Der Sonderling unter den Paradoxtiteln

Crusader Kings teleportiert uns ins Mittelalter. In Europa herrschen adelige Dynastien die Länder. Diese sind stets besorgt ihre Macht zu erweitern, sei es...

von Basil F. am: 26.03.2008

Crusader Kings teleportiert uns ins Mittelalter. In Europa herrschen adelige Dynastien die Länder. Diese sind stets besorgt ihre Macht zu erweitern, sei es durch geschickte Einheirat in andere Dynastien, durch Kriege oder aber auch durch Attentate.



Der Spieler übernimmt eine jener europäischen Adelsdynastien und versucht ihren Besitz und ihre Macht zu vergrößern.Ausgewählt können alle christlichen Länder des Mittelalters, wobei sich die Länder hinsichtlich ihrer Macht unterscheiden. Dies wird am Titel deutlich. Es gibt Grafschaften Herzogtümer und Königreich. Als Herrscher einer Grafschaft befindet man sich und auch seine Dynastie auf der untersten Machtstufe. Man ist in der Regel von einem Lehensherren, nämlich Herzögen, abhängig, an den man Soldaten und Abgaben zahlt. Wählt man ein Herzogtum aus, so ist man in der Regel ein Diner eines Königs für den man ebenfalls Heerfolge leisten muss. Allerdings ist man Lehnsherr verschiedener Grafschaften und so mit schon ein wenig mehr politischer Macht ausgestattet. Als letztes sind die Könige zu nennen. Sie sind oberster Lehnsherr und haben Herzöge und aber auch Grafschaften als Gefolge. Sie können von Herzögen und Grafschaften Heeresdienst verlangen, neue Herzogtümer schaffen, Titel einziehen usw.


Wo ist das Problem werden viele denken. Ich wähle ein Königreich aus, entmachte alle Grafen und Herzöge und verleibe mir mit meinem Königreich ganz Europa ein. Gerade das geht nicht und hier kommen wir zu den Besonderheiten des Spiels: Man kann nicht alle seine Gebiete selbst verwalten, d.h. man kann schon, aber je mehr Gebiete man selbst verwaltet, desto ineffizienter wird diese mit der Folga, dass immer weniger Steuern und auch Soldaten aus den Provinzen kommen und im schlimmsten Fall Austände ausbrechen. Man ist also gezwunen seine Macht einzuschränken und z.B. als Herzog seinen Besitz teilweise in Grafschaften umzuwandeln, die von Familienmitgliedern oder Höflingen regiert werden. Diese werden dann ihr Lehen an ihre Nachkommen vererben. Wenn man dieses Lehen nicht entzieht, was natürlich die anderen Vasallen gegen einen aufbringen kann, bleibt es bis zum Aussterben eines Grafengeschlechts oder eventuell Einheirat auf immer der direkten Kontrolle entzogen. Und gerade hier wird es spannend. Man muss nämlich dann auf die Loyalität seiner Vasallen achten. Verschlechtert sich diese, können sie das Lehensverhältnis beenden und sich einen neuen Lehensherren suchen. Deswegen müssen auch Kriege wohlüberlegt sein. Hier sind die Vassalen gezwungen Kontigente zu stellen und sie tuen dies erwartungsgemäß ungern oder auch gar nicht. Klar, wer will schon seine Armee für andere Interessen opfern. So kann es passieren, dass man aufgrund von Uneinigkeiten mit seinen Vassalen als König weniger Truppen stellen kann wie ein Herzog mit treuen Vasallen.



Apropos Kriege. Kriege können nicht einfach so geführt werden. Außer gegen Länder mit anderen Religionen, braucht es bei gleicher Region immer einen Kriegsgrund. Dieser Kriegsgrund sind Ansprüche auf das jeweilige Gebiet. Wie stellt man solche Ansprüche? Entweder durch Heirat oder durch Behauptungen. Diese Behauptungen kosten Ansehen. Ansehen erhält man durch Schlachten und zufällige Ereignisse. Hat man sich diese Ansprüche gesichert kann man nun Krieg führen. Nach erfolgreicher Schlacht kann man sich dieses Gebiet einverleiben. Oder aber man macht es eleganter und verheiratet seine Nachkommen mit der Herrscherdynastie und hofft, dass dieses Gebiet eines Tages an einem fällt. Da die Behauptungen sehr viel Ansehen kosten, ist der gängigste Weg, durch kluge Heirat seiner Nachkommen sich die Ansprüche zu sichern. Hat man z.B. mehrere Gebiete unter seine Kontrolle gebracht, kann man auch neue Herrschaftstitel erschaffen. Bin ich beispielsweise Graf von Tirol und Sankt Gallen, kann ich mir den Titel Herzog von Tirol zu eigen machen, genauso kann ich mich wenn ich als Herzog halb Schweden kontrolliere, mich zum König von Schweden machen. Wird beispielsweise eine Grafschaft zum Herzogtum, entfallen natürlich die Lehensverpflichtungen zu einem anderen Herzog.



Die Verwaltung wird doch verschiedene Hofämter übernommen. D.h. man setzt seine Kinder oder Höflinge als Kanzler, Verwalter und ähnliches an. Hierzu muss man auf die Fähigkeiten der Personen achten. Auch wirken die Attribute der Amtsführer auch auf den Herrscher. Ein Herrscher mit einem sehr fähigen Kanzler wird es leichter in der Diplomatie haben. Ein fähiger Verwalter wird es ermöglichen, dass mehr Landbesitz direkt kontrolliert werden kann. Zumindest bei seinen Kinder hat man durch die Erziehung Einfluss in Welchen bereichen sie ihre Stärken haben sollen. In Sachen Verwaltung kann der Spieler lediglich bei der Auswahl der steuern kann man als Herrscher selbst Hand anlegen. Ähnlich sieht es beim Militär und in der Forschung aus. Einen direkten Einfluss welche Truppen, ob Ritter oder z.B. Bogenschützen ausgehoben werden sollen, hat man nicht. Man kann hier nur indirekt durch das Stärken verschiedener gesellschaftlicher Schichten Einfluß nehmen. Bei der Forschung können lediglich Schwerpunkte angegeben werden. Aber ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass das nebensächlich ist. Neue Erfindungen erscheinen oftmals zufällig, auch aus Bereichen, bei denen man keine Prioriäteten angegeben hat.



Da das Spiel sehr stark auf die Personen einer Herrscherfamilie eingeht, gibt es sehr viele Zufallsereignisse, in denen diese Personen involviert sind. Je nach dem wie man sich bei diesen Zufallsereignissen entscheidet, erhalten die jeweiligen Personen bestimmte positive/negative Attribute, die z.B. ihre Fähigkeiten beim Ausführen der Hofämter berühren.




Fazit:

Wie alle Spiele aus dem Hause Paradox benötigt dieses Spiel eine sehr lange Einarbeitungszeit, um überhaupt Spass am Spiel zu finden. Ebenso ist die Grafik schlicht aber passend. Macht es denn Spass? Meiner Ansicht nach jein. Es ist mit Sicherheit sehr spannend seine eigene Dynastie aufzubauen, leider ist die Benutzerumgebung bei diesem Titel besonders schlecht. Ist man von Paradoxtiteln sowieso eine umständliche Benutzerführung gewohnt, topt dieses Spiel alles bisherige. Es fängt schon bei der Auswahl des Landes an. Anders wie bei anderen Paradoxtiteln kann ich nicht durch klicken auf die Weltkarte ein Land aussuchen, nein ich muss es in einer Liste, die Gottseidank in Königreiche, Herzogtümer und Grafschaften unterteilt ist, aufsuchen. Nur woher soll der Laie wissen, wenn ers nicht sieht, dass es um 1066 garkein Herzogtum/Grafschaft Hessen gab und alles unter Thüringen fällt? Wenn man auf die Idee kommt in russischen Gebiet zu spielen wird es noch schlimmer, hier kennt man oftmals noch nicht mal die Namen der Staaten, die zu dieser Zeit existierten. Man wählt also mehr oder weniger russisch klingende Namen an und hofft, dass sie irgendwo im Osten auch anzufinden sind. Wenn man Pech hat, landet man auf dem Balkan oder im Kaukasus. So wird einem schon bei der Länderwahl das Leben im Spiel schwer gemacht. Ähnlich ist es auch, wenn man seine Kinder unter die Haube bringen möchte. Möchte ich mich in eine andere Familie einheiraten mit dem Ziel irgendwann Ansprüche auf dieses Gebiet zu stellen, kann ich zunächst alle Kinder und mögliche Nachfolger durchklicken um zu Schauen, ob diese bereits unter der Haube sind, anstatt mir dies durch ein Symbol angezeigt wird. Ebenso ist es sehr umständlich in die einzelnen Menüs zu kommen. Ich bin vieles von Paradoxtiteln gewöhnt, aber so schwer wurde es einem noch nie gemacht.


Was den Spielspass angeht, so ist dieser bei dem Titel dennoch vorhanden. Das macht schon das eigenwillige Setting, dass sich von den anderen Titeln der Hearts of Iron und Europa Universalis-Reihe deutlich abhebt. Es hat schon was für sich als Oberhaupt einer Familie zu schauen in welche Familie man einheiraten könnte, um Ansprüche auf den Titel geltend zu machen, bzw. wen man nach der Heirat noch durch Attentäter aus dem weg räumen muss, wem man dieses oder jenes Gebiet seines Landes überträgt usw. Das spannende ist gerade, dass vieles nicht direkt kontrolliert werden kann, also dass ich mich auch meine Vassallen verlassen muss und dementsprechend auch schauen muss, wenn ich da einsetze. Dennoch muss ich gestehen, dass mich dieses Spiel nicht so gefesselt hat, wie z.B. victoria oder Europa Universalis.


Für wen ist dieses Spiel geeignet? Meiner Ansicht nach ist das ein Spiel für Globalstrategieveteranen, die nach Strategiespielen jenseits von Europa Universalis oder Hearts of Iron suchen, da dieses Spiel durch sein anderes Konzept Umdenken erfordert und so eine Herausforderung darstellt. Globalstrategieanfängern würde ich von diesem Titel abraten. Zunächst auf Grund des schlechten Interface, aber auch aufgrund des Systems der indirekten Herrschaft, welches sehr schwer zu durchschauen und hart erarbeitet werden will und bei einem Laien sehr schnell für großen Verdruss sorgen wird. Hearts of Iron und Europa Universalis sind für Anfänger die besseren Alternativen.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.