Call of Duty: Black Ops - Ein Chuck Norris Film zum mitspielen!

Hallo zusammen. Nach langer Zeit fühle ich mich einmal wieder geneigt dazu, einen ausführlichen Test zu schreiben. Heute möchte ich mich gerne Call of Duty:...

von Nesquik82 am: 12.11.2010

Hallo zusammen. Nach langer Zeit fühle ich mich einmal wieder geneigt dazu, einen ausführlichen Test zu schreiben. Heute möchte ich mich gerne Call of Duty: Black Ops annehmen. Ich selbst habe seit langem auf dieses Spiel gewartet, wenn ich auch mit gemischten Gefühlen darauf eingegangen bin. Nach der letzten „Pleite“ mit MW2 und der damit verbundenen herben Enttäuschung, habe ich es mir nun doch gekauft. Zu Beginn bleibt zu sagen, ich halte nichts von Hypes und ich bin ein anspruchsvoller, erwachsener Spieler. Ich spiele gerne Spiele die eine vernünftige Gradwanderung zwischen Realismus und Arcade bestreiten. Das COD noch nie als Simulation geplant war, möchte ich gleich zu Beginn den Unkenrufen entgegen setzen. Ich trenne den SP bewusst vom MP ab.
Jetzt aber mal zum Spiel.

Download/Verpackung:

Da ich das Spiel nicht regulär im Handel erworben hab, kann ich zur Verpackung und Inhalt nichts sagen. Ich habe das Spiel als Code von einem Key-Store für 54,00 Dollar gekauft. Also ein gutes Stück billiger als in Deutschland. Selbstverständlich handelt es sich auch um die ungeschnittene Version. Doch dazu später mehr. Der Download über Steam ging schnell und Problemlos. Alles in gewohnter Manier.

Die Grafik:

Die Grafik des Spiels lässt wahrlich Keinen Meckern. Sie ist sehr Detailreich (1680x1050, alles auf max.) und läuft mit meinem System sehr flüssig. Kein Stocken oder ziehen bemerkbar. Natürlich ist dies stark Systemabhängig. Ich zocke mit einer betagten GTX 260, 4 Gig Ram und nem Phemnom2 X4 BE @ 3,8 Ghz. Also alle die Vergleichbares oder Besseres haben, sollten keine Probleme bekommen. Die Grafik wirkt insgesamt klar aufgehübscht gegenüber MW2 und World at war. Wesentlich mehr Spiegeleffekte auf Land und Gegenständen. Die Waffen funkeln recht hübsch im Sonnenlicht und zeichnen sich durch hohen Detailreichtum aus. Alles wirkt sehr wertig.
Nachteilig bleibt zu bemerken das ich anfangs als BC2 Spieler klar die zerstörbare Umgebung vermisst habe. Hier geht nur das kaputt was auch dazu bestimmt ist (geskriptet). Alles Andere, wie kisten etc. wiedersteht jeglichem Bombardement und weist lediglich Brandflecken und Einschussdellen auf.

Die Story:

Die Story ist rein fiktiv und spielt an allen Schauplätzen des kalten Krieges in gewohnter COD-Manier. Wer es noch nicht durch hat weiter unten weiterlesen, sonst verderb ich euch teilweise den Spaß!:-)
Ich möchte hier keinesfalls die ganze Story erzählen, dazu ist sie zu komplex und zu lang. Hier erfolgt also nur ein kleiner Auszug.
Also man spielt, wie schon erwähnt an diversen Schauplätzen. Unter Anderem Russland, Kuba, Vietnam, Laos, USA. Der Zeitraum erstreckt sich auf die Hauptzeit des kalten Krieges, also die heiße Phase rund um das Jahr 1968. Die Story ist sehr verwirrend, da sie häufig Zeit und Personensprünge vollzieht. Unter anderem ist auch ein Auftrag dabei der im Jahre 1945 spielt und an das gute alte COD angeleht ist. Sie ist abwechselnd mit Spielphasen und Videosequenzphasen aufgebaut. Der Spieler wechselt also ständig zwischen Mission und Hintergrundstory. Eigentlich spielt die komplette Story als Nacherzählung der Erlebnisse eines Soldaten, welcher sich in einem Verhörraum im Pentagon befindet. Während des Verhörs wandert er, offensichtlich nicht Herr seiner Sinne, ständig zwischen „geträumter“ Vergangenheit und der Verhörsituation. Der Spieler bleibt also bis zum letzten Level über den Grund dieser Umstände im Unklaren. Er spielt gewissermaßen die Erinnerungen in Abschnitten.
Grundsätzlich gefällt mir dieser Aufbau sehr gut. So hab ich eine Story derart noch nicht gespielt. Wenn ich auch sagen muss, dass einem diese ständigen Sprünge und Zwischensequenzen auf die Dauer arg auf die Nerven gehen. Ich war irgendwann ständig geneigt weiter zu klicken. Grund dafür ist die totale Überfrachtung mit „Traumeffekten“ und Lichtblitzen die den psyc hischen Zustand der Spielfigur symbolisieren sollen. Ständig werden Missionen unterbrochen und man „springt“ wieder zurück ins Verhör nur um dann an einem anderen Ort, teilweise in anderer Person wieder in das Spielgeschehen einzugreifen. Irgendwo ist das an der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn. Innovativ in jedem Fall aber es wurde wie bei vielem in diesem Spiel ein wenig zu viel aus dem vollen geschöpft.

Technik und der Spielverlauf:

Wahrhaft echte Physikeffekte sucht man vergebens. Wie schon erwähnt ist wieder einmal alles geskriptet. Bedeutet: Alles läuft nach Schema-F ab.

Hier liegt auch gleich mein Hauptkritikpunkt. Dieses Prinzip passt einfach nicht mehr zu einem Spiel der heutigen Zeit und schon gar nicht wenn man derart ausgiebig diese Methode zum Missbrauch heranzieht. Ich war teilweise extremst frustriert.
Ein Extrembeispiel – Szene Schlachtfeld in Vietnam. Die US-Truppen sind eingekesselt und Myrriaden von kleinen Vietcongs stürmen auf die Basis ein. Ziel ist es den Vietcong zurückzudrängen. Gesagt getan man geht zu werke und bearbeitet die anstürmenden Horden mit dem fest installierten Cal.50. Ergebnis ist, Schlitzauge um Schlitzauge geht in Rauch auf aber man könnte dies Stundenlang fortführen. Keiner meiner Recken fühlt sich genötigt in die freigeschossenen Stellungen zu hechten. Niemand treibt einen Fortschritt an. Alle Verharren in den definierten Stellungen. Stoppe ich das Feuer, eilen wieder genau die definierte Menge an Vietnamesen in den Graben wie vor dem Beschuss und verharren an eben gleicher Stelle. Dies führt dazu, dass meine Mitstreiter zu Schießbudenfiguren verkommen, die sich nur dann bewegen, wenn ich unter Einsatz meines Lebens die Stellung als Rambo genommen habe. Taktisches Vorgehen existiert wenn überhaupt nur im Ansatz. Das Ganze wirkt derart grotesk, dass man irgendwann das Gefühl hat in einem schlechten Film der unterbezahlte Superheld zu sein. Alles drum herum sind dumme Statisten.
Zum Thema dumm fallen mir da auch Gegner und Mitstreiter ein. Ihnen eine sogenannte KI zuzusprechen wäre maßlos übertrieben. Sie beschießen sich nur zum Anschein. Manchmal stehen sie zwei Meter auseinander und mein Kollege eröffnet nicht das Feuer. Ich werde dann von jenem Feind niedergestreckt. Das frustriert ungemein. Also Rückendeckung darf man von diesen Pappkameraden nicht erwarten. Ich finde da geht heute doch wesentlich mehr. Aber hier zeigt sich, dass wirklich alles aber auch alles geskriptet ist. Weiter geht es nur wenn man am vordefinierten Punkt ankommt. Hat man diesen Punkt wider erwarten vor den Kollegen erreicht, geht’s nicht weiter. Meistens steht man dann vor einer unsichtbaren Wand.
So ist es auch nicht möglich den Spielverlauf zu ändern, alternative Wege zu gehen oder Gegner zu umgehen. Alles läuft stehts nach dem Schema niederballern und vorrücken ab. Rückt man nicht vor, gibt’s unendlich viele Gegner bis die Munni alle ist. Hier sollten sich die Macher langsam mal was Neues einfallen lassen. Nochmal kaufe ich mir kein Spiel nach dem Schema. Irgendwann denkt man einfach nur noch….“komm mach mal Schluss jetzt, wird Langweilig!“ Eigentlich reicht es vollkommen aus dem gelben Punkt nachzujagen. Irgendwie wie Schnitzeljagd mit Pistole.

Eine Ausnahme stellt der Bonuslevel dar. Hat man alles durch erscheint eine Sequenz. Kennedy, Chrustshow, Nixon und Fidel Castro im Pentagon Office. Lockere, gemütliche Runde. Alle sind ausgelassen, auf einmal kommen die Zombies. Nun schlüpft man in die Rolle von Kennedy, welcher mit munteren reißerischen Sprüchen den Zombies zu Leibe geht. –Extremst cool-

Gewaltdarstellung und Beschneidung:

Jaja, das ist so ein Thema. Ich bin ja durchaus kein Kostverächter und mag Spiele mit realistischer und auch gerne ausgiebiger Darstellung. Außerdem bin ich absoluter Gegner jeglicher Zensur für Ü18-Spiele. Weil wozu ist man denn Erwachsen.
So bin ich absolut dagegen wie dieses Spiel in der deutschen Fassung beschnitten wurde. Vor allem kann ich die Aufregung um diese eine Szene nicht verstehen. Wie schon geschrieben habe ich die uncut Version. Also ich habe die Szene selbst gespielt. Hier geht es darum aus einem Gefangenen eine Antwort zu quetschen. Dazu bedient sich der Spieler „milder“ Folter- und Zuspruchmethoden. Dies äußert sich in drei steuerbaren Faustschlägen und einem Glassplitter der dem Gefangen im Mund zerquetscht wird. Dieser spuckt daraufhin Blut.
Was aus der Berichterstattung von den Medien nicht hervor geht (kam sogar in den RTL News), ist die Tatsache das dieser Gefangene nur eine Minute später an unserer Seite gegen die wahrhaft Bösen kämpft. Diese Sache wird im Spiel also bei Weitem nicht so schlimm dargestellt. Überhaupt finde ich diese Szene noch eine der am Wenigsten Anstößigen.
In massig anderen Szenen und Sequenzen wird nämlich mit Brutalität nicht gegeizt die ich als verstörender empfunden habe. So wird nahezu jede Schleichattacke ausgiebig illustriert. Einmal hauen wir einem Russen ein Beil in die Kehle wo sodann ein ordentliches Loch klafft. Ein anderes Mal schlitzen wir Vietnamesen wehrlos im Schlaf auf, auch hier verbleibt ein wunderbar, chirurgisch optimal dargestellter, Schnitt in der Kehle. Blut fließt und spritzt in Strömen.
Auch die Deutschen bekommen mal wieder ihr „Fett weg“. In der 1945er Mission werden deutsche Gefangene hingerichtet. Sie knien bettelnd und flehend vor dem Russen, welcher jedem einzeln ins Gesicht schießt. Beim letzten ist die Pistole leer. Doch hier gibt es kein Happy End wie in Schindlers Liste, er nimmt sich stattdessen das Messer seines Kameraden und schlitzt auch ihn weidmännisch auf. Das war dann selbst mir etwas zu viel.
So läuft es die ganze Zeit. Die diskutierte Szene ist also eine der harmloseren.
Überhaupt finde ich ist die Gewaltdarstellung etwas zu sehr übertrieben und schon nicht mehr realistisch geraten. Manch ein Gegner wird gefühlt zwei- oder drei-mal getötet.
Wohingegen in meiner österreichischen Version auch die Hakenkreuze fehlen. Auch das ist ein Punkt den ich nicht nachvollziehen kann. Wer bitte kam auf die Idee in allen Spielen die Hakenkreuze durch das deutsche Kreuz zu ersetzen und das dann als besser dahin zu stellen. Hierzu sollte so langsam einmal eine Diskussion geführt werden in wie weit dies noch sinnvoll ist. Irgendwie führt mir das am Zweck vorbei. Immerhin weiß doch jedes Kind das diese Taten unter der Svastika verübt wurden. Durch das weglassen dieses Symboles wird niemand friedlicher oder rechtsradikaler. Hingegen frage ich mich immer wie dies im Ausland ankommt. Schließlich führt unser aktuelles Heer das deutsche Kreuz nach wie vor als Hoheitssymbol. Ich finde da die Wirkung weit verheerender wenn nun die Bundeswehr mit der Wehrmacht assoziiert wird. Das aber nur mal als kleiner Denkansatz.

Fazit:

Ein Spiel, welches in mir Gefühle weckte, die ich so noch nie hatte. Mehr als ein Mal dachte ich, wann ist der Schrott endlich rum. Am ehesten lässt sich dies wirklich mit einem Hollywood Vergleich beschreiben. Das Spiel ist wie eine Mischung aus Chuck Norris (Braddock – Missing in Action 1000), James Bond (Todesgrüße aus Moskau) und nem billigen B-Movie mit dem Thema Bio-Waffen. Man ist geneigt entrüstete Aussagen zu treffen. Die Entwickler wollten wohl ein einfaches Rezept backen. Man nehme die vierfache Menge Gewalt, die vierfache Auslese an Levelthemen, die vierfache Menge an Gegnern und übertrieben alles nochmal vierfach. Was beim Kuchen funktioniert, geht hier nach hinten los. Alles ist so unrealistisch und übertrieben, man könnte fast meinen hier nehmen die sich selbst auf die Schippe. Ein gutes Beipiel hierfür ist die Schlussszene. Der Sender ist versenkt, alles hat in letzter Minute geklappt, das Schiffchen von den Bösen ist explodiert. Nun taucht der Held aus gefühlten 1000m Tiefe, ohne Atemflasche, ohne Tri-Mix wie ein Korken in Mitten der kompletten US-Hochseeflotille auf. Natürlich ist diese in wunderschönes Licht getaucht, heroisch und Stolz anmutende Schiffe. Der Sternenbanner weht im Wind und am Himmel fliegen Düsenjägerstaffeln in Paradeformation. Alles in Butter. Da fehlt nur noch die Hymne und das die Flugzeuge „Yes we can“ in den Himmel schreiben.
Für Leute die so einen „Bombastvorstellversuch“ mögen, die Chuck Norris- und Martial-Arts Filme lieben oder gerne einfach nur alles und jeden in die Luft fliegen sehen wollen, ist das ein tolles Spiel. Mir war es einfach zu viel drum herum, zu wenig im Detail und vor allem zu viel Arcade.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Zeitgemäß, schöne Spiegelungen, schöne Waffen
  • Sound: Guter Raumklang und gute Waffensounds
  • Balance: Hier kann ich nichts negatives finden bisher!
  • Atmosphäre: xxx
  • Bedienung: Hinlegen, lehnen alles da! Bedienung ist top.
  • Umfang: xxx
  • Leveldesign: xxx
  • KI: xxx
  • Waffen & Extras: Top! Alles was Recht ist das gefällt!
  • Handlung: Innovativ und mal was anderes!
  • Grafik: Teilweise zuviele Spiegelungen, Explosionen naja
  • Sound: Die Musik nervt irgendwann, kommt nicht an BC2 ran
  • Balance: xxx
  • Atmosphäre: Übertrieben, Schläuche, Skript...einfach stupide!
  • Bedienung: xxx
  • Umfang: Umfang ist auch Spieldauer. Die ist definitiv kurz
  • Leveldesign: War alles schonmal da. Skriptschlacht!
  • KI: Ein Taschenrechner hat mehr KI!
  • Waffen & Extras: xxx
  • Handlung: Zu sehr im Vordergrund für nen Shooter!

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



Kommentare(7)
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