Burnout Paradise

Bei einem Kumpel ist mir vor Jahren mal ein Burnout-Titel untergekommen. Die Rennspielreihe existiert bereits seit Jahren auf den Konsolen und selbst ich als Racing-Muffel war damals ausgesprochen angetan. GRID habe ich wegen seiner famosen Optik gespielt, aber irgendwann langweilte dann doch das Im-Kreis-Fahren auf den stattsam bekannten Strecken. Burnout kommt als unkomplizierter Arcade-Racer daher und hat mich mit seinen unglaublich spaßigen Crash-Szenen amüsiert, in denen man sich mit Absicht und Wonne in Karambolagen stürzt.

Nun gibt's Burnout auch endlich für den PC. Ich kann allerdings nicht behaupten, den Titel lange herbeigesehnt zu haben. Als ich zufällig auf ein paar Crash-Clips bei Youtube gestoßen bin, war ich trotzdem sofort angefixt! Also FEAR 2 hinten angestellt, BP geordert und ja - es macht einen Mordsspaß! Das erste mir bekannte Rennspiel, in dem man gerne mal zeitraubende Unfälle einsteckt. Was im Hollywood-Kino als wegweisend spektakuläre Action in die Geschichte eingehen würde, gibt es hier nun am laufenden Band...
Und wahrscheinlich würde eine Version von Pixars 'Cars' unter der Regie von Michael Bay sowieso nicht viel anders aussehen. Der Spieler kutschiert frei durch Paradise City und kann sprichwörtlich an jeder Ampel bestimmte Events freischalten. Die Stadt ist allerdings vollkommen unbewohnt. Es gibt weder Fussgänger noch sichtbare Autofahrer, der Ort ist nur von Boliden bevölkert. Was nach den ersten 'Takedowns' auch Sinn macht. Lediglich der ganz, ganz miese Gorehound in einem stellt sich bei den brutalen Crashs ein Schadensmodell für die Insassen vor...
Das der Wagen ist jedenfalls spektakulär! In Slow-Motion aus den effektivsten Perspektiven betrachtet verformt sich knirschend das Metall, bersten Scheiben und verteilten sich Schrott-Teile über die Fahrbahn. Auch beim x-ten Knall immer noch ein Hingucker, der einen zuweilen mehr erfüllt als ein gewonnenes Rennen!
Aber natürlich hat das Spiel mehr zu bieten als sinnloses Zerlegen von Autos. Neben den klassischen Renn-Events wird auch das gezielte Zerlegen einer bestimmten Anzahl von Gegnern honoriert (Road Rage). Man darf sich als Stunt-Fahrer probieren, Zeitrennen fahren und sich im Fluchtwagen üben (Marked Man).

Allerdings hat das OpenWorld-Setting auch seine Tücken. Im Rennen muss man sich schon etwas in der Stadt auskennen, um nicht ständig an der Mini-Map zu kleben. Zu schnell verpasst man im Eifer des Gefechts die günstigere Abzweigung oder küsst den Pfeiler, weil man wieder einen Blick auf die Karte riskiert hat. Allerdings zeigt sich das Programm kulant mit einer fairen Fahrer-KI und man kann sich ein paar Crashs leisten, ohne gleich uneinholbar in den Rückstand zu verfallen.
Ausserdem gibt's leider auch wie schon bei GRID keine richtige Kampagne. Man kann zwar ein paar Lizenzen verdienen, aber das interessiert nur am Rande. Wesentlich motivierender ist es Autos für den eigenen Fuhrpark freizuspielen - um mit ihnen im Multiplayer zu bestehen!

Dort läuft BP dann zur Hochform auf! Sämtliche Events sind auch via Internet zu spielen, allerdings machen hier - ausgerechnet - die Rennen am meisten Spaß. Sie werden mit liebevollen Details inszeniert und es macht wesentlich mehr Spaß als beim GRID-Kollegen, dessen MP recht stiefmütterlich behandelt wurde. Selbst kooperative 'Missionen' sind möglich, so müssen sich z.B. alle Fahrer in einem Baseball-Stadion treffen, zusammen eine bestimmte Zeit bei Luftsprüngen erzielen, eine bestimmte Anzahl von Beinahe-Crashs bewältigen usw. Klingt simpel. Ist simpel. Macht Laune!

Einen Ausflug in die Stadt würde ich hartgesottenen Rennfahrern, die es auf höchstmöglichen Realismus anlegen, weniger empfehlen. Action-Fans dürften hingegen ihren Spaß haben - aber Vorsicht! Wenn man kurz nach dem Zocken mit seinem popeligen Golf über die Autobahn knattert und es einem in den Fingern juckt mal kurz nach links zu Schwenken, um einen BMW-Takedown zu erzielen, dann weiss man: das Spiel ist böse!