Im Gedenken an...

In keinem anderen Spielegenre sind Rätsel so wichtig wie in Adventures. Und genau damit beginnt die Geschichte von »Das Schwarze Auge:...

von Geron1985 am: 04.09.2013

In keinem anderen Spielegenre sind Rätsel so wichtig wie in Adventures. Und genau damit beginnt die Geschichte von »Das Schwarze Auge: Memoria«. Mit einem Rätsel.

Seit die Seele der lieblichen Fee Nuri in »Satinavs Ketten«, dem Vorgänger von »Memoria«, im Körper eines Raben gefangen wurde, setzt Geron alles daran, seiner Geliebten ihre alte Gestalt wiederzugeben und sie zurück in eine Fee zu verwandeln. Der Erfolg bleibt ihm aber verwehrt und schließlich folgt er dem Rat seines Freundes, dem Feenforscher Jacomo Nauta, und wendet sich an den tulamidischen Reisenden Fahi, der ihm verspricht Nuri ihren alten Körper wiederzugeben. Und die Zeit drängt, denn langsam beginnt Nuri sich immer mehr wie ein echter Rabe zu verhalten und all ihre Erinnerungen an ihr früheres Leben zu verlieren.

Doch Fahi will Geron nicht umsonst helfen. Als Gegenleistung fordert er weder Gold, noch Silber. Er will, dass Geron für ihn ein uraltes Rätsel löst.

 

 

Rätsel

 

Die Rätsel bewegen sich in »Das Schwarze Auge: Memoria« wieder auf einem hohen Niveau und sind durchaus fordernd. Das Rätseldesign ist hierbei besonders hervorzuheben, denn es ist außerordentlich abwechslungsreich und kreativ. In einem Abschnitt sind z.B. klassische Kombinationsrätsel mit Gegenständen aus dem Inventar gefragt, im nächsten Abschnitt müssen wir alleine mit unseren Zaubern auskommen und in einem weiteren Abschnitt kommen wir nur über Dialoge weiter, indem wir mit unterschiedlichen Personen reden, Informationen von ihnen Sammeln und sie dann gegeneinander ausspielen. Die Informationen aus den Gesprächen dienen uns hierbei also gewissermaßen als Inventargegenstände. Auch ein dunkles Labyrinth gilt es zu durchqueren, was mir ganz besonderen Spaß gemacht hat. Als einziges Hilfsmittel stehen uns ein paar Beeren zur Verfügung, die wir in bester Hänsel-und-Gretel-Manier zur Wegmarkierung nutzen. Wer mit dem Labyrinth nicht zurecht kommt, kann es auf Wunsch aber auch überspringen.

So ist es Daedalic tatsächlich gelungen, nochmal richtige Innovation in das altbewährte und seit Jahrzehnten kaum veränderte Spielprinzip der klassischen Point&Click-Adventures zu bringen.

Einziger kleiner Wehrmutstropfen ist, dass sich die Rätsel, wie schon im Vorgänger, zumeist auf ein paar wenige Screens beschränken. Größere Reisen zum Lösen der einzelnen Rätsel, wie man es aus »Monkey Island« kennt, gibt es keine.  

9,5/10

 

 

Story

 

Wir spielen also wieder Geron, den (heimlichen) Helden von Andergast. Um das Rätsel von Fahi zu lösen muss er aber zuerst die Geschichte von Prinzessin Sadja, die vor 450 Jahren in die Gorische Wüste zog, um sich dort dem Heer anzuschließen, das die Armee der Dämonen endgültig besiegen sollte, aufdecken.

So schlüpfen wir immer wieder in die Rolle Sadjas, wenn Geron etwas über sie erfährt. Somit verbringen wir die meiste Zeit damit, uns mit Sadja durch die Geschichte zu rätseln und die Prinzessin wird zum eigentlichen Hauptcharakter des Spiels. Fans von Geron und Nuri brauchen aber keine Angst haben. Sie bekommen trotzdem genug Zeit und Aufmerksamkeit und ihre Rollen in der Handlung sind groß genug.

Die Geschichte von »Memoria« gehört ganz locker zu dem Besten, was die Spieleindustrie bisher hervorgebracht hat. Das Ende ist zu keinem Zeitpunkt des Spiels vorhersehbar und ich habe bis zur allerletzten Sekunde mitgefiebert. Das Ende ist schließlich auch der absolute Höhepunkt der Geschichte. Sehr schön, dass Daedalic aus den Fehlern, die sie in »Satinavs Ketten« noch gemacht haben, gelernt hat. Dieses Mal ist das Finale packend und mitreißend und bringt den Spieler dazu, nervös auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.

Überhaupt ist die Story voller überraschender Wendungen und Ereignisse und muss sich auch vor den Erzählungen in Bestseller-Romanen nicht verstecken.

Das Prinzip von der Geschichte, die in der Geschichte erzählt wird, funktioniert perfekt und die Wechsel von Geron und Nuri zu Prinzessin Sadja und wieder zurück sind wunderbar fließend und harmonisch.

10/10

 

 

Atmosphäre

 

Wie schon in »Satinavs Ketten« erzeugt auch »Memoria« wieder eine einzigartige Fantasy-Atmosphäre und bringt das wundervolle DSA-Feeling zurück. Die Hintergründe sehen fantastisch aus und jeder einzelne von ihnen ist ein eigenes Kunstwerk. Die Animationen sind gegenüber dem Vorgänger leicht verbessert, vor allem Prinzessin Sadja bewegt sich deutlich geschmeidiger, als die Figuren aus dem ersten Teil. Dennoch sind die Bewegungen wieder recht sparsam und auch die Lippen bewegen sich immer noch nicht synchron zum Gesprochenen, was von den übrigen atmosphärischen Einflüssen jedoch völlig überstrahlt wird.

Wie schon im Vorgänger ist auch die Synchronisation wieder auf allerhöchstem Niveau. Die Sprecher sind hervorragend gewählt und gehen prima in ihren Rollen auf, was die Figuren umso lebendiger erscheinen lässt. 

Der Soundtrack kommt zwar nicht mehr ganz an das Niveau der wunderbar melancholischen Melodien von »Satinavs Ketten« heran, zieht den Spieler aber erneut in seinen Bann. Das Zusammenspiel aus Grafik, Synchronsprechern und Musik nimmt einen wieder grandios mit auf die Reise durch Aventurien.

Auch der Humor ist exzellent gesetzt, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Das bedeutet, die Story wird nie zu einer Komödie und verliert auch nie die Ernsthaftigkeit, ist aber auch nicht krampfhaft ernst. Vor allem die Wortgefechte zwischen Prinzessin Sadja und ihrem sprechenden Zauberstab haben es mir angetan. Aber auch die Gespräche zwischen Nuri und Geron versprühen wieder den gleichen Charme und Witz, wie schon im ersten Teil.

10/10

 

 

Balance

 

Auch bei der Balance hat Daedalic einiges besser gemacht. Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel schwankt nicht mehr so wie bei früheren Titeln. Er steigt aber auch nicht kontinuierlich an, sondern schnellt sehr schnell nach oben. Für Genre-Neulinge wäre ein etwas sanfterer Anstieg wünschenswert gewesen.

Dafür funktioniert die Rätselhilfe aber ganz gut und liefert meistens sehr nützliche Tipps, ohne zu viel zu verraten und das Rätsel dadurch zu einfach zu machen. Nur selten kommt es vor, dass man mit dem Tipp aus der Rätselhilfe nichts anfangen kann. Gerade für Adventure-Einsteiger wäre aber eine mehrstufige Hilfe sehr schön gewesen, die einem noch einen zweiten, klareren Hinweis liefert, wenn der Erste nicht ausreicht.

Insgesamt funktioniert die Balance aber sehr gut, auch wenn hier noch etwas Luft nach oben ist.

9/10

 

 

Umfang

 

Mit ca. 11-13 Stunden ( je nachdem, wie oft man zur Rätselhilfe greift), ist die Spielzeit für Adventureverhältnisse ganz in Ordnung. Ein paar Stunden mehr hätten aber schon gut getan, besonders nachdem man die Charaktere so ins Herz geschlossen hat.

Dafür punktet »Memoria« wie schon sein Vorgänger mit der Verpackung und deren Inhalt. Das Spiel kommt auf zwei DVDs in einer schönen Pappschachtel mit Klappcover. Auch der normalen Standart-Edition liegt ein schönes, 40-seitiges Handbuch und ein beidseitig bedrucktes Poster bei. Der komplette Soundtrack befindet sich auf der zweiten DVD. Wieder bleibt mir hier nur der Vergleich zu den großen internationalen Publishern und ihren spärlich ausgestatteten Plastikhüllen, wo man schon glücklich sein kann, wenn der 70€ teuren Collectors-Edition ein Key zum Download des Soundtracks beiliegt und man ein kleines »Handheftchen« als PDF auf der Disc findet.

Somit also wieder großes Lob an Daedalic für die Verpackung.

Als kleines I-Tüpfelchen gibt es noch zu erwähnen, dass »Memoria« DRM-free ist. Also keine Steam- oder Origin-Pflicht und kein Aktivieren des Spiels im Internet.

8/10

 

 

Fazit

 

46,5/50 -> 93%


Wertung
Pro und Kontra
  • Packende Geschichte
  • Liebenswerte Charaktere
  • Grandioses Finale
  • Tolle Atmosphäre
  • DSA-Feeling
  • Abwechslungsreiches Rätseldesign
  • Wunderschöne Hintergründe
  • Mäßige Animationen
  • Keine Lippensynchronität

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(4)
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