Rabiater Spielspaß auf leisen Sohlen

Mit den Filmen eines Vin Diesel kann ich nicht viel anfangen. Natürlich ist ein 'Pitch Black' oder 'The Fast & The Furios' akzeptables Junk-Entertainment, aber...

von - Gast - am: 27.04.2009

Mit den Filmen eines Vin Diesel kann ich nicht viel anfangen. Natürlich ist ein 'Pitch Black' oder 'The Fast & The Furios' akzeptables Junk-Entertainment, aber richtig sympathisch wurde mir der Junge neuerdings auf einem ganz anderen Gebiet!
Auch wenn sein Repertoire dort ebenfalls begrenzt ist. Als Riddick bzw. Kutscher darf der Zocker in Diesels beliebteste Rollen schlüpfen. Vom 'Wheelman' mag man halten was man will. Der GTA-Cartoon bietet ein launiges, aber flottes Gameplay. Der Titel ist alles andere als ein Meilenstein, trotzdem hat man das Gefühl, dass Vin sich nicht nur als Namesspender für ein bisserl Franchise hergibt, sondern seine Games auch selbst spielt. Vin Diesel ist ein Gamer - und somit coole Sau.
Dass er Ahnung von der Materie hat, bewies er bereits 2004 mit dem 'Pitch Black'-Ableger 'Riddick - Escape from Butcher Bay'. Vermutlich war seine Film-Herkunft in diesem Fall kein Segen. Der Stealth-Shooter galt viel zu lange als Geheimtip, konnte trotzdem Kritiker und Spieler fast ausnahmslos begeistern. Aber wer traut einem Lizenz-Ableger auch eine solche überraschende Qualität zu? Bei mir herrschte ebenfalls viel zu lange Skepsis und ich musste nun mit dem Nachfolger 'Riddick - Assault on Dark Athena' geködert werden.
Die Neugierde war also groß genug, um das Doppelpack vorzubestellen und nicht nur für Neulinge wird damit ein fairer Deal geboten! 'Butcher Bay' wurde in aufpolierter Form zum Sequel spendiert und lockt damit zum erneuten Besuch. Zwei Spiele zum Preis von einem - gekauft!

Zum Einstieg gibt's also die Flucht aus dem Knast! Klingt simpel, ist aber natürlich nicht mit'ner Feile im Kuchen zu bewerkstelligen. Trotzdem stehen einem diverse Mitinsassen mit Rat und Tat zur Seite - natürlich selten uneigennützig. Und so gilt es viele kleinere Jobs zu erledigen, um dem Finale stetig näher zu kommen. Dabei wird dem Spieler sogar eine gewisse Freiheit geboten, welchen Missions-Verlauf er anstrebt. Das erhöht den Wiederspielwert und erzeugt eine schöne Bunker-Atmosphäre, weil man sich eben nicht stumpf durch irgendwelche Wächter pflügen, sondern Geschick an den Tag legen muss.
Und davon hat Riddick einiges zu bieten! Konfrontationen gibt es immer noch reichlich, die mit Schieß- und Handprügel ausgetragen werden können. Ballern kann bekanntlich jeder, daher zeichnen sich Riddicks Nahkämpfe besonders aus! Wer einmal den ersten Wächter aus dem Dunkel von hinten packt und naja ...Kopfschmerzen verursacht, hat Blut sofort geleckt!
Zumal diese Stealth-Action auch noch klasse aussieht. Es gibt viele hübsche (Finishing-) Moves zu bewundern, aber die auch dann nicht ihre Faszination verlieren, wenn man im Kampfgetümmel vor lauter Hektik nichts erkennt. Dafür sorgt die tolle Optik, denn auch wenn der fünf Jahre alte Titel 'nur' aufgehübscht wurde, hat man es mit einem absolut zeitgemäß aussehendem Spiel zu tun! Insbesondere bei den Licht- und Schatteneffekten läuft man hier einigen Kollegen locker den Rang ab. Ich hege ein großes Faible für Kamera-Effekte, stehe auf Motion-Blur, Tiefenschärfe sowie sonstige Gimmicks, die einen Film-Charakter unterstreichen, und hier macht Riddick alles richtig. Dazu noch ein angenehmer, orchestraler Soundtrack und absolut phantastische Sprecher! Atari tut gut daran, lediglich deutsche Untertitel zu spendieren, denn was hier an grimmigen Phrasen rumgeknurrt wird, wäre in einer Synchro vollkommen in die Hose gegangen...
Das Spiel ist zügig durchgespielt. Man findet bis zum Ende immer wieder originelle Momente, besonders in den Zwischensequenzen, aber mit der Spielzeit treten auch kleinere Makel zu Tage. So stört mich das missionsbedingte Backtracking nicht besonders, aber dafür die Unterbrechungen, wenn beim Levelwechsel nachgeladen werden muss. Das zehrt zwar nicht so sehr an den Nerven wie bei einem 'Half Life', aber sowas ist heute neben GTA oder Crysis eher ungewöhnlich. Die KI ist manchmal auch etwas zu sehr auf Zack und unerbittlich. Wenn man auch nur den Lichtkegel für Sekundenbruchteile streift, wird's prompt mit der ersten MG-Salve quittiert und beim Versuch beim Abtauchen in die Dunkelheit hat man die Wächter manchmal etwas zu lange an der Pelle. Da hätte man ruhig etwas die Zügel schleifen lassen können.
Auch das Finale war ...naja. Eigentlich oke, aber gemessen am Spielverlauf hab' ich schon etwas mehr Spektakel bzw. etwas Cooleres erwartet. Keine Enttäuschung, aber das ist noch Luft nach oben...

Was Entwickler Starbreeze natürlich weiss und hat nun mit 'Dark Athena' nachlegt. 'Butchers Bay' dazu als Appetizer zu werten ist natürlich ungerechtfertigt, hatte der Klassiker doch durchaus revolutionäre Momente zu bieten, die man heute in einem ganz anderen Licht sieht.
Auch diesmal will Riddick entkommen, diesmal aus dem gigantischen Raumschiff 'Dark Athena', das ihn bei der Knast-Flucht abgefangen hat. Riddicks Ruf eilt ihm voraus und die Besatzung hat kurz darauf alle Hände voll zu tun, einen entfesselten Riddick zu bändigen, der sich im Spaceship schlimmer als ein Alien gebärdet.
Technisch wurde noch mehr aufgedreht. Der düstere Look kommt noch edler zur Geltung und das Raumschiff-Ambiente ist exzellent eingefangen. Zuweilen fühlte ich mich in den engen Gängen wie an Bord der Nostromo. Auch wenn es keine aussergewöhnlichen optischen Highlights gibt, war die Stimmung beklemmender als in 'Dead Space'. Sie entfaltet sich über pointierte Script-Sequenzen, kleine, ungewöhnliche Areale und sorgfältig inszenierte Zwischensequenzen. Wiederum mit großartigen Whisky-Stimmen ausstaffiert, wie etwa die von Lance Henriksen!
Das gesamte Spiel wirkt reifer. Die Gegnerarten kann man einer Hand abzählen, dafür wurden diese geschickt in die Story eingearbeitet und jede Existenz macht Sinn. Auch das Nahkampf-Repertoire wurde deutlich erweitert und es gibt zahlreiche unterschiedliche Kampfbewegungen zu bestaunen.
Je länger man als Riddick wieder im Schatten lauert, desto mehr offenbaren sich seine Parallelen zu aktuellen Kollegen wie etwa ein 'Mirror's Edge'. Gebannt von der Geschicklichkeit ertappt man sich dabei, wie man Schrotflinten oder MGs verschmäht und am liebsten das ganze Spiel nur mit Schraubenzieher, Haarnadel und Ulak-Klingen bestehen möchte. Kein Schuss aus der Distanz ist so spektakulär wie das Wüten inmitten unter Feinden. Und schon lädt man den letzten Startpunkt neu, nur weil in dem Kampf zuvor genau der Flow fehlte, den auch 'Mirror's Edge' auszeichnet. Bei 'VERBIETEN'-Krakelern wird es für hochrote Köpfe sorgen, aber das ist Killen mit Stil - und mal was Neues...
Die Story belässt es allerdings nicht beim hinterlistigen Attakieren, sondern verfrachtet den Anti-Helden - und selten passte der Begriff besser - zwischenzeitlich auf einen sonnigen Planeten, der wegen seiner offenen Areale den schnöden Shooter kaum umgänglich macht. Das Ballern macht auch hier Laune, besonders die explosive SCAR-Wumme sorgt für Abwechslung und Taktik. Starbreeze ist sichtlich bemüht, etwas andere Shootouts zu bieten. So wird öfters mal die die Perspektive gewechselt und schlüpft in die Haut feindlicher Droiden oder Mechs, wirklich spassig aber sind die Fights gegen die Alpha-Droids. Wer mit den Big Daddys Spaß hatte, wird auch diese Gesellen lieben!
'Bioshock' erfährt hier übrigens noch weitere Verbeugungen. Wie erleben Riddick als Pseudo-Big Daddy und das Flüchtlingskind bzw. Little Sister Lynn darf ebenfalls einen ziemlichen Schlamassel anrichten. Das ist übrigens ein sehr clever inszenierter und leicht verstörender Moment. Das Finale ist diesmal umfangreicher und wird über eine längere Distanz eingeleitet. Daran kann man sich ein Beispiel nehmen.

Zwei hervorragende Spiele! Ich bin selbst überrascht, wieviel Güte hier auf leisen Sohlen daherkommt. Und wenn Mr. Diesel nicht aufpasst, will den irgendwann keiner mehr im Kino sehen - sondern lieber spielen...


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(4)
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