Ausgabe 05/2013

20.03.2013 00:00 Uhr

Große Kunst oder große Grütze?

Spiele entwickeln sich vielfältig weiter.

Ich kann die Vorboten der Diskussion schon an die Mauern der Redaktion branden hören: »90? Wie können die diesem Quatsch ’ne 90 geben? Das spielt ja meine kleine Schwester mit verbundenen Augen durch!« Ja, stimmt. So richtig schwierig ist Bioshock Infinite nicht. Kein knackiges Spiel, an dem man sich beweisen kann, ein und die gleiche Stelle wieder und wieder spielt (spielen muss), weil man sie einfach nicht schafft. Dieser Titel ist so etwas wie der Gegenentwurf zum gerade populären Retro- oder Dark Souls-Ansatz, bei dem vor allem Nostalgie und Leidensfähigkeit für die ersehnte Erlösung, den richtigen Kick sorgen. Bioshock Infinite dagegen ist für so ziemlich jeden zu schaffen, der mit dem »Maus + WASD«-Prinzip vertraut ist. Aber ist ein Spiel, weil es auch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad für geübte Spieler wie uns keine besondere Herausforderung bietet, automatisch ein schlechtes beziehungsweise kein Spitzenspiel mehr?

Hier gehen die Meinungen auch innerhalb der Redaktion weit auseinander. Die Positionen reichen von »Bei einem Shooter interessiert mich nur die Spielmechanik, nicht die Story« (Visarius) bis hin zu »Endlich gibt es ein solches Erzählkunstwerk auch im Medium Spiel« (Gebauer). Zwischen den Stühlen Frau Schmitz, die einerseits vom Spielerlebnis hingerissen, anderseits vom abgespeckten Spieldesign immer mal wieder leicht enttäuscht war: »Ja, das ist großartig, aber es hätte mit ein paar mehr Rollenspielelementen und stärkeren Gegnern noch so viel besser sein können!« Wie dem auch sei, unser Wertungssystem spuckt unbeeindruckt von derlei Diskussionen eine glatte »90« aus. Wo die Stärken und Schwächen des Titels liegen, lässt sich an der Punktevergabe klar erkennen: 10 Zähler etwa für die Story, nur deren 6 für Balance.

Noch etwas spiegelt die Wirkung, die Bioshock Infinite beim Durchspielen entfaltet, wider: Noch nie wurde innerhalb unserer Redaktion so lange und vielfältig über eine Story und vor allem den Schluss eines Spiels diskutiert. Das kannte man in der Form nur von TV-Serien wie Lost oder Twin Peaks. Und es ist ein Hinweis darauf, wozu Spiele eigentlich fähig sind. Als Wettkampfmedium und fester Teil einer Pop-Kultur-Nische haben sie sich längst etabliert. Die Entwicklung hin zum anerkannten und breit diskutierten Kulturgut konnten dagegen bisher nur wenige Titel unterstreichen. Egal wie man zur Shooter-Mechanik von Bioshock Infinite steht und egal ob man die Auflösung der Story zum Schluss für große Kunst oder Hirngrütze hält: Dieses Spiel bringt unser Lieblingshobby einen Schritt weiter.

Was meinen Sie? Schreiben Sie uns Ihre Meinung zur Entwicklung von Spielen im Allgemeinen und gerne auch zu Bioshock Infinite im Besonderen an [email protected] oder auf facebook.com/GameStar.de!

Viel Spaß beim Lesen und Spielen!
Ihr GameStar-Team


Die »Vorshow« auf Ausgabe 5/2013



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