgt für genügend Rohstoffe und baut Verteidigungsanlagen und parallel dazu eine Armee für die Offensive. Die Serie blieb diesem Prinzip fast 15 Jahre lang treu. Bis Tiberium Twilight alles über den Haufen geworfen hat.
Es gibt keine Sammler fürs Tiberium, welches im Spiel direkt auch nur sporadisch auftaucht. Den Basisbau hat man ebenfalls komplett verworfen, man hat nur mobile Einsatzstützpunkte.
Insgesamt ist das Spiel sehr beschränkt geworden, sowohl was die Optionen beim Bau der Einheiten und Gebäude angeht,als auch bei der Taktik und Vorgehensweise an der Front.
Vielen Fans der Serie schlägt dieser Teil auch sehr auf den Magen und viele sagen, dass es genau wegen dieser Punkte nicht nur kein C&C mehr ist, aber auch ein schlechtes Spiel. Es ist zu sehr auf Casuals ausgelegt und insgesamt wirkt es wenig ausgereift und vor allem lieblos.

Eigenschaften, die bleiben.

Natürlich könnte man sagen: Wer rastet, der rostet. Wer sich ändert, bleibt sich treu. Gegen Innovationen hat auch keiner was gesagt, man kann ein Spiel oder gar eine Serie zu Grunde innovieren, weil die Änderungen die Elementaren Aspekte ausmachen, die die Serie groß und beliebt gemacht haben. Und dieser Eindruck entsteht bei Tiberian Twilight. Man denkt sich an mancher Stelle, dass die Änderungen genauso auf Biegen und Brechen ins Spiel gebracht worden sind, wie sie radikal sind.
Deswegen ändert sich das Gameplay und das leider nicht zum Positiven und es ändert sich die Erfahrung und die Emotionen, die während des Spieles entstehen. Falls sie entstehen...
Doch manches ändert sich nie. Die trashigen Zwischensequenzen mit echten, teilweise bekannten Schauspielern sind geblieben. Doch auch die sind teilweise lahmer geworden. Selbst bei C&C: Red Alert 3 hatten die Filme mehr Flair und mehr Pepp und einfach mehr von diesem 'gewissen Etwas', dass die Filmchen ansehnlich macht und weswegen wir sie lieben.
Tim Curry als Russischer General und J.K. Simmons als US-Präsident blieben dabei im Gedächtnis, von den Filmen aus Tiberian Twilight blieb mir nicht wirklich viel im Kopf. Das sagt ja wohl alles.

Krieg spielen.

Aber wie spielt sich das letzte C&C? Nun, schnell, dynamisch,emotionslos.
Mag sein, dass bei den anderen Teilen etwas Zeit verstrich, bis die eigentliche Action begann, aber Langeweile kam trotz allem nicht auf, da man mit dem Basisbau und den Sammeln von Rohstoffen und dem ersten Erkunden beschäftigt war.
Das ist jetzt anders, es geht praktisch von 0 auf 100 in wenigen Minuten, wenn nicht gar Sekunden und die Missionen sind zwar recht schick, aber leider auch sehr kurz, teilweise dauern sie nur 10-15 Minuten und sind bis auf einige nette Einsätze relativ ähnlich und der eigentlich übliche Standard.
Mal davon abgesehen, dass man eigentlich nicht verlieren kann. Man kriegt den Crawler (Basiseinheit) ersetzt. Man kriegt einen ständigen Zuwachs an Tiberium, es lassen sich nur wenige Einheiten produzieren, die alle zwar nützlich sind, sich allerdings auch stark ähneln. Vor allem beim Design hat man offensichtlich gespart. Dazu aber gleich mehr, wenn es ans Aussehen und Anhören geht.
Als Fan der Serie kann ich sagen, das ist kein C&C und auch kein wirklich gutes RTS, da es für eingefleischte Strategen kaum eine Herausforderung bietet und für Neulinge in diesen Sektor zugeschnitten ist. Denen wird das Spiel gefallen, sofern sie kein anderes RTS gespielt haben, werden sie aber auf ein Spiel umsteigen, wo Basisbau bestandteil des Gameplays ist, werden sie dort vermutlich wieder Schwierigkeiten haben.
Es ist also weder Fisch, noch Fleisch...

Visuelles Deja-Vu?

Grafisch wird man das Spiel beim ersten Blick vermutlich direkt erkennen und sich denken 'Das kenne ich doch irgendwo her?' Richtig, es benutzt immer noch die gleiche Engine, wie es schon C&C3 getan hat und Generals, C&C:RA 3 besitzen ebenfalls diese Engine. Seit Generals wurde sie nur modifiziert. Dass es geht und man mit sowas ein gutes Ergebnis erzielen kann, beweist die Quake 3 Engine mit Call Of Duty Modern Warfare. Zwar ist die Engine in dem Fall nicht so stark modifiziert und umgebaut worden, aber man sieht ihr die Jahre deutlich an und dass sie Leistungstechnisch an ihre Grenzen gelangt ist.
Alles wirkt klobig und vertaubt. Besonders die Einheiten sind hässlich gestaltet, doch das liegt eher an der Kreativität der Macher, als an der Engine. Ihnen kann man allerdings keinen Vorwurf machen, denn wenn man nach der Fertigstellung des Spiels entlassen wird, lässt die Motivation natürlich stark zu Wünschen übrig.
Die Einheiten wirken sehr kantig und fast spielzeughaft, teilweise wie aus Lego gebaut. Bei Spielen, die in der Zukuft spielen kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und sich eigentlich alles ausdenken, was man will, hat doch bei C&C3 auch funktioniert, die Scrin hatten schöne Einheiten. Doch die Aliens fehlen bei Tiberian Twilight.
Vom Sound her kann man nichts wirklich negatives sagen. Die Kulisse in den Missionen ist klasse und gewaltig, die Musik ist dezent aber schön, die Sprecher und Schauspieler sind ebenfalls sehr gut, die Deutsche Synchro etwas schwächer, aber man hat schon schlimmeres gehört.

Multiplayer murks und Onlinezwang.

Aber bevor es besser wird, wird es noch einmal schlechter mit Tiberium Twilight. Um selbst den SP spielen zu können, bedarf es einer permanenten Onlineverbindung. Wofür? Für ein paar Achievments, die zwar ein nettes Gimmick sind, man könnte aber leicht auf sie verzichten, sofern der Onlinezwang wegfallen würde.
Der Multiplayer schwächelt ebenfalls. Seit der Beta wurde daran zwar stark gearbeitet, gebracht hat es allerdings nicht viel. Er ist zwar spielbar, aber nach einer gewissen Zeit (Bei mir waren es etwas weniger als 5h) lässt die Motivation nach, man hat alles gesehen, alles erlebt und wegen der teilweise nervigen Balance hat man irgendwann schlicht und ergreifend keine Lust mehr. Die Grundidee könnte man mit der, aus World In Conflict vergleichen, allerdings ist sie hier schlechter umgesetzt und von der Präsentation nicht mal ansatzweise so gut. Sass man bei WiC gespannt am Monitor und hat sich an der schönen Schlacht erfreut, so kommen hier keine Emotionen auf, höchstens Ärger über Bugs und Balanceprobleme.
Man hat irgendwie kein Erfolgsgefühl nach einem, selbst gutem, Match. Alles ist sehr flach, ohne Tiefgang und chaotisch.

Fazit

Tiberium Twilight bricht mit Traditionen. Eigentlich keine schlechte Sache, aber es wirkt eher wie ein Experiment und dafür sollte man keinen legendären Namen verwenden. Hinzu kommt der auch hier anhaltende Casual-Mainstream-Trend, was dieses Spiel für alle eliminiert, die eine Herausforderung suchen.
Mir blutet das Herz bei diesem Satz, aber: C&C 4 ist nicht nur ein schlechtes Spiel, aber auch ein schlechtes C&C, weil es keines mehr ist.
Ein tragisches Ende einer Legende.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Effekte, Abwechslungsreiche Gebiete
  • Sound: Knallige Explosionen,Texte,Dezente Musik
  • Balance: Im SP ganz ok
  • Atmosphäre: Zwischensequenzen stimmungsvoll
  • Bedienung: RTS-Standard, Leichtgängig
  • Umfang: Zwei Kampagnen, MP
  • Missionsdesign: Teilweise Überraschungsmomente,Scripts
  • KI: Stellt sich ab und zu clever an, Stellt fallen
  • Einheiten: Alle irgendwie nützlich,Spezialfähigkeiten
  • Kampagne: Zwischensequenzen bringen Story näher
  • Grafik: Verstaubt,Kantig,Nicht mehr Zeitgemäß
  • Sound: Deutsche Sprecher etwas schwächer
  • Balance: Gewisse Einheiten nutzlos bzw. Überstark
  • Atmosphäre: Jedoch schwächer als zuvor, Im Spiel kaum merkbar
  • Bedienung: Hotkeys scheinen manchmal zu verzögern
  • Umfang: Missionen kurz,Kampagnen kurz,MP motiviert nicht
  • Missionsdesign: 0815 Einsätze, Emotionslos,kurz
  • KI: Oft stockblöd,Wegfindungsaussetzer
  • Einheiten: Unterschiede marginal,Spielzeugdesign, Balance
  • Kampagne: Story mit Lücken, Ende besch...eiden

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(4)
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